With the Diamond series, Vincent is launching a special edition of the premium SA-T7MK preamplifier, which was only revised last year and has an excellent sound. Why are they doing this?

Auch im Hause Krell hat man in den vergangenen Jahren erkannt, dass die Märkte für das weltweit operierende Unternehmen nicht in den Himmel wachsen. Es gibt für Kunden Preisschwellen, die sie nicht überwinden wollen oder können. Zu den drei wichtigsten gehören bei Vollverstärkern die Eintausend-, Fünftausend- und Zehntausend-Euro-Barrieren. Mit diesem Wissen kann sich jeder an fünf Fingern abzählen, was dies für ein High-End-Gerät bedeutet, wenn es im Rahmen dieser Preisrahmen bleiben soll. Die Möglichkeiten reichen dabei vom Bauteileabspecken über das Verbauen minderwertigerer Komponenten bis hin zur Reduzierung der Ausstattung auf ein Minimum.

Die amerikanische Entwicklungsabteilung von Krell war sich sicher: Wenn nur ein einziger der oben genannten Punkte umgesetzt wird, ist der exzellente Firmenruf binnen Monaten zerstört. Krell-Chef Bill McKeagan ist aber ein schlauer Fuchs. Er verfügte, dass nicht mehr jedes Produkt sein eigenes Gehäuse bekommt, sondern dass diese modular nutzbar sein sollten. Es passt also sowohl ein Vorverstärker als auch ein Vollverstärker wie der Vanguard hinein. Im Falle der Krell-Endstufen bedeutet das beispielsweise, dass die Anzahl der Kanäle erst beim Blick auf die Rückseite erkennbar wird. Dieses Prinzip ist aus dem Automobilbau, wo beispielsweise der VW-Konzern unterschiedliche Marken auf einer Plattform aufsetzt, bestens bekannt und bewährt.

In puncto Ausstattung ist der Vanguard nicht nur nicht abgespeckt, sondern bereits gut ausgestattet und optional noch weiter aufrüstbar. So besteht serienmäßig die Möglichkeit, sich per Software in das Hirn des Amps vorzuarbeiten und sich auf diese Weise beispielsweise über Eingang, Lautstärke, Temperatur und die Funktion der beiden lautlos arbeitenden Lüfter zu informieren. Wer Musik eher auf seinem Computer vorfindet und diese gerne über USB zum Vanguard transportieren möchte, kann ein digitales Zusatzboard erwerben, das HDMI-Eingänge, HDMI-Ausgang, optischen und koaxialen Digitaleingang sowie eine Aktivierung des USB-A-Eingangs auf der Front enthält. Dann sind auch Musik-Files mit einer Datenrate bis zu 192 Kilohertz / 24 Bit willkommen.

Die 18 Kilogramm Gewicht des Vanguards ruhen auf vier stabilen Füßen. Die Front trägt zentral das Krell-Logo auf einer Aluminiumplatte, die optisch sehr deutlich macht, dass wir es hier nicht mit 08/15-Komponenten zu tun haben. Das blaue Display ist in der Helligkeit regulierbar und auch in drei Metern Entfernung einwandfrei ablesbar. Die Knöpfchen zur Steuerung des Amps werden dank der Fernbedienung und des PC/Mac-Zugangs in der Praxis wohl kaum genutzt werden. Damit kann dann auch zwischen vier Hochpegeleingängen gewählt werden, von denen einer symmetrisch ausgeführt ist. Über die Ethernet-Buchse wird der Kontakt zum Rechner hergestellt, für die Verbindung zu den Lautsprechern steht ein hochwertiges WBT-Terminal zur Verfügung.

Hohe Energiereserve

Links und rechts dieses Anschlusses finden sich die beiden Öffnungen, durch die zwei Ventilatoren bei zu großer Anstrengung die Wärme abführen. Das geschieht, wie von Bill McKeagan versprochen, ohne Geräuschentwicklung. Um diese Ventilation in Gang zu bringen, brauchte es allerdings einen leistungshungrigen Lautsprecher und sehr hohe Pegel. Sprich: Bei normalem Gebrauch werden die Propeller ihr Stand-by gar nicht aufgeben müssen. Für die Leistung kommt im Kern der 750-VA-Transformator auf, dessen Energie in einem 80.000-Mikrofarad-Speicher zwischengespeichert wird, so dass bei Impulsen verzögerungsfrei große Mengen Leistung zur Verfügung stehen.

Nachdem der Vanguard auf dem Rack platziert war, ließen sich die Anschlüsse problemlos und schnell – trotz großer Sorgfalt bei der Polarität und der Kanalzuordnung – herstellen. Anschließend überprüften wir mit einer Isotek-Setup-CD, ob alles korrekt durchgeführt wurde. Dann durften die analoge Quelle Clearaudio Anniversary und der mächtige Esoteric K-03X ihre Tonsignale zum Krell schicken, der diese per HMS Gran Finale Jubilee an die KEF 205/2 weiterleitete.

