Ganz neu ist die Linie 60 von Elac nicht mehr. In der aktuellen Generation heißt sie daher auch Linie 60.2. Vier Modelle umfasst sie, vom Regallautsprecher BS 63.2 über die beiden Standlautsprecher FS 67.2 und FS 68.2 bis zum Center-Lautsprecher CC 61.2. Um zu testen, was die Serie zu leisten vermag, selektierten die i-fidelity-Tester die kleinere Säule heraus und bestellten sie zum Test.
Ein samtig flauschiges Tuch schützt in der Packung die hochglänzende Front des Kieler Prunkstücks. Hat man die Säule aus dem Karton befreit, steht sie stabil und kippfest auf einem ausladend breiten Fuß, der ebenfalls in schwarzem Lack, aber seidenmatt gehalten ist. Zur perfekten Kopplung an den Untergrund liegen in einem transparenten Schächtelchen Edelstahlspikes bei, die sich in die vier Gewinde im breiten Fuß der Säulen einschrauben und stufenlos in der Höhe einstellen lassen. Eine Kontermutter arretiert die Einstellung dauerhaft. Die Spitzen der Spikes sind einer Teilkugel nachempfunden, was eine perfekte Kräfteableitung gewährleistet. Trotzdem möchte man den rund 17 Kilogramm schweren Lautsprecher damit nicht auf empfindliches Parkett stellen. Dafür legt man die ebenfalls mitgelieferten Unterlegscheiben unter jede Spitze, die sich mit ihrer großzügigen Vertiefung automatisch zentrieren. Diese ebenfalls aus glänzendem Edelstahl gefertigten Unterleger sind bei allen empfindlicheren Böden empfehlenswert, genau wie der stete Rat, Spikes wirklich genau einzustellen, damit nichts auch nur eine Winzigkeit kippelt. Das tut Präzision und Abbildung nämlich wirklich gut.
Hat man das gute Stück richtig stehen, zeigt die Kieler Box, wie schön man heute für wenig Geld Lautsprecher herstellen kann. Da gibt es keine unnötigen Fugen, keine Wolken in der Hochglanzlackierung, keine asymmetrischen Spaltmaße, und – das fällt eigentlich erst beim zweiten Blick auf – es gibt auch keinerlei sichtbare Schrauben. Alle Chassis sind von innen verankert, glatte und elegante Linien formen das zeitlos schöne Design. Die einzig sichtbaren vier Schräubchen halten das Anschlussterminal auf der Rückseite in Stellung. Versucht man dann, die textile Lautsprecherabdeckung anzubringen, findet man auch hier keine der üblichen Stifte, Noppen oder ähnliches. Stattdessen flutscht das Gitter per unsichtbarer Magnete an die richtige Stelle – verblüffend und genial. Einen kratzbürstigen Direktkontakt mit der empfindlichen, glänzenden Front verhindern kleine Filzgleiter am Spannrahmen.
Aber wer die Membranen weder vor neugierigen Kinderhänden schützen muss noch Gefahr läuft, dass seine neuen Boxen als Kratzbaum missbraucht werden, der wird den Schutz ohnehin weglassen. Der Hochtöner bleibt dauerhaft »hinter Gittern«. Den Korpus hinter der Hochglanzfrontplatte der Linie 60.2 liefert Elac wahlweise in schwarzer Esche oder dunklem Walnuss-Look. An der Rückseite findet sich, für diese Preisklasse nicht selbstverständlich, das bündig versenkte Anschlussterminal. Die Messingkontakte mit Kunststoffschrauben nehmen im Querloch auch Bananenstecker auf, Kabelschuhe ebenso. Darüber finden sich die Reflexrohre. Für diese liefert Elac zwei konzentrische Schaumstopfen-Paare mit. Mit denen lässt sich die bassverstärkende Wirkung der Reflexrohre in zwei Stufen dämpfen.
Ungedämpfter Betrieb empfiehlt sich bei freier Aufstellung und größeren Räumen. Bei wand- oder gar eckennaher Aufstellung sollte man zwecks der drohenden Bassüberhöhung durch die Grenzfläche mit den beiden Dämpfungsstufen experimentieren, um der damit einhergehenden typischen Aufdickung des Klangbildes entgegenzuwirken. Schaumstopfen – einfach aber wirkungsvoll. Im verhältnismäßig großen i-fidelity.net-Testraum, der zudem akustisch optimiert ist, liefen die FS 67.2 aber frei durchatmend.
