Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Komponenten zur hochwertigen Musikwiedergabe werden durchaus aus unterschiedlicher Motivation gefertigt. Wer dabei nur ans Geld denkt, hat von vornherein verloren, wie das Beispiel von TAG McLaren vor Jahren gezeigt hat. In vielen anderen Fällen scheitert der Erfolg am letzten Quäntchen Hirnleistung, eben den entscheidenden letzten drei Prozent. Nach einer Erklärung muss man nicht lange suchen, denn der zeitliche und monetäre Aufwand für diese letzten Meter ist unvergleichlich höher als für alles davor. Um die 100-Prozent-Marke zu knacken, bedarf es der Leidenschaft. Einer Leidenschaft, die so groß und stark ist, dass sie Zeitaufwand und Kosten in Summe übertrifft. Das Synästec-Audio-Team besitzt diese Passion zweifellos.

Das hat die Mannschaft um Geschäftsführer Stefan Stotz bereits mit dem Vorverstärker Bivium und den Mono-Endverstärkern Volatus 200 bewiesen. Mit dem Origo SACD-Spieler krönen sie jetzt ihre Arbeit. Vorsichtig formuliert soll es qualitativ nichts über und nichts neben dem Origo geben. Bei den Punkten Preis (45.000 Euro) und Gewicht (38 Kilogramm) dürfte das bereits locker zutreffen. Bei Technik und Klangqualität schauen und hören wir aber genau hin.

Andere Dimensionen

Mit einem normalen Paketdienst erreicht der Origo sein Ziel nicht, es bedarf einer Spedition, um den guten Zentner von einem Ort zum anderen zu schaffen. Wer dann in die geöffnete Verpackung schaut, zweifelt an seiner Wahrnehmung: Wir haben eine Komponente von fast 20 Zentimetern Höhe und einer Basisfläche, die fast 50 mal 50 Zentimeter misst, vor uns – in Verbindung mit dem Gewicht kann es sich aus Erfahrung eigentlich nur um einen Endverstärker handeln. Doch der Synästec Audio benötigt diese Dimensionen ausschließlich für die SACD- und CD-Wiedergabe. Für das Manövrieren dieses Kalibers sind also unter allen Umständen vier Hände notwendig.

Nachdem sich die Atmung wieder normalisiert hat, schweift das Auge über die große, wirklich perfekt gearbeitete Frontplatte. Neben der Schublade befindet sich ein übergroßes und damit optimal ablesbares Display, rechts daneben zwei solide Knöpfe zur Steuerung von Schublade und Laufwerk. Ohne Zweifel, das ist High-End-Purismus aus dem Lehrbuch. Zusätzliche Einstellungen wie Wiederholung, direkte Titelauswahl und beispielsweise Anzeigefunktionen können über ein denkbar einfach aufgebautes Menü auch per Fernbedienung ausgeführt werden.

Auf der Rückseite befinden sich symmetrische und unsymmetrische Analogausgänge sowie zwei digitale Ausgänge, einer AES/EBU und einer koaxial. Wer anderen Digitalgeräten die Qualität des Origo angedeihen lassen möchte, findet insgesamt drei digitale Eingänge vor. Neben AES/EBU und dem koaxialen ist der wohl derzeit wichtigste auch vorhanden: ein USB 2.0-Anschluss, der für den seltenen Fall auch 24 Bit/192 Kilohertz beherrscht. Für Firmware-Updates haben sich die Entwickler einen weiteren USB-Verbinder gegönnt. Das war's schon mit dem Außenrundgang, der wirklich nicht den leisesten Kritikpunkt bietet.

Digitale Welt von innen

Für das Vordringen ins Innere des Panzergehäuses bedarf es Zeit und Aufwand. Allerdings lohnt die Mühe, einen Blick ins digitale Wunderland zu werfen. Gegenüber anderen Playern fällt zunächst die Innenarchitektur aus fünf Millimeter dicken Aluminiumplatten auf. Sie trennen die verschiedenen Bauteilegruppen – insbesondere Netzteil, Laufwerk, digitalen und analogen Bereich – mit einem physischen Aufwand, der beispiellos ist und zudem das Gewicht erklärt. Interferenzen, also unerwünschte gegenteilige Beeinflussungen der verschiedenen Bereiche, können nach Ansicht der Entwickler so maximal unterbunden werden.

