Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Mittlerweile ist die Magnat anfangs entgegengebrachte Skepsis in Bezug auf die Fertigung hochwertiger Elektronik längst verflogen. Insbesondere die Verstärker RV 1 und RV 2 haben sich einen exzellenten Ruf erarbeitet, der nicht nur auf ihrem Preis-Leistungsverhältnis fußt. Statt sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, bringt das in Pulheim bei Köln beheimatete Unternehmen jetzt den RV 3 auf den Markt. Für rund 2.700 Euro wechseln fast 20 Kilogramm Gewicht den Besitzer. Ohne Frage ist das Modell 3 der bisher schönste Amp der RV-Serie. Seine Optik versprüht die Kraft eines großen Acht-Zylinder-Motors.

Zwei massive, aufgefächerte Kühlkörper sorgen für diesen Eindruck. Sie dienen der Wärmeabfuhr von den Toshiba-Leistungstransistoren, die sich direkt darunter befinden. Halt, war da nicht von Röhren die Rede? Magnat setzt für die Vorverstärkung Röhren des Typs ECC82 ein, je eine pro Kanal. Deshalb ist der RV 3 genau gesagt ein Hybrid-Röhrenverstärker, weil er Musik mit zwei unterschiedlichen Prinzipien verstärkt. Womit wir bei der Leistung sind, die bei Röhrenkonstruktionen häufig durch Abwesenheit glänzt. Mit 254 Watt an vier Ohm im i-fidelity.net-Labor gemessener Leistung ist diese Maschine jedoch auch in der Lage, hungrige Lautsprecher zufriedenzustellen.

Wie mustergültiges High End auszusehen hat, zeigen sowohl die kompakte Metall-Fernbedienung als auch die massive, acht Millimeter starke Frontplatte. In deren Zentrum sitzt der große, präzise laufende Lautstärkesteller, der das teure ALPS-Poti im Inneren des Verstärkers bedient. Neben dem Netzschalter gibt es nur noch den Balance-Regler und die Quellenwahl für insgesamt fünf Eingänge. Dazu gehören auch eine vollwertige Tape-Schleife und ein Phonoeingang, der sich sowohl mit MM- als auch mit MC-Tonabnehmern versteht. Für Nutzer von Kopfhörern bietet der RV 3 ebenfalls einen Anschluss.

 

 

Eine Augenweide ist die handliche Fernbedienung, die lediglich vier Taster besitzt: zwei für die Lautstärkeregelung, je einen für Mute und Eingangswahl. Damit erfüllt sie perfekt ihren Zweck. Dass der RV 3 aber nicht nur unter puristischen Gesichtspunkten entwickelt worden ist, zeigt der Blick auf die Rückseite. Hier finden sich zum Anschluss für die Lautsprecher nämlich nicht nur die üblichen vier, sondern insgesamt acht Terminals. Dabei dienen die zusätzlichen Klemmen nicht dem Anschluss eines zweiten Lautsprecherpaares, sondern dem sogenannten Bi-Wiring: Sind entsprechende Lautsprecher vorhanden, können Tief- und Mittelhochton über zwei Leitungen versorgt werden. In den meisten Fällen führt diese Variante zu einer präziseren Ortung und konturierterem Tiefton.

Keine Geheimnisse

Verstärker, die unter puristischen Aspekten entwickelt wurden, verweigern oftmals Informationen über ihren Betriebszustand. Nicht selten werden Nutzer irritiert, weil sie nicht wissen, welche Funktion beim Gerät gerade aktiviert ist. Hierfür haben die Magnat-Entwickler ein rundes, auskunftsfreudiges Display spendiert. Nach dem Einschalten des RV 3 begrüßt es einen mit den Worten »Warm up«. Ein Balken zeigt die fortschreitende Zeit exakt an. Im Anschluss sieht man den gewählten Eingang, und bei der Veränderung der Lautstärke zeigt der Magnat, ob der Pegel steigt oder sinkt. Mehr braucht niemand.

Sollte der Besitzer versehentlich im Betrieb Plus- und Minusleitung am Ende des Lautsprecherkabels verknüpfen oder die Röhren einen Fehler aufweisen, wird die Schutzschaltung des RV 3 aktiviert. Im Display ist dann das englische Wort »Protect« zu lesen. Es gibt an der Ausstattung dieses Verstärkers also wirklich nichts zu meckern, im Gegenteil, sie ist absolut praxisgerecht und sinnvoll. Für den Test schickten wir Signale von den Quellen Audionet ART G3 und dem Plattenspieler Clearaudio Anniversary in Richtung des RV 3, bei den Lautsprechern durften die Dali Epicon 6 und die Amphion Argon 3L ran. Die Anlage war durchgängig mit HMS verkabelt.

