With the Diamond series, Vincent is launching a special edition of the premium SA-T7MK preamplifier, which was only revised last year and has an excellent sound. Why are they doing this?

Eine acht Millimeter starke Aluminium-Frontplatte, silbrig glänzende Treble-, Bass-, Input- und Volume-Regler, ein beleuchtbares Bullauge, hinter dem sich eine Röhre zeigt – schon optisch macht der brandneue Vincent SV-237 viel her. Äußerlich erinnert er stark an seine älteren Brüder SV-236 und SV-236 Mk; dank seiner auf Vordermann gebrachten inneren Qualitäten soll er das Erbe der bis dato erfolgreichsten Vincent-Vollverstärker antreten.

Für das Schaltungslayout, für die Auswahl der Bauelemente und für mehr Leistungsreserven an komplexen Lasten engagierte die im Badischen ansässige Sintron GmbH, der Lieferant von Vincent, einen renommierten Spezialisten für Analog-Elektronik. Zu den Referenzen des deutschen Entwicklers, dem Diplom-Ingenieur Frank Blöhbaum, zählen unter anderem die Referenz-Vor- und Endstufen Thorens TEM 3200 und TEP 3800 sowie eine automatische Arbeitspunktregelung bei den großen T.A.C.-Röhrenverstärkern. Im Interview mit i-fidelity.net verrät er die Schaltungsraffinessen, mit denen er jetzt den SV-237 auf Referenzkurs gebracht hat.

Ob soviel technischem Feinschliff stand die Cinchbuchsen-Vielfalt mit fünf Mal Line-In und je einem Pre- und Rec-out eher hinten an. Zum Einschleifen einer Subwoofer-Weiche wäre ein Main-In hilfreich. Analog-Freaks hätten sich beim Blick auf die Röhre nach einem Phono-Eingang gesehnt. Doch solcherlei Youngtimer lässt Vincent im Regen stehen und spannt lieber den Schirm über einer USB-Pforte für MP3-Player. High-Resolution-Downloads müssen leider draußen bleiben, weil der dahinter sitzende Konverter den Datentransfer auf 48 Kilohertz limitiert. Zum Trost gibt es zwecks Bi-Wiring ein doppelt vorhandenes Lautsprecherterminal, das sowohl Bananenstecker als auch Drahtenden beliebiger Stärken aufnimmt.

Ob der Vincent damit auch kritische Lautsprecher befeuern kann, musste er beim Hörtest an der in Fachkreisen hochgelobten Isophon Vieta beweisen. Zwei ins Innere verlagerte Tieftöner entlassen – nach dem Bandpass-Prinzip – ihre Bassanteile über einen Schlitz in der Front. Seitlich angeordnete, zusätzliche Treiber tragen zu einer verbesserten räumlichen Abbildung bei. Ihre vollen Qualitäten entfaltet die Vieta mit leistungsstarken, impedanzstabilen Verstärkern. Und dafür war der Vincent wie geschaffen, wie der Hörtest bewies. Das Auffälligste im Zusammenspiel Vincent und Vieta war eine stoische Ruhe im Klangbild.

Dynamischer Zeitgenosse

Der SV-237 nagelte die Interpreten felsenfest und dreidimensional sichtbar an ihren von den Toningenieuren vorgesehenen Plätzen fest. Als zweites Faszinosum erwies sich die unbändige Dynamik, mit der der Vincent jede noch so feine Pegeländerung umsetzte. So jedenfalls lauteten die ersten Eindrücke beim Klassik-Check mit der Faust-Symphonie, gespielt unter Eliahu Inbal. Bei der 1992 aufgenommenen CD hatte sich das Label Denon für das sogenannte »One-Point-Recording« entschieden, eine Aufnahmetechnik ohne Stützen mit nur zwei Kugelmikrofonen. Mithin eine Anordnung, die Instrumente untereinander besonders ausgewogen einfängt. Wenn etwa im letzten Satz der Schlusschor mit einem Text aus dem zweiten Teil von Goethes Faust einsetzt und das Orchester die Gesangsstimmen großflächig umwabert, zeichnete der Vincent den Raum und die Bühne fast sichtbar nach. Sauber trennte er das Orchester von den Gesangsstimmen, vorstellbar unterfütterte er den Tenor mit den Hallanteilen vom Aufnahmeraum, dem Berliner Schauspielhaus.

