Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Ein Kopfhörer von Sonus Faber. Das hatte ja noch gefehlt – immerhin gibt es nicht wenige hochwertige Exemplare, die in diesem hart umkämpften Markt um die Gunst mobiler Musikhörer buhlen. Ansprechendes, konfigurierbares Design, edle Materialien und eigenständige Technologien – alles schon da. So überraschend das Engagement bei Kopfhörern sein mag, so konsequent ist es gleichzeitig, denn schließlich startet Sonus Faber nicht als unbeschriebenes Blatt. Mit den Entwicklungen der vergangenen Jahre haben die Italiener bewiesen, dass sie mehr können, als besonders exklusive Lautsprecher für klassische stereophone Anwendungen zu konzipieren. Warum sollte man also nicht die Ressourcen in den Bereichen Entwicklung und Vermarktung nutzen, um ein Stück des nach wie vor wachsenden Kuchens abzuschneiden?

Ganz nebenbei würde ein nachhaltiger Erfolg der Kopfhörer-Unternehmung natürlich dazu beitragen, in einem jungen Universum ohne große HiFi-Anlagen und Lautsprecher dem eigenen Namen Popularität zu verschaffen. Dass daraus langfristig Nachfrage für stationäres High End erwachsen kann, ist sicherlich mit Hoffnung verbunden. Vorausgesetzt man schafft es, mit dem ersten Kopfhörer ein deutliches Zeichen zu setzen.

Mit seiner Expertise im Lautsprecherbau hat Sonus Faber eine gute Ausgangsposition. Aber es gehört mehr dazu, einen exzellenten Kopfhörer auf die Beine zu stellen. Denn aus Sicht des Ingenieurs haben Lautsprecher und Kopfhörer über die Zutaten und Grundprinzipien dynamischer Schallwandler hinaus nichts gemeinsam. Chefentwickler Paolo Tezzon war also für Pryma einmal mehr gefragt, alle Register seines Könnens zu ziehen, und das hat er mit der ihm eigenen Leidenschaft getan. Gleiches gilt abermals für die anspruchsvolle Arbeit des Design-Verantwortlichen Livio Cucuzza, denn er hat mit dem Pryma 01 gleich ein dickes Ausrufezeichen gesetzt, die eigene Designsprache schlüssig auf einen Kopfhörer adaptiert und dem Ganzen zu Charakter verholfen.

Der entsteht wie immer durch die Summe aller Teile, ist daher schwer an einzelnen Eindrücken festzumachen, aber gestalterisch und funktional ist das »Gürtelschnallen-Prinzip« des Kopfbügels besonders markant: Vier Löcher ermöglichen die Weiteneinstellung. Die kann auf diese Weise zwar nicht stufenlos erfolgen, aber dem gewählten Raster dürfte solide Statistik zugrundeliegen – bei mir passt der Pryma jedenfalls im zweiten Loch von oben wie angegossen. Das Design des Pryma ist genauso an akustischen Erfordernissen wie an optischen Gesichtspunkten orientiert. Was jedoch bei einem Kopfhörer in besonderem Maße zum Tragen kommt, ist das Gefühl im praktischen Umgang mit ihm. Eine Materialqualität, die zum Anfassen einlädt, macht noch keinen geeigneten Begleiter für unterwegs. Daher sind die verwendeten Materialien auch auf Langlebigkeit ausgelegt, stabile Bügelaufnahmen aus poliertem Edelstahl und Schalenrahmen aus gebürstetem Aluminium sehen nicht nur verführerisch aus.

Die wechselbaren Kopfbügel sind mit atmungsaktivem Schaumstoff gepolstert und mit feinstem Echtleder italienischer Herkunft bezogen, astrein vernäht, versteht sich. Noch ein gut durchdachtes Detail: Die sehr weichen Ohrpolster werden magnetisch an den Gehäusen gehalten, sind deshalb mit einem Handgriff abzunehmen und wieder aufzusetzen, wenn man sie reinigen oder auswechseln möchte. Das Anschlusskabel mit separater Führung des linken und des rechten Kanals lässt sich dank seiner 2,5-Millimeter-Mini-Klinkenstecker genauso einfach abnehmen respektive anschließen, für die Leiter setzt Sonus Faber hochreines, sauerstoffarmes Kupfer ein.

Ein ganz schmaler Grat

An den Gehäusen treten in fünf Farbausführungen erhältliche Dekoreinlagen mit widerstandsfähiger Hochglanz-Beschichtung prominent in Erscheinung. Die Gehäuseschalen selbst werden allerdings aus einem Stück Aluminium hergestellt, um sie verwindungssteif zu machen. Ihr an ein Pentagon erinnernder Umriss greift die Korpus-Designs der Anfänge auf und schafft mit sanft abgerundeten Ecken einen Gegenpol zur geradlinigen Sachlichkeit. Wegen der Symmetrie dieser Form ist es gleichgültig, wie herum man den Pryma aufsetzt, deshalb brauchen die Gehäuse im Gegensatz zum Kabel keine Kennzeichnung.