In der Praxis besticht zunächst die feinstufige Regelung des Abhörpegels, da bleiben keine Bedürfnisse ungestillt. Und so darf Roger Waters mit »The Bravery Of Being Out Of Range« loslegen. Gleich bei den Drums zu Beginn wird deutlich, dass der Vanguard massiv Leistung unter der Haube hat. Mit Kraft und Druck wird der Rhythmus vorgelegt, Waters' leicht heiser klingender Gesang kommt mit dieser realistischen Kehligkeit, die seit jeher so reizvoll ist. Die ausschwingenden Basssaiten lassen keinen Rückschluss auf den vergleichsweise zierlichen Amp zu. Ohne Frage könnte das auch eine solide Stereoendstufe sein.

Musik ist in der Luft

Dem »Sommerregen« von Schiller verpasst der Krell mit Leichtigkeit die nötige atmosphärische Komponente. So schweben die elektronisch erzeugten Klangflächen weit durch den Raum, ohne dabei die präzisen Taktvorgaben einzuweichen oder sie gar gänzlich aufzulösen. Hier überzeugt uns vor allem die Tatsache, dass nichts nach HiFi-Anlage, sondern alles nach Musik klingt. Dazu gehört auch der sensible Umgang mit den feinen, aber sehr kleinen Tönen in diesem Titel. Weder bläst der Krell diese künstlich auf noch unterschlägt er ihre Wirkung.

In die Spitze der Kategorie Vollverstärker spielt sich der Krell mit Chris Bottis Version von Sades »No Ordinary Love«, bei dem Bottis Trompete die Stimme der nigerianischen Sängerin übernimmt. Rabenschwarz groovt sich der Vanguard durch die untersten Oktaven und lässt dabei ohne Anstrengung sowohl das Blasinstrument als auch das sehr feine Piano darüber musizieren – das ist einfach sensationell. Zugute kommt ihm dabei auch eine der klassischen Krell-Tugenden: Er nervt zu keiner Zeit. Musik wird hier zu einem echten und vor allem gesunden Genussmittel.

So wird denn auch das von Till Brönner gespielte »Love Theme From Chinatown« aus dem Album »Oceana« zu einer Flucht aus dem Alltag. Das sanfte Spiel der Trompete ist so perfekt eingefangen, dass man hier sicher mit den Ohren mehr »sieht« als das mit den Augen möglich wäre. Der Krell nimmt nicht nur die oberste Schicht für seine Wiedergabe, er überträgt auch die Zwischentöne, die Stimmungen und damit die originäre Absicht des Künstlers. Dieses Freilegen akustischer Sedimente macht ihn zu einem der derzeit besten Vollverstärker des Marktes.

Messwerte Vollverstärker Krell Vanguard

Leistung:
Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD):   340 W
Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD):   217 W

Verzerrungen:

Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm):   0,0173 %
IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm):   0,053 %
IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm):   0,005%
 
Störabstände:
Fremdspannung (- 20 kHz):   -92,4 dB
Geräuschspannung (A-bewertet):   -94,5 dB
 
Sonstige:
Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm):   148 kHz

Kanaldifferenz:   0,008 dB

Eingangswiderstand (Cinch):   37,5 kOhm


Stromverbrauch:

Stand-by:   9,5 W
Leerlauf:   68 W

Abmessungen (B x H x T):
  43,5 x 10,5 x 43 cm
Gewicht:   18 kg

 

Hersteller:   Krell, USA

Vertrieb:   Audio Reference, Hamburg

Modell:   Vanguard

Kategorie:   High-End-Vollverstärker

Preis:   5.400 Euro

Garantie:   2 Jahre (bei Audio Reference kostenfrei um ein weiteres Jahr verlängerbar)

Kosten Digitalboard (optional):   2.000 Euro

Eingänge: 
  3 x Cinch, 1 x XLR

Ausgänge:
   WBT-Terminals (vergoldet)

Steuereingänge:   Ethernet, Fernbedienungssensor, 12-Volt-Trigger-Eingang

Optional:
   Digitalboard mit Koaxial-, Lichtleiter-, HMDI- und USB-Eingang

 

Audio Reference
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg

Tel. 040/53320359

www.audio-reference.de

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Der Krell Vanguard (zu deutsch Vorreiter) ist ein absoluter Spitzen-Vollverstärker. Er lässt sich leicht bedienen und er verfügt über analoge und auf Wunsch auch digitale Eingänge. Die feinfühlige Lautstärkeregelung erlaubt schnell und sicher das Auffinden des gewünschten Pegels, dann beginnt die Entführung aus dem Alltag in die beflügelnde Welt der Musik – und das ausnahmslos in überragender Klangqualität, die beim Krell Vanguard eben nicht der Kostendämpfung zum Opfer gefallen ist. Klasse gemacht und deshalb mit einem Extra-»Highlight« versehen.   Olaf Sturm

Krell Vanguard
Preis: 5.400 Euro
Garantie: bis zu 3 Jahre
 
Krell Vanguard Digital-Board: 2.000 Euro
 
 
überragend
gut - sehr gut
überragend
sehr gut
überragend

TEST

Verstärker:
Krell Vanguard
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
15.04.2015
Hersteller:
Krell