Das HMS Gran Finale Jubilee soll mit seiner aufwendigen Konstruktion dem theoretischen Ideal der hundertprozentigen Übertragung möglichst nahe kommen. Entsprechend komplex ist der Aufbau: Zunächst wird der Leiter mit Teflonhülsen bestückt, darüber kommt dann ein erster Schirm aus versilbertem Kupfergeflecht mit 98 Prozent Deckung, der gleichzeitig den Rückleiter bildet. Es folgen eine Teflon-Bandage über die ganze Kabellänge, dann ein zweiter Geflechtschirm, der die Deckung vervollständigt. Hierüber liegt ein magnetischer Schirm, gefolgt von einer weiteren Lage Teflon, um den Verbund wasser- und luftdicht abzuschließen. Den Außenmantel aus schwarzem Nylongeflecht findet man wie schon erwähnt auch beim Armonia. Das Kirschholzkästchen am Phono-Kabelende enthält laut HMS drei Ringe aus hochdämpfenden Kernmaterialien, die gegen Einstreuungen eingesetzt werden.

Das Jubilee-Phono wird in reiner Handarbeit gefertigt und ist 700 Euro teurer als das Armonia mit gleicher Bestückung. Was bekommt nun der Analoghörer für diesen Aufwand und den stattlichen Preis? Er hört eine Fülle von Informationen bis hin zu den allerkleinsten Details, die der Tonabnehmer aus der Rille extrahiert, und dies mit einer stupenden Selbstverständlichkeit, die marktweit Ihresgleichen sucht. Dabei enthält sich das Jubilee strikt jeder eigenen Note und gibt nur jene Emotionen und Stimmungen wieder, die von der Platte kommen. Das kann gelegentlich nicht nur für Freude oder Hörspaß sorgen, denn es gibt nunmal nicht nur gute LPs, wie wohl jeder weiß, der sich auch nur halbwegs intensiv mit der analogen Musikwiedergabe beschäftigt. Es kann also auch passieren, dass einem das Gran Finale mit seiner exzellenten Signalübermittlung die eine oder andere Scheibe verleidet. Das kann aus der Wiedergabe auch und gerade subtiler Details resultieren, die man bisher gar nicht hören konnte, da sie auf der Strecke blieben oder überdeckt wurden. Das wertet dieses Kabel aber keinesfalls ab, ganz im Gegenteil. Aber es ist nunmal so, dass ein Mehr an Information nicht automatisch zu einem Mehr an Freude, an Spaß führen muss.

Merklich mehr Druck

Die Unterschiede zwischen Armonia und Gran Finale Jubilee haben wir mit mehreren Tonarm-Tonabnehmer-Kombinationen sowie Phonoverstärkern (Brocksieper Phonomax, Musical Fidelity MX-VYNL und Whest TWO.2 ) ergründet. Sie schickten die Signale an den Marantz-Vollverstärker PM-10, der die Outsider Equipe antrieb – alles bestens vertraute Komponenten und damit prädestiniert für aussagekräftige Hörtests. Die Vergleichsrunden starteten mit dem Tonarm Thales Easy, der mit Decca- beziehungsweise London-Tonabnehmern bestückt wurde (dank des roten Steckhalters sind die unterschiedlichen Systeme in Sekundenschnelle gewechselt). Die beiden Garrott-Deccas unterscheiden sich durch ihre Nadelschliffe und die Größe der Nadelträger, die die Signalstärke generieren. Das »Paroc«-Decca spielte sehr ausgewogen über den gesamten Frequenzbereich, das »Micro-Scanner«-Decca ließ mehr die Muskeln spielen und agierte mit merklich mehr Druck. Diese Eigenschaften waren mit beiden Kabeln problemlos zu identifizieren. Mit dem HMS Armonia war das Klangbild bereits so vollständig, so satt an Informationen, wie man es sich nur wünschen kann. Das »Mehr« an Details im subtilen Bereich, das vom Gran Finale Jubilee noch übertragen wird, nimmt man zur Kenntnis, ohne dass dadurch der emotionale Bezug zur Musik verändert wird, der intellektuelle Zugang hingegen durchaus.