Mit dem Bellini kommt ein klassischer, äußerst ansehnlicher Plattenspieler aus dem Hause Transrotor. Spielt er Schallplatten so elegant ab wie er aussieht?

Die HiFi-Welt wird einfacher, und für einfache Geister wird sie sogar noch einfacher. So gibt es heute Menschen, die einem billige No-Name-Bluetooth-Lautsprecher als Ersatz für eine HiFi-Anlage anbieten, gerne kombiniert mit dem Satz: »Klingt fast genauso gut, braucht aber weniger Platz!« Das ist töricht. Kein Mensch würde im übertragenen Sinne in Frikadellenform gepresstes Rinderhackfleisch aus Massentierhaltung – vielleicht mit der Ausnahme einiger Schnellrestaurants – auf diese Art anpreisen. Zudem würde sich jeder, der noch einigermaßen in Besitz seiner Geschmacksnerven ist, kopfschüttelnd abwenden. Warum sollte das beim Musikhören über Lautsprecher eigentlich anders sein?

So wie wir menschliche Stimmen per Gehör unterscheiden können, gilt das natürlich auch für Lautsprecher. Niemand wird beim klanglichen Vergleich eines Smartphones oder Billigboxen mit einem vernünftigen, das heißt für Audio-Zwecke konzipierten Schallwandler einen Unterschied leugnen können. Eine korrekte Demonstration schafft da Transparenz, und die Entscheidung – ginge es nur um das Niveau – fiele sicher zugunsten besserer Qualität aus. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ein vom Smartphone angesteuerter Lautsprecher kann beispielsweise aufgrund seiner Mobilität – viele von diesen Lautsprechern verfügen über einen Akku – und seines geringen Platzbedarfs an ganz vielen Orten zum Einsatz kommen. Einige dieser positiven Ausnahmen hat i-fidelity.net ja auch schon getestet, aber als Nachfolger einer klassischen HiFi-Anlage sehen wir sie definitiv nicht.

Spezialisten wie das englische Traditionsunternehmen KEF legen derzeit noch einmal technisch und klanglich richtig nach und liefern unter der bewährten Überschrift »The Reference« den nächsten Schritt akustischer Perfektion für zu Hause. Mit dem Kompakt-Lautsprecher Reference 1 hat i-fidelity.net bereits ausgezeichnete Erfahrungen gesammelt, jetzt kommt mit der Reference 3 der »kleinere« von zwei lieferbaren Standlautsprechern.

Das 51 Kilogramm schwere und 1,15 Meter hohe Gehäuse der Reference 3 ist ein klassisches Design. Die aus Aluminium gefertigte Schallwand wird von der Rückwand aus über sehr lange Stangen fixiert. Dies sowie die inneren Verstrebungen sollen Gehäuseresonanzen weitestgehend unterdrücken. Seiten und Rückwände sind mit hochwertigem Lack ausgeführt, den es neben den Standardausführungen in Schwarz, Rosenholz und Walnuss auch in den aufpreispflichtigen Ausführungen Weiß mit blauem Uni-Q- und Schwarz mit kupferfarbenem Uni-Q-Chassis gibt. Getragen wird die Konstruktion von einer soliden Metallplatte, die auch die zur Ankopplung benötigten Spikes aufnimmt. Sie lassen sich leicht einstellen, da der Zugriff von oben möglich ist.

Was auf den ersten Blick wie ein Tri-Wiring-Anschlussfeld ausschaut, ist ein Bi-Wiring-Terminal, das für den Betrieb mit nur einem Lautsprecherkabel keine Brücken braucht. Zwischen dem Anschluss für Tief- und Mittelton befinden sich zwei Knöpfe, mit deren Hilfe zwischen den beiden Betriebsarten gewählt werden kann. Für die eigentliche Schallwandlung setzt KEF drei Chassis ein. Bis 350 Hertz arbeiten zwei 16,5-Zentimeter-Chassis, deren flache Membran aus Aluminium besteht, weil es leicht und verwindungssteif ist.

