Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Okay, sie waren als Kompakt-Lautsprecher angekündigt. Aber so klein? Wenn man die Picos aus dem Karton schält, erstaunt das Miniaturformat der Boxen-Bonsais aus skandinavischer Aufzucht dann doch. Aber bei genauerer Betrachtung ist alles vorhanden, was einen Lautsprecher der Zensor-Linie auszeichnet: makellos verarbeitetes Gehäuse, hochglänzende Frontpartie, abnehmbare Schallwand sowie amtliche Anschlussklemmen, die auch größere Kabel-Querschnitte klaglos fixieren.

Was das Innenleben betrifft, geht es genauso wertig weiter: Als Hochtöner findet jene bewährte Kalotte Verwendung, die sich schon in den etablierten Zensor-Modellen auszeichnen konnte. Sie ist aus sehr leichtem Gewebematerial und profitiert durch den groß dimensionierten Magnetring von einem überdurchschnittlich kräftigen Antrieb. Eine ideale Kombination der Eigenschaften, die unter anderem für hohe Belastbarkeit und geringen Klirrfaktor sorgen.

Unterhalb von 2.000 Hertz übernimmt der 11,4 Zentimeter durchmessende Tiefmitteltöner, er ist aus dem rötlich schimmernden Materialmix gefertigt, der für aktuelle Dali-Chassis typisch ist. Dessen Papier/Faser-Verbindung ist in der Lage, sowohl die notwendige Beweglichkeit als auch ein gutes Maß an Kontrolle und Steifheit zu liefern. Der Treiber wird rückseitig durch eine Bassreflexöffnung unterstützt, so dass der Tiefton bis 62 Hertz hinabreichen soll – das ist ambitioniert für einen dermaßen kleinen passiven Lautsprecher. Die Verteilung der Arbeitsbereiche erledigt eine aus wenigen Bauteilen aufgebaute Weiche, was für die grundsätzliche Qualität und Harmonie der beiden Chassis spricht und einer »live-haftigen« Dynamik zugute kommen kann.

Ein dermaßen kompakter Lautsprecher ermöglicht ein weites Feld an Einsatzmöglichkeiten, die hier sukzessive im Feldversuch durchgeführt werden. Szenario 1: Schreibtisch. Als anspruchsvoller Musikliebhaber hat man dort oft das Dilemma, sich zwischen klanglich unzureichenden Computer-Böxchen oder ausgewachsenen Regal-Lautsprechern entscheiden zu müssen. Letztgenannte genügen zwar highfidelen Ansprüchen, füllen aber den gewöhnlichen Schreibtisch zur Hälfte und vermitteln auch optisch einen gelinde gesagt unausgewogenen Eindruck.

Die Zensor Pico liegen im Maß genau zwischen beiden Extremen und dominieren die knappe Arbeitsfläche keineswegs. Und erweisen sich klanglich als eine Lösung, die auch kritische Hörer echt zufriedenstellen kann. Denn bei dem via MacMini/Amarra Player/Aqvox DAC über Block-Elektronik eingespeisten neuen Jamie-Woon-Album »Making Time« verblüfft sofort das sehr herzhafte Auftreten im Bassbereich. Eines wird gleich deutlich: Ein zusätzlicher Subwoofer ist bei dieser Anwendung definitiv nicht erforderlich. Die beiden Picos sind hier aber nicht nur kräftig im Ton, sondern auch gut im Differenzieren; das akustisch sehr nah beieinander liegende Zusammenspiel von Bassgitarre und Kickdrum bleibt gut zu verfolgen. Tipp: Stellen Sie einen kleinen Puck wie einen Vibrapod Cone vorne unter den Lautsprecher. Dadurch wird er leicht nach oben angewinkelt, strahlt gen Ohrhöhe und vermindert zusätzliche Reflexionen der Tischplatte. Im Ergebnis klingt es merklich straffer. Auch die generelle Auflösung profitiert solchermaßen im Nahfeld, wo die Dali Zensor Pico das musikalische Geschehen sauber auffächert und ein ordentliches Maß an Dynamik an den Tag legt, das intuitiv zum Mitgehen animiert. Erstes Fazit: eine feine Lösung für das Arbeitszimmer.

Feiner Filmton

Szenario 2: Auf in den großen Wohnraum, wo die kleinen Dalis vom bewährten Marantz AV-Receiver angesteuert werden. Obgleich für einen 40-Quadratmeter-Raum eigentlich unterdimensioniert, schlagen sich die Mini-Speaker sehr wacker – mit ausgezeichneter Sprachverständlichkeit, räumlicher Darstellungskraft und gutem Gespür für Timing. Beim effekt-geladenen Action-Film-Genuss via Blu-ray-Player habe ich ihnen aber einen Subwoofer zur Seite gestellt, wodurch dann echtes Heimkino-Gefühl aufkommt.

Wer in diese Richtung gehen möchte: Dali bietet mit den Zensor Pico Vokal auch eine Center-Version des Speakers an, so dass einem kompletten Pico-basierten Home Cinema nichts im Wege steht. Auch wichtig: Die Boxen werden in den drei Farbausführungen Schwarz, Weiß und Walnuss angeboten. Solche Vielfalt ist in dieser Preisklasse höchst ungewöhnlich und ein Grund mehr, dieses Modell für ein Heimkino-Lautsprechersystem in die engere Wahl zu ziehen. Schließlich spielt die Harmonie mit dem vorhandenen Einrichtungsstil gerade hier eine wichtige Rolle.

