Mit dem D3 präsentieren die Digital-Audio-Spezialisten von Lumin eine neue Version ihres erfolgreichen Streamers D2. Wieviel mehr Lumin-Qualität bietet das aufgefrischte Einstiegsmodell?

Es gibt Menschen, denen vertraut man blind, auch wenn man nur ihren Namen kennt. Dem Autor dieses Berichts sagte beispielsweise der Name Carl Micallef vor der Inbetriebnahme der KEF Reference I gar nichts. Das hat sich inzwischen geändert: Carl Micallef ist Techniker bei KEF und bürgt mit seiner Unterschrift für die Serienkonstanz der englischen Schallwandler. Besonderes Augenmerk legt er dabei darauf, dass alle Lautsprecherpaare quasi eineiige Zwillinge sind. So wird eine der ganz wichtigen Voraussetzungen für hochwertigen Musikgenuss geschaffen und bei KEF sogar mit Carl Micallefs Unterschrift auf einem den Lautsprechern beiliegenden Zertifikat dokumentiert – das nennt man »vertrauensbildende Maßnahmen«.

Die neuen Reference-Modelle brechen mit dem Design ihrer Vorgänger in mehrfacher Hinsicht. Aus diesem Grund folgt nun auf die MK2-Versionen nicht MK3, sondern gleich eine komplett neue Baureihe. Sie besteht aus fünf Modellen für hochwertigen Zwei- und Mehrkanalbetrieb. Die Reference I ist ein Dreiwege-Lautsprecher, für dessen Betrieb separate Ständer notwendig sind. Im Interesse höchster Qualität bei der Musikwiedergabe ist die Platzierung auf einem Sideboard oder in einem Bücherregal nicht empfehlenswert. Akustisch passende Füße kommen nach wie vor aus dem dänischen Hause Audio Magic. Aber da neben den akustischen Eigenschaften auch die Optik eine Rolle spielt, bietet KEF ebenfalls eine empfehlenswerte Konstruktion an, die sich sogar per eingebauter Waage perfekt ausrichten lässt. Wichtig ist dabei, dass sich der Hochtöner in etwa auf Ohrhöhe befindet, wenn Sie Ihren Hörplatz eingenommen haben.

Apropos Hochtöner: Der sitzt mit seiner 25-Millimeter-Aluminiummembran im akustischen Zentrum des 12,5-Zentimeter-Mitteltöners. KEF bezeichnet diese koaxiale Anordnung seit über zwei Jahrzehnten als Uni-Q, der jetzt zum Einsatz kommende Treiber ist allerdings brandneu. Er verfügt über Technologien, die bisher nur im Traumlautsprecher »Blade« eingesetzt wurden. Dieses Uni-Q-Chassis kommt dem Ideal der Punktschallquelle besonders nah und hat eine beeindruckende Perfektion erreicht. So ist es KEF gelungen, das Phasenverhalten und die Abstrahlcharakteristik dank Tangerine-Waveguide-Technologie ein weiteres Mal zu steigern.

Unterhalb von 350 Hertz arbeitet ein 16,5-Zentimeter-Chassis zur Übertragung des Tieftonbereichs. Die saubere Zuteilung der Frequenzen besorgt eine mit selektierten Bauteilen bestückte Frequenzweiche, die mit 24 Dezibel Flankensteilheit arbeitet. KEFs junger Entwicklungschef Dr. Jack Oclee-Brown hat bei dieser Entwicklung besonders darauf geachtet, dass das Abstrahlverhalten des Tieftöners exakt zum Uni-Q-Mittelhochtöner passt. Nur so kann sichergestellt werden, dass die räumliche Abbildung des musikalischen Geschehens proportional richtig und vor allem vom Lautsprecher gelöst funktioniert. Wie exzellent diese Arbeit ausgeführt wurde, ließ sich nach dem Hörtest auch an den exzellenten Messwerten ablesen, die im i-fidelity.net-Labor ermittelt wurden.

Ruhiges Zuhause

Damit die beiden Chassis ihre Leistung optimal ausspielen können, brauchen sie ein ruhiges Zuhause. Das Gehäuse darf also möglichst wenig Energie schlucken und sich ebenfalls nicht erdreisten, die gehörte Musik mit Störgeräuschen anzureichern. Umfangreiche Computer-Berechnungen und in der Folge Messungen haben zu einem 18-Kilogramm schweren Korpus geführt, der die Klopftests zum Aufspüren von Resonanzen mit Bravour besteht. Alles andere wäre bei KEF auch eine Überraschung gewesen. Auf der Rückseite wurde das Bi-Wiring-Terminal unterhalb der strömungsoptimierten Bassreflexöffnung montiert. Um zwischen den Betriebsarten mit einem oder zwei Kabeln umzuschalten, muss nicht wie üblich eine Brücke entfernt werden, sondern es reicht der Dreh an einer Flügelschraube.

Im Hörraum traf die Reference I auf die KEF 205/2, die i-fidelity.net seit Jahren als zuverlässiger Bezugspunkt dient. Aufgrund der Abstrahleigenschaften der Chassis sollten die Lautsprecher nicht eingewinkelt werden. Hier hilft ein kurzer Versuch, um zu bestätigen, dass die parallele Aufstellvariante die richtige ist. Für die »Motorisierung« der Reference I eignet sich der Audionet-Vollverstärker SAM G2 hervorragend. Seine Auflösung, die Geschwindigkeit und die unlimitierte Energie machen in den meisten Fällen aus Musik ein Erlebnis. Ganz wichtig ist bei Schallwandlern dieser Güte, dass die ansteuernde Anlage von der Netzsteckdose bis zum Lautsprecherkabel harmoniert. Für gewöhnlich zeigen die Reference-Lautsprecher nämlich auch noch kleinste Ungereimtheiten auf, und das ist auch gut so.

