Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Röhren verleihen HiFi-Komponenten einen ästhetischen Charakter. Noch bevor die ersten Töne erklingen, verfallen viele dem anmutigem Charme glimmender Kolben. Diese Wahrnehmung verblasst übrigens nicht mit den Jahren, sondern sie wird sogar noch stärker. Einmal Röhre, immer Röhre, lautet deshalb das Credo vieler Besitzer. Um das ein wenig besser verstehen zu können, führen wir ein Beispiel aus den aktuellen Entwicklungen bei Tonträgern an.

Mark Knopflers Album »Privateering« steht der Redaktion als hochauflösende Datei auf einem USB-Stick, als konventionelle CD und als LP zur Verfügung. Im Sinne bester Klangqualität gibt es an der 96-Kilohertz-Flac-Datei kein Vorbeikommen. Allerdings ist das Transportmedium so unsexy und billig, dass wir uns ständig dabei ertappen, mit der CD oder der LP zu testen. So entsteht denn der logische Schluss, dass es beim Genießen von Musik nicht ausschließlich um die Klangqualität geht. Das Drumherum muss auch stimmen.

Eben diese Erkenntnis lässt sich leicht auf Röhrenverstärker übertragen. Dazu bedarf es nur der Vorstellung, wie mit solchen Komponenten umgegangen wird. Gedimmtes Licht, bequemer Sessel, ein Glas Wein und ein wirklich gutes Stück Musik sind die perfekten Zutaten für entspannten Genuss. Der Blick auf die hinter den Frontblenden sichtbaren Röhren des K-35 und des C-35 bietet ein unvergleichliches meditatives Moment. Doch bevor wir mit dem ausführlichen Hören beginnen können, klären wir die Eckdaten beider Komponenten.

Der Vollverstärker K-35

Dank Übertragern und Ringkerntransformator addiert sich das Gesamtgewicht dieses Vollverstärkers auf satte 27 Kilogramm. Erfreulich ist der realistische Verkaufspreis von 2.000 Euro, der ja durchaus noch im Bereich des Erschwinglichen liegt. Des Weiteren erklärt sich der Amp fast von alleine. Im Zentrum der teilweise durchsichtigen Front prangt ein großer Regler zum Einstellen der Lautstärke. Daneben befindet sich der  Eingangswahlschalter, der bestimmt, von welchem der vier Hochpegeleingänge das Signal kommt. Neben dem Netzschalter gibt es dann noch die Anzeige für den kurzen Aufwärmvorgang sowie das »Auge« für die Fernbedienung.

Entsprechend geordnet präsentiert sich die Rückseite. Neben den vier vergoldeten Cinch-Eingängen sitzt ein Tape-Ausgang. Ungewöhnlich erscheinen zunächst die jeweils dreifach vorhandenen Ausgangsklemmen für die Lautsprecher. Neben einer Masseklemme gibt es einen Pluspol für vier und einen für acht Ohm. Ein Blick auf den angeschlossenen Lautsprecher verrät, ob höhere Spannung (8 Ohm) oder mehr Strom (4 Ohm) verlangt wird. Die Kaltgerätebuchse für den Stromanschluss ist per Feinsicherung geschützt. Zudem gehört T.A.C. zu den Herstellern, die ihre Netzbuchse markieren (L=Phase), so dass das umständliche Messen der Phase entfällt.

Von wegen Anachronismus

Sicher liegt der Gedanke nahe, dass in puncto Röhrenverstärker technisch nicht mehr viel gemacht werden muss: einfach eine bewährte Schaltung nehmen und preiswert herstellen lassen. So einfach geht das bei der Tube Amp Company nicht. Denn die Komponenten sollen nicht nur kurzfristige, sondern langfristige Betriebssicherheit bieten. Ein wichtiger Punkt ist dabei, dass die Röhren stets an ihren optimalen Arbeitspunkten betrieben werden.

Dazu ist im T.A.C. eine Ruhestromregelung eingebaut. Durch den natürlichen Alterungsprozess verschieben sich die Arbeitspunkte der Röhren während des Betriebs, so dass regelmäßige Serviceaufenthalte eigentlich die Folge wären. Mit der aktiven Ruhestromregelung sind die Kolben allerdings permanent optimiert. Bis zum Schluss bringen die Röhren in einem T.A.C.-Verstärker deshalb ihre volle Leistung.