KEFs »Head Of Acoustics«

Dr. Jack Oclee-Brown ist unter anderem Fan von Punktschallquellen. Was beim zwischen den beiden Tieftönern montierten Uni-Q-Chassis bereits seit Jahren exzellent funktioniert, soll als Konzept auf den gesamten Lautsprecher ausgedehnt werden. Theoretisch müsste der Schallentstehungsort an einem einzigen Punkt sein, was allerdings praktisch aus vielerlei Gründen nicht funktioniert. Aber in einer Mischung aus selbstgeschriebener Software und ständiger Kontrolle per Gehör kommt das englische Traditionsunternehmen diesem Ideal immer näher. Von den bei der Konstruktion des Modells Blade gewonnenen Erkenntnissen profitiert jetzt auch die Reference 3.

Herzstück der Reference 3 ist natürlich das Uni-Q-Chassis der neuesten Generation. Im Zentrum des 12,5-Zentimeter-Mitteltöners, dessen versteifte Membran aus einem Aluminium-Lithium-Magnesium-Gemisch besteht, sitzt der Hochtöner. Dieses Chassis deckt den Frequenzbereich von 350 Hertz bis über die Hörgrenze hinaus ab. Gegenüber anderen Konstruktionen fällt der hohe konstruktive Aufwand an quasi jeder Stelle auf, die man sich näher anschaut. So ist der Korb zur Vermeidung jeglicher Kompressionseffekte strömungsoptimiert. Gäbe es einen CW-Wert für Chassis, hätte dieses hier sicher eines der besten Ergebnisse aufzuweisen. Warum dieser Aufwand? Die Membran des Mitteltöners strahlt den Schall nicht nur nach vorne in Richtung Hörplatz ab, sondern mit gleicher Intensität auch in das Innere des Gehäuses. Trifft dieser Schall auf dicke und stumpfe Verstrebungen am Korb, wird die Membran gebremst. Exakte Impulswiedergabe ist dann nicht mehr möglich, außerdem könnte der Lautsprecher dann in Abhängigkeit vom Pegel unterschiedlich klingen.

Neben der technisch sauberen Konstruktion kommt bei KEFs Reference ein weiterer Punkt hinzu. Die Schallwandler werden nicht wie in der Automobilfabrikation am Fließband gebaut. Im englischen Maidstone übernimmt immer jeweils ein Mitarbeiter die Verantwortung für die Fertigung eines Paares. Das geht bis zu dem Punkt, an dem der Lautsprecher gemessen wird und der künftige Besitzer protokolliert bekommt, dass er ein technisch und optisch einwandfreies Produkt erhält. KEF ist bei der Produktion der Reference-Schallwandler eine reine Manufaktur, was im High-End-Audio-Segment eine wirklich gute Voraussetzung ist.

Um das Erlebnis KEF Reference genießen zu können, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Zunächst sollten die Lautsprecher mindestens 30 Zentimeter Platz um sich herum haben. Bei der Platzierung sollten sie nicht oder nur minimal eingewinkelt werden, denn ansonsten verblasst die mögliche Brillanz. Für die optimale Aufstellung der Boxen empfiehlt sich beispielsweise die Verwendung der »Isotek-Set-Up«-CD. Mit ein bisschen Hin- und Herrücken lässt sich klanglich nämlich eine Menge bewegen. Erst nach Erreichen der Endposition werden schließlich die Spikes zur Ankopplung an den Boden montiert. Mit Hilfe der in der Sockelplatte befindlichen Wasserwaage lässt sich der Lautsprecher dann hundertprozentig ins Lot bringen. Es mag ja Zeitgenossen geben, welche diese Akribie für unnötigen Firlefanz halten. Doch wer einmal erlebt hat, was ein paar Zentimeter Lautsprecherrücken, eine kleine Korrektur der Neigung und die Änderung des Winkels in Hörplatzrichtung bewirken kann, weiß genau, warum sich dieser Aufwand lohnt.

Obacht bei der ansteuernde Elektronik

In der Tat eigentlich kein schwieriges Thema, denn der Lautsprecher macht bereits mit durchschnittlichen Verstärkern Musik in durchaus akzeptabler Qualität. Ein Sportwagen fährt ja auch bereits mit dünner Bereifung. Aber an dieser Stelle darf ganz klar kein Potential verschenkt werden. Die »kleinste« passende Lösung war in unserem Hörraum der Audionet SAM G2, der dank seiner Geschwindigkeit und Kontrolle bereits einen guten Vorgeschmack auf das lieferte, was dann mit Audionet DNP-Vorstufe und den Monoverstärkern AMP final realisiert werden konnte. Grenzenlose Pegelreserven treffen auf einen Lautsprecher, der das auch eins zu eins umsetzen kann. Da sprengen dann selbst gestandene Autoren den zeitlichen Rahmen für die Hörtests, anstatt diesen zu wahren. Und das liegt ganz klar an den akustischen Ausnahmetalenten KEF Reference 3.