Vier Takte »Darling Pretty« von Mark Knopfler reichen aus, um zu wissen, dass die Reference I nicht nur HiFi, sondern High End ist. Allzu gern verschmiert das Stück zu einem Ganzen, dessen Bestandteile sich kaum oder gar nicht mehr zuordnen lassen. Die KEF behält die Übersicht, bringt Ordnung in das akustische Geschehen – und das auf dem Boden einer Grundtonsubstanz, die im Verhältnis zur Gehäusegröße nur noch mit phänomenal zu beschreiben ist. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Die Reference I versucht ganz und gar nicht, auf »Standlautsprecher zu machen«, vielmehr spielt sie sehr tief und dabei mit makelloser Konturiertheit. Gitarrensaiten werden innerhalb des Geschehens perfekt herausgearbeitet und als eigentliche Krönung mit einer Leichtigkeit im Hörraum abgebildet, die jede Beamer-Leinwand-Konstruktion in den Schatten stellt.

Wenn zur Entspannung George Winston auf dem Klavier »Tumbelina« spielt, merkt man, in welchem Maße die astreine Klangqualität bei der Vermittlung musikalischer Botschaften hilft. Was als Gesamtkunstwerk wirkt, bezieht seinen Reiz aus den Kleinigkeiten, die bei diesem Stück aus den Pedalgeräuschen und den sich bewegenden Hammern im Inneren des Klavier besteht. Eine Flucht aus dem Alltag kann so wunderbar sein. Was das brandneue Uni-Q-Chassis an Auflösung bietet, übertrifft die Vorgänger fraglos. Für diese Erkenntnis braucht es keine »audiophil« produzierte Aufnahme. »Cheek To Cheek« von Ella Fitzgerald reicht vollkommen aus, um mit Hilfe von Schlagzeug-Becken, Stimme und Piano den positiven musikalischen Offenbarungseid zu leisten – das ist einfach klasse und vor allem merklich über dem Klassendurchschnitt angesiedelt.

Mehr Details, mehr Raum

Feinzeichnung ist das überwältigende Thema dieses neuen KEF-Lautsprechers. Die Reference I geht – so scheint's – mit der Musik sorgfältiger und verantwortungsvoller um. Vielleicht ist dieser Eindruck am besten vergleichbar mit dem, was die Spitzengastronomie vom gewöhnlichen Restaurant abhebt. Davon überzeugen kann sich jeder mit Einspielungen der Label ECM (Garbarek, Katché, Jarrett) oder ACT. So wird die imaginäre Anwesenheit von Muriel Zoe im Hörraum zu einem ganz friedlichen Geschehen. Sie singt »Autumn Leaves« und das Hörprotokoll fällt zunächst flach. Das ist fließende, sanfte Musik und sonst gar nichts. Bestechend ist der Realismus, also Klangfarben, Größenabbildung und vor allem das harmonische Verhältnis zwischen Stimme und Gitarre. Auch in puncto Raumtiefe setzt die Reference I neue Maßstäbe.

Lautsprecher KEF Reference 1

Impedanzminimum: 3,1 Ohm @ 135 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz): 3 Ohm

Empfindlichkeit: 86,3 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

 

Hersteller:   KEF, Maidstone

Vertrieb:   GP Acoustics, Essen

Modell:   Reference I

Kategorie:   High-End-Kompakt-Lautsprecher

Paarpreis:   ab 6.000 Euro

Garantie:   5 Jahre

Konstruktion:   Drei-Wege-Bassreflex

Bestückung:   1 x 25-mm-Aluminiumhochtöner, 1 x 12,5-cm-Mitteltöner, 1 x 16,5-cm-Tieftöner

Übergangsfrequenzen:   350, 2.800 Hertz

Anschluss:
   Bi-Wiring-Termninal, für Bananenstecker geeignet

Ausführungen:   Hochglanz Schwarz, Hochglanz Walnuss, Hochglanz Rosenholz (Aufpreis 600 Euro/Paar)

Abmessungen (B x H x T):   21 x 44 x 43 cm

Gewicht:   18.2 kg

GP Acoustics GmbH
Kruppstr. 82 – 100
45145 Essen

Internet:   de.kef.com

E-Mail:   info@gpaeu.com

Facebook:   https://www.facebook.com/KEFDeutschland

Telefon:   0201 / 1 70 39 - 0

Telefax:
   0201 / 1 70 39 - 100

Es ist ein Risiko, Schallwandler mit dem Namenszusatz »Reference« zu versehen. Vor allem wenn so eine Entscheidung im Marketing und nicht in der Technik fällt. Schließlich soll doch der Hörer entscheiden, was der zu ihm passende Maßstab, was seine persönliche Referenz ist. Dass KEFs Entwicklungsabteilung seit Jahren den Mut zu dieser Namensnennung aufbringt, zeugt von dem großen Aufwand, der im englischen Maidstone betrieben wird, um Lautsprecher auf höchstem Niveau zu fertigen. i-fidelity.net stellt nach intensiven Tests fest, dass Klang- und Verarbeitungsqualität sowie die Technik höchsten Ansprüchen genügen. Insofern stimmt bei der Reference 1 auch die lateinische Redensart »Nomen Est Omen«.    Olaf Sturm

KEF Reference I
Paarpreis: 6.000 Euro
Garantie: 5 Jahre
überragend
sehr gut
überragend
überragend

TEST

Lautsprecher:
KEF Reference I
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
07.05.2015
Hersteller:
KEF