Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

In New York sind Sehenswürdigkeiten bekanntlich im Übermaß vorhanden. Sie alle im Rahmen eines Wochenstopps zu erleben, ist unmöglich. Was bleibt, sind die Highlights. Und die sind in großer Zahl im architektonischen Bereich zu finden: Central Station, Guggenheim Museum, Empire State Building und natürlich auch das Flatiron Building, zu deutsch »Bügeleisengebäude«. Seine Form ist dem dreieckigen Grundstück geschuldet. Und was hat das nun mit der Teufel Definion 3 zu tun?

Wenn die 25 Kilogramm schwere Säule ihrer Verpackung beraubt ist, erkannt man bei Betrachtung ihrer Rückseite die frappierende Ähnlichkeit mit dem New Yorker Publikumsmagnet. Ohne Frage sind diese Lautsprecher optisch höchst attraktiv. Auf dem schmalen Rücken ist nur Platz für das Single-Wiring-Terminal, das die Lautsprecherkabel aufnimmt. Die Musik spielt auf der Vorderseite, und da hat die Teufel-Entwicklungsabteilung ganze Arbeit geleistet. Herzstück ist ein Koaxial-Chassis, das den Frequenzbereich zwischen 400 und 20.000 Hertz abdeckt.

Bei dieser Art Chassis sitzt der Hochtöner im Zentrum des Mitteltöners. Ziel ist, dass die abgestrahlten Schallwellen beider Chassis die Ohren des Hörers gleichzeitig erreichen. Gelingt das, entsteht eine wunderbare Räumlichkeit in der Wiedergabe. So ein Chassis schüttelt man nicht aus dem Ärmel. Das Beispiel des englischen Lautsprecherherstellers KEF zeigt ja, wie sich ein Chassis in den Jahrzehnten im weiterentwickelt. So wundert es auch nicht, dass Teufel die Entwicklungszeit mit zweieinhalb Jahren angibt. Dieser Zeitraum erscheint anhand des technologischen Aufwands sogar eher defensiv.

Hervorgegangen ist die Konstruktion aus einer Diplomarbeit, die bei Teufel entstanden ist. Doch bestand die eigentlichen Kunst laut Entwicklungsleiter Christoph Winklmeier darin, daraus eine Serienkonstruktion zu schaffen. Dass der Mitteltöner mit einer Flachmembran ausgestattet ist, führt ebenfalls zu einem breiteren Abstrahlverhalten. Für den Hörer bedeutet das auch, dass die Zone, in der optimale Durchhörbarkeit besteht, größer wird. Von der technisch einwandfreien Konstruktion konnten wir uns im i-fidelity.net-Messlabor überzeugen.

Für die Übertragung des Tiefmitteltonbereichs bis 400 Hertz sind gleich drei 16,5-Zentimeter-Chassis zuständig. Das bedeutet in Summe eine große Membranfläche ohne Einbußen bei der Geschwindigkeit. Das Membranmaterial besteht aus einem Kunststoff-Kohlefaser-Gemisch, das leicht und ungemein steif ist. Die übliche Staubschutzkappe fehlt, so dass die Geometrie der Membran an eine Satellitenschüssel erinnert. Der Korb ist aus kohlefaserverstärktem Kunststoff gefertigt. Wie sorgfältig die Anpassung der drei Tieftöner an den koaxialen Mittelhochtöner gelungen ist, zeigt ein Blick auf den Frequenzgang.

Die drei Tieftöner arbeiten auf zwei Bassreflexöffnungen, die nach unten zeigen. Der massive Sockel, der die gesamte Konstruktion trägt, kann mit Spikes an den Boden angekoppelt werden. Mit Hilfe einer kleinen Wasserwaage sollte dann auch dafür gesorgt werden, dass die Definion 3 wirklich parallel zum Boden ausgerichtet wird. Dieser Aufwand scheint übertrieben, indes spricht das klangliche Ergebnis für sich. Die Bauform des Gehäuses lässt stehende Wellen im Inneren nicht zu. Nach aller Theorie waren wir sehr gespannt darauf, was uns im Hörraum erwartete.

Solide Mitspieler

Wir spendierten der Definion 3 unseren Arbeitsvollverstärker Audionet SAM G2 als Antrieb. Der wiederum bezog seine Signale analog vom mächtigen Clearaudio Anniversary, der mit 12-Zoll-Tonarm Unify und Tonabnehmer Stradivari bestückt war, und digital gab es feinste Kost vom Esoteric K-03X. Bei der Verkabelung setzte sich das mit Bananensteckern versehene HMS Al Cinema durch. So kombiniert durfte sich die Anlage insgesamt 72 Stunden einspielen, bevor wir mit den Tests begannen.

