Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Unweigerlich entfährt vielen Zeitgenossen beim Einschalten des Radios der Ausruf »Bitte keine Dudelmusik«. Pech gehabt, anderes Programm-Material ist nur noch spät am Abend zu finden. Zudem ist das Sendematerial so komprimiert, dass es für die Wiedergabe keine hochwertige Anlage braucht, sondern ein mit Breitbandchassis bestücktes Designerradio allemal ausreicht. Egal, wie hoch der Aufwand auf der Wiedergabeseite auch ist, klanglich ist da nichts mehr zu reißen. Aber wir verfügen ja zum Glück über exzellente Musik auf CDs, LPs und auch über Hi-Res-Downloads auf der Festplatte – und sind auf das Gedudel nicht angewiesen.

Um »unsere« Musik in ansprechender Qualität erleben zu können, bedarf es des zeitlichen und monetären Aufwands. Nicht selten erleben wir dabei über die Jahre viele High-End-Leidensgeschichten, denn auf dem Weg zum Ziel kann man sich leicht verlaufen. Vor allem, weil unsere Ohren sich ähnlich unserer Geschmacksnerven leicht überbeeindrucken lassen. Nicht selten schmeckt das, was beim Probieren noch köstlich war, auf die Dauer nicht wirklich. Und was von Bestand gewesen wäre, haben unsere Sinne nicht erkannt. Deshalb gibt es eine Kategorie von High-End-Komponenten, die eher spät als früh das Interesse auf sich lenkt, dafür aber von dauerhaftem Bestand ist.

Zu den Herstellern solcher werthaltigen Produkte gehört die finnische Lautsprecherschmiede Amphion. Deren Chef heißt Anssi Hyvönen, auf den ersten Blick ein eher musikalisch geprägter Intellektueller als ein Unternehmenschef. Sein Motto lautet: »Wenn es richtig klingt, stellt sich das erwünschte Gefühl von selber ein.« Wer auf internationalen Messen wie der CES in Las Vegas oder der High End in München mal eine Hörkostprobe genossen hat, dem bleiben diese Lautsprecher in Erinnerung. Für unseren Test haben wir die Zweiwege-Bassreflexkonstruktion Argon3 L ausgesucht. Dieser kompakte Standlautsprecher kostet 2.900 Euro das Paar und bietet dafür weniger Chassis- und Gehäuse-Quantität als vielmehr Qualität.

Die Argon3 L ruht auf einer soliden Sockelplatte, die mit Hilfe von Spikes an den Untergrund gekoppelt wird. Bestückt ist sie mit einem 16,5 Zentimeter durchmessenden Tiefmitteltöner, dessen Membran aus Aluminium gefertigt wird. Er ist in die rund drei Zentimeter dicke Schallwand eingebaut, vor Beschädigungen schützt ihn ein Lochblechgitter. Eine ebensolche Konstruktion bewahrt auch den 25-Millimeter-Kalottenhochtöner vor Eindrückversuchen. Beide Chassis werden im finnischen Werk sorgfältig selektiert und paarweise verbaut. Dass das kein Marketing-Geflunker ist, sondern die Wahrheit, wird der Hörtest zeigen.

Mechanische Unterstützung

Der Hochtöner sitzt im Zentrum eines exakt berechneten Schalltrichters, der Pegel, Phase und Abstrahlcharakteristik beeinflusst. An dieser Konstruktion hat das Entwicklerteam lange gefeilt, weil sie maßgeblich zu den Klangeigenschaften der Argon3 L beiträgt. Von einer mit wenigen, aber sehr guten Bauteilen bestückten Frequenzweiche erhalten beide Chassis ihren Arbeitsbereich zugeteilt. Auch hier war eine stabile Phase höchstes Ziel. Von der Weiche geht es direkt zum Terminal auf der Rückseite, das in Single-Wiring ausgeführt ist. Stabile Drehklemmen nehmen es sowohl mit Bananensteckern als auch mit Kabelschuhen auf.

Unter ästhetischen Aspekten würde man sich natürlich den Anschluss knapp über dem Boden wünschen, aber die Finnen wollten keine zusätzlichen Dezimeter Innenverdrahtung. Der Laie staunt und der High-Ender freut sich. Zudem erklärt sich diese Platzierung auch dadurch, dass für die »L«-Ausführung das kompakte Modell Argon3 Pate stand. Bei der sitzt das Terminal an exakt der gleichen Stelle. Bei der Aufstellung der Amphion sollte zunächst auf Spikes verzichtet werden. So lässt sie sich leicht manövrieren, was stets Änderungen des räumlichen Abbildungsvermögens mit sich bringt.

