Canton hat seine Top-Lautsprecherlinie überarbeitet. Kein leichtes Unterfangen, wenn man bedenkt, dass die »Reference K«-Serie seit 2015 bis heute Maßstäbe setzt. Mit den neuen Standboxen Reference 3 begibt sich i-fidelity.net auf eine Reise in die Welt des Wohlklangs.

Die B10 war also ursprünglich als Werkzeug gedacht, mit dem Dieter Burmester seine Aufnahmen im privaten Tonstudio penibelst abmischen konnte. Erst auf Drängen seines Vertriebsteams wurde die B10 dann auch in das Burmester-Lautsprecherprogramm aufgenommen. Kein Geringerer als der erfahrene Boxenentwickler Bernd Stark hatte sich dieser Aufgabe annehmen dürfen – es war sein erstes Projekt im Dienst der Berliner HiFi-Manufaktur überhaupt. Selbst für Stark keine leichte Übung, denn die Rahmenbedingungen für einen Monitorlautsprecher sind eng gesteckt: Zweiwege-Boxen im Regalboxenformat sollten es sein, die aber ob ihrer Größe dennoch das gesamte Musikspektrum detailgetreu wiedergeben müssen.


Was zeichnet eigentlich einen guten Studio-Monitor aus? Um Musik bestmöglich abzumischen, muss der Toningenieur auch feinste Nuancen heraushören können. Kurz gesagt: Es geht um die Konzentration auf das Wesentliche – nicht mehr und nicht weniger. Ein guter Monitor-Lautsprecher darf mithin nicht »klingen«. Soll heißen, er darf der Musik keinerlei tonale Färbung untermischen, er darf Impulse nicht verschmieren, er muss in puncto räumlicher Staffelung der Instrumente so arbeiten, wie es die Abmischung der Aufnahme vorsieht.

Anspruch bei der Umsetzung

Und diese Eigenschaften muss er auch in verschiedenen Tonstudios und Hörräumen zeigen. Denn es bleibt die Gefahr, dass er »klingt«, allein weil jeder Hörraum seinen Eigenklang mitbringt. Ein Lautsprecher ist eben nicht solo zu betrachten, sondern immer im Verbund mit dem jeweiligen Raum, in dem er spielt. Daher ist es für Monitor-Lautsprecher wichtig, dass sie ein Mindestmaß an Bündelung vorweisen können. Nur so ist der Primärschall dominant und der über nahe liegende Begrenzungsflächen reflektierte Sekundärschall zweitrangig – nur so wird der Eigenklang des Raums weitestgehend ausgeblendet.

Mit diesen Kriterien im Hinterkopf machte sich Bernd Stark seinerzeit daran, die B10 zu entwickeln. Stark benötigte hierfür einen präzise arbeitenden Tiefmitteltöner und einen nicht zu breit abstrahlenden, aber fein auflösenden Hochtöner. Chassis von der Stange erfüllten seine Anforderungen nicht. Burmesters Engagement im Automotive-Bereich bei Porsche erlaubte es Bernd Stark jedoch, in Zusammenarbeit mit dem Chassis-Zulieferer eine Eigenentwicklung nach seinen Vorstellungen umzusetzen. Er ließ einen Tiefmitteltöner mit in Harz getränkter Glasfasermembran bauen, der vor allem bestes Ein- und Ausschwingverhalten zeigt. Für Stark das Kriterium, das für die mühelose Stereo-Ortung wichtig ist. Zahllose Tonburst-Messungen, also Pakete von etwa fünf Sinusschwingungen und das bei unterschiedlichen Frequenzen, zeigten deutlich, welche Kombination aus Membranmaterial und -geometrie, Sickenform und Antrieb die richtige war.

Beim Hochtöner griff Bernd Stark auf eine ungewöhnliche, aber bewährte Konstruktion zurück: den Ringradiator. Bei dieser Konstruktion treibt die Schwingspule keine große Kalotte, sondern lediglich einen leichteren, V-förmigen Membranring an. Vorteil: Der nur 0,2 Gramm schwere Ring kann dem eingehenden Musiksignal besser folgen. Burmesters Eigenentwicklung wird innen und außen von weichen Gewebesicken geführt, was den Einsatzbereich nach unten erweitert und zudem das Partialschwingungsverhalten positiv beeinflusst. Angetrieben wird die Membran von einem kleinen, extrem starken Neodym-Magneten. Rückseitig sorgt ein großes Volumen dafür, dass der Schall im Dämm-Material absorbiert und nicht auf die sensible Membran reflektiert wird.

Richtige Anwendung durch Anpassbarkeit

Die Frequenzweiche zeigt eine Option, die dem Tonstudio-Einsatz geschuldet ist: Via Kippschalter am Anschlussterminal kann der Basspegel um zwei bis drei Dezibel erhöht, also je nach Hörraumakustik angepasst werden. Auch die mitgelieferten Schaumstoff-Stopfen für die Bassreflexöffnungen helfen, die richtige Bass-Dosis einzustellen.