Der Vorverstärker ist mit einer 12AX7 (ECC83) und zwei 12AU7 (ECC82) bestückt, die beide als sehr rauscharm gelten und in mehreren High-End-Audio-Komponenten zum Einsatz kommen. Für die Erzeugung der Leistung kommen vier Pentoden EL34 zum Einsatz, die viele Musiker auch aus ihren Gitarrenverstärkern kennen. Auch sie stehen in dem Ruf, exzellente Klangqualität zu bieten. Entscheidender dürfte aber sein, dass sie wirklich in der Lage sind, Leistung zu bringen.  

Der passende CD-Spieler C-35

Für die Anschaffung dieses Players wechseln 1.700 Euro den Besitzer. Diesen Wert spiegeln sowohl das Äußere als auch die technischen Leckereien wider. Auch das Gehäuse dieses T.A.C.s ist aus Aluminium gefertigt und macht einen wertigen Eindruck. Unter dem zentral montierten Display befindet sich die CD-Schublade. Links und rechts davon erkennen wir eine ECC83 und eine ECC82. Letztere dient der Verstärkung des Signals für den Kopfhörerausgang, was ohne Frage sofort hörbar ist. Eine weitere ECC83 übernimmt die Arbeit in der Ausgangsstufe.

Mit einem rauscharmen Ringkerntransformator wird die Spannungsversorgung hergestellt. Kein Kompromiss ist der 24 Bit/96 Kilohertz-D/A-Wandler Chip, wie die Messungen in unserem Labor zeigen. Nur noch wenige Player sind in der Lage, HDCD (High Definition Compatible Digital) zu dekodieren. Entsprechende CDs verfügen über Steuerinformationen im niedrigsten Bit, die der Controller erkennt. Statt der üblichen 16-Bit-Wortlänge sollen so theoretisch 20 Bit Auflösung erreicht werden. Auch wenn dies nur für eine kleine Zahl von CDs in Frage kommt, zeigt sich hier jedoch deutlich das Streben der Entwickler nach bester Klangqualität.

Neben der ebenfalls phasengekennzeichneten Netzbuchse befinden sich auf der Rückseite zwei Paar analoge Cinch-Ausgänge. Sie sind im Pegel über die Fernbedienung in 26 Schritten regelbar. Im Normalfall sollte der Level aber immer auf Maximum stehen. Zusätzlich stellt der C-35 das Signal auch noch digital bereit, und zwar über eine 75-Ohm-Buchse. Am einfachsten steuern lässt sich die Kombination über die beiliegenden massiven Fernbedienungen. Präzise Druckpunkte und Übersichtlichkeit machen bei der Benutzung richtig Spaß.

Vergnügliches aus dem Hörraum

In Verbindung mit Lautsprechern von Dali und Amphion testeten wir beide Komponenten wie üblich sehr ausführlich. Grundvoraussetzung für optimale Wiedergabe sind eine vernünftige Netz-, Cinch- und Lautsprecherverkabelung sowie die solide Platzierung der Komponenten auf einem geeigneten Untergrund. Bei der Auswahl der Lautsprecher sollte darauf geachtet werden, dass ihr Wirkungsgrad nicht zu niedrig liegt, weil das spürbar auf Kosten der Dynamik geht. Zu guter Letzt sollte man den Geräten eine Einspielzeit von mindestens zehn bis 15 Stunden gewähren. Dann steht musikalischem Genuss nichts mehr im Wege.

Natürlich prägen röhrenbestückte Komponenten die Erwartung an das Klangbild. Mit den »Ghost Riders In The Sky« von Johnny Cash beginnen wir die Tests. Der Titel scheint für die T.A.C.s wie gemacht, denn Gitarren, Klavier und Bläser profitieren hörbar von den Röhren. Statt linearer Energieverteilung kommt dem Stück die jetzt akzentuierte zugute. Viel besser als in anderen Kombinationen ist die »Vorwärtsbewegung« zu hören. Die Bläser strahlen nicht so hell und aufgelöst wie bei den transistorbestückten Kollegen, sie bieten aber durch ihre weichere Einbettung die angenehmere Hörerfahrung.

