Ein kleines Geheimnis verrate ich vorweg: Eigentlich habe ich mir die Q 3020i nur zum Test bestellt, da ich einen adäquaten Partner für den Pioneer-Vollverstärker A-40AE benötigte, der gerademal 400 Euro kostet und manch teureren Kollegen glatt in den Schatten stellt. Und was ich von dieser Kombi zu hören bekam, hat mich dann doch sehr positiv erstaunt. Seit langem ist mir mal wieder »die Kinnlade aus dem Gesicht gefallen«, als ich die ersten Töne vernahm. Das ging richtig ab, musikalisch ließ diese Kombi nichts, aber auch gar nichts anbrennen. Ich habe am ersten Abend mit dieser kleinen, aber feinen Anlage ein Stück Musik nach dem anderen gehört und nur Spaß dabei gehabt. Wie das für weniger als 1.000 Euro gehen kann? Ganz einfach, weil nichts wirklich gefehlt hat und es vor allem keine Fehler gibt. Es klang authentisch, und ohne den Vergleich zu teureren Mitbewerbern fallen einem die wenigen Limitierungen so gut wie nicht auf.

Klein und unverschämt gut

Den Löwenanteil an diesem Ergebnis hatte der Lautsprecher. Der Pioneer ist erst an der Q 3020i zu seiner vollen Form aufgelaufen, er hatte mit meinen deutlich teureren Lautsprechern schon zu kämpfen. Die Q Acoustics schaffen es jedoch, die klanglichen Steigerungen von teureren Verstärkern ohne Weiteres klar zu präsentieren. An meinem Audionet SAM G2 lieferten sie ein Ergebnis ab, das einen wirklich nachdenklich werden lässt. Stephan Eichers Album »Engelberg«, aus welchem ich gerne mal das eine oder andere Lied zum Testen nehme, habe ich seit langer Zeit mal wieder von Anfang bis Ende gehört. Die kompakte Q Acoustics nimmt sich einfach komplett aus dem Geschehen heraus und präsentiert die emotionalen Schattierungen der von Eicher in Englisch, Französisch oder Schwyzerdütsch gesungenen Lieder in ihrer ganzen Vielfalt.

Wenn das Licht aus ist und die Musik spielt, könnte man vergessen, dass hier nur ein 300-Euro-Lautsprecher im Einsatz ist. Es fehlt einem einfach nichts, wenn die Musik spielt. Die Tonalität, die Räumlichkeit, die Dynamik und auch das Bassfundament ist in einem Ausmaß vorhanden, wie wir das von einem Lautsprecher erwarten. »Me And Mr. Jones« von Amy Winehouse ist ein sehr gutes Beispiel. Die Q 3020i schafft es spielend, die Stimme von Amy in ihrer Opulenz und Vielseitigkeit zu präsentieren. Die dynamischen Abstufungen und die Klangfarben stimmen einfach, wenn der Song über die Q 3020i wiedergegeben wird. Auch das Tieftonfundament ist absolut glaubwürdig – und das sogar in einem 25-Quadratmeter-Wohnzimmer. Nie wirkt der Lautsprecher anämisch. Die treibenden Percussions im Titelsong von Jasper Van’t Hoffs »Pili Pili« klingen so, wie ich es gewohnt bin. Erst wenn ich meine Sonus Faber Olympica 1 dagegen laufen lasse, bemerke ich, dass die Percussions mehr Druck und mehr Tiefgang haben und auch der Raum großzügiger dargestellt wird.

Aber das Schöne an der Sache ist, dass es nicht wirklich stört, denn die 3020i spielt ganzheitlich, geschlossen und immer musikalisch stimmig. Genau das sind ja die Eigenschaften, die ein Lautsprecher bieten muss, um mit ihm lange Zeit genussvoll Musik hören zu können. Und um es ganz deutlich zu sagen: Die Q 3020i hat die klangliche Latte in dieser Preisklasse ganz ordentlich nach oben gelegt. In Verbindung mit einem kleinen Musikserver, CD-Player oder Plattenspieler und einem musikalischen Verstärker lässt sich mit der Q 3020i für ein überschaubares Budget eine sehr gut klingende Anlage zusammenstellen, die einen lange zufrieden Musik genießen lässt. Genau das Richtige, um junge Einsteiger oder auch Wiedereinsteiger, die sich durch die exorbitant hohen Preise für gutes HiFi abgeschreckt fühlen, wieder an das Thema gute Musikwiedergabe heranzuführen und zu fesseln.