Chefentwickler Rolf Janke verfolgt in der ganzen Serie eine klare Linie mit ökonomischen Mitteln. So findet man dieser Zweieinhalb-Wege-Konstruktion keinen Bi-Wiring-Anschluss, sondern ein einfaches Paar Signalklemmen. Das vereinfacht die Konstruktion der Weiche ohne klangliche Nachteile. Die überarbeiteten 17-Zentimeter-Tief-/Tiefmitteltöner arbeiten mit einer federleichten, aber supersteifen Aluminium-Sandwichmembran, hinter der ein starker Magnetantrieb sitzt. Ein Bauprinzip, mit dem Elac lange Erfahrungen hat und das an den typisch silbrig glänzenden Membranen ohne sichtbare Schwingspulenaufnahme zu erkennen ist. Wulstige Gummisicken erlauben einen weiten, linearen Hub, minimale Hysterese für verfärbungsarmes Leisehören bei einer langen Lebensdauer. Auch die Gewebekalotte des Hochtöners stammt aus der neuesten Entwicklung, und sie arbeitet auf einer sanften Schallführung zur besseren Phasenankopplung und gleichförmigeren Abstrahlverhalten. Beides verbirgt sich hinter einer nicht zum Abnehmen gedachten silbernen Metallgitterabdeckung, die an edle Mikrofone erinnert. Alle Magnetsysteme sind geschirmt, man darf also getrost eine Kreditkarte auf dem Lautsprecher ablegen oder einen alten Röhrenfernseher in die Nachbarschaft stellen.
Die Ansteuerung der Chassis geschieht nach dem bewährten Zweieinhalb-Wege-Prinzip. Über 2.200 Hertz hat die Gewebekalotte ihr eigenes Reich. Darunter arbeitet der obere Konus bis in den Bass hinab. Der Kollege im Keller kümmert sich nur noch im die tieferen Frequenzen unter 500 Hertz. Damit hält sich Entwickler Rolf Janke die Abstrahlcharakteristik sauber wie von einer reinen Zweiwege-Konstruktion und holt sich den extra Druck im Bass durch die doppelte Bestückung. Die vergleichsweise harmlose Minimalimpedanz von 5,2 Ohm bei 220 Hertz dürfte bei der 6-Ohm-Gesamtcharakteristik des Lautsprechers keinen Verstärker überfordern. Die akustischen Phasen von Mittel- und Hochtonübergang sind so gewählt, dass sich eine leicht nach oben gerichtete Schallabstrahlung ergibt, denn die FS 67.2 steht für die meisten Hörplätze mit ihren zierlichen 90 Zentimetern eigentlich zu niedrig. Mit diesem Trick aber passt das Klangbild in einem typischen Hörabstand recht gut.
Dass die Kieler Entwickler ihr Handwerk verstehen, ließ sich im i-fidelity.net-Labor schnell nachweisen, denn die Charakteristika des Systems zeigen ein für diese Preisklasse erstaunlich ausgewogenes Bild. Der Frequenzgang zeigt eine sanfte Grundtonsenke und einen auf Achse etwas überbetonten Obertonbereich, der sich unter Winkel aber gleich wieder egalisiert, was potentiell dafür spricht, die FS 67.2 nicht oder nur wenig auf den Hörplatz anzuwinkeln. Der in einigem Abstand gemessene Raumakustik-Frequenzgang (siehe Labor) bestätigt diesen Umstand recht deutlich. Auch die versprochene Minimalimpedanz unterschritt das Testmuster nicht und zeigte eine für analoge und digitale Verstärker leicht beherrschbare Last. Das Wasserfalldiagramm belegte die gute mechanische Verarbeitungsqualität mit einem Messbild frei von signifikanten Resonanzen. Sehr vorbildlich.
Zeit also, das gute Stück den Testerohren zu Gemüte zu führen. Schnell stellte sich heraus, dass die Linie 60.2 nicht bei sehr großen Hörabständen betrieben werden sollte. Beim zunächst gewählten Abstand von gut vier Metern zeigt sich zwar eine wunderbar konturierte Abbildung, aber die Substanz schien deutlich an Masse zu missen. Näher herangerückt, egalisierte sich dies deutlich. Das Klangbild der Elac liegt auf der eher hellen Seite, der tonalen Balance, sie wirkt eher leichtfüssig und fein als wuchtig, dabei klingt sie aber nicht einfach dünn, sondern schlicht agil-. Wenig Drehmoment, aber sehr drehfreudig, um es mit einer Metapher aus dem Motorsport zu sagen.
