With the Diamond series, Vincent is launching a special edition of the premium SA-T7MK preamplifier, which was only revised last year and has an excellent sound. Why are they doing this?

Bis heute haftet amerikanischen Lautsprechern ein (Vor-)-Urteil an, welches besagt, dass das Klangbild in den Höhen gedämpft und im Bass zu dick ist. Nicht nur das subjektive Hörergebnis war Basis dieser Einschätzung, sondern auch die Messungen, die einen entsprechenden Verlauf des Frequenzgangs nachwiesen. Grund für diese Art der Abstimmung ist die Konstruktion vieler Häuser in Nordamerika. Statt massiver Wände gibt es mehrheitlich Leichtbaukonstruktionen aus Holz, die als ideale Bassfalle funktionieren. Derart abgestimmte Lautsprecher können in Europa nur mit Schwierigkeiten oder überhaupt nicht abgesetzt werden.

Das ist natürlich auch Boston Acoustics bekannt. Die einfachste Lösung wäre natürlich, eine für unsere Ohren geeignete Serie aufzulegen. Doch bei dem zur D&M Holding gehörenden Hersteller ist man sehr viel weiter gegangen. An Planung, Entwicklung und Fertigung der M-Serie sind gleich drei verschiedene Kontinente beteiligt gewesen. Die technischen Basiskonstruktionen kommen aus den USA, doch bemerkenswert ist vor allem, dass mit Karl-Heinz Fink (Fink Audio Consulting) und Ken Ishiwata (Marantz-Markenbotschafter) gleich zwei richtige Audio-Schwergewichte beteiligt waren. Nicht zuletzt ist die Entscheidung für ein britisches Industriedesign-Büro strategisch äußerst clever gewesen.

Klarer Mehr-Wert

Denn im Gegensatz zum amerikanischen Lautsprechermarkt, bei dem die Produkte gerne auch mal das Äußere einer Waschmaschine haben dürfen, lieben Europäer schlanke, ranke Säulen. Ginge es nur nach dem Design, dann hätte die neue M350 leichtes Spiel. Bei 108 Zentimetern Höhe ist sie gerademal 25 Zentimeter breit. Durch die Sockelkonstruktion scheint der Lautsprecher darüber zu schweben. Das sieht sehr elegant aus. Schallwand, Gehäusedach und Rücken sind durchgehend mit Kunstleder bezogen. Die Seitenwangen sind aus klar lackiertem Holz. Rein nach dem Erscheinungsbild beurteilt, müsste ein Pärchen M350 zwischen vier- und fünftausend Euro liegen. Von wegen: Die Boston Acoustics kostet gerade mal 2.600 Euro pro Paar, und es gibt fünf Jahre Garantie.

Ist der niedrige Preis gedanklich gesackt, taucht natürlich die Frage auf, wo denn gespart worden ist. Die naheliegende Antwort kann eigentlich nur lauten, dass man wohl bei den Innereien geknapst hat, also am Gehäuse, den Chassis und der Weiche. Betrachten wir zunächst die Chassis: Insgesamt arbeiten sechs Chassis in der Dreiwege-Box. Gleich vier 13,3-Zentimeter-Treiber sorgen für die Übertragung des Frequenzbereichs bis 400 Hertz. Die Verteilung der Last auf so viele Schultern ermöglicht den Einsatz einer schmaleren Schallwand, was insbesondere dem Mittel- und Hochton in puncto breitbandigerem Abstrahlverhalten zugute kommt.

Für die Übertragung des kritischen Mitteltonbereichs zwischen 400 und 3.000 Hertz kommt gar ein Spezialchassis zum Einsatz. Offensichtliches Merkmal sind vier in quadratischer Anordnung vorhandene Kunststoffplättchen. Sie sollen für eine deutliche Linearisierung des Frequenzgangs sorgen. Merke: Fehler, die das Chassis nicht macht, müssen auch nicht elektrisch korrigiert werden. Die Erfahrung zeigt zudem vielfach, je einfacher das Layout einer Frequenzweiche, desto lebendiger ist das Klangbild. Des Weiteren soll dieses Chassis verzerrungs- und verfärbungsärmer spielen.

Perfektion in Reihe

Statt Stangenware ist auch der Hochtöner eine ausgefeilte Konstruktion. Anstelle eines ungebrochenen Kalottendoms befindet sich im Zentrum eine Vertiefung. Das sieht so aus, als ob jemand einen Nagel durch die Mitte ins Innere geschlagen hätte. Dieses Kalottengrübchen sorgt für eine stabilere und linearere Bewegung der Kalotte sowie einen größeren Übertragungsbereich jenseits der hörbaren Grenze von 20 Kilohertz. Daher hat der Hochtöner auch seinen Namenszusatz »EWB« (Extended Wide Bandwith). Für die Verteilung des Musiksignals sorgt eine vernünftig bestückte Frequenzweiche, die nicht nur in puncto Phase optimiert ist. Also auch hier Fehlanzeige, was das Einsparpotential angeht.

