Mit dem Bellini kommt ein klassischer, äußerst ansehnlicher Plattenspieler aus dem Hause Transrotor. Spielt er Schallplatten so elegant ab wie er aussieht?

HiFi-Entwickler ticken anders als die Biochemiker bei der Pharmaindustrie. Während letztere oft altbekannte Präparate umtaufen und unter neuem Namen auf den Markt bringen, lebt High End von kontinuierlicher Weiterentwicklung. Zu jenen unermüdlichen Kämpfern für das letzte Quäntchen an Wohlklang zählt Dieter Burmester, der namhafteste Vorzeige-High-Ender aus Deutschland. Diesen Status erkämpfte sich der Berliner durch sein ausgesprochenes Qualitätsdenken. Und durch unkonventionelle Ansätze.

Eine seiner ersten Kreationen, der Preamp 808, war der erste High-End-Vorverstärker mit symmetrischen Eingängen. Er zeichnete sich durch einen kompromisslosen Aufbau und überragenden Klang aus. Den Einstieg in die CD-Epoche feierte der Berliner vor ziemlich genau 20 Jahren mit einem ebenfalls kompromisslos aufgebauten Laufwerk, das wie beim Plattenspieler den Motor und die Antriebsspindel mit einem Gummiband entkoppelte.

Zurück zur Gegenwart

Die Unterhaltungselektronik hat die CD fast schon abgeschrieben. Dessen ungeachtet glaubt Dieter Burmester fest an ihre Zukunft. »Man muss den Tonträger in die Hand nehmen können, und dazu gehört für mich auch noch die Langspielplatte«, begeistert er sich heute noch für die 30 Jahre alte CD. Und hofft, dass sich irgendwann auch die Jugend auf den gestrigen Tonträger rückbesinnen wird. »Wenn ihre Cloud erst leer geregnet ist und auf Terabyte gehortete Musiksammlungen unwiederbringlich verloren sind, werden sie sich meiner Worte erinnern«, so der Berliner weiter.

Und dafür entwickelte er einen praktisch komplett neuen CD-Spieler mit der schlichten Typenbezeichnung 102. Der Player wirkt mit bombastischer Verarbeitung und dank seiner edlen Materialien wie für die Ewigkeit gebaut. Eine sieben Millimeter dicke Aluminiumplatte schottet das in einer Kunststoffwanne eingebettete Laufwerk, das die CD direkt antreibt, nach oben hin ab; Rändelschrauben klemmen es felsenfest ans Gehäuse. Nicht das leiseste Motorgeräusch dringt nach außen. Mikrofonieattacken vom Lautsprecher dürften sich an den zehn Millimeter starken Seitenwänden, an der massigen Chromfront und der gediegenen Rückwand totlaufen.

Bei der Elektronik ließen die Berliner schon gar nichts anbrennen. Sie spendierten dem Player ein Netzfilter und (neben einem kleines Stand-by-Umspanner) einen respektablen Ringkerntrafo. Statt auf wuchtige Elkos verteilt Burmester die essentiellen Siebkapazitäten für diverse Gleichspannungen auf eine Armada vieler kleinerer, parallelgeschalteter Elkos. Dieser Schaltungskniff sorgt für einen sehr geringen inneren Widerstandswert des Kondensatorfeldes, was schnellere Ladezyklen gegenüber einem großen Elko mit gleicher Kapazität ermöglicht.

Eine Schlüsselrolle …

... für den späteren Wohlklang nimmt die Central Processing Unit, kurz CPU ein. Sie sorgt dafür, dass von der CD gelesene Daten zunächst in einen Zwischenspeicher geschrieben und zur richtigen Zeit von dort präzise ausgelesen werden – ein erster Schritt, um Jitter, zeitliche Unpässlichkeiten im Bit-Muster, auf ein Minimum zu senken. Anschließend wandern die noch rohen CD-Daten zu einem Upsampler. Anhand der einprogrammierten Formeln errechnet der Kleincomputer vorher nicht vorhandene Zwischenwerte, erhöht die Samplingfrequenz von 44,1 auf 96 oder 192 Kilohertz und erweitert gleichzeitig die CD-Wortlänge von 16 auf 24 Bit.

Die »richtige« Sampling-Frequenz lässt sich am Spieler oder auf der grundsoliden Fernbedienung per Knopfdruck umschalten. Burmester favorisiert 96 Kilohertz, weil dabei der Eingriff ins Signal zahmer ausfällt. Hohes Upsampling geht theoretisch mit einer späteren leichten Unschärfe im Analogsignal einher. Beim Für und Wider um die Diskussion über die anschließenden symmetrischen D/A-Konverter hält sich der Entwickler bedeckt. Er betont zu Recht, dass für ihn nicht eine einzige Baugruppe, sondern das Gesamtkonzept klangentscheidend ist. Und dazu zählt für ihn vor allem die bis zu den XLR-Buchsen komplett symmetrische Signalführung. Das asymmetrische Signal für ein doppelt vorhandenes Cinch-Ausgangsbuchsenpaar generiert der Player mit exakt im Pegel abgeglichenen Summierverstärkern für positives und negatives Signal.

Von den Schaltungsraffinessen und dem sauberen Stromhaushalt dürfen auch externe Digitalgerätschaften wie TV-Empfänger oder Blu-ray Spieler profitieren. Für sie reserviert der 102 je einen optischen und Cinch-Digitaleingang. Der optische TosLink-Eingang lässt maximal mit 96 Kilohertz gesampelte Digitalsignale passieren, der drahtgebundene Cinch-Eingang ist bis 192 Kilohertz aufnahmefähig. Beiden gemeinsam: Niedrigeren Taktfrequenzen bietet der Burmester-Player ebenfalls seinen Upsampler an.