Von der Tester-Lieblings-CD »Touch« von Yello projizierte die Elac-Säule Till Brönners samtig weiche Trompete aus »Till Tomorrow« scharf in die Stereo-Bühne und konnte die darin versteckten feinen Anblasgeräusche deutlich herausarbeiten. Selbst bei größeren Pegeln blieb diese Abbildung stabil und demonstrierte gut, dass ein druckvoller Rhythmus den Mitteltonbereich nicht gleich zum Modulieren anregt. Die Stimmen von Heidi Happy und Boris Blank im lasziv arrangierten »Kiss In Blue« standen angenehm weich umrissen und relativ groß auf der Bühne, klar artikuliert und differenziert vom Bandgeschehen. Überhaupt klebte fast nichts an den Membranen, die Instrumente lösten sich erstaunlich frei vom Klangerzeuger. Einzig missen ließ die Box den auf diesem Album exzessiv eingesetzten Tiefbass, den sie physikalisch ob ihrer Membranflächen ohnehin nicht sinnvoll übertragen könnte, aber irritieren ließ sie sich davon auch nicht, was für eine richtig gute Hochpassfilterung spricht.
Mit etwas feingliedrigen Aufnahmen verhielten sich die Kieler ähnlich. Bei Oregons »Green And Golden« von der CD »Beyond Words« übertrieben sie ein klein wenig beim Ventilgeräusch der melodieführenden Klarinette. Anschlag und Ausschwingen der Gitarren- und Bass-Saiten klangen authentisch, nur der Korpus schien ein wenig schlank, was wohl der leichten Grundtonsenke geschuldet ist. Die Aufnahmen klangen allesamt etwas zierlicher, feiner, aber nie wirklich ausgedünnt. Ganz klar: Die Lautsprecher der Linie 60.2 sind etwas für Liebhaber von fein texturierter, panoramischer Abbildung und Detailwiedergabe. Was sie aber erstaunlich gut machen, ist Pegel, auch bei großen Dynamiksprüngen kommt hier nichts aus dem Tritt. Wer also die Serie zu einer Surroundanlage mit passendem Subwoofer kombiniert, der wird sowohl mit Musik als auch mit kraftvoller Filmwiedergabe seinen Spaß bekommen – und das für vergleichsweise weniger Geld. Gut gemacht!
Die Messwerte der Elac FS 67.2 bieten ein für diese Preisklasse erstaunlich gutes Gesamtbild. Der Frequenzgang zeigt eine sanfte Grundtonsenke und einen auf Achse etwas überbetonten Obertonbereich, der sich unter Winkel egalisiert. Die FS 67.2 sollte also nicht oder nur wenig auf den Hörplatz eingewinkelt werden. Das Wasserfalldiagramm belegte die gute mechanische Verarbeitungsqualität mit einem Messbild frei von signifikanten Resonanzen.
Konstruktionsprinzip: 2,5-Wege, Bassreflex
Chassisbestückung: 2 × 140-mm-AS-Konus, (mag. geschirmt); 1 × 25-mm-Kalotte Gewebe, (mag. geschirmt)
Bassreflex-Öffnungen: 2 × 60 mm mit Bass-Control
Trennfrequenzen der Weiche: 500 und 2.200 Hz
Ausführungen: Walnuss Dunkel, Esche Schwarz
Abmessungen (B x H x T): 22 x 95 x 30 cm
Gewicht: 15 kg
Stückpreis: 349 Euro
Garantiezeit: 3 Jahre
Elac Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel
Internet: www.elac.de
Facebook: https://www.facebook.com/ElacKiel/?fref=ts
E-Mail: info@elac.de
Telefon: 04 31 / 64 77 4-0
Telefax: 04 31/ 68 21 01http://www.elac.de/
Elac baut mit der kleinen Standbox FS 67.2 der Linie 60.2 einen für seine Preisklasse perfekt verarbeiteten Design-Lautsprecher, dessen feinglänzende Lackfront mit den Kontrasten der silbrig schimmernden Chassis auch klanglich widerspiegelt. Feine Konturen und erstaunliche Dynamik prägen das kristallklare, aber nie zur Schärfe neigenden Klangbild. Mit ihren Serienkollegen lässt sich die FS 67.2 flexibel auch zur Surroundanlage ausbauen. Respekt und »Preistipp« sind der verdiente Lohn. Raphael Vogt
Elac FS 67.2 |
Preis: 349 Euro/Stück |
Garantie: 3 Jahre |