Manche Dinge im Leben lassen sich auf einen Blick erkennen und richtig einordnen; bei anderen muss man schon etwas genauer hinschauen, um sie in Gänze zu erfassen. In der High Fidelity ist das nicht anders, wobei die Lautsprecher von Sonus Faber zu jenen Produkten gehören, auf die beides zutrifft: Die Güte ihres Design erschließt sich sofort, doch die Tiefe der gestalterischen Kompositionen offenbart sich erst im Zuge einer eingehenderen Betrachtung. Mit Design ist Sonus Faber im Grunde seit seinen Anfängen eng verbunden, wobei das etwas eigentümlich anmutende Lautsprechersystem Snail und die ursprüngliche Extrema durchaus polarisierten. Spätere Modelle indes wurden wegen ihrer exklusiven Materialien und reizvollen Erscheinung ebenso sehr geschätzt wie für ihren Klang, und im Laufe der Zeit schraubte Sonus Faber den eigenen Designanspruch immer höher.

Für Livio Cucuzza, der seit der Firmierung des Herstellers unter dem Dach der heutigen McIntosh Group für alle gestalterischen Aspekte verantwortlich zeichnet, bedeutet jedes neue Design ein Spagat zwischen Bewahrung und Modernisierung. Eine Neuauflage der Homage-Serie ist unter dem Aspekt der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres Designs ein wenig heikel, denn sie gehört gewissermaßen zum Erbe der Manufaktur, welches in der Ära post Franco Serblin besonders gepflegt werden soll.

Doch die Homage-Modelle haben auch ohne ideelle Anhängsel zentrale Bedeutung für Sonus Faber, denn sie definieren technisch den hauseigenen Stand der Dinge in noch erschwinglichen Preisregionen. Mit der Entwicklung des Prestige-Projekts The Sonus Faber hatte das Team aus Arcugnano einen Startschuss gegeben: Der 2010 präsentierte, auch »Fenice« genannte, auf 25 Paare limitierte Über-Lautsprecher war der erste große Schritt eines Langstreckenlaufs, in dessen Verlauf Sonus Faber Runde für Runde an seiner Identität feilte. Hinter der Ziellinie steht man nun mit einem erheblich erweiterten Portfolio im Markt und will als ein Protagonist im obersten Segment wahrgenommen werden. Die aus den Erfahrungen mit dem Referenzprojekt hervorgegangenen Lautsprecher Aida und Lilium dienten ihrerseits als Ausgangspunkt für weitere Entwicklungen, die schließlich auch zur aktuellen Auflage der Homage-Kollektion führten.

Obgleich die zu ihr gehörende Guarneri Tradition bereits die vierte Version dieses Kompaktlautsprechers ist, geht die Homage-Serie erst in ihre dritte Generation, denn 1993 stand die Ur-Guarneri als erstes Homage-Produkt noch alleine da. Ihr wurde 1999 der Standlautsprecher Amati und, im Zuge der zweiten Überarbeitung der Serie im Jahr 2011, der Center-Lautsprecher Vox zur Seite gestellt. Zur im Mai diesen Jahres präsentierten Homage Tradition-Serie gehört neben den Grundpfeilern Guarneri und Amati sowie dem Vox nun auch die neue Serafino, die ein weiteres Format darstellt, obgleich sich die beiden Standlautsprecher in ihren Abmessungen nur wenig unterscheiden: Die Amati hat knapp drei Zentimeter mehr Tiefe, ist lediglich rund zwei Zentimeter breiter und nur achteinhalb Zentimeter höher als die Serafino.