Schmal, leicht und für die Wandmontage geeignet: Nubert hat mit der Soundbar nuPro AS-2500 einen TV-Lautsprecher auf den Markt gebracht, der ohne viel Gehäusevolumen trotzdem voluminös klingen soll. Wie gut dem schwäbischen Boxenbauer diese Schlankheitskur gelungen ist, verrät unser Test.

Dumm, dass der Paketdienst den Primare SP32 lieferte, als keiner der Tester zugegen war, denn dadurch mussten sie am Tag danach den beim freundlichen Nachbarn hinterlegten riesigen Karton mit brutto gut 15 Kilogramm selbst in den zweiten Stock wuchten. Kann ein Vorverstärker so schwer sein? Bei dem Paketvolumen und der Masse könnte es sich genauso gut um einen asiatischen Topreceiver mit sieben diskret aufgebauten Endstufen handeln. Nein, der Blick in den Karton offenbart es: Es ist wirklich nur eine Vorstufe, die da in einem edlen, weißen Schlafanzug auf das Wecken wartet.

Das massive, gebürstete Metall, das man nach dem Auspacken vor sich stehen hat, strahlt das erwartete highendige und von Primare seit langem gepflegte Design aus, das eher an einen Tresor als an ein HiFi-Gerät erinnert. Eine kleine Pappschatulle gibt die Anleitung, das Netzkabel und die Primare-Systemfernbedienung preis. Schon nach einem Gespräch mit dem Hersteller im Vorfeld war klar: Primare ist endgültig in der gegenwärtigen digitalen Welt angekommen, denn vor das (Hör-)Vergnügen haben die Götter das Firmware-Update gesetzt. So landet das gute Stück erst einmal an einem Ende eines Nullmodem-Kabels im Office und danach erst im HiFi-Rack. Und dieses sollte genügend Platz aufweisen, denn der SP32 benötigt mit Zwischenraum zur Belüftung der Elektronik lässig über 20 Zentimeter in der Höhe und mit Steckern fix einen halben Meter in der Tiefe. Wenn er erst einmal steht, dann steht er gut und stabil, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Herstellern stellt Primare seine Komponenten absolut wackelfrei auf drei große Füße statt wie üblich auf vier.

Basis für Komfort

Der Blick auf die Rückseite verrät Teile des modularen Aufbaus, sind doch die Anschluss-Sektionen für Video, Digitalaudio und Steuerung nicht Teil der massiven Rückwand, sondern sitzen auf eigenen Modulen in den entsprechenden Aussparungen. Fest integriert haben die Entwickler analoge Ein- und Ausgänge, von denen es zahlreiche gibt, jeweils als Cinch-Anschlüsse und symmetrische XLR-Anschlüsse ausgeführt. Die in Studios üblichen XLR-Buchsen sitzen dort, wo in der Vollverstärker-Variante SPA22 die fünf Lautsprecherbuchsenpaare befestigt sind. Und für die Digitalaudio- und die Videomodule hat Primare bereits Upgrades für Sommer 2009 angekündigt, die dann Videosignalwandlung, Scaling, mehr HDMI-Eingänge und audioseitig die Decodierung von TrueHD und DTS-HD bieten sollen.

Das aktuelle Videoboard bietet zwar eine ausgezeichnete Performance, aber trotz seiner reichhaltigen Anschlüsse wenig Komfort: Analog und digital arbeiten völlig getrennt voneinander; das On-Screen-Display zeigt nur Analogausgänge. Alle Signale werden nur geschaltet, nicht gewandelt. Und drei HDMI-Eingänge dürften einigen Anwendern heute schon zu wenig sein. An digitalen Audioformaten fehlen dem Schweden nur die HD-Codes Dolby TrueHD und DTS-HD. Das ist eigentlich weniger schlimm, denn nach Norm sollten ohnehin die Player die Audiodecodierung vornehmen, denn nur so lassen sich alle Blu-ray Features uneingeschränkt nutzen. Der decodierte Datenstrom gelangt dann mit bis zu 7.1 Kanälen per unkomprimierter, verlustfreier PCM-Übertragung mittels HDMI in den Primare. Der Klangverlust bei PCM aus dem Player gegenüber Decodierung im Verstärker, wie er wegen hohem Jitteranteil (Taktungenauigkeiten) in preiswerteren Verstärkern und Receivern entsteht, tritt hier dank sorgfältigster Signalverarbeitung nicht zu Tage – die Nachrüstung des SP32 per späterem Upgrade ist eigentlich purer Luxus.

