Mit der Diamond-Serie bringt Vincent eine Sonderedition des erst im letzten Jahr überarbeiteten, klanglich exzellenten Premium-Vorverstärkers SA-T7MK auf den Markt. Warum machen die das?

Burmester ist definitiv nicht für Kleinigkeiten bekannt. Wer an Burmester-Elektronik und -Lautsprecher denkt, der hat große, raumfüllende Anlagen im Kopf, vielleicht noch edles Car-HiFi im Porsche Panamera und anderen unbescheidenen Ingenieursstücken. Da überraschte Dieter Burmester den Autor dieser Zeilen auf der High End 2011 mit den Worten: »Ich muss Ihnen mal was Lustiges zeigen, ...wird spannend.« Dann führte der Weg in das Händlerzimmer, und dort stand fast versteckt in einem Regal eine erste Version des 113.

»Guck mal«, sagte Dieter Burmester, »jetzt können wir auch Bluetooth!«. Und in der Tat, es leuchtete ein blauer Zahn auf der Front des vergleichsweise winzigen Geräts. Zum Beweis, dass es nicht nur für die für Burmester-Elektronik ungewohnt humorig gestaltete Front gereicht hat, spielte auch gleich Musik via Bluetooth von einem iPhone. Auf die Frage, ob das nur ein Experiment sei, entgegnete Dieter Burmester: »Nein, das werden wir bringen.« Diese Aussage haben wir gespeichert und sind am Thema dran geblieben.

Vorhang auf ...

113 heißt das kleine, digitale Schmuckkästchen. Es sieht aus wie eine echte Burmester-Komponente, nur eben kleiner. Aber in Sachen Verarbeitung bietet der Benjamin die gleiche Haptik wie die großen Geräte aus Berlin. Alles wirkt wie aus einem massiven Block Aluminium gefräst. Die Front ist plan und dezent matt gebürstet, alle Beschriftungen sind feingliedrig eingraviert. Die runden Tasten glänzen zum Kontrast und bieten einen soften, aber klaren Druckpunkt. Der Infrarot-Empfänger für die Fernbedienung lauert hinter einem feinmaschigen Metallgitter. Zentral in der Mitte sitzt er dann, der illuminierte Zahn, der beim Empfang von Musik per Kurzstrecken-Funk dezent blau leuchtet. Seine Farbe lässt sich übrigens per Fernbedienung zwischen Blau, Cyan und Grün umschalten. Die ansonsten grün leuchtenden Statusanzeigen der Eingänge lassen sich zweistufig dimmen.

Auf der Rückseite drängen sich die Anschlüsse dicht an dicht. Auch hier liegt die Verarbeitung auf gewohnt hohem Burmester-Niveau, alles präzise und massiv. Das beginnt mit einem ordentlichen Kaltgeräte-Netzanschluss mit Hauptschalter. Daneben sitzen die Anschlüsse, die man von den Berlinern bisher nicht kannte: die Koaxbuchse für die Bluetooth-Stummelantenne für stabilen Empfang und die USB-Audio-Buchse, die Class1- und Class2-Standard und eben bis zu 192 Kilohertz Samplingrate bei 24 Bit versteht. Die klassischen S/PDIF-Digital-Anschlüsse gibt’s als Cinch- und TosLink-Buchse, je als Ein- und Ausgang. Die rechte Hälfte der Rückwand belegen die analogen Ausgänge, die symmetrisch als XLR und unsymmetrisch als Cinch zur Verfügung stehen. Dabei erhalten die Cinch-Ausgänge ihre Signale von der positiven Phase und der Masse der XLR-Buchsen, ein gleichzeitiger Betrieb von Cinch und XLR ist daher nicht möglich. Das Gehäuse ruht auf kurzen Alusäulen mit Filzauflage.

Wer hat das Kommando?

Als Handgeber liegt Burmesters generische Systemfernbedienung bei, mit der man fast alles vom Sofa aus kontrollieren kann: ein- und ausschalten, die Leuchtmittel dimmen, bei der Bluetooth-Anzeige die Farbe wechseln, die Quellen wählen, die Absolutphase und die Samplingrate umschalten. Nur zur einmaligen Koppelung mit Bluetooth-Quellen muss man einmal am Gerät die entsprechende Eingangstaste für ein paar Sekunden gedrückt halten, bis das Blinken des illuminierten Zahns die Bereitschaft zur Kontaktaufnahme signalisiert. Dies klappte mit verschiedenen Abspielern auf Windows-Mobile-, Android- und Apples iOS-Geräten problemlos. Dank der »echten« Antenne blieb die Verbindung auch völlig stabil, selbst wenn die Tester mit dem sendenden Abspieler im Gebäude umherliefen, selbst durch bis zu zwei Innenwände ließ sich die Verbindung nicht beirren.