Der SV-237 beschönigte nichts, unterschlug aber auch nichts von der Fülle, der stürmischen Kraft und dem Frequenzumfang des Orchesters. Jedes Detail war durchhörbar, und selbst im größten Orchestergetöse ging die überlagerte Orgel nicht unter.

Szenenwechsel: Als langjähriger Schiedsrichter bei fast allen Hörtests gilt noch immer »La Folia«. Die mittelalterliche Tanzmusik, gespielt vom Atrium Musicae de Madrid, wurde 2003 unter dem Label Harmonia mundi auch als SACD gepresst, und die wird mittlerweile zu Liebhaberpreisen gehandelt. Schier unglaublich, wie der Vincent Gitarren, Flöten, Violinen, Kontrabässe, Kastagnetten, Schlaginstrumente und Stimmen zu einem melodischen Reigen mit einem Feuerwerk an Dynamik zusammenfügte. Der Amp hielt die vielschichtigen Klangfiguren pieksauber auseinander und arbeitete die jeweiligen Charaktereigenschaften vorstellbar heraus.

Bitte keine falschen Assoziationen

Wer mit Röhrenverstärkern Kaminfeuer und Plüschsofa verbindet, also einen heimeligen, warmen Schmuseklang, den belehrt der SV-237 eines Besseren. Er packte unbarmherzig zu und folgte praktisch verzögerungsfrei jeder noch so schnellen Tempi-Änderung. Je nach musikalischem Inhalt schlüpfte er mal in die Rolle einer bissigen Raubkatze oder aber eines handzahmen Schmusekaters.
Beispielsweise beim atmosphärisch dichten Konzertmitschnitt des mittlerweile 78-jährigen Leonhard Cohen aus der O2-Arena in London. Der Vincent schaffte es, das Konzert samt Wunderkerzen und dem Schein von massenhaft Feuerzeugen ins Wohnzimmer zu zaubern. Cohens Stimme war so authentisch, wie ich sie beim Open-Air-Konzert im letzten Jahr auf der Waldbühne in Berlin erlebte. Der Vincent rief bei der eindringlichen Slide-Gitarre, beim näselnd-einschmeichelnden Sound des Saxofons das vergleichbare Gänsehaut-Feeling wie damals live in Berlin wieder wach.

Chapeau! Der SV-237 ist der beste Verstärker in seiner Preisklasse und bekommt von i-fidelity.net den Referenzorden verliehen.

mit Diplom-Ingenieur Frank Blöhbaum

i-fidelity.net:   Herr Blöhbaum, hätte man einen ähnlichen Klang auch mit FET-Transistoren erreichen können?