Leichte Einrichtung des SP32

Hat man den Primare erst einmal vollständig verkabelt, kann es mit dem Ausprobieren losgehen. Vorausgesetzt, man hat einen Bildschirm mit einem der analogen Ausgänge verbunden, denn sonst bekommt man das Menü nicht zu sehen, was lästig ist, hat doch das klare und dimmbare Frontdisplay eigentlich genug Zeichen und bietet Platz für eine zweizeilige Anzeige. Erst das Upgrade-Videoboard wird auch per HDMI das Menü darstellen. Das englische OSD selbst ist klar und knapp gehalten, etwas schmucklos, aber logisch und übersichtlich. Das gilt übrigens auch für die Bedienungsanleitung: Die Funktionsbeschreibung mit allen Grafiken findet auf gerade mal sieben (ja, wirklich nur sieben!) Seiten Platz. Das liegt an der klaren, knappen Beschreibung der Funktionen, an denen sich praktisch alle anderen Hersteller ein Beispiel nehmen sollten. Die beiliegende Primare-Systemfernbedienung hat nochmals eine gerätespezifische eigene Anleitung, die ebenso knapp und funktional gehalten ist. Auch im OSD täuscht die Schlichtheit der Aufmachung schnell über die erstaunlich weitreichende, tatsächliche Konfigurierbarkeit dieser Maschine.

Dass sich Eingänge frei konfigurieren lassen, ist heute fast schon selbstverständlich, für Non-HDMI-Audio aber einen Fall-Back-Eingang zuweisen zu können, nicht so ohne weiteres. Sperrt also beispielsweise ein DVD-Spieler seinen HDMI-Ausgang, weil er gerade eine SACD wiedergibt, schaltet der SP32 auf den Mehrkanal-Analogeingang. Auch das Bassmanagement, um das sich ein eigener Freescale DSPB56367 Processor kümmert, bietet Besonderheiten, lässt sich doch neben den üblichen Konfigurationen auch ein Modus »Double Bass« mit dupliziertem Bass einstellen, bei dem der Subwoofer auch die tiefen Frequenzen der eigentlich auf »Large« konfigurierten Frontlautsprecher erhält.

Auch Lip-Sync-Delay haben die Entwickler nicht vergessen. Ganz audiophil lässt sich per »ADC Gain« die Eingangsempfindlichkeit der Audio-Analog/Digital-Wandlung +/-12dB regeln. In eine Systemsteuerung integriert, wird der SP32 per Infrarot-Repeater oder RS-232 kontrolliert. Er selbst schickt zur Kontrolle externer Geräte drei, verschiedenen Betriebsmodi zuweisbare 12V-Schaltsignale aus. Zu guter Letzt lassen sich die Einstellungen Passwort-geschützt im Speicher sichern.