Der Lohn des Aufwands

Im häuslichen Ambiente beamte der 102 die auf CD abgespeicherten Digitaldaten ausnehmend präzise in die Analogwelt. Er verschweigt nicht die kleinsten Details, betont weder den Bass- noch den Hochtonbereich. Wo andere Spieler mit Farben zeichnen, gelegentlich Konturen verschwimmen lassen oder eine Vorliebe für helle oder dunkle Schattierungen zeigen, agiert der 102 wie eine ultrahochauflösende Kamera mit bestem Objektiv und reproduziert aus den Originaldaten gestochen scharfe und räumliche Klangbilder. Unglaublich, wie sich die Musiker bei Liszts Faust-Symphonie unter Eliahu Inbal (nur mit einem Stereo-Hauptmikrofon im Schauspielhaus Berlin aufgenommen) greifbar klar umrissen auf der Bühne präsentierten, wie sich der Solotenor bei »Das Ewig-Weibliche« auch dann noch deutlich vom Orchester absetzte, wenn dieses druckvoll laut aufspielte. Doch den Spieler zeichnet nicht nur die tonale Ausgewogenheit aus, sondern eine aus dem sorgfältigen Umgang mit dem Takt und den Versorgungsspannungen souveräne Ruhe im Klangbild mit sagenhaft stabiler und weitreichender Räumlichkeit.

Die unter die Haut gehende Ausstrahlung bewahrte der Burmester auch bei Pop-Aufnahmen. Wenn sich etwa Pete Townshend »Live« (aufgenommen 1998 in Chicago) über dem Laser rotierte, war der Bass im buchstäblichen Sinne Magic. Mal schnurrte er präzise und abgrundtief, ein anderes Mal unterstrich er das hitzige Zusammenspiel von Interpret und Musikern. Das Zingeln der Becken, der Kick-Sound der Bass-Drum brachte die Füße der Zuhörer zum Mitwippen. Ob nun das Upsampling auf 96 Kilohertz oder 192 Kilohertz mehr zum Wohlklang beiträgt, kann der Hörer je nach Stück für sich selbst entscheiden. Pete Townshend klang jedenfalls mit 96 Kilohertz authentischer. 192 Kilohertz wirkte vergleichsweise wie ein Teleobjektiv: Der akustische Rahmen wurde enger, die Musiker hatten scheinbar mehr Distanz vom Zuhörer.

Am Ende waren sich alle Beteiligten einig. Der Burmester 102 ist der ultimative CD-Spieler. Er lässt komplett vergessen, dass ein technisches Werkzeug die Musik wiedergibt.

Messwerte  Burmester 102

Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N):   0,0013 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0014 %  
IM-Verzerrungen (CCIF):  0,0003 %


Störabstände:
Fremdspannung (20 kHz):   -102,3 dBr
Fremdspannung (250 kHz):   -78,9 dBr
Geräuschspannung (A-bewertet):   -105,0 dBr


Wandlerlinearität:
-50 dB:   0,016 dB
-60 dB:   0,016 dB
-70 dB:   0,018 dB
-80 dB:   0,024 dB
-90 dB:   0,036 dB


Sonstige:
Ausgangsspannung:   2,0 V
Kanaldifferenz:   0,023 dB
Ausgangswiderstand:   66 Ω
DC-Ausgangs-Offset:   < 0,5 mV


Stromverbrauch:
Stand-by:   < 1 W
Leerlauf:   11 W



Hersteller: Burmester Audiosysteme, Berlin
Kategorie:   CD-Spieler
Modell:
   102

Anschlüsse
Ausgänge:   1 x XLR (symmetrisch), 1 x RCA (Cinch), 1 x Tape (Cinch), 1 x digital (koaxial), 1 x digital (optisch), 1 x DC-Ausgang
Eingänge:   1 x digital (koaxial), 1 x digital (optisch), 1 x DC-Eingang, 1 x RS232, 1 x USB, 1 x Kaltgeräte-Netzbuchse

Abmessungen (B x H x T):
   48 x 95 x 32 cm
Gewicht:  7,5 kg

Preis:   4.200 Euro
Garantie:   3 Jahre

 

Burmester Audiosysteme GmbH
Wilhelm-Kabus-Straße 47
10829 Berlin

Telefon:   +49 30 787 968 0
Fax:   +49 30 787 968 68

E-Mail:   mail(at)burmester.de
Internet:   www.burmester.de

Ein mutiger Schritt von Dieter Burmester, angesichts von Highresolution-Downloads und Blu-ray heute noch einen reinrassigen CD-Spieler auf die Beine zu stellen. Mir persönlich kommt der 102 wie gerufen. Meine Spulentonbänder habe ich ausrangiert, die in nächtelangen Sitzungen vor dem Radio aufgenommenen Compact-Cassetten entsorgt, weil die Qualität der Aufzeichnungen mit der CD nicht mehr Schritt halten konnte. Mit der CD-Qualität kann ich heute und in Zukunft leben. Ich habe nicht vor, mich von meinen unzähligen CDs zu trennen. Ganz im Gegenteil: Ich will die liebgewonnenen Schätze immer und immer wieder in allerbester Klangqualität hören. Und dazu ist der Burmester 102 einer der wenigen überragenden Gerätschaften, die ich im Laufe der letzten Jahre kennengelernt habe.  Hans-Ulrich Fessler

Burmester 102
Preis: 4.200 Euro
Garantie: 3 Jahre
überragend
sehr gut
sehr gut
überragend
überragend

TEST

CD-Player:
Burmester 102
Autor:
Hans-Ulrich Fessler
Datum:
01.10.2012
Hersteller:
Burmester