Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Ach wie schön ist es, Tim Bendzko bei seinem Titel »Nur noch kurz die Welt retten« zuzuhören. Natürlich insbesondere bei der Zeile »... noch 148 Mails checken ...«, denn geteiltes Leid ist ja bekanntlich nur noch halbes Leid. Allerdings scheint sich aus dem Zustand permanenter Unterbrechungen und Überforderungen auch niemand so wirklich befreien zu wollen. Denn nur wer ständig online ist, hat zumindest die Chance, nichts zu verpassen. Was für ein selbst gemachter und vor allem unnötiger Stress. Wer in diese absurderweise auch noch wegen entsprechender Gerätschaften als »smart« bezeichnete Falle getappt ist, sollte entweder mit dem Lesen des Testberichts an dieser Stelle aufhören – oder sich die Chance auf ein alternatives und vor allem faszinierendes Vergnügen bewahren.

Natürlich ist die Rede davon, Musik möglichst wohlklingend wiederzugeben. Auch soll die meist enthaltene Gefühlsbotschaft beim Hörer ankommen. Um das zu realisieren, braucht es gute Zutaten und handwerkliches Geschick beim Aufbau. Seit Jahrzehnten entwickelt und baut der japanische Hersteller Marantz Komponenten, die auch anspruchsvollen Hörern zusagen. Nicht umsonst ist der SACD-Spieler SA-KI Pearl eine der meistgenutzten i-fidelity.net-Referenzen. Von besonderem Interesse war dabei für uns die musikalische Abstimmung des Players durch den Marantz-Markenbotschafter Ken Ishiwata. Denn er bedient sich der Basis von ohnehin überzeugenden Seriengeräten und greift bei einer Reihe konstruktiver Details wie Spannungsversorgung, Verkabelung und Bauteiledämpfung ein. In Summe entsteht so eine überdurchschnittlich gut klingende Komponente.

Die jüngsten Meisterwerke

Mit der Ankündigung des Vollverstärkers PM-15S2 Limited Edition und des passenden SACD-Spielers SA-15S2 Limited Edition legt Marantz jetzt ein attraktives Doppel vor, das ebenfalls eine Ishiwata-Behandlung erfahren hat. Jede der nur in luxuriösem Schwarz erhältlichen Maschinen kostet knapp 2.000 Euro und ist dafür unter anderem mit drei Jahren Garantie ausgestattet. Unbedingt hinzugekauft werden sollten zwei vernünftige Netzleitungen sowie ein Cinchkabel. Bei den Tests verwendeten wir Kabel aus den Häusern HMS, Cardas und Oehlbach. Alles in allem eine sinnvolle Investition, lehrt doch bereits die Erfahrung, dass Marantz-Komponenten mit einer höheren Halbwertszeit glänzen.

Das Kraftwerk PM-15S2 LE

Als mustergültiges Beispiel für das Gesicht eines Verstärkers kann der Marantz locker herhalten. Nahezu symmetrisch ist die Frontplatte aufgebaut. Für die beiden wichtigsten Funktionen, Quellenwahl und Lautstärkeregelung, sind zwei große, auf linker und rechter Seitenwange angebrachte Drehregler zuständig. Über die aktuellen Einstellungen informiert das runde Display dezent in der Mitte. Im Normalfall sollten die Klangregler über die »Tone«-Taste deaktiviert werden, aber für etwaigen Bedarf sind sie wenigstens vorhanden. Bei der Bedienung kann man selbstverständlich auch auf die beiliegende Fernbedienung zurückgreifen.

Keinerlei Mangelerscheinungen gibt es bei den Anschlüssen. So verfügt der PM-15S2 LE über fünf vergoldete Hochpegeleingänge und einen Phonoeingang, der sowohl mit MM- als auch mit MC-Tonabnehmern umgehen kann. Dass Marantz die Freunde analoger Spielkultur integriert statt ignoriert, rechnen wir hoch an. Von den insgesamt drei NF-Ausgängen ist einer als Vorverstärker konzipiert. Gleich nebendran gibt es die Möglichkeit, den Vollverstärker ausschließlich als Endverstärker zu betreiben. Das Musiksignal verlässt den PM-15S2 übrigens über Buchsen aus dem Hause WBT.

Im Inneren findet sich die klassische Anordnung audiophiler Verstärker: ein solider, gekapselter Ringkerntrafo liefert Strom an eine Elko-Speicherbank von 40.000 µF. Während Marantz die Leistung an acht Ohm mit 90 Watt angibt, ermittelten wir im Labor rund 110 Watt, an vier Ohm übertraf der 15er die Marke sogar um 50 Watt auf dann sage und schreibe 190 Watt. Genügend Leistung also, um die meisten Lautsprecher vernünftig betreiben zu können. Oft unterschätzt und deshalb hier erwähnt ist der Einfluss des Chassis auf die Elektronik. Der Marantz ist extrem resonanzarm, und aus klanglichen Gründen ist der Gehäusedeckel nicht aus Blech, sondern aus Aluminium gefertigt.