Energie auf allen Kanälen

Was asiatische Surround-Decoder dem Schweden voraus haben, ist eine Einmessautomatik. Beim Primare ist Handarbeit mit Bandmaß und Pegelmesser angesagt, dafür kann man sich dann aber auf seine eigener Hände Arbeit verlassen. Danach kann es losgehen. Und so probierten sich die Tester zunächst ganz zaghaft mit einer CD vom Denon DVD 2930 als Zuspieler. Hatten sie noch das viel verwendete Vorverstärkerteil des Vollverstärkers Denon AVC-A1HD im Ohr, entfleuchte einem Ohrenzeugen bei den ersten Primare-Klängen: »Der gibt ja richtig Gas!« Im Vergleich zum luftigeren, konturierten und eher leichtfüßig klingenden japanischen Amp haut der Primare ein echtes Pfund drauf, Instrumente gewinnen ungeheuer an Körper und Präsenz. Gleichzeitig rückt das ganze Geschehen einen Meter auf den Hörer zu in den Raum hinein. Bei all der Körperhaftigkeit bleiben die Konturen schön scharf, feine Texturen zeichnen sich noch genauer ab. Das war schon eine ganz andere Liga als der Vollverstärker, der zugegebenermaßen schon eine echte Referenz darstellt – in Sachen Ausstattung und eben auch Klang. Der Klangeindruck blieb, egal ob die Tester schnödes Stereo oder Surround in Form von Dolby ProLogic IIx spielten.

Hier musste also eine andere Referenz her – und damit der Vorverstärker Lexicon MC-12HD ran. Der kostet zwar mehr als das Doppelte des Primare, stellt aber durch seine legendäre Neutralität einen exzellenten Maßstab dar. Also alles auf Anfang und wieder die Yello-CD »The Eye« gestartet. Der Amerikaner klingt im Vergleich zum Schweden erst einmal »langweiliger« und zurückhaltender, in den »S«-Lauten jedoch noch etwas feiner und im Bass zwar subjektiv etwas weniger füllig, dafür präziser. Der Raum ist exakter in der Tiefe gestaffelt. Das Spektakuläre am Lexicon ist immer wieder, wie unspektakulär er tönt: Er klingt wie das sprichwörtliche Stück Draht – im wahrsten Sinne des Wortes eigentlich gar nicht.

Also klemmten die Tester nach dieser Eichung die Kabel wieder an den SP32. Und der schlägt sich verblüffend gut, zeigt aber weiterhin seinen eigenen Charakter mit seiner forschen Gangart und der dichten, aber vor allem in den Mitten ungeheuer fein konturierten Abbildung, beinahe so, als hätte jemand die Instrumente und die Sängerin mit einer Lupe näher herangeholt und die Konturen nochmals ein wenig nachgezogen. Fast wirkt der Primare ein wenig übermotiviert, so eine animierte Spielfreude vermittelt er im Vergleich zum Lexicon. Das könnte der ein oder andere Hörer fast schon als etwas aufdringlich empfinden.

High End auch im Heimkino

Zeit für die Tester, mehr Bits herbeizuschaffen. Die DVD-Audio »XXL« von Gordon Goodwins Big Phat Band verspricht hierfür mit 5.1 Kanälen à 96 Kilohertz und 24 Bit und einem irrwitzig dynamischen und breitbandigen Surroundmix schnelle Hörergebnisse. Der Lexicon stellt wie gewohnt die Musiker der fetzigen Band greifbar plastisch in den Raum, die die Tester in etwa auf der Entfernung der Lautsprecher umzirkeln. Also: Umklemmen auf den SP32. Der rückt die Musiker wieder einen guten Meter dichter in den Raum. Nur die Surroundortung stimmte plötzlich gar nicht mehr und es stellte sich heraus, dass der SP32 bei zwei ankommenden Surroundkanälen auch nur zwei weiterreicht, weshalb im 7.1-Testaufbau die rückwärtigen Surrounds verstummten. Experimente der Tester und Rücksprache mit dem Hersteller bestätigten, dass die aktuelle Firmware-Version eine 7.1-Aufbereitung von 5.1-Signalen nur bei Dolby Digital per PLIIx zulässt und auch nicht, wie viele andere Prozessoren, das Signal der seitlichen Surrounds in die rückwärtigen spiegelt. In 7.1-Setups verschiebt sich die Abbildung daher mit reinen 5.1-Quellen ein Stück nach vorne. Reine 5.1-Lautsprecherkonfigurationen berührt dies nicht.