Kaum lag das neue Portico-Album »Living Fields« auf dem Plattenteller, machte sich Erstaunen im Hörraum breit. Vielleicht lag es daran, dass die Erwartungshaltung eher in Richtung spektakuläre Tieftonwiedergabe und aus Gründen der Transparenz auch in leicht betonte Hochtonwiedergabe ging. Weder das eine noch das andere lässt die Definion 3 sich zu schulden kommen. Sie spielt vom ersten Moment an sensationell neutral, und das heißt beim Titelstück brutal. Mit dieser Performance zielt sie nicht mal im Ansatz in Richtung einfacherer Gemüter, sondern ganz klar auf ernsthafte Musikhörer.

Limitierten Klanggenuss bietet leider die Ouvertüre aus »Tron:Legacy« von Daft Punk, was im Verantwortungsbereich eines dämlichenToningenieurs liegt. Für einen punktuellen Test eignet sich der erste Track allerdings doch: Überzeichnet ein Lautsprecher auch nur minimal, wird insbesondere der Tieftonbereich unerträglich aufgebläht. Die Definion 3 schiebt ihn leicht und locker trotz hoher Massivität in den Hörraum. Hier kommt die Aufteilung der Membranfläche auf drei Chassis der Klangqualität sehr zugute.

Die harmonische Komponente

»Summertime« auf Wolfgang Haffners aktuellem Jazz-Album »Kind Of Cool« bestätigt den positiven Klangeindruck nachhaltig: angefangen bei Haffners feinem Schlagzeugspiel über das sanft-fein klingende Klavier bis zum eindrucksvollen Spiel des Kontrabasses, der sich trotz seiner Dominanz nicht unangenehm in den Vordergrund drängelt, sondern das Stück trägt. Sehr positiv ist auch der Umstand, dass kein Musiker eine Extratour unternimmt, sie spielen gemeinsam in sehr angenehmer Harmonie.

Diese Aus-Einem-Guss-Wiedergabe ist nicht zu unterschätzen, weil sie die Voraussetzung dafür ist, dass man ein paar Stunden Musik hören kann, ohne im Anschluss vollkommen ermattet zu sein. Mit der von Mark Knopfler geschriebenen Filmmusik zu »Local Hero« festigt sich der solide Klangeindruck. Das »Wild Theme« perlt trotz hoher Plastizität geradezu. Unter Einbeziehung aller Details von Gitarre und selbst der elektronischen Instrumente geht der Definion 3 dennoch das große Ganze nicht verloren – wunderbar!

Lautsprecher Teufel Definion 3

Impedanzminimum: 3,5 Ohm @ 770 Hz

Nennimpedanz (± 20% Toleranz): 4 Ohm

Empfindlichkeit: 86,7 dB (2,83 V / 1m; 500-5.000 Hz)

Hersteller:   Lautsprecher Teufel, Berlin

Modell:   Definion 3

Kategorie:   Stereo-Standlautsprecher

Paarpreis:   1.800 Euro

Garantie:   12 Jahre

Konstruktion:   Drei-Wege-Bassreflex

Bestückung:   3 x 16,5-cm-Tief-Mitteltöner, 1 x 16-cm-Mitteltöner, 1 x 25-mm-Hochtöner

Übergangsfrequenzen:   400, 3.600 Hertz

Anschluss:   Single-Wiring-Terminal

Ausführungen:   weiße Schallwand/anthrazit Korpus, anthrazit

Abmessungen (B x H x T):   20 x 118 x 43 cm

Gewicht:   25 kg

 

Lautsprecher Teufel GmbH
Bikini Berlin
Budapester Straße 44
10787 Berlin

Internet:   www.teufel.de

E-Mail:   info@teufel.de     

Telefon   0 30 / 30 09 30-0

Telefax   0 30 / 3 00 93 09 30

Teufel hat offensichtlich eine neue Zielgruppe im Visier: den ernsthaften Musikhörer. Nach Jahren der Fokussierung auf den Mehrkanalbereich und preiswerte Einsteigermodelle ist die Definion 3 ein qualitativ hochwertiges Statement. Teufel schien in den vergangenen Jahren auf »Preistipp«-Auszeichnungen festgelegt zu sein und sicher passt auch die Definion 3 in diese Kategorie. Allerdings würde damit weder dem technischen Aufwand, der sich im durchdachten Koaxialchassis widerspiegelt, noch der eleganten Optik Rechnung getragen. Die Definion 3 verdient sich mit der Summe ihrer Eigenschaften ganz klar einen i-fidelity.net-»Highlight«-Stempel.  Olaf Sturm

Teufel Definion 3
Paarpreis: 1.800 Euro
Garantie: 12 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
überragend

TEST

Lautsprecher:
Teufel Definion 3
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
23.04.2015
Hersteller:
Teufel