Nachdem Bowers & Wilkins kürzlich die überarbeiteten »Signature«-Modelle seiner Referenzserie »800« eingeführt hat, profitiert nun auch die preisgünstige Linie »600« von neuen Erkenntnissen. i-fidelity.net hat den besonders kompakten Regallautsprecher 607 S3 zum Test geordert.

Des Themas Kopfhörer und zugehöriger Spezialverstärker kann man dieser Tage leicht überdrüssig werden. Jeder Hersteller, gerne auch Kaffeeröster und Computerspezialist, hat einen, zwei oder gleich zwölf im Programm. Zwei Drittel des Angebots mögen funktionieren, klingen tut es de facto nicht. Zum Glück bleibt diese Tugend bisher den Audio-Spezialisten vorbehalten. Die sich oftmals zu Unrecht mit dem Vorwurf einer überzogenen Preispolitik konfrontiert sehen, weil sie den zweistelligen Euro-Preisbereich verlassen haben. Demnach wäre auch der Marantz HD-DAC1 zu teuer, kostet er doch 799 Euro.

Schauen wir uns mal an, was Kunden dafür als Gegenwert bekommen. Zunächst dient das Gerät der Signalverstärkung für Kopfhörer. Dabei lässt sich der Verstärkungsfaktor kinderleicht im Menü dreistufig anpassen, so dass unterschiedliche Impedanzen (32, 150, 600 Ohm) der Ohrhörer wirkungsvoll angetrieben werden können. Damit ist also fast jeder Kopfhörer des Marktes klanglich optimal bedienbar. Bei der Signalverarbeitung kann neben einem analogen Eingang auch aus einer ganzen Reihe digitaler Eingänge gewählt werden, die neben den Klassikern optisch und koaxial auch USB-A (Frontplatte) und USB-B anbieten. Somit ist der kompakte Marantz wie geschaffen für den Einsatz am oder in der Nähe des Schreibtisches. Zumal er sogar über einen variablen Vorverstärkerausgang verfügt, an dem ein Pärchen Aktivlautsprecher bestens funktioniert.

Am äußeren Erscheinungsbild des HD-DAC1 gibt es wahrlich nichts zu meckern. Wahrscheinlich hätte selbst Heidi Klum ein Foto für ihn. Denn neben dem traditionell vorhandenen Bullauge, welches zentral in der Aluminium-Frontplatte sitzt, sind es vor allem die schicken Holzseitenteile, die dem Verstärker seine optische Wertigkeit verleihen. Eine doppelte Bodenplatte soll die feinen Bauteile bei ihrer Arbeit vor klangmindernden Vibrationen schützen. Die Cinchbuchsen auf der Rückseite sind mit vernünftigen Zwischenräumen montiert, so dass auch hochwertige Verbindungskabel eingesetzt werden können. Hier wird eben jahrzehntelange Erfahrung in der Konstruktion hochwertiger Wiedergabegerätschaften sichtbar.

Nach dem Öffnen des Gehäusedeckels gibt es leckere Zutaten zu begutachten. Zunächst sticht der üppig dimensionierte Transformator ins Auge. Dessen Stromlieferung wird in hochwertigen, für ihren Einsatzzweck optimierten Folienkondensatoren zwischengespeichert. Die mit Stromgegenkopplung arbeitenden Verstärkermodule sind die bewährten HDAM-SA2-Module (Hyper Dynamic Amplifier Module). Sie bieten im Vergleich zu vielen Wettbewerbern den Vorteil, dass Marantz-Verstärker in kürzerer Zeit mehr Strom liefern können. Ihre Flankensteilheit ist außerdem höher. Ein Impuls muss sich nicht erst aufbauen, sondern so blitzartig wie er ist, wird er auch verstärkt.

Clever gemacht

Doch die japanische Entwicklungsabteilung war mit ihrem Latein längst nicht am Ende, als es an die Konstruktion des D/A-Wandlers ging. Herzstück ist ein selektierter CS4398-Wandlerchip, der dafür sorgt, dass Signale von bis zu 24 Bit bei einer Samplingrate von 192 Kilohertz übertragen werden können. Zudem kann er DSD 2,8 und DSD 5,6 nativ wiedergeben. Zur Unterstützung von 44,1- und 48-Kilohertz-Signalen sind notwendigerweise zwei Taktgeneratoren vorhanden, die auf Rauscharmut und Störungsunabhängigkeit getrimmt sind. Jitter wird durch eine zusätzliche Stufe weitestgehend entfernt. Der gesamte Digitalteil ist vom Rest des HD-DAC1 vollständig isoliert, um klangliche Beeinträchtigungen auszuschließen.

