Selbst für die 3.000 Euro-Klasse, wo ein gewisses Maß an überdurchschnittlichem Materialeinsatz gesetzt ist, erscheint der RV 4 in seiner panzerhaften Präsenz als »Mehrleister«. Denn die Anmutung des Gerätes ist von oberster Güte, alles am RV 4 atmet Solidität: Der Volumen-Regler aus Aluminium gleitet sanft und panorama-stabil dank innewohnendem Motorpotentiometer von ALPS, die Eingänge melden sich mit leichtem vertrauenerweckenden Klicken der Reed-Relais, das Vollmetall-Gehäuse wird von einer acht Millimeter dicken Frontplatte abgeschlossen. Die Konsequenz: Der Amplifier bringt insgesamt stattliche 18,5 Kilogramm auf die Waage; hier ist Masse durchaus noch ein Zeichen von Qualität.

Diese extrem solide Ausstrahlung setzt sich selbst bei der Fernbedienung fort. Der Signalgeber ist zwar kompakt an Statur, aber dank Fertigung aus Metall mit einem beachtlichen Gewicht und robuster Machart gesegnet. Einen der üblichen Stürze aus Sesselhöhe nimmt diese Remote Control mit einem Achselzucken hin.

Hybrid-Konzeption

Obgleich der Röhren-Aspekt sowohl in Anmutung als auch Kommunikation im Vordergrund steht, ist der RV 4 ein Hybrid-Verstärker. Lediglich die ersten beiden Tube-Amps RV 1 und RV 2 von Magnat waren lupenreine Vertreter, ab Modell RV 3 hat man sich in Pulheim entschieden, eine Doppelstrategie zu fahren, die auch für den RV 4 gilt. Nur der für die Tonalität maßgebliche Vorverstärker(teil) basiert auf Röhren; die Endstufe hingegen ist in Transistortechnik diskret aus Einzel-Bauelementen unter Nutzung hochwertiger japanischer Sanken-Module aufgebaut. Der Vorteil dieser kombinierten Lösung: Die von vielen Audio-Liebhabern geschätzten toncharakterbildenden Eigenschaften einer röhrenbasierten Schaltung bleiben weiterhin hörbar – jedoch ohne die natürlichen Leistungsbeschränkungen von klassischen Tube-Power-Amps. Insofern kann der RV 4 mit der sehr hohen Ausgangsleistung von im i-fidelity.net-Labor gemessenen 2 x 169 Watt an 4 Ohm aufwarten – ein Level, das audiophile Röhren-Endstufen nur in Ausnahmefällen und schon gar nicht zu diesem Preis erreichen. Auch ist die üblicherweise von Röhren-Leistungsverstärkern eingeforderte möglichst lineare und nicht zu niedrig ausgelegte Impedanz des Schallwandlers bei einer guten Transistor-Endstufe weit weniger entscheidend. Deswegen muss die Auswahl an potentiellen Lautsprecher-Partnern für den Vollverstärker nicht künstlich eingeschränkt werden. Der hybride RV 4 kann grundsätzlich nahezu jeden Speaker erfolgreich bespielen. Ein Aspekt, der für einen traditionell stark im Boxen-Bereich verwurzelten Anbieter wie Magnat mit seiner breiten Modellpalette natürlich seine Relevanz hat.

Die üppig ausgestattete Leistungssektion erhält ihre Arbeitsgrundlage von der audiophil ausgelegten Vorstufe, bei der zwei hochwertige E88CC-Röhren russischer Produktion der Marke Electro Harmonix auf vergoldeten Sockeln zur Tat schreiten. Die eingesetzten Röhren sind als »SQ«-Typen spezifiziert, welche dem erhöhten Qualitätsstandard entsprechen, der bei Militär- oder Sendetechnik angefordert wird. Als Schaltungsprinzip haben sich die Magnat-Entwickler für die »Shunt Regulated Push Pull«-Variante entschieden. Dieser Ansatz verspricht sehr geringen Klirrfaktor und einen ausgeglichenen Frequenzgang bei hohem Verstärkungspotential mit entsprechenden Übersteuerungsreserven. In puncto Lebensdauer der verwendeten Röhren kann der Hersteller skeptische Gemüter beruhigen. Je nach Einsatz-Intensität des Gerätes spricht Magnat von 20.000 bis 50.000 Betriebsstunden – das sind bei zwei Stunden Hörgenuss jeden Tag weit über 25 Jahre, bevor ein Austausch zwingend geboten ist! Da die verwendeten Röhren im Vorfeld 60 Stunden eingebrannt und danach paarweise selektiert wurden, ist eine optimale Passgenauigkeit des E88CC-Duos garantiert. Angenehmer Nebeneffekt: Der RV 4 benötigt keine lange Einspielphase und zeigt sich gleich nach dem Auspacken auf ordentlichem Niveau spielbereit. Dennoch durfte sich der Verstärker einige Tage warmlaufen, bevor es an den kritischen Hörtest ging.