Frank Blöhbaum:   Grundsätzlich strebe ich danach, einen Verstärker zu bauen, der das Originalsignal möglichst wenig verfälscht – der berühmte verstärkende Draht. Schaltungen entwerfe ich immer unter Einsatz moderner Simulationstools wie zum Beispiel »Spice«, die dafür notwendigen Röhrenmodelle entwickle ich selbst. Messungen erfolgen mit meinem Rohde & Schwarz UPL – in puncto Schnittstellen und Bedienung nicht gerade modern, aber für komplexere analoge Messungen wie Spektralanalyse über Aussteuerung und Frequenz ist das nach wie vor eines der besten und zuverlässigsten Geräte.
Zuerst müssen die Verstärker technisch einwandfrei sein – dann kommt das Hören. Klang ist dabei etwas Relatives und jeder ambitionierte Hörer versteht darunter etwas anderes. Meine Verstärker sollen über Kraft und Kontrolle verfügen, also einen kräftigen, aber dabei sauberen Bass reproduzieren. Die Hochtonauflösung muss gleichzeitig möglichst klar und fein aufgelöst sein, ohne Härten aufzuweisen. Also ohne analytische Kälte oder Schärfe, eine möglichst hohe Durchsichtigkeit des Klangbilds...
Unvermeidliche Abweichungen vom Konzept des »verstärkenden Drahts« sollten so sein, dass sie unser Hörempfinden nicht beeinträchtigen. Das bedeutet, dass Verzerrungen möglichst niedrig sein sollen und auf diesem kleinen Niveau eine Struktur aufweisen, die von unserem Ohr als angenehm empfunden wird. Ich setze Röhren also nicht ein, um zu sounden, sondern um einen möglichst linearen Verstärker zu realisieren. Damit unterscheide ich mich sicherlich vom harten Retro-Kern der Röhrenliebhaber.
Warum setze ich für einen möglichst linearen beziehungsweise möglichst sauber verstärkenden Amp lieber Röhren ein als FETs? Dafür gibt es mindestens zwei Gründe. Erstens: Röhren werden mit vergleichsweise hohen Betriebsspannungen betrieben. Bei einer Anoden-Kathoden-Spannung von beispielsweise 150 Volt ist ein Tonsignal von 10 Volt an der Anode immer noch eine Kleinsignalaussteuerung in einem linearen Bereich der Kennlinie, die bei geeigneter Auswahl von Röhrentyp und Arbeitspunkt eine verzerrungsarme Verstärkung ermöglicht. Bei einem FET mit typisch 15 Volt Drain-Source-Spannung haben wir dagegen ganz andere Größenordnungen; da bedeuten 10 Volt ein signalabhängiges Durchlaufen von großen Teilen der Kennlinie unter Mitnahme der Bereiche, in denen bereits erhebliche Signalverzerrungen auftreten. Diese Verzerrungen sind unsymmetrisch und aussteuerungsabhängig. Mit einer Verstärkerstufe gibt es kräftig k2, mit zwei dieser Verstärkerstufen entstehen k3 und höhere Anteile. FETs sind deshalb geeignet für die Verstärkung sehr kleiner Signalpegel, zum Beispiel in MC-Vorverstärkern für die Phonostage. In Line-Level-Amps sind Röhren meiner Meinung nach die bessere Wahl.
Zweitens: Röhren haben deutlich geringere parasitäre Kapazitäten als FETs. Diese Kapazitäten sind zudem nicht konstant, sondern spannungsabhängig – also abhängig von der aktuellen Signalamplitude. Auch das führt bei FETs zu unsymmetrischen und aussteuerungs- und zudem frequenzabhängigen Verzerrungen. Man kann das natürlich minimieren, durchaus auch auf ein kaum noch messbares Niveau – aber dafür ist dann ein sehr viel größerer Schaltungsaufwand notwendig als mit der vergleichsweise einfachen Röhrenschaltungstechnik. Und einfacher ist meistens besser...
Zusammengefasst führt die Verwendung von FETs statt Röhren in Line-Stufen zu Verzerrungen, deren Struktur sich aussteuerungs- und frequenzabhängig ändert. Damit ändert sich der Klang, besser gesagt die Klangfarbe mit der Lautstärke und der Frequenz. Technisch gesprochen verändert sich das Oberwellenspektrum sowohl in seiner absoluten Höhe als auch im Verhältnis der Oberwellen zueinander mit der Aussteuerung und der Frequenz. Da Musik typischerweise nicht aus eingeschwungenen Sinustönen besteht, sondern aus einer Abfolge von Impulsen, haben wir bei Verwendung von Verstärkerstufen jenseits des Kleinsignalbetriebs, was typisch für einfachere Halbleiterschaltungen ist, extrem gesprochen einen komplexen Oberwellenmodulator, dessen Ausgangsspektrum sich mit dem momentanen Musiksignal ständig ändert. Das führt zu einem als unruhig empfundenen Klangbild. Das möchte ich vermeiden, deshalb der Einsatz von Röhren.


i-fidelity.net:
   Warum nehmen Sie zweimal den Röhrentyp 6N1P und einmal ECC 83?

