Was zu den Endstufen passieren darf, obliegt dem Vorverstärker. Er ist mit zwei symmetrischen und drei Cinch-Eingängen plus Recorder-Ein- und Ausgängen bestückt. Wie es sein soll, akzeptiert der Phono-Eingang sowohl MM- als auch MC-Tonabnehmer. Hinter den nüchternen Fakten verbirgt sich erlesene Elektronik. Wie die Endstufen arbeitet auch der Vorverstärker vollsymmetrisch. Sämtliche asymmetrischen Line-Eingänge bekommen einen zweiten Pfad mit invertiertem Signal zugewiesen. Und das bewerkstelligen sogenannte Hyper Dynamic Amplifier Moduls (HDAM), das sind unzählige kleine und mit diskreten Bauteilen bestückte Platinchen. Sie schalten auch die Verstärkung am Phono-Eingang um, entkoppeln die symmetrischen Eingänge vom Innenleben des Verstärkers und isolieren die ebenfalls symmetrisch arbeitende Lautstärkeregelung von der übrigen Elektronik.  Und schließlich erklärt sich ein Signalprozessor für die Eingangswahl, die Lautstärkeregelung und die Vernetzung mehrerer Amps zuständig. Für Letzteres bietet Marantz mehrere Möglichkeiten an.

Sollte beispielsweise das überreichliche Leistungsangebot von zweimal 559 Watt an 8 Ohm beziehungsweise zweimal 567 Watt an 4 Ohm noch immer nicht ausreichen, lässt sich der Marantz Amp mit einem weiteren PM-10 verknüpfen, der dann in der Funktion Nur-Monoendstufen genutzt wird. Ein dritter PM-10 ist gar für 5.1-Surround angesagt. Somit ist der PM-10 nicht nur die bestens verarbeitete Zentrale für heimisches Stereo, sondern blickt auch der multimedialen Zukunft gelassen entgegen.

Kraftvolles Zupacken

Beim Hörtest lässt der Bolide rein gar nichts anbrennen. Als Zuspieler agierte der SA-10; Schiedsrichter waren die bassgewaltige Isophon Vertigo und der Feingeist Q-Acoustics Concept 500. Das Eröffnungskonzert gaben die Altrocker Canned Heat, immer noch auf Tour und jüngst live festgehalten bei einem Konzert in der Harmonie in Bonn auf der CD/DVD »Songs From The Road«. Bei dem legendären »Let's Work Together« spiegelte der PM-10 über die Isophon mit seinem Punch, dem Vorwärtsdrang und der Nähe zu den Interpreten packend die Live-Atmosphäre wider. Via Q-Acoustics verriet der Marantz seinen zweiten Wesenszug. Er gab sich als Feingeist, der den Aufnahmeraum bis in die letzten Winkel auslotete und die Klangfiguren fein und zentimetergenau aufdröselte.

Deutlicher noch wurden die Wesenszüge bei dem musikalisch vielschichtigeren und intimer aufgenommenen Konzert mit der amerikanischen Rockmusikerin Beth Hart und dem Blues-Rockgitarristen Joe Bonamassa »Live In Ansterdam«. Bei »I'd Rather Go Blind« führte der SA-10 ohne irgendwelche Kompromisse das gesamte Spektrum der Stars vor: Hier die schier grenzenlose Vielschichtigkeit und das faszinierende Klangspektrum der Sängerin, dort die Blues-Gitarre – mal sirrend, mal beißend, aber immer auf den Punkt. Dazu die Begleitinstrumente, der Singsang der Perkussion, die treibende Kraft des Schlagzeugs.