Der Bluetooth-Empfänger beherrscht alle drei gängigen Audio-Standards A2DP für blauzahniges Musikstreaming. Die meisten taschenformatigen Bluetooth-tauglichen Player und auch das iPad 1 der Redaktion verwenden lediglich den kleinsten Standard, SBC Low.  Hierbei wird das Audio-Signal ressourcenschonend komprimiert übertragen, wobei ein Algorithmus zum Einsatz kommt, der MP3 ähnelt. Das System funktioniert gut und das auch, wenn die zu übertragende Musik bereits komprimiert – wie auf Mobilgeräten üblich – gespeichert ist. Das Ergebnis kann sich für Hintergrundberieselung dann immer noch gut eignen, wenn die Dateien ordentlich und mit höherer Datenrate vorliegen. Audiophil klingt es dann allerdings auch trotz Burmester-Wandler nicht mehr. Auch den apt-X-Codec hat Burmester an Bord, den immer mehr Computer und Mobilgeräte beherrschen, etwa das RAZR-Smartphone von Motorola oder das Galaxy Tab 7.0 Plus von Samsung. apt-X bietet verlustfreie Audio-Übertragung, weil es nur eine Datenkompression verwendet, keine verlustbehaftete Datenreduktion. Es könnte sich auf Dauer als clever herausstellen, dass die Berliner Entwickler um Stefan Größler nicht auf Apples Insellösung AirPlay setzten, wenngleich das sicher auch seinen Reiz gehabt hätte. Aber mit der Bluetooth-Technik bietet der 113 einfach eine viel flexiblere Schnittstelle mit großer und stets zunehmender Verbreitung.

Wer den 113 ganz audiophil erklingen lassen möchte, der greife auf die USB-Audio-Schnittstelle zurück. Die beherrscht neben passabel klingenden Standardmodi des Class1-Standards auch den Class2 in synchron und asynchron. Damit potentiell vom angeschlossenen Computer neben den Audio-Daten kein sonstiger hochfrequenter Schmutz in den feinen Wandler gerät, haben die Entwickler das USB-Modul komplett galvanisch vom Rest der Elektronik getrennt, was bei der riesigen Bandbreite der Schnittstelle ein echtes Kunststück war, wie Burmester Entwicklungsleiter Stefan Größler den Testern erzählte. Aktuelle Apple-Rechner können sofort im höchstauflösenden Modus auf den Burmester zugreifen. Für Windows-Rechner arbeiten die Berliner noch an einem Treiber, denn das Betriebssystem kennt nativ nur den Class1-Standard. Versuche mit einem Windows-Laptop und einem Versuchstreiber entlockten auch diesem System die begehrten hohen Auflösungen.

Hightech im Auftrag hochwertiger Wiedergabe

Auch die konventionellen Digitaleingänge nehmen die hohen Frequenzen entgegen, etwa hochaufgelöste Stereo-Audiospuren von einer Blu-ray Disc mit bis zu 192 Kilohertz und 24 Bit. Aber auch ein Streaming-Player darf Musik gerne in hoher Auflösung liefern. Ähnliches gilt für die digitalen Ausgänge, die ebenfalls bis in die höchsten Bandbreiten arbeiten, falls man den 113 nur als rein digitalen Übersetzer verwenden möchte. Das Signal läuft stets durch den Sampleraten-Konverter, der immer die vom Anwender eingestellte Frequenz am Ausgang zur Verfügung stellt, indem er das Signal auf die jeweils andere Taktung umrechnet. Hier steht bewusst Sampleraten-Konverter und nicht »Upsampler«, denn der 113 rechnet gegebenenfalls auch hohe Samplingraten herunter. Was zunächst nach einem Irrtum klingen mag, hat durchaus Sinn, denn wer den 113 an einen D/A-Wandler älteren Datums anschließt, dem sind die hohen Datenraten unbekannt. So kann man dennoch Aufnahmen höchster Frequenz abspielen. Der Samplingraten-Konverter ist nur außer Betrieb, wenn die Abtastraten-Frequenz des Eingangssignals mit der für den Ausgang eingestellten übereinstimmt. Dann durchläuft das Signal lediglich das Re-Clocking. Das findet auch bei Konvertierung statt. Die Neutaktung durch Burmesters höchstpräzisen internen Geber eliminiert eventuellen Jitter und damit verbundene, verzerrende Ungenauigkeiten auf der Zeitachse.