Nach den unkomprimierten kamen die komprimierten Formate an die Reihe. In den Berliner Teldec-Studios entstand Till Brönners audiophile Direktschnitt-Aufnahme »A Night In Berlin«, die in Dolby Digital 2.0 und 5.1 in 24 Bit plus DTS 96/24 auf DVD vorliegt. Der SP32 spielt diese mit Dolby Digital erwartungsgemäß, die mit Besen gespielte Snare zeigt eine feine Textur, Brönners Trompete schmeichelt mit feinem, warmem Timbre, die Klavieranschläge zeigen eine gute Attacke. Die Tester verblüffte aber das Klangbild beim Umschalten auf DTS 96/24, denn das Klangniveau blieb, wo Lexicon und Denon einen deutlichen Gewinn an Feinzeichnung und Ruhe gegenüber Dolby demonstrieren. Leider zeigt der SP32 nicht an, welches Sub-Format eines Codecs gerade aktiv ist, und obwohl die Bedienungsanleitung DTS 96/24 ausweist, kam der Eindruck auf, er spiele nur den DTS-Basis-Code. Wohl bemerkt: Es klang sehr gut, aber der sonst deutliche Gewinn gegenüber der Dolby-Spur blieb aus. Eine Gegenprobe mit anderen DVDs zeigte das gleiche Ergebnis. Mit dem Verdacht, er spiele überhaupt immer nur den Core, checkten die Tester DTS-ES 6.1-Signale von diversen DVDs – und die verarbeitet der Primare ganz problemlos.

 

Primare SP-32



Analog-Audioeingänge

2 XLR
8 Cinch

Digital-Audioeingänge

1 XLR
3 Cinch
3 TOSlink

Videoeingänge
4 Composite (FBAS)
3 S-Video (YC)
3 Component (YUV)
3 HDMI

Analog-Audioausgänge
1 7.1-XLR
1 7.1-Cinch
1 Cinch (Record)
1 Zone 2

Digital-Audioausgänge
1 Cinch
1 TOSlink

Videoausgänge

1 Composite (FBAS)
1 S-Video (YC)
1 Component (YUV)
1 HDMI
1 Composite (FBAS) Zone2
1 S-Video (YC) Zone2

Anschlüsse zur Steuerung
1 Infrarot (Miniklinke)
2 12V-Trigger
1 RS-232

Abmessungen/Gewicht

430 x 385 x 180 mm (B x H x T)
12 kg

Besonderheiten
Digitaleingangs-/-decoderboard upgradebar
Videoeingangs-/-processorboard upgradebar
12V-Trigger mit einstellbarer Verzögerung

 

Primare bietet mit dem SP32 ein in Sachen Video- und Digitalaudio-Eingängen sowie Decodierung modular aufgebauten Vorverstärker von tresorartiger Materialanmutung. Die eigenwillige, aber logische Handhabung bedarf kurzer Gewöhnung. Die Anleitung besitzt durch ihre Knappheit und Klarheit Vorbildcharakter. Der modulare Aufbau der entscheidenden Baugruppen verheißt lange Zukunftssicherheit. In der aktuellen Version könnte man allenfalls die nur drei HDMI-Eingänge, mangelnde HD-Audio-Decoder und leicht eingeschränkte 7.1-Kompatibilität ankreiden – Primare hat jedoch bereits für alle drei Kritikpunkte Modul-Upgrades und Firmware-Updates angekündigt. Der SP32 klingt sehr direkt, straff und stets mit feiner Textur bei sehr kompakter, aber präziser Räumlichkeit, kurz: sehr forsch und dabei fein auflösend. High End und Surround schließen sich halt nicht aus, wenn es so gemacht wird. Gratulation nach Schweden.     Raphael Vogt

Primare SP32  
Preis: 4.495 Euro  
Garantie: 2 Jahre  
sehr gut
sehr gut
hervorragend
sehr gut

TEST

Heimkino:
Primare SP32
Autor:
Raphael Vogt
Datum:
15.04.2009
Hersteller:
Primare