Wharfedales Super Linton Heritage wartet im Retro-Design auf – zu einem verblüffend günstigen Preis. Wie aber klingt sie? Rückwärts- oder vorwärtsgewandt?

Die eigenen Daten sind wertvoll, teilweise unersetzlich. Erst recht, wenn man sich einmal bewusst macht, was an Zeit und im Falle von beispielsweise online erworbener Musikdateien an finanziellem Aufwand notwendig wäre, um sie im Verlustfall wiederzubeschaffen – das möchte man sich gar ausmalen. Das gilt vor allem für Unwiederbringliches wie Fotos und Videos der Reisen und Feste vergangener Jahre oder Korrespondenz und was sich noch an bewahrenswerten Daten so alles ansammelt. Wäre es nicht toll, wenn man dies alles wirklich sicher lagern könnte?

Klar, für solche Zwecke gibt mittlerweile zahlreiche Cloud-Speicher wie Dropbox oder Google-Docs und andere mehr. Doch die erfordern für große Datenmengen ein Abo und sind nur so schnell wie Ihr Internetzugang. Die Handhabung erfordert einen Web-Browser oder spezielle Apps, selten kann man die Daten direkt verwenden – man muss sie zunächst wieder importieren. Es handelt sich also meist um reine Datenlager. Und wer gibt seine persönlichen Daten schon gerne in fremde Hände?

Wie wäre es mit der eigenen Cloud?

Toll wäre also ein Safe, in dem man seine Musik, Fotos, Filme, Korrespondenz und was einem an Bits und Bytes noch so wichtig ist, bombensicher aufbewahren kann. Und der dann auch noch aktiv diese Daten für Abspieler aller Art im Haus permanent bereithält. Genau so etwas gibt es von Certon. Die kleine Hightech-Manufaktur aus Heidelberg ist in anderen Branchen längst eine bekannte Hausnummer mit ihren superschnellen und vor allem betriebssicheren Servern, etwa bei Profi-Fotografen in aller Welt. Nun wagen sich die Spezialisten in die High-End-Audio- und -Videowelt vor. Erste Vorseriengeräte stellten sie bereits auf einen Stand auf der High End 2012 in München aus. Inzwischen gibt es den High-End-Server in Serienfertigung. Er hört auf den Vertrauen erweckenden Namen »Integrita«.

Sicher, wenn man in den nächstbesten Elektronikmarkt geht, dann bekommt man dort auch für einen kleinen bis mittleren dreistelligen Euro-Betrag einen Mediaserver mit allen wichtigen Funktionen – so wie man dort auch für 79 Euro einen CD-Spieler kaufen kann, mit dem man als audiophiler Genießer keine Musik hören möchte. Ähnlich verhält es sich mit diesen eher für den kleinen Hobbyisten gedachten Servern. Schaut man hingegen den Integrita nur an, erweckt er bereits Vertrauen, weil er so verarbeitet ist, wie man das von einer High-End-Audio-Komponente erwartet – mit dicker Alufront, einem robust wirkenden Drehregler und einem massigen, minimalistischen, zeitlosen Design. Das Matrixdisplay bietet ansehnlichen Kontrast und lässt sich auf Wunsch abschalten. Die Rückseite zeigt ebenfalls wenig von der Computertechnik unter der Haube, hier gibt es lediglich eine große Netzbuchse, einen schnellen Gigabit-Netzwerkanschluss, eine eSATA-Schnittstelle für externe Laufwerke und einen rasend schnellen USB-3.0-Anschluss für schnell mal einzusteckende Speicherriegel oder Karten-Leser für die Speicher der Kamera oder einer externen Festplatte.

Ein Integrita-Server …

... wird mehr oder weniger einsatzbereit geliefert. Großartige Informatikkenntnisse benötigt man beruhigenderweise nicht. Ins Rack stellen, Strom- und Netzwerkkabel anstöpseln, Hauptschalter auf der Rückseite einschalten und schon steht der Certon-Datenspeicher bereit. Jetzt noch die Taste unterhalb des Displays drücken und los geht's. Das Verblüffende: Man hört fast nichts. Das verwundert, wenn man weiß, dass im Inneren ein wahrer Sturm an Rechen- und Festplattenkapazität tobt. Im Testgerät arbeiten neben der potenten Server-Elektronik immerhin fünf Hochgeschwindigkeitsfestplatten mit Spezifikationen für Profi-Videoschnittplätze, die gleichzeitig in Fahrt kommen.

