Zugleich vermag er, seine Akzentuierungsfähigkeit völlig selbstverständlich wirkend in einen schlüssigen Vortrag zu integrieren. Wenn man sich dem kurz rigoros entzieht und die eingangs angesprochene Frage nach der Neutralitätsprämisse aufwirft, zeigen Vergleiche, dass der M3i eine kleine Betonung auf den Grundton legt. Sie zeigen aber auch, wie gekonnt dieser Verstärker abgestimmt ist, denn mit dem anderswo zuweilen gepflegten Klischee eines klassisch warmen oder gar ätherischen Klangbildes hat seine Wiedergabe nichts zu tun: Der M3i bleibt im Bass und im unteren Mitteltonbereich immer konturiert und entfaltet nachgerade autoritäre Kraft. Gitarren, Bässen und Cellos beispielsweise verleiht der M3i so eine Präsenz, die manch größerem Verstärker gut zu Gesicht stehen würde.

Realistische Atmosphäre

»Waste Tomororrow«, gesungen von Liset Alea, ist ein Ausflug des französischen House-Produzenten Rodriguez Jr. in das Terrain des Electro-Pop, die sehr tiefen Bassläufe dieses Titels haben trotzdem den gewohnt satten, schiebenden Charakter. In Erwartung seiner ersten Überforderung drehe ich am Lautstärkeregler des M3i, der übrigens – wie das Gaspedal eines Sportwagens – mit viel Feingefühl zu bedienen ist: Bei etwa viertel vor neun herrscht mit lauten Tonquellen schon gehobene Zimmerlautstärke, und kaum einen Finger breit weiter gedreht wäre eine versöhnliche Geste an die Nachbarn angebracht. Ungeachtet dessen beeindruckt der M3i hierbei mit souveränen Reserven, wirft die Beats tief und kraftvoll dem Zuhörer entgegen, offenkundig unangestrengt. Dennoch lädt mich die einfühlende Spielart des M3i mehr dazu ein, Musik zu hören, die davon stärker profitiert: »Down The Rabbit Hole« aus dem Album »Osmosis«. Das Torque Trio spielt hier sehr quirligen Jazz der feinsten Sorte, und der M3i klingt wie auf den emotionalen Gehalt dieses Stücks eingestellt – Atmosphäre schaffen, das ist voll und ganz seine Sache.

Nebenbei zeichnet er eine wohl sortierte, große Bühne und bildet die Instrumente sehr plastisch ab, aber wieder ist es besonders das »Leben für den Augenblick«, das seiner Reproduktion ihre Glaubhaftigkeit und ihren hinreißenden Charme verleiht. Wenn einzelne Musiker mehr in den Vordergrund rücken, scheint der M3i ihnen mehr Platz zu verschaffen und sie mit einer verbeugenden Geste vorzustellen. Ich höre ganz deutlich den kurzen Moment des Anschlags, dann bebt das Fell der Bassdrum und schwingt aus. Ihre Konturen sind nicht messerscharf nachvollzogen, aber ich weiß, dass es sich um ein großes Exemplar handelt und dass sie stark bedämpft ist. Dieser ausgeprägte Präsentationscharakter ist vorbehaltlos der musikalischen Empfindung dienlich und dürfte etwaige kritische Einwände schnell verstummen lassen. Wenn Sie einen preisgünstigen Verstärker suchen, mit dem Sie Ihre Musik genießen können, würde ich Ihnen eindringlich nahelegen, sich den M3i anzuhören.