»Stimmt die Form, brauchen wir uns um den Inhalt nicht mehr zu kümmern«, ist durchaus ein Motto, das auch und gerade im Audio-Bereich häufig anzutreffen ist. Doch seit über 20 Jahren steht Audionet für das genaue Gegenteil. Sorgfältig, akribisch und bis heute mit einer Riesenportion Idealismus ausgestattet, arbeiten die Ingenieure in der Berliner Unternehmung. Geleitet wird das »Nobelpreisträger-Projekt« von Thomas Pohl und Volker Wischniowski. Ihre Aufgabe lautete, auf Basis der ohnehin exzellenten Verstärkertechnik des Hauses nicht nur eine Schippe draufzulegen, sondern einfach alles zu realisieren, was es für das am Ende der Kette stehende Musikerlebnis braucht.

Jegliche monetäre Begrenzungen für den Teileeinkauf entfielen. Standardbauteile wurden mit Speziallösungen aus anderen Branchen verglichen, mit teils erstaunlichen Auswirkungen auf die klangliche Qualität. Dass Stern und Heisenberg aber keine Adhoc-Entwicklungen sind, die da mal eben in zwei Jahren entstanden, verrät eine Aussage, die sich auf die Schaltung bezieht und von Volker Wischniowski stammt: Der hat nämlich seit Studientagen die ein oder andere Idee für ein ultimatives Verstärkerkonzept mit sich herumgetragen und konnte diese jetzt verwirklichen. Selten sei dabei etwas »nur Funktionierendes« entstanden, sagte er mir, entweder es überzeugte durch die erwartete Qualität – oder es erwies sich als Flop. »Bei all diesen Entwicklungsaufbauten haben wir sehr viel gelernt, und dieses Know-how kommt natürlich jetzt allen Audionet-Komponenten zugute«, schloss er seine Ausführungen.

Stern am Horizont

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich schon einmal die Option hatte, bei der Bestellung die Bauform einer Audio-Komponente – in diesem Fall der Vorstufe – zu bestimmen. Wie hätten Sie's denn gerne: horizontal oder vertikal? Für mich war ganz klar, dass aufgrund der optischen Gesamtharmonie nur ein vertikaler Stern in Frage kommt. Aber bereits redaktionsintern gab es dazu auch andere Meinungen, denn der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier. Ich bin gespannt, ob sich die Ausführungen die Waage halten oder ob es einen Gewinner gibt. Der Stern ist die Schaltzentrale der Kette. Angeschlossen und verwaltet werden sechs Hochpegeleingänge, davon zwei in symmetrischer Ausführung. Bei den Hörtests haben sich die Konstrukteure für Furutech Rhodium-Buchsen entschieden. In Richtung Endstufen kann das Pre-Out-Signal variabel über einmal Cinch und zweimal XLR ausgegeben werden.

Zum gewohnten Standard gehören Kaltgerätebuchse, Erdklemme, die Kommunikationsschnittstelle Audionet-Link und die RS232-Buchse. Bemerkenswert ist der Anschluss für die WLAN-Antenne, die dem Stern beispielsweise Zugriff auf Software-Updates ermöglichen soll – angesichts seines Gewichts von gut einem Zentner tatsächlich eine sehr komfortable Geschichte. Seine Steuerung und Benutzung im alltäglichen Gebrauch ist ein Genuss. Das Menü ist klar strukturiert und auf dem großen Bildschirm einwandfrei lesbar. Zwar kann der Pegel auch über die Fernbedienung eingestellt werden, die lege ich aber ob des großen massiven Drehreglers sofort beiseite, den wohl jeder eher an einem Tresor vermuten würde. Er ist mit einem doppelten Kugellager versehen und steuert ein Netzwerk aus penibel vermessenen Präzisionswiderständen.

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