Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Seit Revox nach längerer Findungsphase den Weg in Richtung Multiroom eingeschlagen hat, geht es wieder deutlich bergauf. Ob In-Wall- oder Deckenlautsprecher, Wandbedieneinheiten passend zum Schalterprogramm oder Mehrkanalverstärker – Revox bietet Multimedia-Haustechnik vom Feinsten. Die Schweizer Lautsprecherspezialisten sind sich bewusst, dass der Revox-Kunde von heute hohe Ansprüche stellt, und das nicht nur an die Funktion der Produkte. Klassisches Design gepaart mit innovativer Technik sind die Ingredienzien, die zum Erfolg führen. In punkto Design ging man einen Schritt weiter als anderswo üblich. Für die Re:sound-Lautsprecherserie baut Revox die Gehäuse nicht selbst, sondern lässt bauen – und zwar bei keinem Geringeren als dem Schweizer Möbelhersteller team by wellis.

In Zusammenarbeit mit dem Leder- und Möbeldesignspezialisten kreierte Revox Lautsprecher, die ihresgleichen suchen. Ganz in Leder gehüllt gibt es eine Standsäule, einen Lautsprecher im Regalboxenformat und einen Subwoofer – letzteren sogar als Sitzmöbel mit Lederkissen (ja, Sie haben richtig gelesen). Und dabei handelt es sich nicht um irgendein Leder, nein nur ausgewähltes Leder von Schweizer Jungbullen findet bei den Revox-Schallwandlern Verwendung. Serienmäßig gibt es drei Lederfärbungen: Black, Snowwhite und Lobster. Auf besonderen Wunsch stehen dem Kunden jedoch eine breite Palette individueller Farben und Materialien zur Verfügung bis hin zum Naturfell – warum auch nicht. Leder hat nicht nur optische Reize, auch die Akustik profitiert davon: Feine Gehäuseschwingungen lassen sich mit der dämpfenden Lederschicht zugunsten eines reineren Klangs reduzieren.

Von inneren Werten

Zum Test holten wir uns die Regalbox L34 in weißem Leder. Sie ist ein klassischer Zweiwege-Lautsprecher, bestückt mit einem 17er-Chassis für den Tiefmitteltonbereich und einer Gewebekalotte für die Höhen. Zugegeben, 3.600 Euro für ein Boxenpaar sind kein Pappenstiel, doch für das Geld bekommt der Kunde einiges geboten. Das meiste bleibt zwar im Verborgenen, doch es sind ja schließlich auch die inneren Werte, die für den guten Ton verantwortlich sind. Zu nennen wären da eine Frequenzweiche mit hochwertigen Bauteilen, ein Tiefmitteltöner des Chassis-Spezialisten Eton mit Hexacone-Membran und als Spielpartner eine Gewebekalotte vom Typ 2906, der Klassiker von Scan Speak. Die beiden Treiber teilen sich die Arbeit auf: Unter 2.300 Hertz schwingt die stabile Hexacone-Membran, darüber die 28 Millimeter große Gewebekuppel. Beim Tiefmitteltöner handelt es sich um eine Sandwichkonstruktion mit einem Kern aus Kevlarwaben, eingepackt in Kunststofffolien. Diese Verbindung zeichnet für eine – bezogen auf das Gewicht – extrem steife Membran verantwortlich. Sie verrichtet ihren Dienst im Übertragungsbereich kolbenförmig. Partialschwingungen in diesem Bereich, wie man sie von weichen Kunststoffmembranen kennt, sind hier kein Thema.

Der Hochtöner hat eine tiefe Eigenresonanz, die es erlaubt, das Chassis recht tief anzukoppeln, ohne dass dies zu störenden Effekten im Hochpass der Frequenzweiche führen würde. Wolfgang Kelpin – seit nicht weniger als 35 Jahren Lautsprecherentwickler bei Revox – pickte sich also die Rosinen unter den Chassis dieser Welt heraus. Auch beim Gehäuse überließ er nichts dem Zufall. Es ist aus 22 Millimeter starkem MDF (Middle Density Fibreboard) gefertigt, einem Material, das im Vergleich zu Massivholz eine relativ hohe innere Dämpfung aufweist und zudem besser zu bearbeiten ist. Schließlich sollen ja nur die Chassis die Musik machen und nicht auch die Gehäuse. Die Behausung der Chassis wird mitsamt ihrer Lederhaut von team by wellis nach Revox-Vorgaben gefertigt.

Ich weiß, wohin ich gehöre

Genug der Technik. Nun gilt es, die L34 aufzustellen. Ich habe ja schon viele Lautsprecher herumgetragen, aber eine in Leder gehüllte Box ist auch für mich etwas Neues. Man bekommt die Qualität im wahrsten Wortsinn sogleich zu spüren. Mit Sand gefüllte Lautsprecherständer dienten als Grundlage, um die Boxen auf Ohrhöhe zu hieven. Der Anschluss war schnell erledigt, da es keine Bi-Wiring-Terminals gibt und lediglich eine einfache Verkabelung vonnöten war. Zunächst wurden die Lautsprecher nicht angewinkelt, was einer üblichen Aufstellung entspricht. Schon die ersten Takte machten klar, dass die L34 gut mit einer freien Aufstellung zurechtkommt. Vielen Kleinboxen fehlt es an Druck unten herum, wenn sie keine Unterstützung von einer Rückwand erfahren. Nicht so die Revox, sie spielt konturiert, ohne Frequenzbereiche zu vernachlässigen oder zu bevorzugen. Dies ist sicherlich neben der sauberen Bassreflexabstimmung auch ein Verdienst der freien Aufstellung – die Lautsprecher haben zu allen Seiten mindestens zwei Meter Abstand zu den Wänden.

