In manchen Produktsegmenten genügt ein clever konstruiertes Markenimage, um Konsumenten viel Geld aus der Tasche zu ziehen. Das funktioniert so bei klassischen HiFi-Geräten nicht, denn ihre Hersteller müssen die klanglichen Erwartungen, die an ein bestimmtes Preisniveau geknüpft sind, erfüllen, um die Voraussetzung für Kundenbindung zu schaffen. Insoweit gestattet ein Blick auf das Preisschild durchaus Rückschlüsse darüber, ob die Komponente prinzipiell »spielt«. Wer sich für richtig gute Musikwiedergabe begeistert, setzt den diesbezüglichen Maßstab im Laufe der Zeit immer höher an. Daher gehörte Pioneer eingedenk seiner Ausrichtung auf große Zielgruppen zu jenen Anbietern, von denen ich nicht erwartet hatte, dass sie einen CD-Spieler vorstellen, der audiophile Begierde wecken würde.

Dabei hatte doch der mobile High-Resolution-Player XDP-100R in Erinnerung gerufen, dass es den Ingenieuren in Tokio nicht an Know-how mangelt und sie richtig ernst machen können, wenn sie denn dürfen: Der Pocket-Player entspricht dem Stand der Dinge in Sachen D/A-Wandlung und liefert zudem ein Beispiel für exzellente Gehäuseverarbeitung. Das Gleiche gilt für den PD-70AE, der den 2013 vorgestellten PD-50 als Spitzenmodell ablöst und auch von seinem Preis abgesehen große Erwartungen hervorruft: Er hebt sich konstruktiv vom nach wie vor erhältlichen PD-50 so deutlich ab, dass man angesichts des hier betriebenen Aufwands nur von einem offenkundigen Kurswechsel sprechen kann. Anstatt das Konzept des PD-50 an einigen Stellen aufzuwerten und so letztlich eine Modellpflege vorzunehmen, wurde der PD-70AE grundlegend neu konzipiert und maximal auf Klangqualität getrimmt.

So verzichtet Pioneer dieses Mal auf eine automatische Lautstärkeanpassung von Titeln, die nicht so recht zu einem pur audiophilen Konzept passen will, sowie die Option, den Klang von MP3-Datenströmen per Software aufzupolieren. Demgegenüber bietet das Menü des PD-70AE drei Filter für die Digital-Analog-Wandlung an, die mit unterschiedlichen Flankensteilheiten und ihrem Fokus auf eine Optimierung der Impulsantwort respektive des Frequenzgangs die damit typischerweise einhergehende Charakteristik bewirken. So gelingt die Wiedergabe mit dem »kurzen« Filter besonders dynamisch, das »langsamere« Filter spendet einen Hauch mehr analoger Wärme, und das steile Filter klingt noch griffiger und zupackender. Eine solche Möglichkeit, den Klang ein wenig nach Gusto abzustimmen, finde ich persönlich heikel, weil sie Käufer vor die Aufgabe stellt, die Varianten probezuhören und dazu verführt, die Einstellungen sogar musikspezifisch zu ändern – praktisch ist man dann beim digitalen Pendant zu einem Plattenspieler mit zwei Tonarm-System-Kombinationen angelangt. Allerdings kann in diesem Fall keine Rede davon sein, dass die Filter dem High-End-Gedanken entgegenstehen würden, da sie keine völlig unterschiedlichen Varianten einer Reproduktion anbieten, sondern miteinander vereinbare Akzentuierungen bewirken, die jeweils zu einer homogenen, schlüssigen Darbietung führen. Daher sollte man sich ruhig an die Sache herantrauen und seinen Favoriten küren – oder eben doch gegebenenfalls umschalten.