Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Wer die ersten Klänge mit dem Analoglaufwerk Sequel SP erlebt, hat bereits einen ordentlichen Weg der Installation zurückgelegt – zumindest dann, wenn er diese Arbeit nicht dem Fachhändler überlässt. In der Verpackung finden sich nämlich weit über 20 Einzelteile eines audiophilen Puzzles. Wer Erfahrung mit dem Aufbau und der Justage hochwertiger Laufwerke hat, sollte sich diesen Spaß absolut nicht entgehen lassen. Auch dann nicht, wenn zu Beginn die Frage aufkommt, wie aus all diesen mechanischen Komponenten eine funktionierende Abspieleinrichtung werden soll.

Nachdem die Bauteile sorgfältig auf dem Tisch verteilt sind, muss man sich klar machen, dass jedes einzelne in einem zeitaufwändigen Prozess optimiert worden ist. Avid-Chef Conrad Mas ist nämlich im positivsten Sinne ein »Wahnsinniger«. Ob es der Antrieb mit Doppelriemen ist, die Art der Subchassis-Federung, die Plattenklemme oder das tragende Aluminium-Gussteil – jede Komponente kommt immer wieder auf den Prüfstand und wurde so mit den Jahren immer weiter perfektioniert. Bei Tonarm und Tonabnehmer greift Avid auf bewährte Zulieferer wie Pro-Ject, SME, Dynavector, Nagaoka, Benz-Micro und Ortofon zurück.

Aufgrund der Subchassis-Konstruktion des Sequel SP ist eine Rückkopplung über Trittschall nahezu unmöglich. Für Kunden bedeutet das eine unkritischere Aufstellung, denn es braucht keinen speziellen Plattenspielertisch oder gar eine Wandhalterung. Die stabile Bodenplatte, die auch dem entkoppelten 24-Volt-Motorblock als Halterung dient, ruht auf drei Füßen. Ihre Möglichkeit zur Höhenverstellung erlaubt die plane Ausrichtung des Laufwerks. Wie bei einer Bohrinsel gibt es drei Türme, die im Inneren mit Schraubfedern bestückt sind. Nach dem Einsetzen des Subchassis schwingt die Platte fröhlich vor sich hin. Allerdings nicht nur wie gewünscht vertikal, sondern auch horizontal. Das zu unterbinden, ist die Aufgabe von drei Ringen, die das Subchassis in Position halten. Eine einfache und wirksame Lösung für das Problem.

Jetzt geht es ins Miniaturwunderland: Auf eine kleine Öffnung am oberen Ende der Mittelachse wird die Lagerkugel aus Wolfram-Karbid gesetzt. Auch diese Materialkombination ist das Resultat ausgedehnter Hörtests. Zum Justieren des Tonarms und des Tonabnehmers wird der fast sieben Kilogramm wiegende Plattenteller aufgelegt. Schon jetzt bekommt man eine Ahnung davon, was man da gerade zusammenbaut. Die Montage des SME-IV-Tonarms ist kein Problem, ebenso wenig wie die korrekte Einstellung des Tonabnehmers. Grund dafür ist die feinmechanische Präzision, die es hier an jedem neuralgischen Punkt zu spüren gibt. Das Ende der Leichtigkeit ist vorerst erreicht, wenn man die beiden Riemen auflegen möchte. Da braucht es dann schon einen Blick in die Bedienungsanleitung.

Die löst zunächst die Bedeutung des kleinen Metallpins auf, dessen Einsatz wir uns bis zu diesem Zeitpunkt nicht erklären konnten. Er wird von unten in den Plattenteller gesteckt. Dann werden die beiden Riemen um den inneren Ring des Plattentellers und um dieses clevere Accessoire gespannt. Jetzt wird der Teller wieder aufgesetzt und mit einem ruhigen Finger werden die Riemen auf das Motorpulley gelegt. Sollten die Riemen beim Start wieder abspringen, müssen die Schraubfedern des Subchassis nachjustiert werden, was ohne Schwierigkeiten machbar ist. Das externe, solide gefertigte Netzteil erlaubt schließlich die Wahl und die Justage der Geschwindigkeiten 33,3 und 45 Umdrehungen.

