Mit dem D3 präsentieren die Digital-Audio-Spezialisten von Lumin eine neue Version ihres erfolgreichen Streamers D2. Wieviel mehr Lumin-Qualität bietet das aufgefrischte Einstiegsmodell?

Wadia ­– alleine schon der Name steht bei gestandenen High-Endern ganz oben auf ihrer Wunschliste. Sie wissen, dass die Amerikaner schon vor 25 Jahren mit ihrer unorthodoxen Denkweise eine breite Schneise für alternatives, natürlich klingendes High-End-Audio geschlagen haben, stellten sie doch fünf Jahre nach der Markteinführung der CD die bis dahin gängige Maxime in Frage. Die Compact-Disc-Erfinder Sony und Philips waren sich nämlich einig, dass sie mit extremer Rauscharmut, mit bis 20 Kilohertz schnurgerade verlaufenden Frequenzgängen die analoge Platten- und Bandkonkurrenz abhängen konnten. Ihr Vorhaben gelang von Anfang an. Bei der rauschfreien Wiedergabe, beim Anblick der überragenden technischen Daten publizierte manch gestandener HiFi-Tester anno dazumal, dass es fortan keine reproduzierbaren Unterschiede mehr zwischen CD-Playern geben dürfte.

Dieses Glaubensbekenntnis indes machte eine Handvoll amerikanischer, in der Telekommunikation tätige Ingenieure hellhörig. Sie wussten, dass die Frequenzoptimierung mit extrem steilflankigen Filtern und Korrektur-Glimmzügen am Ende des Übertragungsbereichs erkauft werden musste. Kurzerhand gründeten sie Wadia Digital und boten 1988 mit dem »Wadia 2000 Decoding Computer« dem Rest der Spielerwelt Paroli. Nicht nur, dass der Europa/Japan-Allianz zum damaligen Zeitpunkt ein separater D/A-Wandler suspekt war – sie rümpfte angesichts eines auf dem Messtisch sichtbaren Frequenzabfalls am oberen Ende des Übertragungsbereichs des Decoding Computers vollends die Nase.

»Vergleicht mal die Impulswiedergabe«, dürften die Wadianer gekontert haben, »die von Euren Player zeigt eine kräftige Unschärfe durch Vor- und Nachklingeln. Die Impuls- und Rechteckwiedergabe unseres Wandlers ist so, wie sie sein soll. Sie kündigt sich unnatürlich nicht schon vorher an und verebbt ohne Nachmeckern.« Mit eigenen, patentierten Rechenverfahren (Stichwort Spline Algorithmen) erzogen sie den Bit-Kolonnen ein zeitrichtiges Verhalten an. Und nahmen dafür gerne in Kauf, dass der Frequenzgang ab etwa 10 Kilohertz sanft abfällt.

Die Liste an technischen Innovationen durch Wadia reicht vom Digimaster (optimiertes Digitalfilter) über Clock Link (ein ultrastabiler Taktoszillator mit weniger zeitlichen Schwankungen) bis hin zu einer praktisch verlustlosen digitalen Lautstärkeregelung. Die Wadia-Entwickler waren die Ersten, die Jitter – richtige Daten zur falschen Zeit – als hörbaren Klangschädling lokalisierten.

Wie sich im Nachhinein herausstellte, lagen sie in allen Belangen richtig und gelten heute als der Vordenker schlechthin für High-End-Digital-Audio. Von Ayre über Marantz bis hin zu T+A gehört ein auf zeitrichtig umschaltbares Digitalfilter heute zum Standard. Und alle namhaften Hersteller sagen mit großem Aufwand dem Jitter den Kampf an.

Mittlerweile wechselte Wadia mehrmals den Besitzer und ist bei der italienischen Investorengruppe Fine Sounds untergekommen. Die Wadianer firmieren jetzt unter der Adresse Chambers Street, Binghampton, New York – exakt in der Location, in der auch McIntosh Laboratory beheimatet ist.