Frank Blöhbaum:   Der Arbeitspunkt und die Nutzung bestimmter Kennlinienbereiche ist entscheidend für einen möglichst linearen Verstärker. Die ECC83 wird als erste Verstärkerstufe eingesetzt. Sie ermöglicht bei einfacher Schaltungstechnik eine hohe Verstärkung. Mit guter Linearität kann sie aber nur betrieben werden, wenn die Pegel moderat sind. Das ist bei der ersten Verstärkerstufe der Fall und wird zusätzlich durch die verwendete Schaltungstechnik mit lokaler Gegenkopplung abgesichert. Die zweite Verstärkerstufe, in der höhere Signalpegel auftreten, sowie der Treiber für die Endstufe wurden mit der 6N1P realisiert. Diese Röhre kann gegenüber der ECC83 über deutlich größere Bereiche der Kennlinie mit sehr guter Linearität ausgesteuert werden. Die 6N1P hat gegenüber der ECC83 die größeren Reserven bezüglich Aussteuerfähigkeit, wenn eine möglichst saubere Verstärkung im Vordergrund steht. Als Treiberröhre ist die 6N1P ideal, da sie zudem über sehr kräftige Kathoden mit großer Emissionsfläche verfügt. Die Kathoden erinnern an die von Endröhren wie etwa der EL84. Folgerichtig war die 6N1P auch für Impulsanwendungen zugelassen mit Impulsströmen von bis zu 2 Ampere. Im SV-237 kommen typischerweise die Langlebensdauerversionen 6N1P-EW oder 6N1P-WI zum Einsatz.
In einer Sonderserie wird anstelle der 6N1P die amerikanische 6BQ7A als JAN- für Joint Army Navy qualifizierte Röhre, also als besonders langlebige Militärröhre mit einer Lebensdauer über 10.000 Stunden im SV-237 ohne Preisaufschlag eingesetzt werden. Die JAN 6BQ7A und die 6N1P können im SV-237 ohne Änderung gleichwertig verwendet werden. Die JAN 6BQ7A sind originale »Made in U.S.A.«-Röhren.
Alle Röhren werden weit jenseits ihrer Grenzdaten und mit geregelter Betriebsspannung betrieben, so dass eine sehr lange Lebensdauer von typisch mehr als 20.000 Stunden erwartet werden kann – für die meisten Besitzer eines SV 237 wird ein Röhrenwechsel nie nötig sein. Falls doch, gibt es bei Sintron ein gut gefülltes Lager an Röhren für den SV-237.


i-fidelity.net:   Was verstehen Sie unter einer Phasenreserve von 90 Grad in der Endstufe?

Frank Blöhbaum:   Die Endstufe ist lokal gegengekoppelt. Im Gegensatz zu manchen Ihrer Fachkollegen bin ich der Überzeugung, dass gegengekoppelte Verstärker sehr wohl hervorragend Musik wiedergeben können – man muss es nur richtig machen. Grundsätzlich lege ich Verstärker so aus, dass sie bereits im nicht gegengekoppelten Zustand absolut stabil und sehr verzerrungsarm laufen. Dazu realisiere ich eine hohe Bandbreite mit hoher Phasenreserve – beides gleichzeitig zu haben, ist die eigentliche Schwierigkeit beim Design gegengekoppelter Verstärker! Wenn dann die Gegenkopplungsschleife geschlossen wird, erhält man fast immer einen Verstärker mit herausragend guten klanglichen Eigenschaften. Die Phasenreserve bestimmt das Einschwingverhalten des gegengekoppelten Verstärkers. Bei einer nicht vorhandenen Phasenreserve wird aus einem Verstärker ein Generator – es schwingt. Bei 30 Grad Phasenreserve ist ein Verstärker zwar stabil, aber eine impulsförmige Signalanregung führt zu einem »Ausklingeln« des Ausgangssignals, es gibt aperiodische Ausschwingvorgänge, die natürlich klanglich sehr schädlich sind. Eine Phasenreserve von 90° ist ideal, da es so keinerlei Überschwinger und ein perfektes Impulsübertragungsverhalten gibt. Zudem ist der Verstärker dann auch mit kapazitiven Lasten wie exotischen Lautsprecherkabeln nicht aus der Ruhe zu bringen. Die meisten gegengekoppelten Verstärker am Markt haben eine Phasenreserve von 60 Grad oder weniger und reagieren empfindlich auf komplexe Lasten. Die Realisierung einer hohen Phasenreserve von idealerweise 90 Grad – bei hoher Bandbreite – ist also die entscheidende Voraussetzung für einen gut klingenden, gegengekoppelten Verstärker. Das bedeutet aber auch Aufwand in der Schaltungsentwicklung.
Etwas ketzerisch formuliert: Es ist deutlich schwieriger, einen sauber durchentwickelten, gegengekoppelten Verstärker zu realisieren als einen nicht gegengekoppelten. Bei fehlender Gegenkopplung wirken sich Designfehler zum Beispiel im höherfrequenten Übertragungsbereich nicht so gravierend aus, es besteht beispielsweise keine hochfrequente Schwinggefahr. Dafür ist die erreichbare Sauberkeit der Wiedergabe unnötig eingeschränkt. Man muss schlicht deutlich mehr Zeit investieren, um einen sehr guten gegengekoppelten Verstärker zu realisieren. Wenn man das tut und auf die entscheidenden Parameter wie Bandbreite, Phasenreserve, Arbeitspunktstabilität achtet, ist der gegengekoppelte Verstärker meistens die klanglich bessere Alternative – und er ist flexibler an verschiedensten Lautsprechern einsetzbar. Stichwort: Dämpfungsfaktor und Lautsprecherkontrolle.