Da Chassis und Weiche ausfallen, bleibt als vermeintlicher Schwachpunkt nur noch das Gehäuse, das in der Tat nicht dem Durchschnitt entspricht. Es ist aufwändiger und trägt deutlich die Handschrift des Lautsprecherexperten Karl-Heinz Fink. Und dieser legt großen Wert auf ein »leises« Gehäuse. Das heißt resonanzarm. Die Energie soll von den Chassis in die Luft und nicht in die Seitenwände abgestrahlt werden. Beschrieben wird das mit dem »Q-Faktor«, der den Wert zwischen Energie-erhaltend und Energie-auflösend definiert. Ziel muss es sein, ein Gehäuse zu bauen, das die Resonanzenergie schnell dämpft. Die Energie muss thermisch aufgelöst werden. Genau das geschieht im Gehäuse der M350, die sich damit technisch auf ganzer Linie als innovativer Lautsprecher entpuppt.

Klangqualität auf Basis innovativer Technik

Mit »The Gathering Of Spirits«, gesungen von Carrie Newcomer und Alison Krauss, beginnen wir den Hörtest. Bei diesem Titel geht es um das Unterscheidungsvermögen zwischen den beiden charaktervollen Stimmen. Die M350 ermöglicht das Duett, trennt aber beide Damen auf hohem akustischen Niveau. Verantwortungsvoll geht die Boston auch mit akustischen Kleinigkeiten um, die in der Hauptsache von den begleitenden Gitarren geliefert werden. Ausgezeichnet fügen sich die verschiedenen Bestandteile zum klanglich attraktiven Ganzen zusammen.

Im nächsten Schritt prüfen wir, ob die vier Basschassis auch schwerere Kost überstehen. Dazu darf Madonna »4 Minutes« spielen. Der elektronisch erzeugte und sicher für Diskotheken gemachte Bass bringt das Gehäuse der Boston Acoustics auch bei höheren Pegeln nicht zum Mitspielen. Statt in die Breite und ins Unsaubere zu gehen, bleibt der enorme Schub auf einen Punkt konzentriert. Eine Domäne echter Klasse-Lautsprecher. Zudem verrät die M350 auch die Zielgruppe für diese Abmischung, deren Charakter mit zuviel Tief- und zuviel Hochton wohl treffend beschrieben ist. Für ein Basstest reicht's aber.

Doch liegt die Domäne …

… der schlanken Amerikanerin vor allem in der Aufbereitung aufwendig produzierter Alben. Also genau der Bereich, an dem so viele andere Lautsprecher scheitern. So wird Björks Song »Unravel« bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet. Beeindruckend sind dabei vor allem Präzision und Homogenität des gesamten Klangbilds. Zum Vergleichen von Lautsprechern reichen eigentlich die ersten zehn Sekunden eines Stücks, allerdings bittet die M350 mit ihrer räumlichen Darstellungsqualität um längeres Verweilen. Björks Stimme ist auch nicht mit jeder Anlage kompatibel – in der Testanlage reizt der spröde Charme der Isländerin jedoch so sehr, dass das Vergleichshören für eine gute Stunde zum Erliegen kam.

Mit »Whipping Boy« von Ben Harper sichert die M350 ihren überragenden Klangeindruck definitiv ab. Die Gitarre ist täuschend echt in der Abbildung, Harpers sanfte Stimme ist exakt zwischen den Lautsprechern größenrichtig zu hören. Auch hier entsteht eine räumliche Tiefe in der Wiedergabe, die nur hochwertige Schallwandler wirklich beherrschen. Auch in puncto Langzeithören gibt es keinerlei Beanstandungen, eher lohnt sich das Antreten einer Entdeckungsreise durch die eigene Musik-Bibliothek.

Hersteller:   Boston Acoustics
Modell:   M350
Kategorie:   Standlautsprecher

Konstruktionsprinzip:   Drei-Wege-Bassreflex
Bestückung:   4 x 13,3-cm-Basschassis, 1 x 11,4-cm-Mitteltöner, 1 x 25-mm-EWB-Hochtöner

Übergangsfrequenzen:
   400, 3.000 Hz
Impedanz:   4 Ohm
Impedanzminimum:   2,8 Ohm bei 138 Hz

Abmessungen (B x H x T): 
  25 x 108 x 32 cm
Gewicht:   25,5 kg

Stückpreis:
   1.299 Euro
Garantie:   5 Jahre

 

Boston Acoustics
Hakenbusch 3
49078 Osnabrück

Tel.:   05 41 / 4 04 66-0
Fax:   05 41 / 4 04 66-66

Internet:   www.bostona.eu
E-Mail:   germany@bostona.eu

Die Boston Acoustics M350 ist ein hochinnovativer Lautsprecher, der mit 2.600 Euro für das Paar preislich sehr niedrig und damit extrem kundenfreundlich angesiedelt ist. Den Machern muss man deshalb das dicke Kompliment machen, damit deutlich mehr Menschen ein hochmusikalisches Angebot zu unterbreiten. Nach der sehr günstigen A-Serie gelingt dem multinationalen Unternehmen damit der zweite substanzielle Erfolg binnen Jahresfrist. Diese M-Schallwandler sind äußerst hübsch anzusehen und sie spielen in der Preisklasse bis 3.000/Paar ganz klar »überragend«. Hinzu kommt, dass die M350 zwar gute Verstärkerelektronik verlangt, diese aber auch nicht die Welt kosten muss. Einfach klasse!   Olaf Sturm

Boston Acoustics M350
Paarpreis: 2.598 Euro
Garantie: 5 Jahre
überragend
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Lautsprecher:
Boston Acoustics M350
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
20.11.2012
Hersteller:
Boston Acoustics