Zunächst ist es die holographische Abbildung, die überzeugt. Nicht nur, dass sich das Geschehen vollständig vom Lautsprecher zu lösen scheint, ist dabei ausschlaggebend, sondern vor allem die Tatsache, dass es dabei keinerlei Inhomogenitäten gibt. Die Bühne entsteht in voller Breite und Tiefe ohne jegliche perspektivische Verzerrung. Steht die Gitarre bei einer Aufnahme zweimetervierundsechzig hinter Sänger oder Sängerin, spiegelt die KEF exakt diesen Abstand wider. Nicht mehr und nicht weniger, das ist wirklich Maßstäbe setzende Präzision. Was ein gutes Stichwort ist, denn auch mit Impulsen wie beispielsweise Attacken im Bass, harten metallischen Schlägen auf eine Triangel oder tiefsten elektronischen Klangflächen geht sie mit perfekter Fokussierung um. Da hat man bei Vergleichsprodukten immer mal das Gefühl, dass das Gehäuse noch ein Quäntchen hinzugibt oder das Chassis nicht rechtzeitig zum Stillstand gekommen ist. Das gibt es bei einer KEF Reference nicht.

Diese Eigenschaft kommt übrigens noch viel stärker zum Tragen, wenn man eine zeitlang in dieser Qualität Musik gehört hat. Dann erscheint einem die Gangart manch anderer Schallwandler eher schlampig. Also klare Warnung: Wer sich an eine KEF gewöhnt, kann später bei Wechselwillen eine herbe Enttäuschung erleben. Im i-fidelity.net-Hörraum wartete allerdings noch ein potenter Gegner: die seit sechs Jahren amtierende Referenz KEF 205/2. Doch statt langem Duell wird es eher ein kurzer Prozess. Das liegt an dem neuen Uni-Q-Chassis in der 3er. Es ist schneller, präziser und löst noch besser auf. Vor allem in der räumlichen Tiefe und bei der Wiedergabe von Solostimmen macht sich das bemerkbar. Dieses Maß an luftiger Offenheit macht süchtig und führt zum technischen und tonalen K.o. über die Vorgängerversion.

Im Herzen von Wiesbaden liegt das »Bowling Green«. Umrahmt von Kurhaus und Spielbank ergibt sich eine Freifläche, auf der kürzlich beim David-Gilmour-Konzert 12.500 Menschen Platz fanden. Diese beeindruckende Kulisse in Verbindung mit sensationeller Musik führte zu einem fantastischen Gesamteindruck. Das gewaltige PA-Lautsprechersystem klang ordentlich und beschallte sicher mehr als die gedachte Fläche. Bis zu dem Augenblick, als Gilmour »Sorrow« anstimmte, ein Stück, mit dem an diesem Abend wohl keiner gerechnet hatte. Der Titel beginnt mit einer rabenschwarzen, weil tiefen und druckvollen Keyboardwand, dann setzt das Gitarrenintro ein – und mir wurde klar, dass wir das im Testraum mit der Reference 3 schon intensiver erlebt haben.

Performance auf höchstem Niveau

Das Stück findet sich auf dem Pink-Floyd-Livealbum »Delicate Sound Of Thunder«. Es beginnt mit einem perfekt fokussierten Tiefton, und den hört man nicht nur, man fühlt ihn auch. Spätestens wenn Bassist Guy Pratt den Rhythmus des Songs übernimmt und ihn auch bestimmt, ist klar, dass im Hörraum ein fantastischer Lautsprecher steht. Man hat unmittelbar und auch bei wenig Fantasie den Eindruck, zum Konzertbesucher geworden zu sein. Erstaunlich ist dabei, dass sich auch bei höheren Pegeln nicht die geringste Nervigkeit ins Klangbild schleicht. Hier ist bei anderen Schallwandlern schnell der Punkt erreicht, an dem man hört, dass sie mit der von den Verstärkern gelieferten Energie nichts anfangen können.

