Mit dem D3 präsentieren die Digital-Audio-Spezialisten von Lumin eine neue Version ihres erfolgreichen Streamers D2. Wieviel mehr Lumin-Qualität bietet das aufgefrischte Einstiegsmodell?

Klangvergleiche zwischen Lautsprechern sind unter anderem deshalb so beliebt, weil die Unterschiede so leicht wahrnehmbar sind. Keine Frage, Differenzen sind gut zu hören und zu benennen. Zumindest ist dies in aller Regel einfacher als zum Beispiel bei Verstärkern. Zwar können Sie Klangunterschieden bei Verstärkern unterschiedlicher Preisklassen ebenfalls relativ leicht nachspüren, aber in der obersten Liga ist das nicht so einfach. Um ein vollständiges Bild von einem Verstärker zu erhalten, braucht es demzufolge Zeit.

Viel Zeit, die sich i-fidelity.net mit dem Synästec Audio Bivium gegönnt hat. Dieser Vorverstärker kostet 26.000 Euro und bringt es auf satte 16 Kilogramm Gewicht. In einem separaten Gehäuse befindet sich das sechs Kilogramm schwere Netzteil. Wer sich jetzt einen Wuchtbrummen-Pre vorstellt, liegt verkehrt. Der Bivium ist ein recht kompaktes Gerät, dessen hohes Gewicht sich durch die Materialauswahl erklären lässt: Das Gehäuse wird aus einem spannungsarmen, massiven 32-Kilogramm-Aluminiumblock herausgefräst. Der Klopftest ergibt folglich auch keine Antwort mehr – dieses Gehäuse ist mausetot.

Es dauert alleine fünf Stunden, bis eine Fünffach-CNC-Fräsmaschine den Alu-Block so bearbeitet hat, dass nur das Bivium-Gehäuse übrig bleibt. Nach einem ganzen Tag sind die Gewinde gereinigt, die Grate entfernt und das Gehäuse entfettet. Nach erfolgter Montage des »Innenlebens« sind 300 Minuten technische Tests angesetzt, bis ein Bivium das Haus verlassen kann. Nun, all dieser Aufwand schafft zunächst Voraussetzungen mechanischer Art, nach denen ein Super-Vorverstärker verlangt. Fehlt noch die adäquate Elektronik, die logischerweise nicht von einem Dilettanten stammen darf.

Die klugen Köpfe dahinter

An dieser Stelle lohnt sich der Blick hinter die Kulissen. Wer oder was ist eigentlich Synästec Audio? Synästec Audio formierte sich im Jahr 2005 – ein global operierendes Team aus Spezialisten aus dem IT-Bereich und dem Maschinenbau, das sich zunächst einmal selbst den audiophilen Traum vom perfekten Verstärker realisieren wollte. Nachdem man dieses Ziel nach eigener Aussage erreicht hat, spricht nun natürlich auch nichts mehr gegen eine Manufakturproduktion und den Verkauf. Dafür ist Stefan Stotz zuständig, der Kopf dieses Hightech-Audio-Teams, der eher mit einem höflichen Maß an Bescheidenheit glänzt, als tumb auf die Pauke zu hauen.

Im täglichen Umgang

Das Bedienkonzept und die Ausstattung des Biviums sind von einem Höchstmaß an Praxistauglichkeit geprägt. Es gibt fünf Eingänge, drei in symmetrischer, zwei in asymmetrischer Ausführung. Hinzu kommen zwei Vorverstärkerausgänge, einmal Cinch und einmal XLR. Über das externe Netzteil werden der digitale und der analoge Teil des Verstärkers separat versorgt, dafür liegen zwei mit Lemo-Steckern bestückte Verbindungen bei. Gegenseitige Störeinflüsse werden so zumindest theoretisch auf ein Minimum reduziert. Diesen Nachweis muss der Synästec Audio natürlich auch noch im Labor erbringen. Was sonst üblicherweise noch bei vielen Vorverstärkern zu finden ist,  beispielsweise Kopfhörerausgänge, RS232-Schnittstellen und Triggerschaltungen, ist beim Bivium nicht vorhanden. Dieser Purismus kommt hervorragend an!