Der Feingeist SA-15S2 LE

Als passendes Quellgerät drängt sich der SA-15S2 geradezu auf. Zu Recht, denn er passt optisch, technisch und klanglich bestens zum PM-15S2. Allerdings sind die schönen Seitenwangen links und rechts nicht von einem Knopf durchbrochen. Die Bedienung am Gerät lässt sich auf Null beschränken, denn im audiophilen Idealfall bleibt das Gerät permanent eingeschaltet, und selbst die Schublade kann per Fernbedienung gesteuert werden. Andersherum lässt sich der 14 Kilogramm wiegende Player aber auch in allen Grundfunktionen direkt am Gerät steuern.

Neben CDs spielt der SA-15S2 LE auch SACDs ab. Er ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass ambitionierte Musikhörer dieses Format übergreifend hätten gebrauchen können. Doch es wäre ein Riesenfehler, diesen Player deshalb zu meiden, weil im Schrank nur Compact Discs stehen. Denn Marantz versteht extrem viel von Digitaltechnik. Zunächst spendierten die Japaner auch hier einen soliden Ringkerntrafo. Sowohl der Kopfhörerverstärker als auch der analoge Ausgang profitieren von der Marantz-HDAM-Technik. Dabei geht es um eine patentierte Verstärkerschaltung, die extrem rausch- und verzerrungsarm zu Werke geht.

Herzstück des Player ist der aus dem Hause Cirrus Logic stammende D/A-Wandler CS4398, dessen Möglichkeiten erst bei 24 Bit und 192 Kilohertz enden. Er ist eine Eier legende Wollmilchsau, da er auch DSD-Signale wandelt, eine Lautstärkeregelung mit an Bord hat und auch die Filterung übernimmt. Deshalb findet dieser Chip auch im Profibereich viele Freunde. Die Bestätigung der einwandfreien technischen Konstruktion lieferten die i-fidelity.net-Laborergebnisse, die wie immer vergleichend zu den ausführlichen Hörtests auch ins Endergebnis einfließen.

Von der Spielkultur

»Mother do you think they'll drop the bomb ...« intonierte Roger Waters Ende 1979 erstmals von Schallplatte kommend diesen Song, der von der Überbetreuung durch Mütter handelt. Pink Floyds »The Wall« gibt es seitdem als Doppel-LP, Doppel-CD in einer audiophilen MFSL-Version und wahrscheinlich auch noch anderen Abkömmlingen. Als vergangenes Jahr remasterte Versionen aller Pink-Floyd-Alben angekündigt wurden, stieg die Spannung. Denn statt einfacher Rauschunterdrückung und leichter Bass- sowie Hochtonanhebung sollte substanziell und im Sinne der Musik »entschlackt« werden. Das Ergebnis ist fantastisch.

Zumindest, wenn die Marantz 15S2-Limited-Edition-Kombi mit der Wiedergabe beauftragt ist. Mit Hilfe der KEF Reference 205/2 zaubert sie ein Klangbild, das Dimensionen verschiebt. Dir Raumabbildung gelingt breiter und ragt zudem weiter in die Tiefe. Die akustische Gitarre in »Mother« klingt so wirklichkeitsgetreu, wie man es von hochwertigen Komponenten erwarten darf. Allerdings liegt deren Kostenrahmen fast ausnahmslos über dem der beiden Marantz-Komponenten. Setzt das Schlagzeug ein, gelingt dem Verstärker das rabenschwarz und tief. An dieser Stelle geht der mehr als doppelt so teure Audionet SAM G2 bei gleicher Präzision zwar energetischer zu Werke, aber im Mittel- und Hochtonbereich sind die Unterschiede spürbar geringer. Faszinierend ist das absolute Klang-Preis-Niveau des Marantz-Duos.

Als Nächstes wandert das Tord Gustavsen Quartet in Form einer CD in den Player. Bei »Circling« demonstriert die Kombination ihren hohen klangqualitativen Wert umfassend. Klavieranschläge sind so gut gezeichnet, dass man den Hammer auf den Saiten greifen kann, und das gestrichene Becken gibt’s in dieser Echtheit in darunter liegenden Preisklassen schlicht gar nicht mehr. In Verbindung mit Komponenten anderer Hersteller bleibt dieser Charakter grundsätzlich erhalten, aber der wahrscheinlich entscheidende Reiz schwindet. Die Devise lautet deshalb: nicht mischen.