Im Inneren der Gehäuse arbeiten Schallwandler mit 40 Millimetern Durchmesser, deren Membrane aus einer Polyesterfolie mit zweiachsig ausgerichteter Struktur (BoPET) hergestellt werden. Diese unter anderem mit dem Markennamen Mylar bezeichnete Folie eignet sich aufgrund ihrer geringen Masse und hohen Steifigkeit hervorragend als Membranmaterial. Die übrigen Komponenten sind auf hohe Empfindlichkeit getrimmt, damit der Pryma für mobile Tonquellen mit schwacher Ausgangsspannung genug Wirkungsgrad aufweist: Für das Antriebssystem verwendet Sonus Faber besonders kräftige Neodym-Magneten und eine sehr großzügig dimensionierte Schwingspule, die aus Reinkupfer-Drähten gewickelt ist. An der Oberseite der Schalenrahmen befinden sich neun winzige Löcher, sie dienen als Austrittsöffnungen für in den Gehäusen platzierte Helmholtz-Resonatoren, die einen wesentlichen Teil der Tiefton-Abstimmung des Pryma ausmachen. Während dessen geschlossene Bauweise ein eher dunkles Timbre fördert, hat diese spezielle Resonanzabsorption eine kräftige, aber gleichzeitig luftig-präzise Charakteristik zur Folge.

Ein fußbreiter Grat

Davon unbenommen ist der Pryma tonal durchaus vollmundig unterwegs, nicht zuletzt sicherlich, um Rahmenbedingungen mobilen Musikhörens zu berücksichtigen. Allerdings beschleicht mich, je länger ich ihn höre, das Gefühl, dass hier mehr im Spiel ist als eine sinnvolle Portion Durchsetzungsstärke für urbanes Umfeld, zumal der Pryma ausgezeichnet geräuschisolierend wirkt. Vielmehr scheint hier ein ganz schmaler Grat eröffnet zu werden zwischen neutraler Abstimmung und einem Schuss Grundtonwärme. Ein fußbreiter Grat, den der Pryma traumwandlerisch sicher beschreitet, ohne in eine Überzeichnung abzurutschen. Stimmen schmeicheln sich nachgerade ein, auch dank ihrer präzisen Fokussierung und klaren Artikulation. Überhaupt: Das Auflösungsvermögen ist über das gesamte Spektrum hinweg hervorragend, dynamische und tonale Nuancen bringt der Pryma mühelos zu Gehör.

Selbst die bei Kopfhörern prinzipiell problematische räumliche Differenzierung gelingt ihm bemerkenswert ausgedehnt, inklusive einer gut nachvollziehbaren Staffelung in die Tiefe. Bei der Tieftonreproduktion kommt der Pryma immer genau auf den Punkt, schüttelt ganz locker auch sehr tiefe Register kraftvoll und präzise aus dem Ärmel. Dabei versteift er sich nicht auf eine Gangart, der Pryma beherrscht die ganze Klaviatur von knochentrocken bis saftig federnd. An einem mit Audirvana Plus optimierten MacBook und dem Brooklyn-DAC von Mytek zeigt der Pryma sein ganzes Können, entfaltet ein Klangpotential, das ihn nachdrücklich auch als letztes Glied einer hochwertigen Anlage empfiehlt. Allenfalls die dafür unter Umständen etwas knappe Länge des Anschlusskabels schränkt den Pryma in der stationären Anwendung zu Hause ein. Eingedenk dessen wäre es eine charmante Idee, sich ein längeres Kabel anzuschaffen.

Hersteller:   Sonus Faber, Arcugano

Vertrieb:   Audio Components GmbH, Hamburg

Modell:   Pryma 01

Preis:   499 Euro

Preis Ausführung Carbon Marsala:   549 Euro

Preis zus. Kopfbügel: 
  79 Euro

Typ:   Over-Ear-Kopfhörer

Garantie:   2 Jahre

Ausstattung

  • Inline-Mikrofon-Fernbedienung
  • wechselbare Kopfbügel
  • magnetisch fixierte Ohrpolster
  • abnehmbares Anschlusskabel
  • Adapterstecker 3,5 Millimeter auf 6,3 Millimeter


Lieferumfang:

  • Transport-Beutel
  • Beutel für Zubehör
  • Anschlusskabel 3,5-Millimeter-Mini-Klinke
  • Adapterstecker 3,5-Millimeter-Mini-Klinke auf 6,3-Millimeter-Klinke
  • 3,5-Millimeter-Mini-Klinkenstecker winklig
  • Garantieanforderungskarte


Ausführungen:   Pure Black, Coffee & Cream, Heavy Gold, Rose Gold, Carbon Marsala

Länge Anschlusskabel:
   1,3 Meter

Anschlussstecker:   3,5-Millimeter-Stereo-Klinkenstecker

Gewicht:   319 g (ohne Kabel)

Ankopplung:   Ohr-umschließend

Chassisbestückung: 
  40-Millimeter-Wandler

 

Audio Components Vertriebs GmbH
Leverkusenstr. 3
22761 Hamburg


Internet:   www.audio-components.de

E-Mail:   info@audio-components.de

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Telefon:   0 40 / 40 11 303 - 80

Telefax:   0 40 / 40 11 303 - 70

Sonus Faber gelingt mit dem Pryma ein fulminanter Start ins Luxus-, Mode- und Kopfhörergeschäft. Souveräne Klangqualität und vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen den parallelen Zugang zu Musik und Lifestyle. Auch die handwerkliche Machart ist von hoher Qualität, wie man sie von den Italienern nicht anders erwartet. In Anbetracht des Leistungspakets ist der Preis des Pryma absolut moderat geblieben.   Philip Cornelius

Sonus Faber Pryma
Preis: ab 499 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
überragend
überragend

TEST

Kopfhörer:
Sonus Faber Pryma
Autor:
Philip Cornelius
Datum:
26.06.2016
Hersteller:
Sonus Faber