Beim Gehäuse überließen die Berliner ebenfalls nichts dem Zufall. Augenfälligstes Merkmal: eine zehn Millimeter dicke Aluminium-Front. Diese ist auf die MDF-Gehäusefront aufgeschraubt. Eine Lage Filz zwischen den beiden Materialien soll die Übertragung der vom Chassis-Korb zwangsläufig angeregten Schwingungen auf das Gehäuse unterbinden. Die Sandwich-Konstruktion reduziert also die nicht unerheblichen Gehäuseschwingungen vor allem der Front derart, dass allein die Chassis die Musik machen und keine Überlagerungen von Schallwand-Resonanzen im Mitteltonbereich erfahren.

Durch diese vorgesetzte Aluminium-Platte sitzen die Chassis leicht zurückgesetzt in der Boxenfront. Um dennoch vor allem dem Hochtöner einen definierten Abstrahlwinkel vorzugeben, ist die Schallwandöffnung um den Ringradiator angephast. Damit bekommt der Schall eine gewisse Bündelung mit auf den Weg, was wie eingangs erwähnt die Raumakustikeinflüsse in Grenzen ausblendet.

Voraussetzungen schaffen

Tatsächlich lassen sich die Monitor-Gene der B10 nicht überhören. Voraussetzung hierfür ist aber eine saubere vertikale Ausrichtung auf den Hörplatz anhand passender Boxenständer. In unserem Hörraum für kompakte Schallwandler und bei entsprechend geringem Hörabstand war die ideale Bass-Dosis mit der Schalterstellung »minus« und verschlossenen Bassreflexöffungen gegeben.

Eben jener leichten Bündelung geschuldet, schafft die Box eine erstklassige Abbildungspräzision. Diana Krall etwa steht wie festgenagelt auf ihrer Position, während die Perkussion fein differenziert und dynamisch zu Werke geht. Mit dem warmen Grundton- und nie aufgesetzten Präsenzbereich spielt die B10 locker und mühelos auf. Wenngleich kein Tiefbasswunder, so verblüfft sie doch durch kräftige Oberbass-Strukturen. Neben der Abbildungspräzision in der Mitte begeistert auch die Raumdarstellung.

Bei »Kyrie« auf »Misa Criolla« gibt das Nachschwingen der großen Pauken und des Chorgesangs sowie der Nachhall des Tenors José Carreras den großen Aufnahmeraum sehr deutlich wieder. Schwere Kost für die HiFi-Anlage und mithin die Boxen ist die Wiedergabe eines Klaviers. Kaum ein Instrument hat ein derart breites Frequenzspektrum und vor allem ein derart komplexes Obertonspektrum in Verbindung mit tiefen Grundtönen.

Ein gefundenes Fressen für die B10

Klasse, wie die Berliner Boxen die harten Anschläge sowie die zugehörigen Obertonstrukturen darstellen kann – unter anderem gehört auf Diana Kralls »The Girl In The Other Room«. Auf der Suche nach weiteren gut eingefangenen Aufnahmen kann man seine iTunes-Bibliothek – je nach Größe – stundenlang durchzappen und freut sich jedes Mal, wenn man musikalische Schmankerl gefunden hat. Innerhalb weniger Sekunden trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Eines ist sicher: Rüstet man die B10 mit Aktivelektronik aus, dürfte sie den professionellen Markt für Abhörmonitore kräftig aufmischen.

Hersteller:   Burmester Audiosysteme
Modell:   B10
Kategorie:   Kompaktlautsprecher

Konstruktion:   Zwei-Wege-Bassreflex

Bestückung:   1 x 17-cm-Tief-Mitteltöner, 1 x 25-mm-Ringradiator-Kalotte

Übergangsfrequenz:   2.300 Hz

Besonderheiten:   Über Kippschalter an Raumakustik anpassbar, Aluminium-Front

Ausführungen:
   Makassar, Nussbaum, Weiß Hochglanz

Abmessungen (B x H x T):  
22 x 40 x 28 cm
Gewicht:
   12 kg

Paarpreis:   3.650 Euro
Garantie:   5 Jahre

Burmester Audiosysteme GmbH
Wilhelm-Kabus-Straße 47
10829 Berlin

Telefon:   0 30 / 7 87 96 80
Fax:   0 30 / 78 79 68 68

E-Mail:   mail(at)burmester.de
Internet:   www.burmester.de

Die Burmester B10 setzt nicht auf Effekthascherei. Sie erzeugt nicht einfach Raum, wo keiner ist, sie gaukelt einem nicht besondere Spritzigkeit vor, wo keine ist oder drückt mächtig im Bassbereich, wo doch eher Differenzierung und angemessener Bassdruck gefragt sind. Mit diesen Lautsprechern erkennen Hörer, ob sich der Tonstudiotechniker Mühe gegeben hat – oder eben nicht. Sie werden nicht mehr alle Aufnahmen gleichermaßen goutieren, exzellente Einspielungen dafür aber umso mehr bejubeln.   Michael Jansen

Burmester B10      
Paarpreis: 3.650 Euro      
Garantie: 5 Jahre      
       
überragend
gut - sehr gut
überragend
überragend

TEST

Lautsprecher:
Burmester B10
Autor:
Michael Jansen
Datum:
27.12.2012
Hersteller:
Burmester