Anfang der 90er-Jahre hatte eine Firma namens Audiostatic mit Flächenstrahlern wie der ES 300 und der ES 500 auch in Deutschland großen Erfolg. Sitz des Unternehmens ist bis heute Holland. Den Vertrieb der Audiostatic-Produkte erledigte der Kölner Händler Michael Geschka. Von den Flächenstrahlern waren schon allein aus optischen Gründen vor allem solche Kunden angetan, die keine allzu großen Ansprüche an eine highendige Wiedergabequalität stellten, die aber unter keinen Umständen bereit waren, sich das Ambiente ihres Wohnzimmers von einer Holzkiste zerstören zu lassen. Doch auch in Sachen Klangwiedergabe boten und bieten Flächenstrahler etwas Einzigartiges, und so fiel dann die Kaufentscheidung meist schon nach wenigen Minuten des Hörens.

Dass Elektrostaten heute alles andere als passé sind und neue Technologien für mehr Klangqualität sorgen können, zeigt das aktuelle Beispiel Pio Sound. Bemerkenswert ist, dass auch dieses Unternehmen seinen Sitz in Holland hat, die Flächenstrahler entstehen südwestlich von Eindhoven in der kleinen Gemeinde Eerles. Derzeit gibt es zwei Modelle: die Fullrange-Version Eagle und den Hybrid-Lautsprecher Falcon. Dabei soll es aber nicht bleiben, weitere Modelle werden hinzukommen. Die Macher der Pio-Sound-Lautsprecher sind übrigens keine blutigen Amateure, sondern altgediente Profis, die in Summe über einen gewaltigen Erfahrungsschatz verfügen.

Die zum Test georderte Pio Sound Falcon kostet 4.500 Euro das Paar. Bei fast 1,40 Metern Höhe ist der Schallwandler gerade einmal 2,2 Zentimeter tief. Eine Falcon bringt 22 Kilogramm auf die Waage, was ihre notwendige Manövrierfähigkeit allerdings kaum einschränkt. Warum notwendig? Gegner des elektrostatischen Prinzips argumentieren gerne mit der Behauptung, dass sich die Lautsprecher aufgrund ihrer gebündelten Schallabstrahlung nach vorn und nach hinten sehr schwer aufstellen lassen. Freunde des Prinzips machen daraus hingegen einen Vorteil, denn nur an einem Punkt entfaltet sich das volle Klangvergnügen – und dieser wird von Profis schnell gefunden. Das ist so ähnlich wie beim Fokussieren mit einer Kamera.

Kein klassisches Rollenmodell

Bei der Falcon werden die untersten Oktaven von zwei aktiven Subwoofern übertragen. Das ist ein ungewöhnliches Prinzip, denn üblicherweise kommt hierfür ein Passivchassis zum Einsatz. Den Pio-Sound-Entwicklern war allerdings klar, dass es Probleme zwischen der Dipol-Abstrahlung des Elektrostaten und dem omnidirektionalen Verhalten des Basses geben würde. Deshalb arbeitet bei der Falcon ein Chassis in Dipolanordnung und das andere in einem geschlossenen Gehäuse. Damit soll der akustische Bruch zwischen der omnidirektionalen und der Dipol-Abstrahlung zumindest deutlich verkleinert worden sein.