Dass sich im Team Leute befinden, die mit Software umgehen können, hatten wir bereits angedeutet. Dass sie diese sinnvoll einsetzen, noch nicht. Der Bivium verfügt über eine elegante, sich selbst erklärende Menüstruktur. So kann man die Eingänge namentlich benennen, indem man aus einer vorhandenen Liste auswählt. Man muss sich also nicht bis zur Dusseligkeit durch einen Buchstabensalat tippen – fein gemacht. Außerdem können die Eingangspegel angeglichen werden, so dass es beim Umschalten der Quellen nicht zu störenden Lautstärkesprüngen kommt. Bei der Anzeige des Pegels können Sie wählen, ob Ihnen Dezibel oder ein lineares Volumen lieber ist. Zudem lässt sich auch die Geschwindigkeit der Regelung anpassen.

An dieser Stelle kann auch die Phasenlage je Eingang festgelegt werden. Sie wird ebenfalls in dem in fünf Helligkeitsstufen leuchtenden Display klar und deutlich angezeigt. Tatsächlich sinnvoll ist auch die Variabilität der Mute-Funktion. Sie haben die Wahl zwischen »ganz aus« oder einer Absenkung um 55 Dezibel. Letzteres hat den Vorteil, dass das Signal nicht sofort verschwindet, was von vielen Hörern als angenehmer empfunden wird. All diese Einstellungen können logisch und leicht am Bivium vorgenommen werden.

Genuss der Bedienung

Noch einfacher geht es mit der beiliegenden Fernbedienung, die eine wahre Augenweide ist. Das massive Instrument liegt gut in der Hand und ist mit sechs Tasten und einem Drehknopf (!) für die Lautstärke ausgestattet. In Zeiten, da immer mehr Vor- und Vollverstärker einen solchen Regler nicht mal mehr am Gerät besitzen, ist dafür höchstes Lob fällig. Zumal sich der Bivium in der Lautstärke so feinfühlig regeln lässt wie kaum ein anderer Vorverstärker. Schaut man sich Ausstattung und Bedienung an, kommt man zu dem Schluss: Alles, was gebraucht wird, ist vorhanden – den Rest hat man einfach weggelassen. Bravo!

Physik und Physis

Nachdem das Innenleben des Bivium freigelegt ist, erkennt man, dass Synästec Audio einige der Grundsätze zur Realisierung eines audiophilen Vorverstärkers bestens umgesetzt hat. Die Platinen für Ein- und Ausgänge sind physisch voneinander getrennt im Gehäuse platziert. Daher liegen auch die Anschlüsse auf der Rückseite nicht direkt nebeneinander. Die gesamte Schaltung ist vollsymmetrisch aufgebaut. Im Bivium arbeiten vier gekoppelte Vorverstärkerstufen miteinander. Diese hohe Treiberleistung soll Störgeräusche und Verzerrungen auf ein Minimum reduzieren.

Auffällig ist der sorgsame Umgang mit der Spannungsversorgung, die weitestgehend dezentralisiert ist. Dort, wo Energie gebraucht wird, befindet sich auf der Platine ein kleines Kraftwerk. Fundament für die gesamte Stromlieferung sind zwei Ringkerntransformatoren, die im externen Gehäuse vibrationsgedämmt arbeiten. Dass die Platinen unter der Oberseite des Gehäuses befestigt werden, hat keinen klanglichen, sondern einen konstruktiven Grund: Je nach Leistungspegel des Vorverstärkers werden die unterschiedlichen Leistungsstufen aktiviert. Natürlich geschieht das für den Hörer unbemerkt.

Fertig zum Start

In Verbindung mit den Synästec Audio Monoblöcken Volatus 200 (den i-fidelity.net-Testbericht lesen Sie in Kürze) entsteht ein vollständiger, vierteiliger Verstärker, der sich im Hörraum gute 14 Tage lang einspielen durfte. Trotz Dauerbetrieb wurden die Aluminiumgehäuse dabei nur angenehm handwarm. Bei den Lautsprechern kamen die Elektrostaten Pio Sound »Falcon« sowie die Canton Reference 5.2 DC und die T+A CWT 500 zum Einsatz. Die Energie wurde abwechselnd vom Burmester Power Conditioner oder der Audionet M10 geliefert.