Bei der Signalzuführung ist kein Weg verbaut. Auf der Frontplatte kann leicht ein USB-Stick mit Musik eingestöpselt werden. Das Display gibt dann Aufschluss über alle relevanten Informationen wie Titel, Interpret und die Zeitfunktionen. Vom Rechner kommt das Signal per USB-B, hier hat sich beispielsweise iTunes in Verbindung mit den Optimierungssoftwares PureMusic 2 oder Audirvana bewährt. Aber auch analog kann ein Signal über eine 3,5-Millimeter-Klinke zugeführt werden. Gewandelt und verstärkt steht die musikalische Kost dann an einer 6,3-Millimeter-Kopfhörerbuchse auf der Front zur Verfügung, ferner einem vergoldeten Cinch-Ausgang, der sich über das Poti auf der Front regeln lässt und beispielsweise für den Anschluss von Aktivlautsprechern oder einer Endstufe benutzt werden kann. Zusätzlich gibt es einen weiteren Cinch-Ausgang ohne Regelungsmöglichkeit. Der Ausstattungsumfang ist einfach perfekt.

Über ein Cinchkabel (Cinch auf 3,5-Millimeter-Klinke) von Audictive schlossen wir Aktivlautsprecher von Bose an. Bei den Kopfhörern gab es eine ganze Reihe von Modellen, die aus den Häusern Beyerdynamic, Sennheiser und Final Audio Design stammten. Letzterer war bei den ersten Tests längerfristig im Einsatz, zunächst allerdings am Kopfhörerausgang eines iMacs. Das akzeptable Klangbild zeigte deutliche Dynamikeinbußen und vor allem eher graue als leuchtende Klangfarben. Wer Musik liebt, kommt nach kürzester Zeit mit dem Computerausgang an die Grenze des Erträglichen.

Bei Verwendung des HD-DAC1 ändert sich das schlagartig. So gewinnt »Take The Long Way Home« von Faithless enorm hinzu. Zum einen werden Details hörbar, die vorher einfach gar nicht im Klangbild vorhanden waren. Dann reißt der komplette Raum auf. Statt naher Wände und zu niedriger Decke haben die Musiker jetzt Platz, sich zu entfalten. Spektakulär ist allerdings der Zugewinn leuchtender Klangfarben und das Fundament im Tief- und Grundtonfundament. Das erinnert sehr an den High-End-Kopfhörerverstärker von Lehmannaudio, der freilich das Doppelte kostet und keinen D/A-Wandler mit an Bord hat. Da bahnt sich eine ordentliche Überraschung an.

Klanglich neue Maßstäbe

Weiter geht es mit Sades »Cherish The Day«, das ebenso überzeugend per kompakten Bose-Aktivmonitoren dargeboten wird. Wieder überzeugen Feinheiten, die übrigens zu keinem Zeitpunkt unpassend oder gar störend gewesen wären, sondern vielmehr dem Salz in der Suppe gleich für ein deutlich intensiveres Klangerlebnis sorgen. Komplett ans Ziel seiner Wünsche gerät, wer dem Marantz High-Resolution-Tracks zuführt und einen hochwertigen Kopfhörer von Sennheiser oder Beyerdynamic aufsetzt. Da klingt dann plötzlich manche gerippte CD blutleer und fade gegenüber dem, was beispielsweise Diana Krall stimmlich und am Klavier in 24 Bit und upgesampelten 192 Kilohertz abliefert. Das Wischen der Füße über die Pedale, selbst der Ansatz zum Luftholen bleibt dem Hörer nicht verborgen. Dieses sensationelle Klangresultat alleine würde die Anschaffung des Marantz HD-DAC1 rechtfertigen.

Hersteller:   Marantz, Japan

Vertrieb:   Marantz Deutschland, Osnabrück

Modell:   HD-DAC1

Preis:   799 Euro

Garantie:   2 Jahre

Kategorie:   Kopfhörerverstärker mit D/A-Wandler

Eingänge:   USB-A, USB-B, optisch digital, koaxial digital, 1 x 3,5-mm-analog

Ausgänge:   6,3-mm-Klinke, Cinch (variabel), Cinch (fixed)

D/A-Wandler:
   CS4398

D/A-Wandlung:
   USB (asynchron), DSD 2,8/5,6 MHz

Besonderheiten:   Dual-Clock-System, doppelte Bodenplatte, Impedanzanpassung für Kopfhörer

Abmessungen (B x H x T):   25 x 10 x 19

Gewicht:
   5 kg

 

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Der Marantz HD-DAC1 ist ein überragend klingender und ebenso ausgestatteter Kopfhörerverstärker, D/A-Wandler und Stereovorverstärker. Der Preis ist höflich beschrieben moderat angesetzt, aus Sicht der Wettbewerber darf er als klare Kampfansage betrachtet werden. Abgerundet wird der harmonische Gesamteindruck durch das hübsche Äußere und die wirklich gute Qualität der Verarbeitung. Ohne Zögern ist die Daueraufenthaltsgenehmigung für den schicken Marantz-Verstärker an meinem Schreibtisch erteilt worden, denn wann gibt es schon Mal eine Referenz für 800 Euro?  Olaf Sturm

Marantz HD-DAC1
Preis: 799 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
überragend
sehr gut
überragend

TEST

Verstärker:
Marantz HD-DAC1
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
06.03.2015
Hersteller:
Marantz