Primär interessant ist dagegen die Konzeption des M3i als puristischer Verstärker, der seine eigentliche Aufgabe möglichst gut erfüllen soll. Seine Ausstattung ist dennoch alles andere als spartanisch geraten; der M3i verfügt über nicht weniger als sechs Hochpegeleingänge, die mit grundsoliden RCA-Buchsen ausgeführt sind. Einer dieser Eingänge kann für die Verbindung mit AV-Receivern als Home-Theatre-Throughput genutzt werden, indem der entsprechende Schalter an der Rückseite des Gerätes umgelegt wird. Darüber hinaus bietet der M3i einen Tape- sowie einen Vorstufen-Ausgang, mit dem er im Bedarfsfall einen separaten Endverstärker ansteuert. Technisch betrachtet stellt der M3i keine Endstufe mit passiver Lautstärkeregelung dar, sondern ist ganz nach klassischer Schule mit einer Vor- und einer Endstufe aufgebaut. Die Vorverstärkerschaltung arbeitet rein in Class-A und wird von einer separaten Stromversorgung gespeist. Seine Endstufensektion ist mit einer diskret aufgebauten Class-A/B-Schaltung ausgestattet, um auch höhere Leistungsanforderungen bedienen zu können. In Folge dessen treibt der kleine M3i auch größere Lautsprecher problemlos an, sofern diese wenigstens über einen mittleren Wirkungsgrad verfügen – mit den Dali Epicon 6 wirkte der M3i jedenfalls in keiner Weise überfordert.

Diese Kompatibilität zu sehr unterschiedlichen Lautsprechern verdankt der M3i jedoch nicht in erster Linie seiner nominellen Ausgangsleistung von rund 70 Watt an acht Ohm Last; vielmehr ist dafür seine Fähigkeit, hohe Spitzenströme von bis zu 29 Ampere Stärke bereitzustellen, verantwortlich. Sie ermöglicht dem Verstärker, souveräne Kontrolle über komplexere Lautsprecher auszuüben und daher nicht nur im Zusammenspiel mit kompakten Zweiwege-Lautsprechern ein sowohl homogenes als auch agiles Klangbild zu erzeugen. Kurz zur Erklärung des prinzipiellen Zusammenwirkens von Verstärkerelektronik und dynamischen Schallwandlern: Während sich die Membran nach ihrer Auslenkung zurück bewegt, generiert die Schwingspule des Chassis Strom. Dieser Strom fließt zum Verstärker zurück und arbeitet gegen dessen abgegebene Leistung, sodass zwischen Verstärker und Lautsprecher ein »Kräftemessen« stattfindet.

Musikwiedergabe mit Glaubwürdigkeit

Entwickler haben grundsätzlich die Wahl, diesen Stromrückfluss mit Hilfe eines hohen Dämpfungsfaktors oder durch hohe Stromstärke zu minimieren, wobei beide Methoden – effektiv eingesetzt – eine präzise Bewegung der Lautsprechermembrane bewirken. Allerdings sehen viele Ingenieure die Variante mit moderatem Dämpfungsfaktor und hoher Stromlieferfähigkeit als klanglich vorteilhaft an, und zu jenen Verfechtern der »Ampere-Strategie« zählt auch Antony Michaelson, seines Zeichens Gründer von Musical Fidelity. Obgleich sechs hochqualifizierte Entwickler in seinem Ingenieurteam arbeiten, verantwortet er bis heute jede einzelne Modellentwicklung insofern, als er sein Klangverständnis einbringt und kein Entwurf ohne seinen diesbezüglichen Segen in Serie geht. Eine bestimmte Auffassung davon, wie eine Komponente klingen sollte, bleibt zwar letztgültig eine subjektive Einschätzung, doch die kann mehr oder weniger qualifiziert sein. Für den passionierten Konzertgänger Antony Michaelson ist ohnehin klar, dass ein Gerät nicht bloß am Reißbrett entstehen sollte: Ihm ist wichtig, ein Gefühl dafür, was Live-Höreindrücke ausmacht, stetig weiterzuentwickeln, um so deren Charakteristik möglichst glaubhaft in das Musikerleben mit einer Anlage einfließen zu lassen.