Verwendet man schließlich den aufwendig gemachten Analogausgang, kommt auch die eigentliche D/A-Wandlung zum Zuge. Die ist wie das Reclocking und die asynchrone digitale Signalführung schaltungstechnisch Burmesters Referenz-Serie entnommen und für die kleine Komponente vereinfacht und angepasst worden. Die symmetrische Ausgangsstufe arbeitet mit einer Gleichspannung eliminierenden Servoschaltung – Koppelkondensatoren waren tabu. Auch das Thema Stromversorgung spielt im 113 eine dominante Rolle. Erstmals kommen bei Burmester zwei komplette Schaltnetzteile zum Einsatz. Eines davon versorgt das Digitalteil, die USB-Schnittstelle und die Bluetooth-Mimik, die übrigens bei Nichtgebrauch komplett vom Strom getrennt wird. Das zweite Netzteil, Sie ahnen es, versorgt ausschließlich die analoge Ausgangssektion.

Hohen Erwartungen entsprochen

Der Hörtest ergab im positiven Sinne wenig Überraschendes. Der Kleine klingt tatsächlich wie die Großen, was nicht weniger als ein Riesenkompliment ist. Egal, ob analog oder digital, der Burmester 113 klang stets transparent, mit exzellenten Durchzeichnungseigenschaften ausgestattet und auch feinporig. Bei Wettbewerbern hin und wieder auszumachende Schärfen traten nicht auf. Tendenziell spielt der 113 umso quirliger, je höher die Samplingrate eingestellt ist. Bei den meisten Aufnahmen gefiel beispielsweise bei digital zugespielten CDs zumindest an der Hörtest-Anlage die mittlere Stellung des Abtastratenwandlers mit 96 Kilohertz, die schön fein, aber noch angenehm erdig klang, wo die 192er-Stellung schon minimal schlank wirkte, wenngleich diese beispielsweise noch knackigere Klavieranschläge demonstrierte. Trotzdem trat hier, zumindest bei hochgerechneten CDs, der Korpus schon ein wenig ins Hintertreffen. Gibt man dem 113 von vornherein hochaufgelöste Aufnahmen zu futtern, blüht er nochmals auf, klingt luftig und frei mit stabilem Raum, knackiger Attacke und scharf konturierter Abbildung und gerät auch bei komplexen Klangkörpern nicht in Bedrängnis.

Messwerte D/A-Wandler Burmester 113

Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N):   0,0016 %
IM-Verzerrungen (SMPTE):   0,0023 %  
IM-Verzerrungen (CCIF):  0,0006 %

Störabstände:
Fremdspannung (20 kHz):   -94,5 dBr
Fremdspannung (250 kHz):   -74,9 dBr
Geräuschspannung (A-bewertet):   -97,5 dBr

Wandlerlinearität:
-50 dB:   0,011 dB
-60 dB:   0,011 dB
-70 dB:   0,012 dB
-80 dB:   0,016 dB
-90 dB:   0,03 dB

Sonstige:
Ausgangsspannung:   3,96 V
Kanaldifferenz:   0,015 dB
Ausgangswiderstand:   132 Ω
DC-Ausgangs-Offset:   < 0,5 mV

Stromverbrauch:
Stand-by:   0,7 W
Leerlauf:   5,0 W


Abmessungen (B x H x T):
   20 x 5,8 x 15,5 cm
Gewicht:   1,5 kg


Bluetooth SBC- & aptX Codec

USB-Audio-Eingang für den Anschluss eines Computers:
Class 1 Audio mit bis zu 96 kHz/24 Bit
Class 2 Audio mit bis zu 192 kHz/24 Bit

Digital-Eingänge:   1 x RCA, 1 x TosLink, 1 x USB, 1 x Bluetooth
Digital-Ausgänge:   1 x RCA, 1 x TosLink

Analog-Ausgänge:   1 x RCA Stereo, 1 x XLR Stereo

 

Burmester Audiosysteme GmbH
Wilhelm-Kabus-Straße 47
10829 Berlin

Telefon:   +49 30 787 968 0
Fax:   +49 30 787 968 68

E-Mail:   mail(at)burmester.de
Internet:   www.burmester.de

Der Burmester 113 ist mit seinem kompakten Format und der perfekten Verarbeitung einfach sexy. Ob als edler Stand-Alone-Wandler oder Add-On zum Integrieren von USB-Audio- und Bluetooth-Schnittstellen in bestehende Anlagen – der Burmester 113 dürfte schnell Freunde finden. Klanglich fehlt dem auf der abgespeckten Referenz-Serie basierenden Wandlertechnik allenfalls ein Hauch der Autorität, die die ausgewachsenen Burmester-Komponenten stets umgeben. Mit seinem attraktiven Preis könnte der 113 auch die Einstiegsdroge für Burmester-Neulinge werden. Ein tolles, kompaktes Gesamtpaket. Große Gratulation!   Raphael Vogt

Burmester 113
Preis: 2.490 Euro
Garantie: 3 Jahre
überragend
sehr gut
überragend
überragend

TEST

D/A-Wandler:
Burmester 113
Autor:
Raphael Vogt
Datum:
13.02.2012
Hersteller:
Burmester