Nach der ersten Kalibrierung mit einer Messposition und der Standard-Korrektur-Berechnung warfen die Tester natürlich sofort wieder Musik an. »The Expert« und »Till Tomorrow« vom Yello-Album »Touch« erweisen sich immer wieder als gute Musterstücke zum Analysieren von Präzision und Raum. Selten klang »The Expert« derartig plastisch und knackig wie nach der ersten Kalibrierung. Als Lautsprecher dienten die vollaktiven JBL LSR4328P, die eigentlich schon wunderbar neutral und stimmig daher kommen. Aber was da nun zu hören war, ging an Auflösung und Abbildung selbst feinster Details über die Fähigkeiten dieser Lautsprecher deutlich hinaus. Wie sehr der Amethyst hier der bereits hervorragenden Monitor-Box auf die Sprünge half, machte ein simpler Druck auf die Taste »Bypass« auf der Fernbedienung klar: Hat man eine Weile mit Optimizer gehört und schaltet dann auf Bypass, denkt man im ersten Moment: »Da ist was kaputt!« Doch nein, es klingt dann so, wie die Anlage immer klang.

Zeitverhalten bei der Wiedergabe

Dies liegt aber nicht daran, dass Hörraum und Lautsprecher so schlecht sind, im Gegenteil: Der Hörraum besitzt nur gering ausgeprägte Moden sowie einen Nachhall auf Studionorm-Niveau, und die JBL-Monitore zählen zum Ausgewogensten, was es in ihrer Klasse zu kaufen gibt. Dem Optimizer im Amethyst gelingt es vielmehr, die grundsätzlichen Probleme eines elektromechanischen Schallwandlers und eines Raums in großen Stücken zu kompensieren. Was er genau macht, kann man sich im Menü »Opimizer Graphics« anschauen: Dort ließ sich für den i-fidelity-Hörraum ablesen, dass die Frequenzgangkorrekturen nur minimal ausfielen. Und das ist die Korrektur, auf die sich die meisten Raumkorrekturen ausschließlich stützen. Das Hauptaugenmerk bei Trinnov liegt im zeitlichen Verhalten der Wiedergabe. So linearisiert das System die akustische Phase und bügelt das Gesamtsystem von mehrmaligen +/-180 Grad über den gesamten Frequenzbereich im tonal kritischen Band ab 350 Hertz auf unter +/-20 Grad glatt. Auch die Gruppenlaufzeit steigt nach der Korrektur erst unter 60 Hertz auf über 5 Millisekunden an. Auch mit der Kompensation den Ersten Reflexionen des Raumes bis zur 3. Frequenzperiode und damit verbesserter Impulswiedergabe steht Trinnov alleine da.

In der Summe der – auch einzeln abschaltbaren – Korrekturstufen entsteht eine Wiedergabe, die deutlich eher dem entspricht, was dereinst das Mikrofon aufgenommen hat, weil ein mehr oder weniger punktförmiges Mikrofon eben auch zunächst perfekt zeitrichtig funktioniert. Entsprechend fein fokussiert und plastisch klingt das korrigierte Bild des Amethyst. Für die Tester war es stets eine Freude, immer mehr Aufnahmen auszuprobieren. Insbesondere technisch nur minimal manipulierte Einspielungen gewannen an Authentizität, die man kaum für möglich gehalten hätte. So schälte sich Ella Fitzgeralds Stimme wie ein Relief förmlich aus der üblichen, flachen Wiedergabe der guten alten »Ella And Louis« in den Hörraum und die einzigartige Stimme von Louis Armstrong erst recht. Schalteten die Tester den Optimizer testweise auf Bypass, war es so, als würde man ein Objektiv perfekt scharf und nur fast scharf einstellen. In Bypass ist noch alles da, aber irgendwie verblasst und kontrastarm. Niemals kam während der gesamten Hörsessions das Gefühl eines »Effekts« auf, im Gegenteil. Stets klang der Amethyst mit aktivem Optimizer realistischer, entspannter und irgendwie richtiger. Gerade in Verbindung mit der verblüffend neutralen Abstimmung der Hardware an sich ergab sich der erfreuliche Zustand, dass man stets das Gefühl bekam, wirklich nur die Aufnahme zu hören und nicht die eigene Anlage. Sensationell.

Unübertroffen ist auch die Nahtlosigkeit, mit der der Amethyst Stereo-Lautsprecher mit Subwoofern verschmolz. Weil beides perfekt auf einem Timing lief, ließ sich quasi kein Übergang mehr ausmachen. Schalteten die Tester zwischen Presets mit und ohne Subwoofer um, besaß die Wiedergabe mal eine Oktave mehr, mal eine weniger im Bass. Das war's.