Bereit zum Hören?

Noch nicht ganz! Vorher nehmen wir noch den Avid-Phonovorverstärker Pulsare II in Betrieb. Conrad Mas war sich an einem bestimmten Punkt nicht mehr sicher, ob es bei den Plattenspielern klanglich noch etwas zu holen gibt oder ob die vom Laufwerk gelieferten Informationen etwa in den Phonovorverstärkern stecken bleiben. Also begann das Avid-Team mit der Entwicklung von Elektronik. Aktuell gibt es vier Phonovorverstärker, von denen der Pulsare II die Spitze markiert. Das zweiteilige Gehäuse der vollsymmetrischen Konstruktion enthält zum einen das 300-Watt-Netzteil (!) und zum anderen die eigentliche Verstärkerstufe. Hier kann mehrstufig die Widerstandsauswahl und die Kapazitätsanpassung erfolgen. Zudem lässt sich der Verstärkungsfaktor zwischen 40 und 70 Dezibel in 10-dB-Schritten anpassen. Bei Ein- und Ausgängen stehen sowohl die symmetrische als auch die unsymmetrische Ausführung zur Verfügung. Handwerklich ist das 1A umgesetzt.

Nachdem der SME-Tonarm den Benz-Micro-Tonabnehmer ACE L sanft in der Rille des neuen David-Gilmour-Albums »Rattle That Lock« abgesetzt hat, öffnet sich der Vorhang der Bühne analoger Faszination. Beginnend mit der abgrundtiefen Keyboard-Sequenz, gefolgt von sphärischen Klavieranschlägen beginnt dieser Titel zunächst harmlos. Das ändert sich nach gut zwei Minuten: Gilmour variiert sein Spiel von träumerisch-sanft zu rhythmisch-aggressiv und mit den ersten Tönen vom E-Bass kommt dann der Groove. Der ist schwärzer und präziser als mit jedem anderen Laufwerk. Bei der CD-Version hört sich das Stück wie zellophaniert an, beim Vinyl gibt es dafür grenzenlose Offenheit und Luft im Klangbild. Das ist auch dem überragend klingenden Pulsare II zu verdanken, der sich im direkten Vergleich mit dem Silver Cube von Lehmannaudio in puncto Energie und Größe, der räumlichen Darstellung sowie der Plastizität elegant davor setzt.

Analog wie nie zuvor

Erstaunlich ist die Dynamik und Präzision des Klangbilds. Davon lebt auch Coldplays »Magic«, dessen elektronisch generierter Beat zu Beginn keinerlei Nachhänger verzeichnet. Nachhänger, die ansonsten typisch sind und zumeist als Schwäche des Tonträgers ausgelegt werden. Zudem schält der Sequel SP die Stimme von Chris Martin vollständig aus dem Vinyl, insbesondere die leicht kehlig-nasale Darbietung dieses Titels ist in höchstem Maße glaubwürdig. Sobald das Stück komplexer wird, verlieren kleinere Laufwerke mehr oder minder die Übersicht. Mit diesem Avid gibt es keine Schmierereien, keinen musikalischen Brei. Stimmen und Instrumente bleiben klar voneinander getrennt, der zugemischte Nachhall ist deutlich auszumachen. Das ist einer dieser Glücksmomente analoger Wiedergabekultur.

Überwältigend gelingt die Wiedergabe des »Tag Am Meer« von den Fantastischen Vier in der Live-Version. Hier schafft es der Avid problemlos, die Atmosphäre des in einer Höhle aufgenommenen Albums zu transportieren. Jeder Zwischenruf des Publikums, die Instrumente und Stimmen verschmelzen zu einem faszinierenden Ganzen. Da geht bei anderen Plattenspielern viel, wenn nicht alles verloren, was der Sequel SP gerade gnadenlos aufdeckt. Hier wird auch klar, was den eigentlichen Reiz dieses Tonträgers ausmacht: Man kann sich beim Hören einfach von der Musik gefangennehmen lassen – bei digitaler Kost ist das nicht so leicht und stressfrei möglich.