Back To Stereo

Die finale Güteprüfung erfolgte im gewohnten Zweikanal-Setup, wo ich die kleinsten Zensor-Speaker – wie bei Kompaktboxen üblich – auf einem Metallständer platziert habe. Dieses Mal aber ausnahmsweise nicht freistehend im Raum, denn der kleine Lautsprecher wurde mit dem Aspekt der Tiefton-Unterstützung durch angrenzende Wände erdacht, und so befinden sich die Picos zum Test auch nah an der Rückwand positioniert. Eine Ausrichtung zum Hörplatz erfolgte nicht, da Dali seine Lautsprecher stets auf eine breite Abstrahl-Charakteristik hin entwickelt. Das garantiert einen guten Klang auch außerhalb der optimalen Sitzposition – übrigens auch für Heimkino-Anwender ein wichtiger Aspekt, da man ja im Idealfall im Kreise mehrerer Personen einen Film schaut und alle Anwesenden den bestmöglichen Sound genießen sollen.

So eingenordet, startet sogleich Steely Dans »Aja«-Album, das als 24 Bit / 88 Kilohertz-HiRes-AIFF vorliegt und bei dem auch die letzten Feinheiten dieser stupenden Produktion hörbar werden. Hier können die kleinen Dalis die komplexen Arrangements von Fagen/Becker gut gestaffelt auflösen und liefern dabei ein erstaunlich komplettes Klangbild ab. Der Bass wirkte durch die wandnahe Platzierung nicht etwa unangenehm aufgefettet, sondern einfach nur adäquat dosiert und präsent. Da fehlt es dann ganz unten naturgemäß ein wenig an schwärzester Tiefe und letztem Nachdruck, aber das kann man von den extrem preiswerten Mini-Lautsprechern auch gar nicht verlangen. Wichtiger ist: Die Gesamtwirkung stimmt einfach. Es klingt ausgewogen und geschmeidig. Und auch wenn die Bläser zackig ins Horn stoßen und das Dynamikverhalten prüfen, geraten die Zensor Pico keinesfalls in Verlegenheit.

Die kleinen Dalis können nämlich ganz schön zulangen, wenn sie denn müssen. Und sie mussten: Die zischenden HiHats bei Anders Trentemöllers' »Nightwalker« kommen genau in der gewünschten Schärfe, während der drückende House-Bass nach gerüttelt Hub verlangt. Und diese nötige Sattheit übermitteln die Picos wieder mit erstaunlicher Gelassenheit und Fülle. Parallel dazu machen sie bei dem frühen Dub-Techno-Schieber ihres dänischen Landsmannes einen extrem großen Raum auf und spielen diese prinzipielle Trumpfkarte eines kleinen Zweiwege-Lautsprechers überzeugend aus. Das klingt nicht mehr nach Box, hier schwebt nur noch Sound um Sound weitläufig durch das Zimmer.

Meister der Möglichkeiten

Die beiden Dali Zensor Pico klingen in Anbetracht von Preis und Größe exzellent und bieten sich für eine Vielzahl von Anwendungen an. Auch wegen der Impedanz von 6 Ohm stellen sie keine hohen Ansprüche an die Elektronik und eignen sich beispielsweise wunderbar dafür, Kompaktanlagen zu besseren Lautsprechern zu verhelfen. Oder in Verbindung mit einem Stereo-Receiver den Nachwuchs in die Faszination hochwertiger Klangwiedergabe einzuführen. Oder als gute Box für die Zweitanlage im Schlafzimmer. Oder oder oder….
Anwendungsmöglichkeiten für den feinen Miniatur-Lautsprecher gibt es zuhauf – weswegen sich die Ursprungsfrage des Artikels eindeutig beantworten lasst: Die Entwicklung einer sehr kleinen, sehr günstigen Zensor-Box war eine ausgezeichnete Idee. Den Namen der Erfolgsserie trägt sie zu Recht.

Messwerte Lautsprecher Dali Zensor Pico

Impedanzminimum:   4,5 Ohm @ 257 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz):   4 Ohm

Empfindlichkeit:   83,7 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Hersteller:   Dali, Dänemark

Modell:   Zensor Pico

Kategorie:   Kompakt-Lautsprecher

Paarpreis:    240 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktionsprinzip:
   Zweiwege, Bassreflex

Bestückung:   1 x 25-mm-Kalotten-Hochtöner, 1 x 114-mm-Mittel-/Tieftöner

Terminal:   Lautsprecherklemmen Single-Wiring

Ausführungen: 
  Schwarz, Weiß, Walnuss

Abmessungen (B x H x T):   15 x 23 x 20 cm

Gewicht:   3,1 kg

 

Dali GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim

Tel:   0 62 51 / 9 44 80 77
Fax:   0 62 51 / 9 44 80 75


Internet:   www.dali-deutschland.de

Facebook:   www.facebook.com/DaliLautsprecherDeutschland?fref=ts

Mit der Zensor Pico offeriert Dali einen kleinen HiFi-Speaker, der vielfältig einzusetzen ist und in jeder Situation hoch punktet. Bei ausgezeichneter Verarbeitungsqualität vermittelt der Lautsprecher gerade dem Newcomer einen überzeugenden ersten Eindruck von hochwertiger Wiedergabequalität. Der kleine Däne kann als perfektes Einstiegsprodukt gewertet werden, denn er bietet echte »Zensor-Qualität« zu einem extrem niedrigen Fachhandels-Preis. Das »i-fidelity.net«-Urteil muss da zwangsläufig lauten: »Preis-Tipp«.   André Schwerdt

Dali Zensor Pico
Paarpreis: 240 Euro
Garantie: 5 Jahre
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Dali Zensor Pico
Autor:
André Schwerdt
Datum:
14.12.2015
Hersteller:
Dali