Take Off

Offensichtlich hält die Synästec-Audio-Kombination nichts davon, lange herumzufackeln. Schon mit den ersten Tönen wird deutlich, dass dieser Verstärker von einer ganz besonderen Klasse ist. Denn die Raumabbildung gelingt dreidimensionaler und stabiler als mit nahezu ausnahmslos jedem anderen Verstärker. Zudem bahnt sich auch eine neue Dimension in den untersten Oktaven an. Doch der Reihe nach.

Mit »Piecetime Resistance« von den Kings Of Convenience sind viele Anlagen schnell überfordert. Kommen akustische Gitarren bei den meisten noch ordentlich und die Stimmen präzise, scheitern sie am Cello und an den perkussiven, wirklich sehr feinen Momenten des Titels. In absolut mustergültiger Präzision arbeiten die Synästec-Audio-Verstärker feinste Strukturen heraus, sowohl bei deren Form als auch mit dem passenden Inhalt. Keiner der Tester hat dieses Stück bisher mit dieser sensationellen Klarheit gehört.

Die nächste Hürde, die es zu nehmen galt, steuerte Laurie Anderson mit »Transitory Life« bei. Dabei kommt der Tiefton schon in einer Dimension, die man von Referenzverstärkern gewohnt ist, aber er ist, um es korrekt zu formulieren, mit mehr Leben erfüllt. Sie kennen doch den »Fußwipp«-Effekt: Die Emotion der Musik kommt beim Hörer an und wird von ihm ganz unwillkürlich in physische Energie verwandelt – der Fuß wippt im Takt der Musik mit. Bei Bivium und Volatus 200 kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Dank der enormen Fähigkeit, die Musik fließen zu lassen, entsteht hochklassiges Kopfkino.

Musik als Ausdrucksform

Nicht einmal aktuelle Tonkost von Adele oder Unheilig wird aufgrund ihrer mittelmäßigen Aufnahmequalität unbrauchbar. Natürlich hört man, dass die Damen und Herren, die bei den Aufnahmen am Pult gesessen haben, keinen anspruchsvollen Musikhörer im Sinn hatten. Aber der emotionale Gehalt der Stücke kommt dennoch an. Der brutale E-Gitarren-Einsatz bei »Herzwerk« stellt keine hohen Anforderungen an einen Verstärker, deshalb ist es um so erstaunlicher, dass die Synästecs selbst solchen Titeln noch ihre Botschaft in absolut hörenswerter Weise abringen.

Mit dem Hilliard Ensemble sind wir den verschiedenen Anschlussvarianten nachgegangen. Aus dem i-fidelity.net-Referenzplayer Audionet VIP G3 lässt sich das Signal sowohl per Cinch als auch XLR abgreifen. Gleicht man den höheren Pegel der symmetrischen Verbindung aus, liegt sie klanglich trotzdem noch immer ein ganzes Stück über der asymmetrischen Verbindung. Ideal ist also, wenn das Signal beim Bivium bereits symmetrisch angeliefert wird. Wenn die Herren dann »Messa Pro Defunctis« anstimmen, beginnt auch ein neues Kapitel der Wiedergabe. Es ist nicht nur die bloße Größe der Raumausleuchtung, sondern auch die Natürlichkeit, die gefällt. Und weil nichts gekünstelt wirkt, taucht man als Hörer sehr tief in die Musik ein.