i-fidelity.net:
  
Wie sind die Endstufen aufgebaut?

Frank Blöhbaum:
   Die Endstufenstruktur ist ein komplementärer Leistungsverstärker mit Differenzverstärker im Eingang. Dieser Differenzverstärker ist eine stromquellengestützte Kaskode und wurde ausschließlich mit diskreten JFET-Transistoren vom Typ 2SK170 realisiert. Der 2SK170 ist ein extrem rauscharmer JFET-Transistor, der eigentlich mal für MC-Pre-Preamps entwickelt wurde. Zusätzlich hat er sehr kleine Kapazitäten und ermöglicht die Realisierung linearer Verstärker mit sehr hoher Bandbreite.
Als Leistungstransistoren wurden sehr schnelle Bipolartransistoren modernster Bauart eingesetzt. Mit dieser Grundstruktur wird einerseits eine hohe Open-Loop-Bandbreite sichergestellt, andererseits wird das Übertragungsverhalten der Endstufensektion maßgeblich von der Stufe bestimmt, die das Eingangssignal mit einem Teil des Ausgangssignals – Stichwort Gegenkopplung – vergleicht und etwaige Fehler der Leistungstransistoren korrigiert. Hier muss ich nochmals betonen, dass das erste Designziel immer ist, diese Fehler schon ohne irgendwelche Korrekturmaßnahmen durch geeignete Bauteileauswahl sowie Schaltungsauslegung und Wahl der Arbeitspunkte so gering wie möglich zu halten. Die Korrektur dieses geringen verbleibenden Restfehlers erfolgt beim SV-237 maßgeblich durch den JFET-Kaskode-Differenzverstärker, der wiederum eine röhrenähnliche Übertragungscharakteristik hat und so optimal an den reinen Röhrenvorverstärker im SV-237 angepasst ist – volkstümlich gesprochen wird der Röhrenklang nicht vom Transistorverstärker versaut.
JFET-Transistoren sind zwar vorzüglich für Audio geeignete Transistoren, haben aber den Nachteil relativ hoher Serienstreuung ihrer statischen Parameter wie der Gate-Source-Cutoff-Spannung. Das führt beim Einsatz im Differenzverstärker unter Serienbedingungen ohne weitere Gegenmaßnahmen zu erhöhten Offset-Spannungen. Auch dann, wenn wie im SV-237 selektierte Paare eingesetzt werden. Im SV-237 kommt deshalb zusätzlich eine aktive Servoregelung zum Zuge, die den DC-Offset am Ausgang der Endstufe überwacht und entsprechend korrigiert.
Nochmals zum Leistungstransistor: Die Wahl des Bauteil-Typs hängt von der geplanten Schaltungsstruktur ab. Ich bin da völlig undogmatisch und setze das ein, was in der jeweiligen Schaltungsstruktur optimal ist. So finden Sie in den bisher von mir realisierten Verstärkern auch so ziemlich alles, was der Markt hergibt: MOSFETs, Bipolar-Transistoren, Röhren und sogar IGBTs (für Insulated Gate Bipolar Transistor; Transistor mit isolierter Gate-Elektrode; die Redaktion) habe ich schonmal experimentell verwendet. Der Einsatz von Bipolar-Leistungstransistoren im SV-237 bedeutet deshalb nicht, dass ich in der Zukunft diesen Transistortyp grundsätzlich bevorzugen würde. Für die direkte Ansteuerung des Leistungstransistors mittels Röhre würde ich zum Beispiel immer einen MOSFET einsetzen – schon deshalb, weil eine Röhre ein schlechter Stromtreiber ist. Aber darüber kann man einen eigenen Fachartikel schreiben.


i-fidelity.net:
   Können Sie die grundlegenden Merkmale des SV-237 zusammenfassen?

