Ob der Vincent damit auch kritische Lautsprecher befeuern kann, musste er beim Hörtest an der in Fachkreisen hochgelobten Isophon Vieta beweisen. Zwei ins Innere verlagerte Tieftöner entlassen – nach dem Bandpass-Prinzip – ihre Bassanteile über einen Schlitz in der Front. Seitlich angeordnete, zusätzliche Treiber tragen zu einer verbesserten räumlichen Abbildung bei. Ihre vollen Qualitäten entfaltet die Vieta mit leistungsstarken, impedanzstabilen Verstärkern. Und dafür war der Vincent wie geschaffen, wie der Hörtest bewies. Das Auffälligste im Zusammenspiel Vincent und Vieta war eine stoische Ruhe im Klangbild.

Dynamischer Zeitgenosse

Der SV-237 nagelte die Interpreten felsenfest und dreidimensional sichtbar an ihren von den Toningenieuren vorgesehenen Plätzen fest. Als zweites Faszinosum erwies sich die unbändige Dynamik, mit der der Vincent jede noch so feine Pegeländerung umsetzte. So jedenfalls lauteten die ersten Eindrücke beim Klassik-Check mit der Faust-Symphonie, gespielt unter Eliahu Inbal. Bei der 1992 aufgenommenen CD hatte sich das Label Denon für das sogenannte »One-Point-Recording« entschieden, eine Aufnahmetechnik ohne Stützen mit nur zwei Kugelmikrofonen. Mithin eine Anordnung, die Instrumente untereinander besonders ausgewogen einfängt. Wenn etwa im letzten Satz der Schlusschor mit einem Text aus dem zweiten Teil von Goethes Faust einsetzt und das Orchester die Gesangsstimmen großflächig umwabert, zeichnete der Vincent den Raum und die Bühne fast sichtbar nach. Sauber trennte er das Orchester von den Gesangsstimmen, vorstellbar unterfütterte er den Tenor mit den Hallanteilen vom Aufnahmeraum, dem Berliner Schauspielhaus.

Der SV-237 beschönigte nichts, unterschlug aber auch nichts von der Fülle, der stürmischen Kraft und dem Frequenzumfang des Orchesters. Jedes Detail war durchhörbar, und selbst im größten Orchestergetöse ging die überlagerte Orgel nicht unter.

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