Produktive Nachbarschaft

Die unmittelbare Nähe zu der gestandenen HiFi-Manufaktur sieht man dem Wadia 321 an. Er ist professionell verarbeitet, das Gehäuse-Finish mit den hinterleuchteten Logos, der Glasabdeckung und der massiven Armierung aus Aluminium sucht seinesgleichen. Mit seinem Funktionsumfang schlägt der brandneue Wadia 321 Decoding Computer die Brücke von der Tradition zur Moderne. Alle Digitaleingänge (USB, zweimal Cinch, zweimal optisch) des 321 akzeptieren Sampling-Frequenzen bis 192 Kilohertz, wobei er dem USB Typ B eine Sonderbehandlung gönnt: Er generiert den Takt neu, macht sich unabhängig von der Clock des angeschlossenen Rechners und kann Wortlängen bis 36 Bit verarbeiten.

Vor Direct Stream Digital, also dem 1-Bit-Signal der SACD, müssen aber sämtliche Eingänge passen – obwohl es der zentrale Konverter-Baustein, ein sündhaft teurer, in High-End-Kreisen angesehener 64-beiniger Halbleiterkäferblock namens Sabre Reference ES 9018, verarbeiten könnte. Der Wunderchip beinhaltet insgesamt acht D/A-Konverter, die Wadia so geschickt zusammenfasst, dass sie sowohl symmetrische als auch asymmetrische Ausgangssignale abgreifen können.

Definiert bis ins kleinste Detail

Die integrierte digitale Lautstärkeregelung kam den Entwicklern wie gerufen. Damit ist der 321 nicht nur ein D/A-Konverter, sondern ein vollwertiger Vorverstärker mit Digitaleingängen. Der Wandlerchip arbeitet Hand in Hand mit einem Microcontroller samt Flash-Speichern, der die Vorschriften zur Filterberechnung beinhaltet. Wadia geht heute großzügiger mit der Filterung um, toleriert jetzt auch Ringing und garantiert dafür schnurgerade Frequenzgänge bis 20 Kilohertz bei CD.

Nach dem Wandlern läuft das Analogsignal symmetrisch zu den Cinch- und XLR-Buchsen. McIntosh lässt grüßen: Die Aufbereitung des Analogsignals vertraut Wadia einer ganzen Kolonne Zweifach-Operationsverstärkern namens NE 5532 an. Von den Filter-Modifikationen und den professionellen Platinenlayouts profitierte die Wiedergabe nachvollziehbar. Der 321 klang sogar noch etwas frischer, in den Höhen noch transparenter als frühere Wadias – ohne dass die typischen Tugenden wie frappierende Räumlichkeit, eine natürliche Atmosphäre und Klangfarbenreichtum darunter leiden würden.

Ganz im Gegenteil

Der 321 zeigte nicht nur eine feinere Höhenzeichnung, sondern umriss auch Bassläufe mit schärferem Strich und ließ die Musik fließen. Ein gelungenes Beispiel für Stimme und Fluidum ist die Cover-Version des Beatles-Stücks »Lucy In The Sky With Diamonds«. Gegenüber dem Klangzirkus der Beatles setzt die Sängerin und Musikerin Kati Melua (CD: »Piece By Piece«) auf minimalste Mittel: Gitarre und Stimme. Der Wadia fügt beides zu einem Kunstwerk zusammen, lässt die Saiten schnurren und schnalzen, macht jede Position der Finger auf dem Griffbrett und jede Nuance, ja jede Mundbewegung der Sängerin akustisch sichtbar. Ein gut beleumundeter CD-Spieler klang dagegen flach, blutleer, ja fast leblos.