Derart frei platziert gewinnt auch die Abbildung. Die L34 ist kein Lautsprecher, der das Klangbild in den Vordergrund schiebt, sondern vielmehr einer, der das Klanggeschehen sehr schön in die Tiefe und in die Breite staffelt. Gut zu hören ist das bei »Feast Day In Seville« von Isaac Albeniz (Reference Recordings HDCD-Sampler Vol. l, RR-S3 HDCD). Bei Orchester-Tutti, aber auch bei leisen Passagen lässt sich der Aufnahmeraum sehr schön erahnen. Oder wenn Eva Cassidy »Live At Blues Alley« oder »Fields Of Gold« ins Mikro haucht, baut sich die Bühne durch den Nachhall sehr plastisch auf, während die Sängerin klar und deutlich in der Mitte zu fokussieren ist.

Apropos Fokus – in punkto Aufstellung sollte man ein wenig experimentieren. Obwohl die Lautsprecher nicht besonders kritisch reagieren, kann etwas Feintuning nicht schaden. Dreht man die L34 in Richtung Hörplatz, so verbessert sich der Mittenfokus zwar, jedoch wird zugleich die Bühne etwas enger. Parallel zur Rückwand positioniert hat man den gegenteiligen Effekt, die Frische und Präsenz nehmen etwas ab. In meinem Hörraum sorgte eine parallele Aufstellung für den besten Klangeindruck. Sicherlich gibt es Schallwandler, die noch deutlicher zu Werke gehen und Details beängstigend unmittelbar in Richtung Zuhörer transportieren, doch lassen sich damit meist nur erstklassige Aufnahmen anhören, zweitklassige dagegen können nerven.

Sympathischer Charakter

Nicht, dass die Revox dunkel timbriert, nein, sie wahrt lediglich etwas Distanz und beeindruckt durch ihre glaubhafte, recht plastische Darstellung des Geschehens. Beim Perkussion-Spektakel der The O-zone Percussion Group (Manger-Demo-CD) etwa kann man die räumliche Staffelung der einzelnen Perkussionsinstrumente gut nachvollziehen. Harte Beckenschläge zum Beispiel werden nicht – wie bei so einigen anderen zu präsenten Boxen – überstrahlt und damit wenig detailgetreu wiedergegeben, sondern eher mit feiner Auflösung, was das zarte Nachschwingen hörbar macht. Solisten klingen nicht aufdringlich oder zischelnd. Livingston Taylors »Isn‘t She Lovely« etwa wird schön rund und samtig wiedergegeben. Die eher hell timbrierte Einspielung des Gospelchors bei »Grandma‘s Hands« wiederum zeigt einen recht ausgewogenen tonalen Charakter und zudem eine gute Ortbarkeit der einzelnen Sänger. Imponierend ist auch das tieffrequente Fußstampfen einiger Sänger, das die beiden doch recht kleinen Boxen in den Hörraum übertragen.

Der Frequenzgang der Revox steigt auf Achse zu den Höhen hin deutlich an,
doch auf 30 Grad ist der Verlauf auch in den oberen Lagen ausgewogen. Daraus
folgt, dass man die Lautsprecher nicht auf den Hörplatz ausrichten, also
nicht einwinkeln sollte. Auf eine »Loudness«-Bassüberhöhung hat Revox
erfreulicherweise verzichtet, der Übernahmebereich zwischen Tief- und
Hochtöner zeigt auch unter den Winkeln keine Einbrüche. Für Verstärker ist
die Revox eine gutmütige Last, ihr Impedanzminimum beträgt 5,9 Ohm bei 194
Hertz. Saubere Arbeit.

Welcher Eindruck bleibt? Die Revox L34 entschuldigt bis zu einem gewissen Grad auch Aufnahmen mittlerer Qualität, indem sie weniger sezierend als vielmehr mit ein wenig Gelassenheit an die Reproduktion herangeht. Damit lassen sich schon mal viele Aufnahmen goutieren, die bei schonungslos offenlegenden Lautsprechern kaum anzuhören sind. Das soll nicht heißen, dass sie Dinge verschluckt, nein, bei guten Aufnahmen gibt sie Details und Rauminformationen preis, ohne dabei analytisch und vordergründig zu wirken. Stimmen haben ein klares Timbre, das sie nie grummelig erscheinen lässt. Unterm Strich muss man der L34 musikalisches Talent attestieren. Durch ihre glaubhaften, plastischen Abbildungseigenschaften, ihre nie vordergründige Präsenz und nicht zuletzt durch die souveräne Basswiedergabe erlauben die Revox-Boxen ermüdungsfreies Hören auch über lange Sitzungen hinweg. Sie suchen also Lautsprecher passend zu Ihrem Ledersofa? Voilà – die Revox ist ein sowohl optisch als auch haptisch einzigartiger Schallwandler, der zudem mit klasse Wiedergabeeigenschaften glänzt. Hier kann man Musik mit allen Sinnen genießen. Es ist angerichtet. Guten Appetit!     Michael Jansen

Revox Re: sound L34
Paarpreis: 3.600 Euro
Garantie: 5 Jahre
gut - sehr gut
gut - sehr gut
hervorragend
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Revox Re:Sound L34
Autor:
Michael Jansen
Datum:
08.07.2009
Hersteller:
Revox