Darf man Günther Nuberts Beschreibung Glauben schenken, so hat die Kleinbox nuLine 24 Qualitäten, die nur zu selten erhört werden, weil sie zumeist in Heimkinos für den Rückraum tätig ist. Tatsächlich war ihre Vorgängerin, die DS 22, als Dipol-Speaker abgestempelt und mithin fast ausschließlich für die Beschallung des rückwärtigen Raums im Einsatz. Das verkannte Genie – in der Neuauflage mit komplett neuer Technik ausgestattet – soll heute als »Multifunktions-Box« verstanden werden. Geblieben ist die zuschaltbare Dipol-Option, die übrigens nicht nur im Heimkino Sinn macht: Bei der Stereo-Wiedergabe hilft der zusätzlich nach hinten abgestrahlte Schallanteil im Hochtonbereich dabei, die Schall-Leistungskurve ausgewogener darzustellen. Zudem rückt die räumliche Darstellung des Geschehens weiter nach hinten und mehr in die Breite – alles eine Geschmacksfrage.

Apropos Geschmacksfrage: Sie wundern sich, dass der Hochtöner nicht mittig auf der Schallwand sitzt? Wenn Sie Günther Nubert kennen, dann können Sie sich schon denken, dass dies kein Design-Gag ist, sondern einen ausgesprochen technischen Hintergrund hat. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Sie werfen einen Stein ins Wasser, eine Wellenfront bewegt sich radialsymmetrisch vom Eintauchpunkt weg, trifft irgendwann an eine Begrenzung, etwa das Ufer, und wird dort reflektiert. Würde man Schall sehen können, so sähe dies etwa so aus. Die  Schallwelle breitet sich vom Hochtöner ausgehend über die Schallwand aus und wird an den Gehäusekanten reflektiert. Das Problem: Diese Reflexion wirkt wie eine neue Schallquelle, die sich mit der Originalschallwelle zeitverzögert überlagert. Der Hörer bekommt also ein in Pegel und Phase »verzerrtes« Signal zu Ohren.

Sitzt der Hochtöner zudem mittig, ist die Interferenz besonders ausgeprägt. Wird der Hochtöner dagegen asymmetrisch auf die Frontplatte montiert, so dass der Schall die Gehäusekanten zu unterschiedlichen Zeiten durchläuft, dann verteilen sich die Unregelmäßigkeiten in der Übertragungsfunktion auf einen größeren Frequenzbereich, was die Ausprägung der Interferenzen verringert. Schaut man sich den Frequenzgang des sogenannten Nu-Ova-Designs einmal an, so wird der Erfolg dieser Detailverbesserung augenscheinlich: Die Übertragungsfunktion der 19 Millimeter großen Gewebekalotte zeigt im mittleren Frequenzbereich keine nennenswerten Schwankungen. Über alles betrachtet ist die nuLine 24 sogar glatt wie mit dem Lineal gezogen.