Wenn Sie sich das Supertramp-Album »Crime Of The Century« schnappen, nur um den  Titel »Bloody Well Right« einmal über die Synästec Audio zu hören, fällt es hinterher schwer, wieder auf Gewohntes zurückzugehen. Denn die feinen Tastenanschläge zu Beginn werden ausdrucksstärker, mit mehr Information in einen absolut harmonischen Fluss eingebettet. Im Vergleich zu anderen Referenzverstärkern fallen solche Stücke nicht einfach durch, weil sie aufgrund ihres Aufnahmedatums nicht »klingen«. Höchstes Klangniveau funktioniert mit den Synästec-Audio-Verstärkern folglich ohne Einschränkungen – und das ist eine Sensation, die das Klangqualitätsurteil »überragend« kaum vollständig abbilden kann.

Messwerte Vorverstärker Synästec Audio Bivium

Verstärkung:

Verstärkungsfaktor:   8,8 dB / 2,76-fach
max. Ausgangsspannung:   5,5 V
 
Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N):   0,0003 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0006 %
IM-Verzerrungen (CCIF):   0,0003 %
 
Störabstände:
Fremdspannung (- 20 kHz):   -108,9 dB
Fremdspannung (- 250 kHz):   -82,6 dB
Geräuschspannung (A-bewertet):   -111,5 dB
 
Sonstige:
Obere Grenzfrequenz:   > 185 kHz
Kanaldifferenz:   0,008 dB
Eingangswiderstand (unsymmetrisch):   36,9 kOhm
Ausgangswiderstand (unsymmetrisch):   199 Ohm
DC-Ausgangs-Offset:   < 0,5 mV

Stromverbrauch:
Aus:   0 W
Stand-by:   21 W
Leerlauf:   ca. 30 W

Laborkommentar

Mit extrem geringen Verzerrungen, überragenden Störabständen und perfekter Kanalgleichheit gehört der Synästec Bivium zu den besten Vorverstärkern, die wir je gemessen haben. In der Summe der Eigenschaften liegt er damit sogar knapp vor unserer Referenz Soulution 720. Aus dem Stand in die Reihen der Weltspitze – das ist eine Meisterleistung.

 

Synästec Audio Bivium

Kategorie:   Zweikanal-Vorverstärker

Eingänge symmetrisch:
   3
Eingänge asymmetrisch: 2

Ausgänge:
   1 x symmetrisch, 1 x asymmetrisch

Besonderheiten:   Fernbedienung mit Drehregler, externes Netzteil mit separater Speisung des Analog- und des Digitalteils, Gehäuse aus vollem Aluminium gefertigt

Ausführungen:
   schwarz (Farbvarianten sind auf Anfrage möglich)

Abmessungen (B x H x T):  40 x 9 x 31 cm

Gewicht Bivium:   16 kg
Gewicht Netzteil:   6 kg

Preis:   26.000 Euro
Garantie:   3 Jahre

 

Sintron-Vertriebs GmbH
Electronic Import & Export
Herr Werner Kempf
Südring 14
76473 Iffezheim
     
Telefon   0 72 29 / 18 29 98
Telefax   0 72 29 / 18 29 99

Internet:   www.synaestec-audio.de
E-Mail:   sintron.vertrieb@t-online.de

Der Synästec-Audio-Vorverstärker Bivium bietet puristische Ausstattung, der es auf der anderen Seite an nichts mangelt. Dank übersichtlicher und variabler Menüstruktur kann sich der Nutzer sein Gerät perfekt konfigurieren. Das geht auch mit der einzigartigen Fernbedienung, die sogar über einen Drehregler verfügt. In puncto Klangqualität reiht sich der Bivium nahtlos und mit einer geradezu unverschämten Leichtigkeit in der absoluten Spitzengruppe ein, die nicht mal eine Handvoll Modelle umfasst. Diese höchste Klangbewertung erreicht der massive Vorverstärker in Verbindung mit seinen Monoblockpartnern Volatus 200. Synästec Audio gelingt mit dem Bivium eine faustdicke, hochgradig audiophile und musikalische Überraschung!   Olaf Sturm

Synästec Audio Bivium
Preis: 26.000 Euro
Garantie: 3 Jahre
überragend
überragend
sehr gut
überragend
überragend

TEST

Verstärker:
Synästec Audio Bivium
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
23.04.2012
Hersteller:
Synästec Audio