Selten habe ich eine Komponente mit so großer Spannung erwartet wie den MA5300 AC, immerhin hatte ich in mehr als fünfzehn Jahren Berufstätigkeit als HiFi-Redakteur noch keinen Vollverstärker von McIntosh im Test. Allerdings hatte ich zuvor sogar schwere Mac-Kaliber in Vorführungen erlebt und kenne die Einschätzungen der Kollegen, dementsprechend waren meine Erwartungen hoch. Doch im Vorfeld bewegte mich neben der Neugier, den »Klang der Marke« in den eigenen vier Wänden mit dem vertrauten Testequipment zu erkunden, auch das opulente Design der McIntosh-Geräte. Das hatte ich immer skeptisch beäugt und mich gefragt, wie es wohl im heimischen Umfeld wirken würde: »Daran werde ich mich bestimmt schnell sattsehen – und das passt auch nicht zu den anderen Komponenten.« Wie man sich täuschen kann. De facto verschaffte mir insbesondere das Design einen direkten emotionalen Zugang zum MA5300 AC, obgleich es sich mit seiner Mischung von Farbtönen bei den beleuchteten Elementen ziemlich ungeniert über die diesbezügliche Konvention hinwegsetzt.

Gleichsam von Trends unbeirrt, pflegt McIntosh auch beim MA5300 AC eine betont klassische Formensprache und hebt sich so wohltuend von der allgegenwärtigen sachlich-reduzierten Optik ab. Dabei geht es Firmenchef Charly Randall gar nicht darum, einen Gegenentwurf zu schaffen, sondern weiterhin die eigene Freude am Verstärkerbau zu transportieren. Immerhin vermitteln die Geräte seit nunmehr genau 70 Jahren diese klare Botschaft und waren immer schon unverwechselbar – lange bevor im HiFi-Bereich Markengesichter sorgsam kreiert wurden. Während auch Wochen später mein Blick immer wieder auf diesem Verstärker haften blieb, wurde mir klar, dass es eben jener »unpolierte« Charakter ist, von dem die Faszination des MA5300 AC ausgeht.

McIntosh hat innerhalb der vergangenen zwei Jahre sein Verstärker-Sortiment sukzessive erneuert, im Zuge dessen tritt der MA5300 AC nun die Nachfolge des MA5200 AC an und bildet den Einstieg in die mit integriertem Digital-Analog-Wandler ausgestatteten Vollverstärker aus Binghamton. Sein Frontpaneel aus schwarzem Glas ist seitlich von mattierten Aluminiumblenden eingefasst, die übrigen Teile des Aluminiumchassis sind schwarz eloxiert. Im hinteren Bereich des Gehäuses sind neu entwickelte, mit dem Firmenlogo versehene Kühlkörper montiert, deren Form die Wärme besonders effektiv ableiten soll. Die obligatorischen, blau hinterleuchteten Wattmeter wurden ebenfalls modifiziert: Sie haben jetzt eine zweifache Skalierung, die die abgegebene Leistung bei vier Ohm und bei acht Ohm Last anzeigt.