Um es vorwegzunehmen, die Argon3 L funktioniert mit normaler HiFi-Elektronik, blüht aber erst mit musikalischen Komponenten von beispielsweise Naim, Arcam oder Audionet so richtig auf. Ausgeschlossen ist ein vernünftiger Betrieb mit älteren Vollverstärkern, die nicht genug Geschwindigkeit und Tieftonenergie liefern. Wir entschieden uns nach wenigen Tests für den bewährten Audionet SAM G2. Auch beim Lautsprecherverbindungskabel gingen wir keine Experimente ein und setzten das HMS Concertato ein. So präpariert, waren wir von den ersten Hörminuten allerdings ziemlich enttäuscht. Die Musik klebte am Gehäuse und das Klangbild war arg nüchtern. Nach rund 70 Stunden Einspielzeit blieb von diesem Eindruck jedoch nicht mehr viel übrig.

In Synästec Audios SACD-Player Origo rotiert Pat Methenys Album »One Quiet Night«. Mit großer Klarheit durchleuchtet die Amphion das feinfühlige Gitarrenspiel. Vom Anreißen der Saite bis zum Ausschwingen bildet sie das Geschehen linear ab. Nichts wirkt unter-, nichts übertrieben. Faszinierend ist auch die Luft im Aufnahmeraum, welche dem Geschehen einen reizvollen Rahmen liefert. Bestechend ist aber auch die Präzision in der Abbildung. Da führt kein Chassis ein Eigenleben, sondern beide Lautsprecher verschmelzen hörbar zu einer akustischen Bühne.

Beim Beginn von »Four Wild Horses«, dem mit elektronisch erzeugten Tiefbass reichlich versehenen David-Munyon-Stück, trennt sich die Spreu vom Weizen. Die Argon3 L drückt den Bass nicht, sie schiebt ihn auch nicht in den Raum, was andere Lautsprecher dieser Preisklasse gerne tun und damit vordergründigen Eindruck schaffen – die Amphion macht vielmehr die akustische Struktur sichtbar. Ohne Hörerfahrung könnte die Beschreibung an dieser Stelle lauten, dass die Amphion eher dünn klingt. Aber eben das tut sie nicht. Sie macht aus der Musik keine billige Effekthascherei, sondern geht ehrlich mit dem Material um. So gewinnt das Stück über diese Lautsprecher an Ausdruckskraft, die unspektakulär und wertvoll ist.

Schließlich füttern wir die Argon3 L mit Alison Krauss – dankbare Kost für einen Lautsprecher, der nicht sich, sondern die Musik in den Vordergrund stellt. »Down To The River To Pray« hört sich manchmal so an, als ob ein schwergewichtiger Gospelchor versucht, Tief- und Mitteltöner an die Grenzen zu bringen. Davon will die Amphion nichts wissen. Wunderbar in die Tiefe gestaffelt, zeigt sie einzelne Teile des Chores so exakt, wie es sonst wesentlich teureren Schallwandlern vorbehalten ist. Dazu steht Alisons Stimme exakt vor dem Chorkreis und klingt so, wie man es von einem Konzert mit ihr kennt.

Hersteller:   Amphion
Modell:   Argon3 L
Kategorie:   Standautsprecher

Konstruktion:   Zwei-Wege-Bassreflex

Bestückung:   1 x 16,5-cm-Tiefmiteltöner, 1 x 2,5-cm-Titan-Hochtöner

Anschluss:
   Single-Wiring, vergoldet

Ausführungen:
   schwarz, weiß, Furnier weiß, Furnier Kirsche, Birke und Walnuss

Abmessungen (B x H x T):
   20 x 93 x 31 cm
Gewicht:   22 kg

Paarpreis:   2.900 Euro
Garantie:   5 Jahre

 

Amphion Loudspeakers Ltd.
PL 6 Kuopio Finland

Tel:   +35 0 17 2882 100
Fax:   +358 17 2882 111

Internet:   www.amphion.fi
E-Mail:   info@amphion.fi

Die Amphion Argon3 L sind perfekte High-End-Lautsprecher, die überragend klingen. Handwerkliches Geschick und die richtige Auswahl der Bestandteile liefern die Basis für ein Erleben von Musik, wie sie von Künstlern und nicht von Entwicklern erdacht ist. Um dieses Ideal zu erreichen, muss die vorgeschaltete Musikanlage allerdings ein entsprechendes Niveau bieten, sonst läuft man Gefahr, dass das Klangbild blutleer wird. Auch eignet sich die Amphion nicht für Zeitgenossen, die Hören gerne als physisches Erleben begreifen oder die mit der eingangs erwähnten »Dudelmusik« gut durchs Leben kommen. Wer allerdings über Hörerfahrung verfügt, nicht das Spektakel, sondern das neutrale Musikerlebnis schätzt, wird von der Amphion Argon3 L bestens bedient. i-fidelity.net leistet sie ab sofort als Arbeitsgerät zuverlässige Dienste.   Olaf Sturm

Amphion Argon3 L
Paarpreis: 2.900 Euro
Garantie: 5 Jahre
überragend
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Amphion Argon3 L
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
13.03.2013
Hersteller:
Amphion