Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Schon das Gewicht von beeindruckenden 26 Kilogramm steht für mechanischen Aufwand, der seinesgleichen sucht. Dazu trägt die Spielerfront ihren Teil bei. Sie ist aus einem sechs Zentimeter starken Aluminiumblock auf stattliche vier Millimeter Dicke heruntergefräst ­– samt eingepressten Nadelrollenlagern für die beiden wuchtigen Drehknöpfe. Im Innern des MP 3000 HV (MP steht für Music Player) ist strikte mechanische Trennung angesagt. Wie in einem Hochsicherheitstrakt hausen die einzelnen Baugruppen wie das Digitalabteil, die D/A-Wandler plus Analogstufen, das für die Digitalsignalverarbeitung zuständige Netzteil, das Kraftwerk für die Analogsektion und die Ablaufsteuerung samt Display in eigenständigen Zellen.

Dicke Wände hindern sie daran, auf elektromagnetischem Wege mit den Nachbarn zu kommunizieren. Der Materialeinsatz erklärt sich schon dadurch, weil Aluminium nicht optimal abschirmt. Ein angenehmer Nebeneffekt des massiven Metallskeletts: Es wirkt wie eine Klimaanlage und hält die Temperatur auf konstant niedrigem Niveau. Essentiell war für die Herforder Entwickler, dass sich alle verwendeten mechanischen Werkstoffe nicht magnetisieren lassen. Das würde Energie entziehen, die später den Signalen fehlt. Das einzige ferromagnetische Material im Player besteht aus dem Kernblech eines der Netztrafos. In puncto elektromagnetischer Abschottung geht T+A sogar so weit, dass die Trennung zwischen Digital- und Analogsektion auch in separaten Netzkabeln für die jeweilige Sektion mündet. Damit entfällt ein Kopplungsweg im Spieler über die Netzteile; der Sternpunkt liegt weit außerhalb des MP3000 HV im häuslichen Stromnetz.

Ein weiteres Rückgrat des Music Players bildet ein teures CD-Laufwerk, das der auf optische Speicher spezialisierte Hersteller Stream Unlimited (ehemals Philips) beisteuerte. T+A verstaut es in einem Aluminium-Safe und lagert diesen schwimmend auf drei Stoßdämpfern. Der simple Schubladenantrieb war den Herfordern aber nicht gut genug, weshalb sie den CD-Transport präzise an zwei Schubstangen gleiten lassen. Die zugehörige Decoderplatine von Stream Unlimited übernahmen sie 1:1. Sie soll sich durch eine besonders akkurate Datenaufbereitung und eine effektive Fehlerkorrektur auszeichnen.

Mit der Entscheidung für das Laufwerk samt Decoder blieb die SACD außen vor, der MP 3000 HV kann sich deshalb voll und ganz auf die reine PCM-Wiedergabe (steht für Pulse Code Modulation, also einer Übertragung von zu Paketen geschnürten Digitaldaten) konzentrieren. Das gilt auch für die Digital-Eingänge oder die Netzwerkpforte. Die Wege über asynchrones USB oder per LAN versprechen den bestmöglichen Klang, weil von MP3 über CD noch deutlich höhere Taktraten verarbeitet werden können. Diese dürfen bis 192 Kilohertz und 24 Bit reichen.

Sorgfältiger Weg von Digital zu Analog

Damit nicht etwa Schwankungen im Taktsignal den Klang beeinträchtigen, bekämpft T+A den Jitter (richtige Daten zur falschen Zeit) mehrstufig. Zunächst werden die Digitaldaten am Empfängerbaustein (S/PDIF-Receiver) neu getaktet. Weil die Datenpakete auf dem Weg zu den D/A-Wandlern aber immer noch aus dem Gleichschritt kommen könnten, taktet T+A sie unmittelbar neben den Wandlern vorsorglich neu. Zuvor müssen sie aber noch raffinierte Rechenoperationen über sich ergehen lassen. Ein von den Entwicklern programmierter Digitaler Signalprozessor erlaubt vierstufig feine Klangkorrekturen, bevor die Datenworte die Pfade zu den Datenumsetzern beschreiten. Schon einer der hochintegrierten Konverter-Chips namens PCM 1795 vom amerikanischen Hersteller Texas Instruments würde ausreichen, um beide Stereokanäle zu wandeln. Er bietet sie sogar zweigleisig symmetrisch an. Damit wollte sich T+A aber nicht zufrieden geben. Die Herforder setzen gleich ein ganzes Quartett an Wandlerchips ein und kombinieren sie so geschickt, dass sich Wandler-Fehler, Restrauschen und Verzerrungen weiter minimieren sollen.