Den Auftakt des Hörtests bildete Al di Meola mit »Zona Desperata«. Dieser Titel lebt nicht nur von Meolas Gitarre, sondern vor allem von der den Rhythmus treibenden Perkussion und dem dezenten, aber sehr groovigen Bass. Spätestens beim Einsatz der feinen Beckenschläge müssen viele Verstärker aufgeben, weil sie nur böse zischeln. Dem RV 3 gelingt hingegen das Kunststück, die Becken hell, fein und äußerst harmonisch abzubilden. Insbesondere bei Röhrenverstärkern tritt oftmals der Effekt auf, dass die Schlagbleche klingen, als ob sie mit Honig übergossen wären. Dafür gibt es bei diesem Test jedoch keinerlei Anzeichen.

Emotionale Intelligenz

Was den Hörtest wie ein roter Faden durchzieht, ist der Eindruck, dass das Entwicklungsteam dieses Verstärker wirklich gehört und optimiert hat. Denn der RV 3 hat einen ausgeprägten Hang zur Musikalität. Das heißt, er gibt nicht einfach nur neutral wieder, sondern interpretiert die ihm angebotenen Titel auf seine Weise. Die Art, wie er das tut, ist mit attraktiv nur unzulänglich beschrieben. Wenn Musik dazu da ist, Dinge auszudrücken, die sich mit der Sprache nicht mehr beschreiben lassen, dann ist der Magnat ein wirklich gutes Übertragungsmedium.

Sein hervorragendes Klangvermögen bietet der RV 3 nicht nur über die Hochpegeleingänge an, sondern auch über den Phonoeingang. Was bei anderen Komponenten einfach ein Punkt in der Ausstattungsliste bedeutet, genießt bei Magnat einen sehr hohen Stellenwert. So wird das vom Clearaudio Stradivari abgetastete LP-Signal von Supertramps »Logical Song« zum eindrucksvollen Statement für den Erhalt dieses Tonträgers. Textverständlichkeit, Feindynamik und vor allem die Homogenität sind eindrucksvoll. Lediglich zur Berieselung taugt das Klangbild nicht – zu offensiv zieht der RV 3 den Hörer ins Geschehen.

Messwerte Vollverstärker Magnat RV3

Leistung:

Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD):   254 W
Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD):   151 W

Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm):   0,097 %
IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm):   0,38 %
IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm):   0,0011%
 
Störabstände:
Fremdspannung (- 20 kHz):   -88,3 dB
Geräuschspannung (A-bewertet):   -98,8 dB
 
Sonstige:
Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm):   127 kHz

Kanaldifferenz:   0,03 dB

Eingangswiderstand:   9,6 kOhm

DC-Ausgangs-Offset:   ca. 15 mV

Stromverbrauch:

Leerlauf:   63 W

Abmessungen (B x H x T):  43,5 x 16 x 36,5 cm
Gewicht:   20 kg

 

Hersteller:   Magnat

Modell:   RV 3

Kategorie:   Hybridröhrenvollverstärker

Eingänge:   Phono MM/MC, CD, Radio, Aux, Tape

Ausgänge:   Pre-Out, Tape-Out, Bi-Wring-Terminal für Lautsprecheranschluss, 6,3-mm-Klinke für Kopfhörer

Fernbedienung:   Lautstärkeregelung, Mute, Eingangswahl

Röhrenbestückung Vorstufe:
   2 x ECC82

Displayanzeige:   Gewählter Eingang, Lautstärke rauf/runter, Mute, Schutzschaltung aktiviert


Verkaufspreis:
   2.700 Euro
Garantie:   2 Jahre

 

Magnat Audio Produkte GmbH

Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim

Tel.: 0 22 34 / 80 70

Internet: www.magnat.de

Der Hybrid-Röhrenvollverstärker Magnat RV 3 klingt absolut überzeugend, er sieht blendend aus und ist vernünftig ausgestattet. Wer sich heute Zeit zum gleichermaßen konzentrierten wie entspannenden Hören nimmt, dafür sein Mobiltelefon und andere Unterbrechungsquellen ausschaltet, wird von diesem Verstärker mit echter Klangkultur belohnt. Der dafür veranschlagte Preis von 2.700 Euro würde ihm locker einen »Preistipp« einbringen. Aber einen solchen Verstärker kauft man nicht, um Geld zu sparen, sondern um Musik in hoher Klangqualität zu genießen. Deswegen ist der Magnat RV 3 für i-fidelity.net ein echtes Highlight!   Olaf Sturm

Magnat RV 3
Preis: 2.700 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
Magnat RV 3
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
17.06.2013
Hersteller:
Magnat