Ähnlich wie bei der Schallwand bevorzugt Dynaudio auch für den Kontakt zum Untergrund eine Mischung aus harter und weicher Ankopplung, deshalb befinden sich in der Mitte der gummierten Standfüße kleine Spikes. Deren Gewinde sind von oben zugänglich, um Unebenheiten des Bodens ausgleichen zu können. Die Höhenverstellung ermöglicht zudem, eine akustische Feinanpassung an weiche Stellflächen vorzunehmen, sprich, die Spikes weit genug herauszudrehen, damit sie allein den Boden berühren. Auf meiner offenporigen, harten Unterlage brachte dies keinen eindeutigen Vorteil, aber beispielsweise auf dünnen Teppichen dürfte die Abbildungsschärfe von der ausschließlich harten Ankopplung profitieren. Nach einigen Vergleichen blieben beide Bassreflex-Öffnungen unbedämpft, gleichwohl ist auch diese Möglichkeit einer Anpassung an schwierige Räume sehr zu begrüßen.
Ansonsten gingen die Vorbereitungen schnell von der Hand, die Contour 30 ist wirklich ganz einfach gemäß der üblichen Grundregeln aufzustellen.

Die Spielweise ist atmosphärisch und schlüssig

Tatsächlich war mir schon während der Erprobung des Feintunings aufgefallen, wie sehr die Contour 30 auf Anhieb zum Musikhören verleitet, so als wolle sie sagen: »Lass es gut sein, es passt.« So ungezwungen soll es mit dem aktuellen Album »Crack-Up« der Fleet Foxes weitergehen. Nach sechsjähriger Pause präsentiert sich die Indie-Band aus Seattle ausgefallener als je zuvor, vermengt völlig ungeniert den Gesangsstil des Folk und fast pathetisch wirkende Chorpassagen mit ihrem angestammten Sound. Bei dem stehen die Gitarre und Robin Pecknolds Gesang im Vordergrund, und das kann man durchaus wörtlich nehmen, wenn dieser Lautsprecher am Werk ist. Die Contour 30 schafft offenbar mühelos reichlich Distanz zwischen Sänger und Chorstimmen im Hintergrund, wobei beide Gesangselemente hervorragend artikuliert dargeboten werden. Allerdings ist dies nicht der erste Gedanke, der sich beim Zuhören aufdrängt, denn die Präzision der Wiedergabe ordnet sich immer dem Zweck einer äußerst atmosphärischen und schlüssig wirkenden Spielweise unter, mit der die Contour 30 immer auf den Punkt kommt. Wie exakt sie dabei alle Nuancen herausarbeitet, das ist eine Erkenntnis, die sich erst einstellt, wenn man das Erlebte analysiert – genauso sollte es sein. Wegen dieser Integrationsfähigkeit lässt nicht einmal ein einfach arrangiertes Stück wie »If You Need To, Keep Time On Me« unberührt, vielmehr trägt mich die ruhige Melodie dahin und die kontemplative Stimmung dieses Titels greift gänzlich auf mich über. Wenn Musikhören die eigene Befindlichkeit verändert, ist das zwar hinsichtlich der Qualität von Gerätschaften immer ein gutes Zeichen, doch bisher waren die Contour 30 unterfordert.

Deshalb soll die folgende, handwerklich ausgezeichnete Orchesteraufnahme diesen Lautsprecher vor eine Herausforderung stellen, die eher seinen Fähigkeiten entspricht: Marc Coppey spielt zusammen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dirigiert von Kirill Karabits, das letzte Werk von Ernest Bloch: »Schemolo – Rhapsodie Hébraïque for Violincello and Orchestra«. Daran, dass sie mehr als genug audiophiles Potential für komplexe klassische Einspielungen hat, lässt die Contour 30 vom ersten Ton an keinerlei Zweifel. Gleich am Anfang des Stücks setzt das Violoncello ein, von den Lautsprechern mit scharfen Umrissen und einem authentisch dimensionierten Instrumentenkorpus in den Hörraum transportiert. Wenn sich Streicher und Bläser dazugesellen, entwickeln sie eine in der Tiefe und in der Breite exakt gestaffelte, großzügige Bühnendarstellung, die bemerkenswert weit über die Lautsprecherhöhe, die Basisbreite und die rückwärtige Wand hinausreicht. Dieses Vermögen, »großes Kino« abzubilden, steuert wesentlich zu dem völlig souveränen Eindruck bei, den die Contour 30 jederzeit macht. Zu dieser selbstverständlichen Spielweise gehört auch ein außerordentlich reichhaltiges Klangfarbenrepertoire, mit dem sie den gesamten tonalen Umfang des Violoncellos ohne jede Anstrengung zu Gehör bringt und so dessen Autorität selbst bei geringer Lautstärke Geltung verschafft.

Ein weiterer Aspekt ihrer Qualifikation als ebenso »ausgewachsener« wie reifer Schallwandler ist die Fähigkeit, über das Tonale hinausgehend Musikreproduktion zu einem physischen Erlebnis auszuweiten. Bei »Alors on danse« von Stromae genügt ein kräftiger Dreh am Lautstärkeregler, um sich von einem felsenfesten, absolut präzisen Tieftonfundament verwöhnen zu lassen. Doch letztlich fasziniert bei jeder Musik am meisten, wie zielsicher die Contour 30 Kurs auf den emotionalen Kern einer Komposition nimmt. Emilie-Claire Barlow singt auf ihre überaus charmante Art »These Boots Are Made For Walkin'«, und wieder lässt es sich die Contour 30 nicht nehmen, bei mir binnen Sekunden einen Gefühlswechsel auszulösen: Sie versprüht leichtfüßig die beschwingte Atmosphäre des Songs, ohne den mahnenden Unterton in dessen Text zu unterschlagen. Eine so talentierte Sängerin kommt ihr zudem besonders gelegen, um die Natürlichkeit ihrer Stimmabbildung eindrucksvoll zu untermauern, die sie einer vorbildlich bruchlosen Gesamtabstimmung verdankt. Gratulation an Dynaudio zum Vierzigsten und zu diesem Lautsprecher!