»Walking On The Moon« vom holländischen Jazz-Saxofonisten Yuri Honing (Star Tracks) ist eine echte Herausforderung in Sachen Bassgewalt und Schnelligkeit. Der Wadia lässt die Becken zingeln und schweben, sie klingen metallisch glänzend aus. Daneben löst er die Bassläufe sauber aus dem musikalischen Geschehen. Man scheint sich förmlich jeden Kantenring der Snares, Tom-Toms und Bass-Drums vorstellen zu können. Über allem thront das Saxofon – mit typisch nasalem Klang und viel Kraft geblasen.

Bei Beethovens »Piano Concertos 2 und 4« (Steven Kovacevich, Sir Colin Davis, Label Pentatone) verwandelte der 321 das häusliche Ambiente in einen Konzertsaal. Kristallklar perlten die Klavierläufe, jeder Ton verriet die Kraft des Anschlags. Die Finger des Pianisten huschen sichtbar über die Tasten. Der Wadia macht süchtig. Er verwandelt CD-Klänge zu High-Resolution und macht aus MP3 nichtdatenreduziertes PCM – unabhängig davon, welche Musikgattung er gerade abspielt.

Messwerte  D/A-Wandler Wadia 321

Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N):   0,0016 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0014 %  
IM-Verzerrungen (CCIF):  0,0003 %


Störabstände:

Fremdspannung (20 kHz):   -95,9 dBr
Geräuschspannung (A-bewertet):   -98,2 dBr


Wandlerlinearität:

-50 dB:   0,004 dB
-60 dB:   0,001 dB
-70 dB:   0,001 dB
-80 dB:   0,004 dB
-90 dB:   0,007 dB


Sonstige:

max. Ausgangsspannung:   8,2 V 
Kanaldifferenz:   0,019 dB
Ausgangswiderstand:   1.190 Ω
DC-Ausgangs-Offset:   < 0,5 mV
(Alle Messungen bei »Volume 88« = 4,1 Volt)

Stromverbrauch:

Stand-by:   < 1 W
Leerlauf:   8,8 W

Hersteller:   Wadia, USA

Vertrieb:   Audio Reference, Hamburg

Modell:   321 Decoding Computer

Preis:   3.400 Euro

Garantie:   2 Jahre

Digital-Eingänge:   1 x USB, 2 x optisch (TosLink), 2 x Cinch (S/PDIF)

Ausgänge:   Stereo Cinch und symmetrisch (AES-EBU)

Besonderheiten:   digitale Lautstärkeregelung

Abmessungen (B x H x T):   45,5 x 9 x 45,5 cm

Gewicht:   11,5 kg

Audio Reference
Alsterkrugchaussee 435
22335 Hamburg

Tel. 040/53320359

www.audio-reference.de

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Der Wadia 321 ist mehr als nur ein D/A-Wandler. Seine Lautstärkeregelung arbeitet so perfekt, dass eine zusätzliche Vorstufe in jeder Beziehung überflüssig ist. Die Allianz mit Sonus Faber, McIntosh und Audio Research zeigt nicht nur beim gelungenen Design Früchte. Die lupenreine, natürliche und filigrane Wiedergabe macht süchtig. Selten habe ich das »Live In London«-Konzert von Leonhard Cohen eindringlicher und emotionsgeladener gehört. Noch nie endete ein Vergleich mit einem renommierten CD-Spieler für letzteren als solches Desaster. Dabei war ich überzeugt, dass ich im Laufe meines Testerlebens schon die besten Komponenten versammelt hatte. Der Wadia belehrte mich eines Besseren – er ist das fehlende Glied in der Kette. Wer ihn einmal erlebt hat, muss ihn haben. Gemessen am überragenden Klang geht der Preis von 3.400 Euro als Sonderangebot durch.   Hans-Ulrich Fessler

Wadia 321 Decoding Computer
Preis: 3.400 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
sehr gut
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

D/A-Wandler:
Wadia 321
Autor:
Hans-Ulrich Fessler
Datum:
13.10.2014
Hersteller:
Wadia