Das durch geschickte Dämpfung und Dämmung kaum hörbare Arbeitsgeräusch ist leiser als manch ein CD-Spieler, leiser als praktisch alle Laptops. Ab etwa einem Meter Entfernung hörten die Tester praktisch nichts mehr, dabei besitzt das akustisch optimierte Testkino mit um die 40 Dezibel einen für Wohnräume ungewöhnlich niedrigen Grundpegel. Das hatte nun wirklich nichts mehr mit den kleinen Servern aus dem Elektronikmarkt zu tun, denn die pfeifen in der Regel wie ein asthmatischer Turbolader, von Dämmung also keine Spur. Und in der Regel arbeiten sie mit kleinen, hochdrehenden Kühlgebläsen. Certons Integrita kommt vollständig mit passiver Kühlung aus, ganz ohne bewegte Teile. Trotzdem gelang es den Testern selbst unter Vollast nicht, die Festplatten über 45 Grad zu erhitzen.

Datensicherheit schreiben die Heidelberger Spezialisten groß und realisieren diese mit einem sogenannten »Raid 6«. Hierbei arbeiten fünf Festplatten mit verschachtelter Datenverteilung, die es dank cleverer Mathematik erlaubt, bis zu 40 Prozent Datenverlust zu kompensieren. Sprich, das System behält noch alle Daten in Takt, selbst wenn gleichzeitig zwei der fünf Festplatten ausfallen. Mit dieser Technik arbeiten auch die großen Rechenzentren. Der Vorteil: Selbst bei der sehr unwahrscheinlichen gleichzeitigen Havarie zweier Festplatten gehen noch keine Daten verloren. Nachteil: Diese Redundanz kostet Platz. Im Testgerät arbeiteten fünf Laufwerke à 2 Terabyte, was bei Raid-6-Standard einen Platz von 6 Terabyte bedeutet. Ein geringer Preis für die Sicherheit.

Auch die verwendeten Festplatten selbst sind keine gewöhnlichen Datenplatten, wie sie im Schreibtisch-PC stecken. Die verwendeten Audio/Video-Festplatten von Seagate sind speziell für den Dauerlauf in Servern gebaut und zertifiziert. Sie arbeiten besonders leise. Auch die interne Struktur und Elektronik dieser Spezialfestplatten ist auf die relativ wenigen, dafür vergleichsweise großen Datensätze der Mediendaten optimiert. Im Gegensatz dazu fällt im heimischen PC ein Vielfaches an vergleichsweise fitzelig kleinen Dateien an, die entsprechend anders verwaltet werden müssen.

Grauer Alltag?

Die tägliche Handhabung des Integrita ist denkbar einfach: Es ist keine Bedienung erforderlich. Der große Dreh/Drückregler auf der Front kontrolliert das kleine, übersichtliche Menü, das auf dem Matrixdisplay erscheint. Dreht oder drückt man, erscheint das Menü. Erster Punkt: Menü samt Display abschalten. Damit es nicht störend vor sich hin leuchtet, falls dies jemanden stört. Dann lassen sich diverse Statusmeldungen abrufen, etwa die IP-Adresse, unter der man den Server auf anderen Geräten findet und per Web-Browser tiefergehend konfigurieren kann, falls gewünscht. Im Wartungsfall lässt sich auch via Internetzugang der Kundenservice von Certon einklinken, der sich dann per Fernwartung um das Ärgste kümmert.

Zu guter Letzt gibt es einen Menüpunkt zur Einbindung –oder späteren Abmeldung –  externer Geräte. Damit sind mobile Geräte wie Festplatten oder Memorysticks gemeint, die man über die rückwertigen eSATA- oder USB-Buchsen anschließen kann. Der Integrita bietet deren Daten dann ebenfalls und völlig nahtlos mit den eigenen Daten im Netzwerk an. Man kann auch die externen Daten auf die internen Festplatten kopieren und sichern. Das ist beispielsweise für Fotos direkt aus der Kamera sehr praktisch.

Mit viel Know-how

Certon bereitet den Server so weit vor, dass er sich in den gängigsten PC- und Apple-Netzwerken automatisch anmeldet und so direkt vom Computer aus mit Daten beschreiben oder auslesen lässt. Wenn man einen Gigabit-LAN-Router verwendet, dann arbeitet sich auf dem Integrita quasi so schnell wie auf einer internen Festplatte. Die Tester erreichten in der Praxis Geschwindigkeiten um 50 Megabyte pro Sekunde. Gleichzeitig läuft im Integrita ein Twonky-Server, ein iTunes-Server lässt sich dazuschalten. Die bieten auf den reinen Audio- und Video-Abspielern die Mediendaten, Musik, Fotos oder Videos feil, seien es ein Audio-Netzwerkspieler oder der Mediaclient beispielsweise in einem Smart-TV-Fernseher, ein Blu-ray Player oder was sonst noch Daten aus dem Netzwerk abspielt oder anzeigt.

