Seit über vier Jahrzehnten entwickeln und bauen die Boxenprofis aus dem Taunus Lautsprecher für jeden Geschmack und Geldbeutel. »Ist etwas gut, machen wir es besser. Haben wir das erreicht, optimieren wir es,« lautet das Canton-Credo. Und das gilt nicht nur für die Top-Serien des Hauses. Nein, auch in der preislich definierten Mittelklasse gibt es für die Entwickler immer was zu tun. Die Strategie: Canton betreibt Downsizing.
Soll heißen, ein Lautsprecher wie etwa die zum Test georderte Chrono CL 580.2 DC profitiert in hohem Maße von der Grundlagenforschung, die schon die Edelbaureihe zu Höchstleistungen brachte. Die Entwicklungskosten müssen sich schießlich rechnen. Legt man diese auf mehrere Serien um, so lohnt sich auch aufwendige Grundlagenforschung. In minimal abgespeckter Form finden sich also die feinen Ingredienzien selbst einer Vento 880.2 DC in der Chrono wieder. Nahezu baugleich aufgebaut, liegt der Unterschied neben der bauchigen und mithin stabileren Gehäuseform in nur kleinen Details.
Als da wären: Wave-Sicke bei Tief- und Mitteltöner für 60 Prozent mehr linearen Hub, Transmission Front-Plate mit drei Dezibel mehr Wirkungsgrad im verzerrungskritischen Bereich, Displacement Control, kurz DC, bei den Tieftönern für mehr Tiefgang und eine entkoppelte Bodenplatte, um nur einige wesentliche Gemeinsamkeiten zu nennen.
Als Canton vor wenigen Jahren die Reference-Serie zum Leben erweckte, waren intensive Untersuchungen aller beteiligten Komponenten vorausgegangen. Dabei hat man unter anderem festgestellt, dass normale halbrunde Sicken die Membranresonanzen im Mitteltonbereich nur unzureichend absorbieren und der maximal mögliche Hub recht begrenzt ist. Eine S-förmige Sicke hingegen brachte laut Canton eine Dämpfung der Ringresonanz um 80 Prozent und eine um 60 Prozent größere lineare Hubbewegung der Tiefmitteltonmembranen – eine Anpassung des magnetischen Antriebs vorausgesetzt.
Im Übergangsbereich zwischen zwei Treibern verhalten sich die beiden Schallquellen in puncto Abstrahlcharakteristik deutlich unterschiedlich. Während etwa der Tiefmitteltöner zu bündeln beginnt, setzt ab der Übergangsfrequenz eine breit abstrahlende Kalotte ein. Diese Inkontinuität bewirkt abrupte Bündelungsänderungen, was einem homogenen Klang abträglich ist. Bei Canton ersann man daher die »Transmission Front-Plate«, eine kurze Schallführung vor dem Hochtöner, die dem Schall eine ähnliche Richtwirkung mit auf den Weg gibt wie der Tiefmitteltöner. Positiver Nebeneffekt: Dank des erhöhten Strahlungswiderstands erfährt der Hochtöner in seinem hubintensiven und damit verzerrungskritischen unteren Übertragungsbereich eine Wirkungsgradsteigerung um drei Dezibel. Die Verzerrungen sinken und das Dynamikpotential steigt.
Cantons Displacement Control ist fast schon ein alter Hut und doch immer noch eine geniale Interpretation der physikalischen Gegebenheiten. Man weiß, dass eine Membran unterhalb ihrer Resonanzfrequenz zunehmend Blindleistung produziert, also große Bewegungen vollzieht, ohne Schalldruck zu erzeugen. Diesem Umstand kann man entgegenwirken, indem man dem Chassis ein elektrisches Filter vorsetzt, welches die Anregung nach unten begrenzt. Wird die Güte des Filters so berechnet, dass es den natürlichen Pegelabfall des Chassis ausgleicht, so kann der –3-dB-Punkt fast eine Oktave nach unten rutschen, während das Chassis darunter entlastet wird.
In der Chrono CL 580.2 DC finden alle diese technischen Schmankerl Anwendung. Die zierliche Standbox im Echtholzfurnier-Gewand arbeitet mit zwei 16-Zentimeter-Tieftönern und einem genauso großen Mitteltöner mit Aluminium-Membran. Als Hochtöner kommt eine 25 Millimeter große Hochtonkalotte aus einer Aluminium-Mangan-Legierung zum Einsatz. Die Übergangsfrequenzen liegen bei 300 und 3.000 Hertz. Wie schon die Top-Vento-Standboxen dürfen auch die Chronos auf entkoppelten Bodenplatten thronen. Die Bassreflexöffnung legten die Canton-Ingenieure kurzerhand an den Gehäuseboden, was die Ankopplung an den Raum verstärkt. Natürlich sind auch Bi-Wiring- respektive Bi-Amping-Anschlüsse vorhanden. Die CL-Serie – wie die nahezu baugleiche SL-Linie im Lackgewand – umfasst neben Stand- und Regalboxen auch den obligatorischen Center und Subwoofer für den etwaigen späteren Heimkino-Ausbau.
