Im Hörraum hat man es mit den B18 leicht. Dank nicht notwendiger Spikes und einer Bauhöhe von etwas über einem Meter lässt sich der Lautsprecher gut manövrieren. Genial ist die optische Unterstützung durch den Sockel beim Ausprobieren unterschiedlicher Einwinkelungen. Hier arbeite ich meist mit einer Solostimme, bei der es auf die Abbildungsgröße des Mundes ankommt. Sobald sie natürlich und glaubhaft wirkt, stelle ich die Arbeit ein. Man spürt in einem solchen Moment, wie das Klangbild regelrecht »einrastet«. Zunächst betreibe ich die B18 mit einer Röhren-Kombi des italienischen Herstellers New Audio Frontiers. Ein von Sanftheit bei durchaus vorhandener Auflösung geprägter Auftritt ist das Resultat. Vor allem überzeugt die Burmester durch ihren inneren Zusammenhalt der Musik. Davon, dass insgesamt sechs Chassis an der Schallerzeugung beteiligt sind, ist am Hörplatz nichts zu merken.

Und dann: die linke Spur

Um das tatsächliche Klangpotential freizulegen, dürfen dann aber doch transistorbestückte Monoverstärker die Leistung liefern. In diesem Fall ist das ein lohnender Schritt, denn Dominic Millers Stück »Rush Hour« lebt von der Geschwindigkeit. Wird der Gitarrist an nur einer Stelle der Anlage ausgebremst, geht die Magie seiner Musik verloren. Mit der B18 wird die Wiedergabe jedoch zu einem traumhaften Erlebnis. Das liegt zum einen an der Durchzeichnung, der Transparenz und der hohen Auflösung und zum anderen an der punktierten Energie des wunderbaren Tieftons. Oftmals sind Lautsprecher so konstruiert, dass eines dieser Merkmale überwiegt. Bei der B18 finden sie in großartiger Weise zueinander. Des Weiteren überzeugt mich der hohe Informationsgehalt, den andere Schallwandler nicht bieten. Erinnern Sie sich an das Fehlersuchbild, da geht es auch um Unterschiede, ein Bild liefert mehr Information als das andere. Es sind auch solche Kleinigkeiten, die mich überzeugen: Klappengeräusche von Saxophonen, das Atmen der Sänger und schließlich auch die Perfektion des Nachhalls, der so gut die Raumgröße erahnen lässt.

Um diesen hervorragenden Klangeindruck zu verifizieren, dient mir immer Orchester-Musik. Manche Lautsprecher haben den Hang, bei der Wiedergabe aus 36 Musikern 360 zu machen. Wer so etwas – auch als Vorführeffekt bekannt – mag, ist damit glücklich, für meinen Hörgeschmack kommt das aber gar nicht in Frage. Ich möchte einen realistischen Eindruck des Geschehens bekommen. Der »Ritt der Walküren« von Richard Wagner fällt bei mir in diese Kategorie, denn hier kommt es nicht auf die Masse der Musiker, sondern auf deren Klasse an. So schwingt Gustavo Dudamel den Taktstock und führt das Simon Bolivar Orchestra energetisch durch die Partitur. Hier bricht das musikalische Geschehen selbst bei höheren Pegeln nicht auseinander. Strahlend und mit Wucht schmettern die Bläser das Thema in den Hörraum, ein Dröhnen oder Resonieren kann ich nicht einmal ansatzweise ausmachen. Auch die Streicher kommen wunderbar zur Geltung, wobei sie im Klangbild exakt platziert sind und eben nicht von irgendwo herkommen. Keine Frage, mit der B18 lässt sich nicht nur erstklassig Musik hören, nein, sie lässt sich auch erleben.

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