Das Netzteil des Origo besteht nicht aus einem, sondern aus gleich drei nach Synästec-Audio-Spezifikationen gefertigten Ringkerntransformatoren, die erschütterungsfrei montiert sind und in einem eigenen »Raum« ihre Arbeit verrichten dürfen. Unter anderem liefern sie die konstante Spannung für ein modifiziertess Esoteric-Laufwerk, das zur Beruhigung auf einer fast vier Zentimeter dicken Aluminiumplatte aufgeschraubt ist. An der Stelle ist wirklich nichts mehr beweglich, so sieht die mustergültige Lösung der Resonanzminimierung aus. Die Ingenieure greifen das Taktsignal nicht am Laufwerk ab, sondern generieren den Referenz-Takt auf einem ebenfalls gut isolierten DSP-Board. Damit wird klangkillender Jitter weitestgehend eliminiert.

Auf der D/A-Wandler-Platine sitzen insgesamt acht selten verfügbare und extrem teure (im Minimum 80 US-Dollar pro Stück) Texas Instruments PCM1704K, die 24 Bit Auflösung und eine Taktrate von bis zu 192 Kilohertz verarbeiten. Je vier dieser Chips kümmern sich um einen Kanal. Hinter diesem unglaublichen Aufwand steht das Ziel, ein möglichst verzerrungsarmes Analogsignal zu bekommen. Folgerichtig zeigte der Origo auch im i-fidelity.net-Labor – allerdings nicht nur in dieser Disziplin – sehr gute Werte.

Nichts außer der Reihe

Beim Einschalten des Origos taucht eine »Warm Up«-Anzeige auf. Sie beschreibt den Zustand des temperaturkonstanten Oszillators, der in einem eigenen Konstanttemperatur-Gehäuse sitzt. Bei der Konstruktion und Bauteileauswahl ging es nach Auskunft der Entwickler um niedrigstes Phasenrauschen und geringste Jitterstörungen. Nach dem bisher Beschriebenen wird sich sicher niemand mehr darüber wundern, dass für den internen Transport des digitalen Signals eine aus dem HD-Videobereich stammende Technik genutzt wird, die in der Lage sein soll, mehr als ein Gigabit pro Sekunde bei niedrigstem Jitter zu übertragen.

Für das asynchrone Up- und Oversampling mit einer Rate von 768 Kilohertz wurde ein »ASIC« realisiert, also eine anwendungsspezifische integrierte Schaltung. Gegenüber normalen Lösungen hebt Synästec Audio hier den Vorteil einer perfekten, weil gleichbleibenden Filterantwort unabhängig von der Eingangssamplingrate hervor. Ein weiterer Vorteil für den Hersteller dieser ASIC-Konstruktion ist übrigens, dass sie sich nicht ohne Weiteres nachbauen lässt. Der Versuch einer Kopie an dieser Stelle dürfte scheitern. Halten wir nach dem Rundgang durchs Gehäuse fest, dass es bisher keinen Player gab, der Ähnliches zu bieten hatte, was auch der Blick auf den Laborbericht zeigt.

Im i-fidelity.net-Hörraum freuten sich Spielpartner von Audionet, die Verstärker PRE I G3 und Amp sowie der Vollverstärker DNA, die Lautsprecher Dali Epicon 6 und die Pio Sound Eagle auf ihren Einsatz. Und das vollkommen zu Recht, wie bereits die ersten Takte von Jean Sibelius' »Karelia-Suite« (DG 447 453-2) zeigten. Sowohl Bläser als auch Streicher erklingen vollkommen von der digitalen Konserve befreit. In der Luft des Umgebungsraumes entfaltet sich das musikalische Geschehen ohne jede Einschränkung. Klangfarben und Intensität schaffen andere Player auch, aber bei Weitem nicht mit diesem Platz, den der Origo bietet. In den ersten Minuten des Hörens beeindruckt diese Qualität so sehr, dass dem Fluss der Musik kaum Folge zu leisten ist.

Allerdings erreichten wir die Musik gerade wieder rechtzeitig zu Beginn des »Alla Marcia«, der hohe Forderungen an die Anlage stellt. Den Klangkörper der Berliner Philharmoniker einmal so erleben zu dürfen, ist ein Privileg. Wir sprechen übrigens von einer Aufnahme aus den 50er-Jahren, die zwar digital bearbeitet wurde, aber heutigen Standards nicht entspricht. Es sei denn, sie rotiert im Origo. Aber der Synästec Audio beherrscht ja auch SACD.