Im Gegenteil zum gerade Geschilderten bietet Eleanor McEvoys »Where Did My Life Go« ein eher beschauliches Erlebnis. Hier erstaunt uns zunächst die präzise Abbildung der Stimme zwischen den Lautsprechern. Unverschleiert und durchdringend erreicht jedes gesungene Wort den Hörplatz, man hört ihr zu, man fühlt sich angesprochen. Sind akustische Details auch noch so klein, die Reference 3 behandelt sie allesamt mit dem gebührenden Respekt. An einen Titel aus der Konserve erinnert hier absolut nichts, es ist geradezu erschreckend authentisch. Diese Musikwiedergabe auf einem überragenden Niveau macht die KEF Reference 3 zu einem wirklichen Ausnahme-Schallwandler.

Lautsprecher KEF Reference 3

Impedanzminimum:   3,2 Ohm @ 140 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):
   3 Ohm

Empfindlichkeit:   88,5 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Laborkommentar
Beim horizontalen Abstrahlverhalten gönnt sich die KEF Reference 3 auf Achse keinerlei Überhöhungen, entsprechend ist der Frequenzverlauf unter 30 Grad zu den Höhen hin sanft abfallend. Daher kann die Klangbalance durch das Einwinkeln auf den Hörplatz sehr gut abgestimmt werden, zudem lässt sich die Bassabstimmung über unterschiedliche Reflexrohre ändern (siehe Raumakustik-Frequenzgang). Das vertikale Abstrahlverhalten ist exzellent, die Linearität ebenfalls – da lässt KEF nichts anbrennen. Auf Achse bleibt die Reference 3 innerhalb von ± 1,5 dB (!), gemittelt über 0/15/30 Grad immer noch im Rahmen von ± 2,0 dB (300Hz-10kHz). Viel ausgewogener kann man einen Lautsprecher nicht abstimmen.

 

Hersteller:   KEF, Maidstone

Vertrieb:   GP Acoustics, Essen

Modell:   Reference 3

Paarpreis:
   ab 9.998 Euro

Garantie:   5 Jahre (Registrierung erforderlich)

Konstruktion:   Drei-Wege-Bassreflex

Bestückung:   2 x 16,5-Zentimeter-Aluminium-Membran, 1 x 12,5-Zentimeter-Mitteltöner, 1 x 25-Millimeter-Hochtöner

Anschluss: 
  Brückenfreies Bi-Wiring-Terminal

Besonderheiten:   Klangliche Anpassung des Tieftons über unterschiedliche Bassrefelxrohre

Ausführungen (Standard):
   schwarz, Walnuss, Rosenholz

Ausführungen (Aufpreis):   weiß mit blauem Uni-Q-Chassis, schwarz mit kupferfarbenem Uni-Q-Chassis

Abmessungen (B x H x T):   35 x 120 x 47 cm

Gewicht:   51 kg

 

GP Acoustics GmbH
Kruppstr. 82 – 100
45145 Essen

Internet:   de.kef.com

E-Mail:   info@gpaeu.com

Facebook:   https://www.facebook.com/KEFDeutschland

Telefon:   0201 / 1 70 39 - 0

Telefax:
   0201 / 1 70 39 - 100

Die KEF Reference 3 ist ein Hightech-Lautsprecher in klassischem Gehäuse. In Verbindung mit exzellenter Elektronik liefert sie ein überragendes, nicht Genre- und nicht Pegel-abhängiges Klangbild. Dieses Ergebnis basiert, wie die Messungen des i-fidelity.net-Labors zeigen, auf der sorgfältigen Entwicklung, die unter der Leitung von James Oclee-Brown in England stattfindet. Wir haben es hier also mitnichten mit einem Produkt zu tun, das seinen Wert auch nur zu einem Bruchteil aus irgendeiner High-End-Mystik beziehen muss. Bei KEF geht auch in puncto Reference alles mit rechten, mit irdischen Dingen zu. Wer an einer langjährigen High-End-Audio-Beziehung interessiert ist, bekommt mit der Reference 3 einen der herausragendsten, vor allem noch halbwegs bezahlbaren Lautsprecher. Sie ist ein klares i-fidelity.net-Highlight!   Olaf Sturm

KEF Reference 3
Paarpreis: ab 9.998 Euro
Garantie: 5 Jahre (Registrierung erforderlich)
überragend
sehr gut
sehr gut
überragend
überragend

TEST

Lautsprecher:
KEF Reference 3
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
20.07.2016
Hersteller:
KEF