Apropos Verzerrungen: Das HV in der Typenbezeichnung steht für »High Voltage« und weist auf einen ganz besonderen Schaltungstrick in den aus Einzeltransistoren aufgebauten Analogstufen hin. Die Kleinsignalverstärker laufen mit einem Vielfachem der Spannung, die in »normalen« Playern üblich ist. Erreicht dort das Signal die Aussteuerungsgrenze, kommt es zu nichtlinearen (also nicht signalabhängigen) Verzerrungen, die durch kräftige Gegenkopplung ausgemerzt werden wollen. Durch mehr Volt »spreizt« T+A die Kennlinie, nutzt davon aber nur einen kleines, gerades Stück. Der Vorteil: Unabhängig von der Aussteuerung bleibt das Signal im linearen Bereich. Ein vergleichbares Verhalten weisen sonst nur Röhren auf, die mit mehreren hundert Volt betrieben werden und nur Kleinsignale auf gerademal zwei Volt Ausgangsspannung verstärken müssen.

Erfolgreiche Wellenjagd

Den so auf High End gezüchteten MP 3000 HV schafft man sich wohl kaum wegen der doch heftig datenreduzierten Stationen des Internetradios an. Trotzdem hat T+A auch den Rundfunk nicht etwa als nebensächlich abgetan. Ganz im Gegenteil: Neben dem Software-Internet-Tuner ist auch ein ganz normales UKW-Radio mit an Bord. Faszinierend, wie der Software-V-Tuner die Sender spezifiziert und sortiert; verblüffend, mit welcher Geschwindigkeit er durch die Sendelisten scrollt und Titel, Datenraten sowie die Stationsnamen anzeigt – und vor allem wie der T+A klanglich das Beste aus dem angebotenen Programm schöpft. Rock kommt erstaunlich frisch und packend, selbst Klassik nervt als Hintergrundmusik so gut wie nie.

Nachvollziehbar besseren Klang liefert das auf ultimative Wiedergabe gezüchtete CD-Abteil. Die Wiedergabe ist lupenrein und pieksauber. Der MP 3000 packt vehement zu, bringt die Lautsprechermembranen in Wallung und verschweigt kein noch so nebensächliches Detail. Und er besticht mit einer überzeugenden Räumlichkeit. Das Feintuning durch die vier umschaltbaren Filter – mal vordergründig, mal mild, mal analog oder betont natürlich – überlässt T+A dem Besitzer.

Die Intentionen der Programmierer zeigen sich beispielsweise bestens bei dem 1990 in Berlin live aufgenommenen Album »The Wall« vom Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters. Nummer eins, ein auf linealglatten Frequenzgang getrimmtes Standard-Filter, führt überdeutlich jedes Zingeln und Zappeln der Musiker vor, bildet den Potsdamer Platz breit, aber etwas flach ab.

Die nächste Variante vermeidet etwas mehr das durch die Digitalisierung bedingte Vor- und Nachmeckern bei Impulsen. Es gibt sich minimal dunkler, zeichnet nachvollziehbar mehr Raumtiefe und präsentiert die Musiker nicht ganz so direkt. Filter drei mit sehr kurzem Ein-, aber langsamem Ausschwingen erinnert stark an das Verhalten analoger Filter: Schlagzeug-Attacken oder Gitarrenriffs scheinen aus dem Nichts zu kommen, verklingen aber nachhaltig melodisch. Aus psychoakustischer Sicht ein optimales Verhalten. Evolutionsgeschichtlich ist der Mensch ja auf das Hören erster Ereignisse getrimmt. Das Knacken eines Ästchens im Rücken signalisiert Gefahr und sollte von keinem Störsignal vorangekündigt werden. Demzufolge sollte die »Vorverdeckung« nur sehr kurz sein; das Fenster für die »Nachverdeckung«, also das Ausschwingen der Schallereignisse, darf indes getrost weiter geöffnet werden.

Klanglich die beste Lösung

Filter 4, die letzte Variante, mit kurzem Ein- und Ausschwingen gibt sich ebenfalls natürlich und räumlich etwas enger. Es umreißt die Musiker mit noch schärferem Pinsel und betont noch mehr die tieferen Klangregionen. Ein Verhalten, das sich durch minimales »Ringing«, also zeitrichtigem Verhalten, erklären lässt. Jedes Vor- und/oder Nachklingeln verzehrt Energie, die dem eigentlichen Ereignis entzogen wird. So gesehen liefert Filter 4 die perfekte Rekonstruktion des Originalsignals.

Bei Klassik kam die Redakteursjury zu vergleichbaren Ergebnissen. Wenn etwa das Atlanta Symphony Orchestra die »Fanfare For The Common Man« von Aaron Copland (Label Telarc) anstimmte (Pop-Jünger erinnern sich an das Stück von der Gruppe Emerson, Lake and Palmer), kamen die ersten Schläge auf die Kesselpauken und Becken wie aus dem Nichts. Die anschließenden Bläser gaben sich aber etwas giftig. Filter zwei unterstrich noch etwas mehr die Hall-Anteile. Nummer drei bremste die Schlaginstrumente etwas ab, versetzte den Hörer auf weiter hinten liegende Plätze. Und schließlich beherrschte Variante vier die volle Dynamik, erwies sich als Favorit in puncto allerfeinster Nuancen und Natürlichkeit.