Bei der Aufstellung sollte – wie bei nahezu jedem Mehrwege-Lautsprecher – die Ausrichtung stimmen. Da diese Lautsprecher immer auf eine Hauptabstrahlachse hin entwickelt wurden, sollte auch die Ohrhöhe auf dieser liegen. Bei der Chrono CL 580.2 DC liegt die Hauptabstrahlachse etwa zwischen Mittel- und Hochtöner. Anhand der mitgelieferten Spikes lässt sich die Canton bei hoher Sitzposition leicht nach hinten neigen.
Wenn man die kleine Chrono CL 580.2 DC mit den schicken Aluminiumring-Applikationen so vor sich stehen sieht, erwartet man eher Schonkost in Sachen Tiefgang und Pegel. Doch weit gefehlt. Das Hightech-Produkt aus dem Taunus macht mächtig Dampf. Dabei bleiben die tiefen Regionen immer konturiert und differenziert. Klasse, wie der akustische Bass bei Carol Kidds »How Little We Know« Ton für Ton in jeder Lage Kontur besitzt. Diese sauber differenzierte Spielweise setzt sich nach oben hin fort. Carol Kidds Stimme wirkt nie aufgedickt oder gar grummelig und doch nachdrücklich mit dem richtigen Timbre. Harte Piano-Anschläge entfalten ein reiches Obertonspektrum, und das zart angeschlagene Becken besitzt die nötige Präsenz, ohne betont zischelig zu klingen.
Partytauglichkeit stellt die Canton ebenfalls unter Beweis: Mit Alice Russells harten Beats kann die Chrono ebenso umgehen wie mit Yellos satten Bassattacken à la »Out Of Dawn«. Aber auch »ernste« Musik gehört zu ihrem Repertoire: Bei Marianne Melnäs »Julsang« klingt die Stimme klar umrissen und tonal korrekt. Selbst wenn der Chor einsetzt, kann sich die kleine Canton noch behaupten und verliert nie den Überblick. Eine beeindruckende Räumlichkeit baut die CL 580.2 DC bei Thérèse Juels »Tiden Bars Gar« auf. Es ist schon faszinierend, wie sich von der ersten Sekunde an der Aufnahmeraum darstellt. Allein der Nachhall des Basses und der Triangel reichen aus, um dem Zuhörer die Raumgröße genauestens zu vermitteln. Bei »Stop This World« von Diana Krall gefällt neben der gut aufgelösten Perkussion und dem Piano auch der präzise Fokus, mit dem die Cantons Mrs. Kralls Stimme in die Mitte projizieren.
Der Frequenzgang der Canton CL580.2DC ist zwischen 15 Grad (fett gedruckte Linie) und 30 Grad (das entspricht nicht eingewinkelten Boxen im Stereo-Dreieck) am gleichmäßigsten. Das Abstrahlverhalten ist sehr gut, entsprechend ausgewogen bei kräftigem Bass ist der Raumakustik-Frequenzgang: ab 200 Hertz fast linealglatt. Das Impedanzminimum beträgt 3,1 Ohm (bei 136 Hertz), der Wasserfall ist blitzblank, die Empfindlichkeit liegt bei 89 dB (1 Watt, 1 Meter, 500-5.000 Hertz). Keine Frage, die Canton-Entwickler wissen, wie's geht.
Canton Chrono CL 580.2 DC
Konstruktion: Drei-Wege-Bassreflex
Art: Standlautsprecher
Bestückung: 2 x 16-cm-Tieftonchassis mit Alumembran, 1 x 16-cm-Mitteltonchassis, 1 x 25-mm-Hochtonkalotte
Übergangsfrequenzen: 300 und 3.000 Hz
Anschluss: Bi-Wiring/Bi-Amping
Ausführung: Kirsch-Echtholzfurnier
Abmessungen (B x H x T): 17 x 100 x 30 cm
Gewicht: 17 kg
Paarpreis: 1.798 Euro
Garantie: 5 Jahre
Canton Elektronik GmbH & Co KG
Neugasse 21 - 23
61276 Weilrod
Telefon: 0 60 83 / 28 70
Telefax: 0 60 83 / 2 81 13
Internet: www.canton.de
Die Canton Chrono CL 580.2 DC ist dank ihrer ausgewogenen Eigenschaften ein Allrounder. Soll heißen, sie bevorzugt nicht bestimmte Musikrichtungen, sondern beherrscht alle Genres gleichermaßen gut. Sie spielt dynamisch und bassstark, offenbart einen angemessenen Präsenzbereich mit fein aufgelösten Höhen und zeigt das richtige Maß an weitläufiger Darstellung und präzisem Fokus. Das hohe Qualitätsniveau der Chrono wird man in dieser Preisklasse und Boxengröße an anderer Stelle kaum finden. Gut, dass Canton die klangentscheidenden Details der Top-Linien auch hier implementiert hat – der Kunde sagt danke. Michael Jansen
Canton Chrono CL 580.2 DC |
Paarpreis: 1.798 Euro |
Garantie: 5 Jahre |