Für das Feintuning gilt es zunächst also, ein wahres Spinnennetz von Kabeln durch den Hörraum zu spannen. Zur Beruhigung: Wenn die Lautsprecher einmal eingerichtet ist, kann man bis auf die Signal- und Stromleitungen alles wieder entfernen. Zur digitalen Einrichtung aber muss man die Lautsprecher untereinander mit dem Netzwerkkabel (liegt jeder Box bei) verbinden, ferner eine der Boxen mit dem GLM-Interface. Das wiederum muss per USB an den Rechner mit der installierten Software angeschlossen werden. Bei der Erstanmeldung installiert sich das Interface wegen des integrierten Mikrofoneingangs zudem als externe Soundkarte. Die Messsignale erzeugt übrigens jeder Lautsprecher selbst, die kommen nicht aus der Blackbox. Nun muss noch das Messmikrofon an das Interface gestöpselt und mit seiner entkoppelnden Gummihalterung auf einem Stativ befestigt werden. Die Korrekturdatei zur Eichung des Mikrofons ruft die GLM-Software nach Eingabe der Seriennummer des Schallaufnehmers ab. Das klingt Ihnen alles zu kompliziert? Wer sich nicht selbst in das Abenteuer der Konfiguration stürzen möchte, für den übernimmt das gerne der geschulte Fachhändler. Dann muss man auch das GLM-Set nicht kaufen.

Genial gelöst

Kommen wir nach der technischen Vorbereitung zur eigentlichen Lautsprecher-Hardware. Wie schon die kleine Schwester G Four besteht auch die 8260A aus einem in zwei Schalen gegossenen Alu-Gehäuse. Das bietet verschiedene Vorteile gegenüber Holz. Durch seine Festigkeit kommt die Genelec mit rund vier Millimeter Gehäusestärke aus. Jede Resonanz wird durch die innere Formgebung mit Versteifungen und Verstrebungen im Keim erstickt. Der Beweis: Ein Klopftest erzeugt überall nur ein stumpfes »Tock« und schmerzende Knöchel. Es gibt noch weitere Vorteile. Durch die dünne Wandung gewinnt man einige Liter Volumen bei gleichen Außenmaßen, und durch die gute Wärmeableitung dient auch die gesamte hintere Gehäuseschale der Kühlung der Elektronik, was durch die Ventilation der Reflexöffnung sogar lastabhängig unterstützt wird.

Die äußere Formgebung im Gummibärchen-Look ist kein Designgag, sondern verhindert die Beugung von Schallwellen an Kanten, was sonst zu Sekundärschallquellen führt, die Abbildung verschlechtert und schlimmstenfalls Verzerrungen hervorruft. Die trichterförmige Vertiefung für den Hoch- und Mitteltöner dient zur Anpassung der Abstrahlung und des Phasenübergangs zum Tieftöner, was gut gelingt und auch außerhalb des Sweetspots zu guter Bühnenabbildung führt sowie merkliche Klangfärbungen außerhalb der Mittelachse mindert. Tatsächlich kann man die Genelecs selbst außerhalb der Hörachse besser genießen als die meisten anderen Lautsprecher, wie der anschließende Hörtest belegte. Zum sicheren Stand und dem genauen Anwinkeln dient der Isopod getaufte Fuß, der in einem dicken Drahtbügel gleitend ausgerichtet werden kann. Robust wirkende Verschraubungen dienen optionalen Wandhalterungen oder Tragegriffen zur Aufnahme.

Das wirklich herausragende Merkmal der 8260A aber ist ihr Mitteltöner. Der folgt einer komplett neuen Idee, wie man ein Koaxial-System konstruieren kann. Gute Koaxe sind machbar, wie beispielsweise KEF und Tannoy seit Jahrzehnten beweisen. Dennoch resultieren die bisherigen Konstruktionen stets in Kompromissen, auf die sich die finnischen Entwickler nicht einlassen wollten. Vor allem, wie bereits beim Gehäuse, wollten sie jedwede Kantenreflexionen für die Schallwellen des Hochtöners vermeiden und auch die bewährte Form der Schallführung nicht ändern. Der Mitteltöner musste also irgendwie Teil der Schallführung werden und durfte keine konventionelle Sicke zur Aufhängung verwenden. Von außen ist der Mitteltöner daher nur ein Schaumgummi-Kranz um den Hochtöner. Hinter den Kulissen klebt die eigentliche Membran des Mitteltöners großflächig auf der Rückseite des Schaumrings (siehe CAD-Zeichnung: grün= Schaumring, weiß Membran). Statt der üblichen äußeren Sicke und einer Zentrierung am Schwingspulenträger reichen hier einige Millimeter des Schaumgummis außerhalb und innerhalb der eigentlichen Membran zur Auslenkung und Führung des Konus. Hinter der Membran sitzt dann eine konventionelle Schwingspule mit einem riesigen, um den Antrieb des Hochtöners geschlungenen Magnetsystem mit mächtig Kraft und sogar ein geschlossenes Luftvolumen zur Bedämpfung. Die Mittelhochtoneinheit stellt eine akustisch und mechanisch geschlossene Einheit dar, die dann wiederum vom großen Gehäuse entkoppelt eingebaut wird.