Frank Blöhbaum: 
  Auslegung aller Verstärkungsstufen sowohl im Vorverstärker- als auch im Leistungsteil derart, dass ein Höchstmaß an Aussteuerungsreserve und Stabilität besteht, wobei die Reserven für bestmögliche Wiedergabetreue – Stichwort: Kleinsignalaussteuerung – eingesetzt werden. Dazu kommt eine großzügige Auslegung des Netzteiles und eine aufwendig geregelte und rauscharme Hochspannungsversorgung für den Röhrenvorverstärker sowie eine ebenfalls sehr großzügige Dimensionierung der Kühlkörper für die Leistungstransistoren. Im Gegensatz zu etlichen Konkurrenzgeräten gelten die angegebenen Ausgangsleistungen auch im Dauerbetrieb. Ziel war die Entwicklung eines kräftigen Verstärkers mit feiner Hochtonauflösung, der Spaß beim Musikhören vermittelt – zu einem fairen Preis.

Messwerte Vollverstärker Vincent SV-237

Leistung:

Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD):   270 W

Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD):   160 W

 

Verzerrungen:

Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm):   0,056 %

IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm):   0,19 %

IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm):   0,0016%

 

Störabstände:

Fremdspannung (- 20 kHz):   -74,7 dB

Geräuschspannung (A-bewertet):   -87,5 dB

 

Sonstige:

Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm):   152 kHz

Kanaldifferenz:   0,06 dB

Eingangswiderstand:   37 kOhm

DC-Ausgangs-Offset:   ca. 6 mV


Stromverbrauch:

Leerlauf:   18 W

Abmessungen (B x H x T):   43 x 14,5 x 41 cm

Gewicht:   20,5 kg

 

Hersteller:   Vincent

Modell:
   SV 237

Kategorie:
   Hybrid (Röhre/Transistor)-Stereo-Vollverstärker

Röhrenbestückung:   zweimal 6N1P, einmal ECC 83

Eingänge:   5 x Hochpegel, 1 x USB

Ausgänge:   1 x Rec-out, 1 x Pre-out

Preis:   1.899 Euro

Garantie:
   5 Jahre

 

Sintron-Vertriebs GmbH
Electronic Import & Export
Südring 14
76473 Iffezheim
     
Telefon   0 72 29 / 18 29 98
Telefax   0 72 29 / 18 29 99

E-Mail:   info@sintron.de
Internet:  www.vincent-tac.de

Der Vincent SV-237 suggeriert mit seinem Schaufenster, hinter dem ein Glaskolben thront, atmosphärischen Röhrenklang. Doch weit gefehlt. Die Absicht des deutschen Entwicklers war es, einen grundehrlichen, verzerrungsarmen Vollverstärker auf die Beine zu stellen. Das Vorhaben ist ihm hundertprozentig gelungen. Der SV-237 ist ein Wolf im Schafspelz, mal packend beißend, mal sanftmütig und lammfromm. Bei einer im Datenblatt dokumentierten Nennleistung von zweimal 150 Watt an 8 Ohm mobilisiert er bei Bedarf ungeahnte Kraftreserven. Auf der anderen Seite schafft er die Gratwanderung, komplexes Musikgeschehen zu einer plastisch luftigen Vielgestaltigkeit aufzudröseln. Der Vincent SV-237 ist der einzige Verstärker in seiner Preisklasse, an dem es klanglich und an beliebigen Lautsprechern nichts zu kritisieren gibt. Er wartet mit einer frappierenden Räumlichkeit auf, befolgt verzögerungsfrei jeden noch so kleinen und großen Dynamiksprung und bringt Stimmen und natürliche Instrumente ungekünstelt zur Geltung.   Hans-Ulrich Fessler

Vincent SV-237
Preis: 1.899 Euro
Garantie: 5 Jahre
überragend
gut
gut
sehr gut
überragend

TEST

Verstärker:
Vincent SV-237
Autor:
Hans-Ulrich Fessler
Datum:
26.04.2013
Hersteller:
Vincent