Konzentration auf das Wesentliche – damit lässt sich in wenigen Worten beschreiben, was Magnat bei der Entwicklung des Hybrid-Amps MA 400 im Sinn hatte. So wie sich die günstigsten unter den Fluggesellschaften aufs Fliegen konzentrieren und ihre Kunden in Massen zu knapp kalkulierten Preisen befördern, besinnt sich Magnat mit der 400er-Serie, zu der auch der CD-Player MCD 450 und der Tuner MT 420 gehören, in erster Linie auf die Klang-Performance der Komponenten. Anders als den Airlines geht es den Pulheimern bei preislicher Bodenhaftung aber um Klasse: Sie wollen, dass ihre HiFi-Geräte zu audiophilen Höhenflügen ansetzen.
Entsprechend ist der MA 400 auch kein Schweizer Offiziersmesser im HiFi-Gewand. Viele der Werkzeuge an den kleinen roten Helfern, vom Messer mal abgesehen, braucht man im Alltag eh nur selten. Warum sie dann überhaupt erst einbauen? Die auf den ersten Blick spartanisch erscheinende Ausstattung des Vollverstärkers hat denn auch den Vorteil, dass sich auf seiner Front nur wenige Bedienelemente tummeln und so mehr von der schönen, massiven Alufront ins Auge fällt. Das bedeutet keineswegs, dass es nicht auch bei ihm möglich wäre, einige grundlegende Parameter eines Stereoverstärkers zu ändern.
Nur passiert das hier menügesteuert und ausschließlich im Zusammenspiel zwischen Display und Lautstärkeregler, dedizierte Regler gibt es nicht. Bass und Höhen lassen sich nach Belieben zuschalten oder das Klangbild per Loudness aufpeppen, so man es denn wünscht. Sinn macht auf jeden Fall die Input-Gain-Funktion, mit der sich die Eingangspegel unterschiedlich lauter Quellen anpassen lassen. Das erspart die mitunter lästige manuelle Lautstärke-Anpassung beim Quellenwechsel. Der Umgang mit dem Menü ist einfach, intuitiv und schnell gelernt. Neben den wenigen Bedienelementen befinden sich auf der Front außerdem zwei Eingangsbuchsen für 3,5- und 6,3 mm-Klinkenstecker, über die schnell mal ein MP3-Player oder Kopfhörer angeschlossen werden kann. Der Kopfhöreranschluss dient gleichzeitig als Ein-/Aus für das angeschlossene Lautsprecherpaar.
Ein kleines rundes Fenster zwischen Stand-by-Schalter und Display gibt den Blick auf die heimelig-glimmende, selektierte und eingebrannte Vorstufen-Röhre frei. Insgesamt macht aber nicht nur die aufgeräumte Front einen wertigen Eindruck. Der Verstärker ist gut verpackt in ein stabiles Metallgehäuse, und die 5,8 Kilogramm Gewicht traut man dem flachen Gerät auf den ersten Blick gar nicht zu. Geht es nach Anfassqualität und Verarbeitung, dann sollte der MA 400 auch im Hörtest eine gute Figur machen.
Das will Magnat auch durch den mächtigen Ringkern-Trafo erreichen, der in allen musikalischen Lebenslagen genügend Power liefern soll. Als Puffer zwischen ihm und dem Leistungsverstärker-Chip dienen zwei Elkos mit jeweils 10.000 Mikrofarad Kapazität zum Abfangen schneller Impulsspitzen. Ein aus dem Vollen gefräster Alu-Kühlkörper zieht sich quer durch das Gerät und trennt Vorstufen- und Endstufensektion voneinander, während er dem Verstärker-Chip Kühlung verschafft. Langlebigkeit und dauerhaft optimalen Signalfluss durch Goldüberzug garantieren die Cinch-Buchsen der vier Hochpegeleingänge und des Phonoeingangs sowie der Lautsprecher-Klemmschrauben, die neben Bananensteckern auch Gabelschuhe aufnehmen können. Für den Stand-By-Betrieb gibt es im Magnat ein eigenes Netzteil, wodurch der Energieverbrauch auf ein Watt gesenkt wird – eine sicherlich sehr sinnvolle Maßnahme in Zeiten der Diskussion um Atomstrom. Über den Netzschalter auf der Rückseite kann der MA 400 sogar ganz vom Netz getrennt werden.
Den erhöhten Materialaufwand im Dienste des Klanges gleicht Magnat durch Verzicht an anderer Stelle aus. So kann sich der Hybridverstärker in einer Preisregion tummeln, in der sich sonst reinrassige Transistorverstärker aufhalten. Interessenten, die gehobene Klang-qualität zu einem attraktiven Preis suchen und denen hochwertiger Klang wichtiger ist als eine lange Ausstattungsliste, müssen sich im Klaren darüber sein, dass sie am 400er weder Vorverstärkerausgang, Source-Direct-Taste noch irgendwelche digitalen Schnittstellen finden werden. Und dass es mangels Rec-Out-Selector auch nicht möglich ist, parallel zur Radioaufnahme beispielsweise CD zu hören.