Mit »Get Down Tonight« von Texas gehen wir der Präzision im Tiefton nach. Typisch für eine Röhre kommen die massiven Bassschläge eher rund und breit. Erstaunliches lässt sich aber von Sharleen Spiteris Stimme berichten, die – statt mit allen Wassern gewaschen – offensichtlich mit bestem Olivenöl vorlieb genommen hat. Sanft, weich anheimelnd und einfach süchtig machend. Dem Streben nach Licht im letzten Winkel erteilen die T.A.C.s eine eindrucksvolle Absage. Stattdessen transportieren sie die tonale Botschaft in aller Klarheit.

Auch aufwendig produzierte Titel wie »Virus« von Björks jüngstem Album »Bibliophilia« können der Kombi nichts anhaben. Die glasklaren Perkussion-Einlagen haben nicht den geringsten Schleier, und die stromfressende Tieftonorgie bringt den K-35 auch nicht ins Schwitzen. Im Gegenteil, auch hier wird Musik zelebriert und es darf durchaus die Frage diskutiert werden, warum Röhren-HiFi-Maschinen nicht viel weiter verbreitet sind. Bei einer vernünftigen Vorführung dürfte eine halbe Stunde Klangdemonstration vollkommen ausreichen, um entweder deutlich »Nein« zu sagen – oder wie im Falle dieser T.A.C.-Kombination »bitte in Zukunft nur noch so«.

mit Werner Kempf, Vertriebsleiter Sintron Audio



i-fidelity.net:   Herr Kempf, was antworten Sie insbesondere jüngeren Menschen auf die Frage nach dem Wesen von High-End-Audio?

Werner Kempf: 
  Die Möglichkeit, Musik einmal nicht primär beiläufig beim Shoppen oder Spazierengehen zu konsumieren, sondern als Erlebnis zu genießen. Viele junge Menschen sind ja bereits wieder dabei, den »guten Klang« für sich zu entdecken. Die HiFi-Industrie und unsere Interessenverbände sind aufgefordert, den nächsten Generationen dieses »Klangerlebnis« schmackhaft zu machen. Das passiert leider ganz bestimmt nicht mehr auf der Funkausstellung in Berlin, und auch die High-End-Messe in München hat ihre Aufgabe als Endkunden-Veranstaltung leider aufgegeben. Verstehen Sie es durchaus als »Aufschrei«, wenn ich sage: »Redakteure dieser Welt und Freunde des guten Klangs, macht Euch Gedanken und bietet jungen Menschen ein gemeinsames, weil großes Ergebnis, damit diese den Begriff High-End-Audio sofort mit »bestem Klang« assoziieren.


i-fidelity.net:   Ist die Versorgung mit Röhren für die T.A.C.-Geräte mittel- beziehungsweise langfristig sichergestellt?

Werner Kempf: 
  Röhren- und auch Hybridverstärker liegen ja deutlich im Trend und Ihre Frage kommt nicht von ungefähr, wenn man sich die Lieferengpässe einiger Mitbewerber anschaut. Ich kann Ihnen aber versichern, dass unsere Geschäftsleitung sowohl nach China als auch nach Russland über solch gute Verbindungen verfügt, dass wir und unsere Kunden keine Angst haben müssen. In unserem Lager befinden sich für fast alle unserer angebotenen Modelle passende Röhren für mindestens fünf Jahre.


i-fidelity.net:   Wie findet man in einer scheinbar von Smartphones, Facebook und WhatsApp dominierten Welt noch die Ruhe und Konzentration, die für den Genuss einer hochwertigen Audio-Anlage wünschenswert sind?

Werner Kempf:   Drehen Sie Ihre Frage doch einfach einmal um und teilen Ihren Lesern mit, dass Musikhören mit Qualität ein Genuss ist und eine schöpferische Auszeit sein kann, neben der ganzen Hektik und dem Alltagsstress. In Verbindung mit einer hochwertigen HiFi-Anlage haben die von Ihnen genannten permanenten Unterbrecher nichts zu suchen.


i-fidelity.net:
   Es ist bekannt, dass Sie über eine große und weitgefächerte Musiksammlung verfügen. Bei Ihren Demonstrationen auf Messen oder im Handel gibt es immer wieder Exzellentes zu hören. Woher bekommen Sie Ihre teilweise sehr ausgefallene Musik?