Das Netzwerk und die Wandlung von High-Resolution-Daten von der Festplatte erschließen ganz neue Klangwelten, weit jenseits der CD. Die Atmosphäre wird nochmals betont, die Räume nehmen noch mehr Gestalt an und die Emotionen gehen tiefer unter die Haut. Auch hier bestätigte sich der erste Eindruck der Filter-Charakteristika.

Das Prädikat »Highlight« wird dem facettenreichen Klang des MP 3000 HV nicht gerecht. Der Music Player schafft es als Client, als Wandler oder als CD-Spieler wie kein anderer, das Wesen der Musik, die Emotionen, zu vermitteln. Und dafür bleibt nur eine einzige Note: Referenz!

Messwerte CD-Player T+A MP 3000 HV


Verzerrungen:

Klirrfaktor (THD+N):   0,0014 %

IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0022 %  

IM-Verzerrungen (CCIF):  0,0004 %


Störabstände:

Fremdspannung (20 kHz):   -95,6 dBr

Geräuschspannung (A-bewertet):   -99,1 dBr


Wandlerlinearität:

-50 dB:   0,009 dB

-60 dB:   0,009 dB

-70 dB:   0,010 dB

-80 dB:   0,011 dB

-90 dB:   0,012 dB

 

Sonstige:

Ausgangsspannung:   4,8 V (Filter 1 und 4)

4,1 V (Filter 2 und 3) Pegeldifferenz 1,4 dB

Kanaldifferenz:   0,012 dB

Ausgangswiderstand:   168 Ohm


Stromverbrauch:

Stand-by: 1,8 W

Leerlauf:   24 W

Hersteller:   T+A Elektroakustik GmbH & Co. KG, Herford

Modell:   MP 3000 HV

Kategorie:   CD-Spieler

Preis:   8.700 Euro

Garantie:   2 Jahre

CD-Player:   CD, CD-R, CD-RW

Streaming Client:   MP3, WMA, AAC, OGG Vorbis, FLAC (bis 192/32), WAV (bis 192/32), AIFF (bis 192/32), ALAC (bis 96/24)

Sample-Rate:   32 - 192 Kilohertz

Eingänge:   LAN, WLAN, 2xUSB (Typ A und B), 2x digital optisch, 1x digital koaxial, 1x digital symmetrisch, externe Fernbedienung, UKW-Antenne, T+A link

Ausgänge:   digital koaxial, analog Cinch und symmetrisch

Besonderheiten:   Internet-Radio, UKW-Radio, WLAN, frontseitiger USB-Anschluss, CD-Text, regelbare Displayhelligkeit, Fernbedienung, App-Steuerung, umschaltbare Filter

 

T+A Elektroakustik GmbH & Co. KG
Planckstraße 9 – 11
32052 Herford

Tel.:   0 52 21 / 7 67 60
Fax.:   0 52 21 / 76 76 76


Internet:   www.ta-hifi.de
E-Mail:   info@ta-hifi.com

Es ist immer wieder faszinierend, mit welcher Perfektion T+A Ideen umsetzt: Die strikteTrennung zwischen Digital und Analog endet an gleich zwei Netzkabeln. Sie findet ihre Fortsetzung im Signalweg mit Optokopplern (Lichtschranken, die den drahtgebundenen Signalweg unterbrechen und sich gegenseitig die Daten zublinzeln) und i-Couplern (in Chips gepresste Miniatur-Übertrager) sowie in wirkungsvollen Maßnahmen zu Jitter-Unterdrückung. Noch zwei Beispiele: Mit einem D/A-Konverter geben sich die Entwickler aus Herford nicht zufrieden, es müssen gleich vier sein. Auch eine noch so komfortable Systemfernbedienung war zu wenig, und so programmierte T+A eine App, um den MP 3000 vom Tablet oder iPod aus steuern zu können. Das Schönste zum Schluss: Passend zur neuen Player-Referenz MP 3000 HV wartet T+A mit einem zum wuchtigen Design passenden Vollverstärker PA 3000 HV (ebenfalls mit High Voltage Technik) auf.   Hans-Ulrich Fessler

T+A MP 3000 HV
Preis: 8.700 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
gut - sehr gut
sehr gut
überragend
überragend

TEST

CD-Player:
T+A MP 3000 HV
Autor:
Hans-Ulrich Fessler
Datum:
26.08.2014
Hersteller:
T+A Elektroakustik