Das funktionierte im Test alles sofort und problemlos und die Performance beeindruckte. Spielten die Tester etwa die iTunes-Bibliothek auf den Server, zeigte der Streaming-Client im Vorverstärker Marantz AV7005 die Titel bereits Augenblicke später an und konnte sie spielen. Via Netzwerkfreigabe nach Windows-Standard (Samba-Protokoll), wie ihn der Netzwerk-Universalplayer Popcornhour C-200 im Hörraum bevorzugt, standen die Daten ohnehin sofort zur Verfügung, gerade so als wäre der Integrita eine eingebaute Festplatte.

Den Stromverbrauch hält Certon auch sehr ansehnlich im Zaum. Bei Volllast, wenn alle Platten maximal zu tun haben und der Prozessor Vollgas geben muss, zeigte das angeschlossene Messgerät in den Spitzen maximal 55 Watt an. Im normalen Betrieb schwankte er – je nachdem, was an Daten gefordert wurde oder an Ruhezyklen herrschte – zwischen 10 und 40 Watt. Das ist im Bereich dessen, was ein Laptop im Akku-Betrieb benötigt und ein Bruchteil eines Desktop-PCs mit Monitor. Wer den Integrita einmal eine Zeitlang nicht benötigt, kann ihn mit einem Tastendruck in den Tiefschlaf versetzen, dann schrumpfte der Verbrauch auf zwei Watt. Wem das noch zuviel ist oder wer beispielsweise während eines Urlaubs ganz abschalten möchte, für den gibt es rückseitig einen robusten Hauptschalter.

Hersteller:   Certon Systems GmbH
Produkt:   Integrita
Kategorie:   Raid-Speichersystem

Datensicherheit:   RAID Level 6 – Data Integrity Assurance (bis zu 2 Festplatten können gleichzeitig ausfallen, ohne dass Daten verloren gehen)

Kapazität:   Fünf interne Festplatten, 2,5 TB, 5TB oder 10TB total,davon jeweils 1,5TB, 3TB oder 6TB nutzbar

Festplatten:   SATA-AV-Festplatten zertifiziert für durchgehenden Betrieb

Dateitypen:   Einschließlich 192 Kilohertz / 24 Bit, u.a. AAC, ALAC, FLAC, M4A, MP3, MP4, WAV, WMA

Anschlüsse:   1 x Gigabit Ethernet, 1 x USB 3.0, 1 x eSATA

Management:   Integrita Control Center via Web-Browser

Mediaserver:   iTunes, DLNA (Twonky)

Abmessungen (B x H x T):   42,5 x 14 x 37 cm
Gewicht:   7,8 kg bis 11,3 kg je nach Bestückung

Netzteil:   Lüfterlos, intern, 84% Effizienz

Besonderheit:   Störfilter nach deutschem Medizinproduktegesetz

Leistungsaufnahme:   60 W 100-240 V; 50/60 Hz unter Volllast

Preise
Integrita 2,5TB:   3.490 Euro
Integrita 5TB:   4.090 Euro
Integrita 10TB:   4.990 Euro

Garantie: 2 Jahre

 

Certon Systems GmbH
Hans-Bunte-Straße 8-10
69123 Heidelberg

Tel.   0 62 21 / 7 59 02 60
Fax   0 62 21 / 75 902 61

Internet:   www.integrita.de
E-Mail:   sales@certon.de

So ein Server wie der Integrita aus dem Hause Certon ist eine praktische Sache. Und er beruhigt ungemein, weil er die Daten wirklich sicher hegt. Die Verarbeitung und die Handhabung dürften auch ausgefuchste audiophile Seelen zufriedenstellen. Und wenn es doch mal ein Problem gibt, dann kümmert sich der Certon-Support darum, gerne per Fernwartung über das Internet. Speziell die Performance begeistert, denn die Datenverfügbarkeit und der Transfer sind rasend schnell und eher durch die eigene Netzwerktechnik und Verarbeitungsgeschwindigkeit der Streaming-Player beschränkt. Diese Performance, die Sicherheit, Verarbeitung und das ruhige Gefühl sind jeden Euro wert.   Raphael Vogt

Certon Systems Integrita
Preis: ab 3.490 Euro
Garantie: 2 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Festplatte:
Certon Integrita
Autor:
Raphael Vogt
Datum:
04.12.2012
Hersteller:
Certon