Für den Genuss …

… legen viele Zeitgenossen bis heute gerne eine Schallplatte auf. In Verbindung mit dem Marantz braucht es dafür keinen separaten Vor-Vorverstärker. Gibt es etwas Schöneres, als eine LP auf den Plattenteller zu legen und sich in die Musik fallen zu lassen? Miles Davis spielt Trompete, die von Zeit und Raum gelöst scheint. Beim Hören des jetzt eher von Sanftheit als von Klarheit geprägten Klangbildes vergisst man neben Sorgen auch facebook und Konsorten. Wer für dieses Erlebnis Zeit schafft, braucht das nur ein einziges Mal zu tun. Denn anschließend wird die gemachte Erfahrung dafür sorgen, dass Sie sich wieder Zeit für hochwertiges Musikhören nehmen.

Auch wenn ihre Anwesenheit in den meisten Haushalten eher selten ist, darf die SACD »Sacred Love« von Sting das Finale bestreiten. Das Titelstück glänzt mit einer Vielzahl perkussiver Details, die dem Song Charakter verleihen. Es mag seltsam klingen, aber auf einem System mit geringem Auflösungsvermögen und energetischer Impotenz entsteht nicht mehr als ein fürchterlicher Akustikbrei. Gänzlich anders ist das Resultat mit dieser Kombi, die kein noch so kleines Detail auslässt und definitiv nichts überbetont. Dieses unspektakuläre Moment der Wiedergabe ist der Garant dafür, dass dem Hörer diese Kombination auch noch nach sehr langer Zeit gefallen wird.

Marantz PM-15S2

Messwerte Vollverstärker Marantz PM-15S2

Leistung:
Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD):   191 W
Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD):   108 W

Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm):   0,0085 %
IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm):   0,030 %
IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm):   0,0020%
 
Störabstände:
Fremdspannung (- 20 kHz):   -95,2 dB
Fremdspannung (- 250 kHz):   -84,5 dB
Geräuschspannung (A-bewertet):   -98,5 dB
 
Sonstige:
Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm):   > 185 kHz

Kanaldifferenz:   0,1 dB

Eingangswiderstand:   20 kOhm

DC-Ausgangs-Offset:   1,75 mV

Stromverbrauch:

Leerlauf:   36 W

Abmessungen (B x H x T):  44 x 12,5 x 40 cm
Gewicht:   19 kg

 

Marantz SA-15S2

Messwerte CD-Player Marantz SA-15S2

Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N):   0,0022 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0058 %  
IM-Verzerrungen (CCIF):  0,0005 %


Störabstände:
Fremdspannung (20 kHz):   -94,5 dBr
Fremdspannung (250 kHz):   -62,4 dBr
Geräuschspannung (A-bewertet):   -97,7 dBr


Wandlerlinearität:
-50 dB:   0,01 dB
-60 dB:   0,011 dB
-70 dB:   0,013 dB
-80 dB:   0,01 dB
-90 dB:   0,027 dB


Sonstige:
Ausgangsspannung:   2,56 V
Kanaldifferenz:   0,02 dB
Ausgangswiderstand:   11 Ω
DC-Ausgangs-Offset:   0,44 mV


Stromverbrauch:
Leerlauf:   9,3 W

Abmessungen (B x H x T):   44 x 12,5 x 40 cm
Gewicht:   14 kg

 

Marantz Deutschland
D&M Germany GmbH

A division of Sound United
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal

E-Mail:   info@marantz.de

Internet:   www.marantz.de



Schweiz
Piega SA
Bahnhofstraße 29
CH-8810 Horgen

Telefon:   0 44 / 7 25 90 42
Fax:   0 44 / 7 25 91 92

E-Mail:   marantz@piega.ch

Bravo Marantz und bravo Ken Ishiwata: Zum wiederholten Male kommen Komponenten aus Ihren Händen, die in den Punkten Klang- und Verarbeitungsqualität nachhaltig überzeugend sind. Insbesondere beeindruckt das hohe Maß an Klangqualität, das durch den Verzicht auf jegliches spektakuläre Moment eine hohe Langzeittauglichkeit besitzt. Dass Sie Kunden mit einem vergleichsweise geringen Verkaufspreis für diese beiden Spitzenkomponenten direkt am Anfang belohnen, verdient ein weiteres Kompliment. So geht seriöses High End!   Olaf Sturm

Marantz PM-15S2 LE  
Preis: 1.999 Euro  
Garantie: 3 Jahre  
   
Marantz SA-15-S2 LE  
Preis: 1.999 Euro  
Garantie: 3 Jahre  
überragend
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

überragend
gut - sehr gut
sehr gut
sehr gut
sehr gut

TEST

Verstärker:
Marantz PM15S2 / SA15S2
Autor:
Olaf Sturm
Datum:
14.03.2012
Hersteller:
Marantz