Ein neues Kapitel

Bestückt mit »Sacred Love« von Sting und dem Titel »Stolen Car« öffnet der Origo dezent die Tür in eine neue Dimension der Klangqualität. Es ist diese Stabilität von Stimme und Instrumenten, die kein Player vor ihm geliefert hat. Das Klangbild ist kontrastreicher, wirkt eindrucksvoll plastisch und offenbart an keiner Stelle auch nur die minimalste Schwäche. Erstmals schwindet die Vorstellungskraft, dass aus den Medien CD und SACD klanglich noch mehr herauszuholen ist. Zumindest sorgt der Origo mit seiner überragenden Performance dafür, dass dieser Eindruck entsteht.

Mit den elektronischen Tieftonschlägen zu Beginn von »Four Wild Horses« von David Munyon erschüttert die Anlage die Hörraumwände, um dann die Bühne für akustische Gitarre und Munyons Stimme in einer Feinheit freizugeben, die bisher sicher unerhört war. Es ist kaum zu glauben, was hier an zusätzlichen Details und auch Rauminformationen hörbar wird und vor allem in welcher Präzision das geschieht. So hangeln wir uns von Titel zu Titel und finden diesen Eindruck in unterschiedlicher Ausprägung, aber kontinuierlich wieder.

Messwerte  CD-Player Synästec Audio Origo

Verzerrungen:

Klirrfaktor (THD+N):   0,0017 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0012 %  
IM-Verzerrungen (CCIF):  0,0007 %


Störabstände:
Fremdspannung (20 kHz):   -99,5 dBr
Fremdspannung (250 kHz):   -92,5 dBr
Geräuschspannung (A-bewertet):   -102,3 dBr


Wandlerlinearität:

-50 dB:   0,013 dB
-60 dB:   0,024 dB
-70 dB:   0,16 dB
-80 dB:   0,23 dB
-90 dB:   0,32 dB


Sonstige:
Ausgangsspannung:   3,88 V
Kanaldifferenz:   0,002 dB
Ausgangswiderstand:   75 Ω
DC-Ausgangs-Offset:   1,5 mV

Stromverbrauch (Leerlauf):   49 Watt

 

Hersteller:   Synästec Audio
Modell:   Origo
Kategorie:   SACD-Player

Laufwerk:   Esoteric (modifiziert)

D/A-Wandler:
   8 x TI PCM1704K

Interne Sampling-Rate:   768 kHz

Digitale Eingänge:   AES/EBU, koaxial, USB 2.0

Digitale Ausgänge:   AES/EBU, koaxial

Analoge Ausgänge:   1 x XLR (symmetrisch), 1 x koaxial

Netzteil:   3 x 50-VA-Ringkerntransformator

Abmessungen (B x H x T):   48,5 x 18 x 48,5 cm
Gewicht:   38 kg

Preis:   45.000 Euro
Garantie:   3 Jahre

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Internet:   www.synaestec-audio.de
E-Mail:   sintron.vertrieb@t-online.de

Der Synästec Audio Origo ist ein überragend klingender, sensationell verarbeiteter und technisch hochinnovativer SACD-Spieler, der fast alle Dimensionen sprengt und damit außer Konkurrenz läuft. Aus der Sicht von Nicht-Audiophilen oder Kosten- und Leistungsrechnern betrachtet, könnte der Eindruck entstehen, dass es sich um ein Produkt von Wahnsinnigen handelt: »Wie bitte, 45.000 Euro für einen CD-Spieler?« Von innen besehen sind wir allerdings mehr als glücklich, dass es derart hochbegabte Ingenieure und Maschinenbauer gibt, die im Team ihre Leidenschaft für High-End-Audio hundertprozentig ausleben. Mit dem Origo haben sie definitiv einen Player für die Ewigkeit geschaffen.   Olaf Sturm

Synästec Audio Origo
Preis: 45.000 Euro
Garantie: 3 Jahre
überragend
sehr gut
überragend
überragend

TEST

CD-Player:
Synästec Audio Origo
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
21.02.2013
Hersteller:
Synästec Audio