Dass es Magnat mit dem audiophilen Anspruch ernst ist, beweist nicht nur der Einsatz einer Röhre in der Vorstufe, sondern auch die Hinzunahme des erfahrenen Elektronikers Walter Fuchs bei der Entwicklung des Phono-Zweigs. Darin kümmern sich besonders rauscharme Operationsverstärker um die winzigen Signale von MM-Tonabnehmern, wobei der Anschluss von High-Output MC-Systemen ebenfalls möglich ist. Weitere Anpassungsmöglichkeiten für Kapazität oder Widerstand fehlen aber. Den klanglichen Charakter des Hybrids soll die Doppeltriode vom Typ ECC88 prägen, bevor die vorverstärkten Signale durch den Leistungsverstärker-Chip der Endstufen-Sektion auf Transistor-Amp ähnliches Niveau angehoben und zu den Lautsprechern geschickt werden.
Im CD-Durchgang musizierte der MA 400 anmutig und fein und verwies sogleich auf seinen durch die Röhre bestimmten Charakter. Sehr schön traten seine Vorzüge etwa bei von Akustikgitarren dominierten Titeln in Erscheinung, wie Lynard Skynards »The Last Rebel« (»Endangered Species«, Sony Music) oder Kansas' »Dust In The Wind« (»Dust In The Wind – Kansas Best«, Zounds): Mit wunderbar transparenten Höhen, gleichzeitig satt und voll erklingenden Saiteninstrumenten untermauerte er den Eindruck der eher warmen und weichen Abstimmung.
Dass der MA 400 trotz zweierlei Herkunft letztlich ein ganzer Kerl ist und auch mit relativ bescheidenen Leistungsreserven richtig rocken kann, wurde nach einem beherzten Dreh am Lautstärke-Regler schnell klar. So fuhr dem Autor spätestens beim Police-Klassiker »Message In A Bottle« (»Live!«, Universal Music) in der tollen Aufnahme vom November 1983 in Atlanta ein »Yes, he can« durch den Kopf. Stewart Copelands lustvolles Schlagzeug-Gedresche, Andy Summers geniale Gitarren-Riffs und Stings filigrane Bass-Arbeit stellte der Magnat auch noch bei verhältnismäßig hohen Pegeln sauber, gut durchhörbar und recht stressfrei heraus.
Im Phono-Durchgang gab der MA 400 weiter Dampf, wobei er sich auf die Tugenden seiner Hochpegel-Eingänge besann. Kraftvoll und energiegeladen gelang es ihm, im Tief- und Mitteltonbereich überzeugend jenen druckvollen Beat aus Schlagzeug und Bass auf-zubauen und zu halten, der Bruce Cockburns »Lovers In A Dangerous Time« (»Stealing Fire«, Pläne) unermüdlich nach vorne treibt. Queens »Is This The World We Created?« (»The Works«, EMI) wiederum perlte mit kristallklaren, nie zur Schärfe neigenden Höhen und Freddie Mercurys voluminöser Stimme aus den Chassis weit und tief in den Raum.
Messwerte Vollverstärker Magnat MA 400
Leistung:
Nennleistung @ 4 Ohm (1% THD): 46 W
Nennleistung @ 8 Ohm (1% THD): 37 W
Verzerrungen:
Klirrfaktor (THD+N, 10 Watt @ 4 Ohm): 0,02 %
IM-Verzerrungen SMPTE (5 Watt @ 4 Ohm): 0,06 %
IM-Verzerrungen CCIF (5 Watt @ 4 Ohm): 0,025%
Störabstände:
Fremdspannung (- 20 kHz): -77,1 dB
Fremdspannung (- 250 kHz): -76,0 dB
Geräuschspannung (A-bewertet): -87,9 dB
Sonstige:
Obere Grenzfrequenz (-3dB / 10 W @ 4 Ohm): 103 kHz
Kanaldifferenz: 0,08 dB
Eingangswiderstand: 11,9 Kiloohm
DC-Ausgangs-Offset: < 0,5 mV
Stromverbrauch:
Stand-by: < 1 W
Leerlauf: 19 W
Abmessungen (B x H x T): 43 x 9,2 x 28,5 cm
Eingänge
CD: 1 x Cinchausführung
Tuner: 1 x Cinchausführung
Tape: 1 x Cinchausführung
Aux: 1 x Cinchausführung
Phono: 1 x Cinchausführung
Front: 1 x Miniklinke
Ausgänge
Tape: 1 x Cinchausführung
Sonstige
Lautsprecher: 2 x Klemmen
Kopfhörer: 1 x 6,35-mm-Klinke
Fernbedienung
Masseanschluss
Abmessungen (B x H x T): 43 x 9,5 x 33 cm
Gewicht: 8 kg
Ausführung: schwarz
Unverbindliche Verkaufspreisempfehlung: 399 Euro
Garantie: 2 Jahre
Magnat Audio Produkte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9
50259 Pulheim
Tel.: 0 22 34 / 80 70
Internet: www.magnat.de
Mit dem Magnat MA 400 können ambitionierte Musikfreunde locker durchstarten und in höhere Klanggefilde abheben. Er verbindet gekonnt Röhren-Vorzüge und Halbleiter-Stärke miteinander und überzeugt bei der Wiedergabe von CD und Vinyl gleichermaßen mit ausgewogenem Klang sowie überlegtem Schaltungsaufbau und guter Verarbeitung. 400 Euro für den in Deutschland erdachten und entwickelten Hybrid sind nicht nur völlig in Ordnung, sondern vergleichsweise ein regelrechtes Sonderangebot. Bleibt nur zu wünschen, dass Magnat so weitermacht und noch viele ähnlich schöne Geräte folgen lässt. Ramon Harland
Magnat MA 400 |
Preis: 399 Euro |
Garantie: 2 Jahre |