Werner Kempf:
  Wann immer ich nicht bewusst ausgewählte Musik höre, läuft bei uns zu Hause oder auch im Auto das Radio. Am Abend, je nach Stimmung, dann auch einmal reine Klassik- oder Jazz-Sender. Da ist immer wieder etwas Neues zu entdecken. Natürlich bediene ich mich aber auch gerne bei guten HiFi-Studios, die ihren Kunden etwas Besonderes bieten möchten. Es sind aber auch die internationalen Kontakte und Messen, die mir immer wieder schöne Aufnahmen beschert haben. Man sollte eben nicht nur mit offenen Augen, sondern auch mit gespitzten Ohren durch die Welt laufen.

Messwerte  CD-Player TAC C35

Verzerrungen:

Klirrfaktor (THD+N):   0,032 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,11 %  
IM-Verzerrungen (CCIF):  0,003 %


Störabstände:
Fremdspannung (20 kHz):   -80,3 dBr
Geräuschspannung (A-bewertet):   -83,1 dBr


Wandlerlinearität:

-50 dB:   0,017 dB
-60 dB:   0,002 dB
-70 dB:   0,187 dB
-80 dB:   0,184 dB
-90 dB:   0,175 dB


Sonstige:
Ausgangsspannung:   2,25 V
Kanaldifferenz:   0,02 dB
Ausgangswiderstand:   1190 Ω
DC-Ausgangs-Offset:  8,3 mV


Stromverbrauch:
Leerlauf:   29 W

 

Hersteller:   T.A.C. (Tube Amp Company)
Modell:   K-35
Kategorie:   Stereo-Vollverstärker Röhre

Bestückung Vorstufe:   1 x 12AX7 und  2 x 12AU7
Bestückung Endstufe:   4 x EL34

Eingänge:
   4 x Hochpegel
Ausgänge:   1 x Rec-Out

Lautsprecherausgänge:   Wahlweise 4 oder 8 Ohm

Abmessungen (B x H x T):   43 x 21 x 39 cm
Gewicht:   27 kg

Preis:   1.999 Euro
Garantie:   2 Jahre



Hersteller:   T.A.C. (Tube Amp Company)
Modell:   C-35
Kategorie:   CD-Spieler

Ausgänge:
   2 Paar vergoldete Cinchausgänge, 1 x digital koaxial

Röhrenbestückung:   Front links 1x 12 AX7B (ECC83), Front rechts 1 x 12AU7 (ECC82) für Kopfhörerausgang, Ausgangsstufe 1x 12AX7B (ECC83)

D/A-Wandler:   24 Bit/96 kHz

Abmessungen:   43 x 36 x 14 cm
Gewicht:   9 kg

Preis:   1.599 Euro
Garantie:   2 Jahre

 

Sintron-Vertriebs GmbH
Electronic Import & Export
Südring 14
76473 Iffezheim
     
Telefon   0 72 29 / 18 29 98
Telefax   0 72 29 / 18 29 99

E-Mail:   info@sintron.de
Internet:  www.vincent-tac.de

Ohne Frage bieten der T.A.C.-Vollverstärker K-35 und der CD-Spieler C-35 klangliche Faszination pur. Diese wird nicht über maximale Detailausbeute oder größte Auflösung erreicht, sondern vielmehr über die Art und Weise des röhrenbasierten Kontextes, in dem die Musik erklingt. Dazu gehört unter anderem die klare Betonung beziehungsweise Herausarbeitung rhythmischer Strukturen und die Abwesenheit jeglichen Nervpotentials. Zudem sind beide Maschinen sehr gut verarbeitet und bezahlbar. Selten war es demzufolge so preiswert, an exzellenten Röhrenklang zu kommen.   Olaf Sturm

T.A.C. K-35
Preis: 1.999 Euro
Garantie: 2 Jahre
 
T.A.C. C-35
Preis: 1.699 Euro
Garantie: 2 Jahre
sehr gut
gut
sehr gut
sehr gut

überragend
gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
T.A.C. K-35 und C-35
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
03.01.2013
Hersteller:
T.A.C.