Mit »Wing Your Way, Butterfly« aus Friedemanns aktuellem Album »The Master Tracks« wird schließlich deutlich, dass die Analogtechnik nicht in den 90er-Jahren stecken geblieben ist. Was hier auf Vinyl gespeichert ist, klingt einfach nur überragend. Zum einen ist das Grundrauschen dieser LP minimal, zum anderen gibt es während des Abspielens nur kleinste Hinweise darauf, dass es sich beim Tonträger um ein Schallplatte handelt. Da knistert und knackt gar nichts. Dafür gibt es eine wunderbare Bühnenabbildung, die auch bis in die Tiefe exakt gestaffelt ist und die in dieser Form so nur äußerst selten im Hörraum erklingt.

Hersteller:   Avid HiFi, England

Vertrieb:   IDC Klaassen, Lünen

Modell:   Sequel SP

Kategorie:
   Analog-Laufwerk

Preis:   7.900 Euro

Garantie:   2 Jahre

Geschwindigkeiten:   33,3 und 45

Tonarmbasis:   Standard SME

Lager:   Edelstahl

Motor:   24 Volt/externes Netzteil

Antrieb:   Doppelriemen

Abmessungen (B x H x T):  43 x 21 x 38 cm

Gewicht:   20 kg, davon Tellermasse 6,7 kg

Hersteller:   Avid HiFi, England

Vertrieb:   IDC Klaassen, Lünen

Modell:   Pulsare II

Kategorie:   Phonovorverstärker

Preis:   6.000 Euro

Eingangsimpedanzen:   10 Ω, 30 Ω, 100 Ω, 300 Ω, 500 Ω, 1 kΩ, 5 kΩ, 10 kΩ, 47 kΩ (Kundenspezifische Anpassungen sind möglich)

Eingangskapazitäten:   100 pF, 200 pF, 500 pF, 1,5 nF, 10 nF, 20 nF

Stromversorgung:    300 VA

Abmessungen (B x H x T):
   29 x 10 x 24 cm

Gewicht: 
  Phono-Amp 3,8 kg, Netzteil 6,4 kg

 

IDC Klaassen
International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen

Internet:   www.idc-klaassen.com

Facebook:   https://www.facebook.com/IDC-Klaassen-Intl-710604848966738/timeline/

E-Mail:   info@mkidc.eu

Telefon:   02 31 / 98 60 - 285

Der Avid Sequel SP ist ein überragend klingendes Analoglaufwerk. Mechanisch absolut präzise gefertigt, liefert er der individuellen Wunschkombination aus Tonarm und Tonabnehmer fantastische Arbeitsbedingungen. Wer sicherstellen möchte, dass alle abgetasteten Informationen auch beim Vorverstärker ankommen, macht garantiert keinen Fehler, wenn er für die Vorverstärkung den Pulsare II wählt. Die Summe dieser Teile zeigt eindrucksvoll und dabei auf allerhöchstem Niveau, welches enorme klangliche Potential analoge Wiedergabe hat. In einer Serie von musikalischen Glücksmomenten bleibt nur eine Frage offen: Welchen Sinn und Zweck hatte eigentlich die Compact Disc? Der Avid Sequel SP liefert darauf die bisher überzeugendste Antwort, was ihn zur i-fidelity.net-Referenz macht.   Olaf Sturm

Avid Sequel SP
Preis: 7.900 Euro
Garantie: 2 Jahre
 
Avid Pulsare II
Preis: 6.000 Euro
Garantie: 2 Jahre

Avid Sequel SP

überragend
sehr gut
überragend
überragend

Avid Pulsare II

überragend
sehr gut
überragend
überragend

TEST

Plattenspieler:
Avid Sequel SP
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
29.09.2015
Hersteller:
Avid