Dann prüften die Redakteure nochmals die Pegel, und weiter ging es mit Musik. Nun passte das Klangbild schon deutlich besser, man konnte beispielsweise der bluesigen Hendrik Freischlader Band bei ihrem »Live«-Album praktisch die Bassdrum mit dem Subwoofer ein- und ausschalten. Aufnahmen, die sehr tiefen Bass beinhalten, etwa »Till Tomorrow« vom aktuellen Yello-Album »Touch«, erreichten überhaupt erst mit dem Subwoofer ihre Glaubwürdigkeit. Schon erstaunlich, wie vollmundig und rund das Klangbild nun wurde, ohne dass es irgendwie aufdringlich oder auch nur aufgebläht wirkte. Nur ein wenig Präzision im unteren Grundtonbereich ging verloren. Im Gegenzug gewann die Abbildung an Tiefe, die vollständigere Darstellung ermöglichte es dem Gehör nun auch, mehr Details im Mittelton wahrzunehmen.

So funktioniert die nächste Ausbaustufe

Die »Amateurvariante« lief also erwartungsgemäß, ein solches Setup sollte eigentlich jeder Hörer mit etwas Geduld hinbekommen. Doch für die i-fidelity-Redaktion stand noch die teilaktive Integration des SPL-800 Ultra auf dem Programm. Hierbei werden die Hauptlautsprecher ihres tiefen Bassanteils beraubt. Damit müssen sich die Tiefmitteltöner der Mordaunt Short signifikant weniger bewegen, und auch die Endstufen müssen weniger schuften und können sich so auf feinere Details konzentrieren. Hierzu muss man sich klar machen, dass das Pegel/Frequenzverhältnis ein quadratisches ist: Für die gleiche Lautstärke muss der Tieftöner bei der halben Frequenz viermal mehr Luft bewegen!

Das bedeutet, dass eine Membran zur Erreichung des identischen Pegels bei 20 Hertz 16 Mal mehr Luft bewegen muss als für 80 Hertz – oder sie muss viermal so groß sein oder doppelt so groß und doppelt so weit schwingen. Das ist auch der Grund, weshalb Tieftöner so viel größer sein müssen als Hochtöner. Der Velodyne-Subwoofer hingegen ist speziell für diese tiefen Frequenzen konstruiert. Er besitzt einen Tieftöner mit wulstiger Sicke, die eine sehr weite Auslenkung ermöglicht, und ein geschlossenes Gehäuse, das für trockenen, präzisen Bass sorgt, statt eines Wirkungsgrad-steigernden Bassreflex-Tunnels, der die Impulswiedergabe beeinträchtigt. Um diesen Nachteil zu kompensieren, verpassten die Entwickler dem Würfel einen extrem starken Magnetantrieb, den der Verstärker mit über einem Kilowatt anschiebt.

Dritte Dimension

Für diese neue Evolutionsstufe kommt das Bassmanagement des Subwoofers zum Einsatz. Er wird hierfür zwischen Vor- und Endstufe des McIntosh-Amps eingeschleift, das Audiosignal läuft also aus dem Vorverstärkerteil des Macs in den Velodyne und kommt von dort bei 80 Hertz hochpassgefiltert wieder zurück zu den Endstufen des Vollverstärkers, der nun die Lautsprecher nur noch mit Musik über 80 Hertz versorgt. Nun gilt es erneut und penibel, den Subwoofer an die Lautsprecher anzupassen. Das geht mit Mess-Signalen und Pegelmeter, aber vergleichsweise mühselig. Einfacher, schneller und professioneller verwendet man einen Spektrumanalyser.

Die Tester benutzten hierfür einen Laptop mit 24-Bit-Audiokarte, eine Mess-Software (TrueRTA, www.trueaudio.com, 99,95 USD) mit sehr feiner Auflösung von einer 24stel Oktave und ein Messmikrofon von AKG, sorgfältig ausgerichtet auf den Hörplatz. Damit lassen sich Pegel und die Phase exakt einrichten. Vor allem Letztere ist relevant für einen möglichst unmerklichen Übergang vom Lautsprecher zum Subwoofer. Velodyne bietet eine Phasenumschaltung in 90-Grad-Schritten, was schon recht fein ist. Bei 270° bot sich im Falle des Hörraum-Setups die beste Addition aller Frequenzen. Mit den verbleibenden Raumresonanzen, deren Symptomatik sich eben nur in Grenzen mit der EQ-Einmessung des Subwoofers kompensieren lässt, und dem Wunsch, möglichst auch etwas lauter spielen zu können, wählten die Tester das Velodyne-Klangprogramm »Games«, das den glattesten Frequenzgang und gleichzeitig die höchste untere Grenzfrequenz mit immerhin noch 34 Hertz bot und damit den knackigsten und dynamischsten Sound versprach.

Eine wirklich sinnvolle Investition

Nach all den langweiligen Mess-Signalen durfte dann endlich wieder Musik den Testerohren schmeicheln. Was sich nun offenbarte, war von einer ganz neuen Klangklasse. Die von der Tieftonlast befreite McIntosh-Endstufe und Performance 2 Lautsprecher zeichneten feiner und und dynamischer, der Raum bildete sich nun viel konturierter ab, als hätte jemand am Schärferegler gedreht. Im Mittelton gab es plötzlich Details zu hören, von denen man vorher nur eine Ahnung haben konnte. Erwartungsgemäß bot sich aber der größte Fortschritt dort, wo die Mordaunt Short alleine schlank und beinahe kraftlos klangen und in Kombination mit dem Subwoofer fülliger tönten. Nun erschallte ein völlig neuer, knackig-trockener Bass mit Wucht, aber ohne Übertreibung, mit Autorität und Stabilität, für die man alleine mindestens eine Mordaunt Short Performance 6 benötigte und möglicherweise noch potentere Endstufen.

Mit den begrenzten Frequenzgängen im Subwoofer (ab 34 Hertz) und den Lautsprechern (ab 80 Hertz) spielte das Set auch bei größeren Pegeln wie befreit und souveräner, ohne wie vorher ins Quängelige zu driften. Experimente mit Velodynes Filter-Voreinstellung »Jazz – Classical« ohne irgendeine Subsonikbremse im Signalweg brachten nochmals einen Zugewinn an Tiefe.