Mit der Vorliebe für klassische HiFi-Geräte der Siebziger und Achtziger ist Magnat nicht allein. Der Gebrauchtmarkt boomt. Für entsprechend betagte Exemplare aus der goldenen Ära werden häufig Summen erzielt, die sich in ihrer Höhe weniger durch aktuelle akustische Performance als durch nostalgische Aspekte rechtfertigen lassen – gemäß dem Motto »Wollte ich als junger HiFi-Fan immer haben – jetzt gönne ich ihn mir«. Wer sich von diesem rückwärts gerichteten, eher sentimental-emotionalen Ansatz zu lösen vermag, aber durch seine Sozialisation nichtsdestotrotz sehr spezifische Vorstellungen hat, wie ein »richtiger« Plattenspieler aussehen soll, bekommt jetzt ein höchst attraktives Angebot von Magnat dargereicht. Deren Dreher-Debüt folgt nämlich – gewissermaßen als Gegenentwurf zu den verbreiteten Brettspielern britischer Couleur – in Bezug auf Masse und Erscheinungsbild unzweifelhaft traditionellen Ideen. Doch der MTT 990 ist eben nicht vierzig Jahre alt und deswegen potentiell wartungsintensiv, sondern brandneu und Resultat einer zeitgemäßen modernen Entwicklungsarbeit.

Natürlich kann eine immer noch vorrangig im Lautsprecherbau verhaftete Marke mittlerer Größe wie Magnat keinen Plattenspieler von Grund auf neu entwerfen und fertigen. Insbesondere wenn es sich um ein Modell mit Direktantrieb handelt – denn so lautete die von der Chefetage ausgelobte Zielvorgabe beim MTT 990. Also hat Magnat sich aus dem Fundus der OEM-Komponenten eines großen taiwanesischen Plattenspieler-Herstellers mit über fünfzigjähriger Tradition bedient und diese selektive Auswahl nach seinen Vorstellungen radikal überarbeitet und verfeinert. Hierfür fanden die Pulheimer in Helmut Thiele sehr profunde Unterstützung; der bekannte Entwickler und Industrie-Designer konnte durch Tätigkeiten für Thorens und Genuin Audio seine ausgeprägte Phono-Expertise schon vielfach beweisen. Unter der Leitung von Magnat-Chef Shandro Fischer, für den dieser Plattenspieler eine echte Herzensangelegenheit war, hat ein Team zwei Jahre intensiv am MTT 990 gearbeitet. Das Ziel lautete, einen Plattenspieler zu offerieren, der eben nicht 1:1 vom fernöstlichen Band läuft und lediglich einen neuen Firmenstempel aufgedruckt bekommt, sondern sehr individuelle Züge trägt und somit der Marken-Identität von Magnat exakt entspricht.

Das beginnt bereits bei der hochglanz-lackierten Zarge aus MDF. Diese wurde mit Hilfe der sonst bei der Lautsprecherkonstruktion eingesetzten Klippel-Analyse und – ganz analog – per speziellem Stethoskop aus dem Architekturbereich auf maximale Vibrationsfreiheit hin geprüft, modelliert und abgestimmt. Sie bietet auf vier höhenverstellbaren, entkoppelt-federgelagerten Füßen die Basis für den direkt an der Achse platzierten Motor, der – im Gegensatz zum Riemenantrieb – in Ermangelung einer unterstützenden Übersetzung ein kraftvolles Drehmoment haben muss. Fatalerweise werden bei dem Prinzip »Direct Drive« aber gleichzeitig hohe Anforderungen an die Laufruhe des Antriebs gestellt, da sich etwaige Vibrationen zwangsläufig über die Achse auf den Teller und somit den Tonabnehmer übertragen könnten. Hier hilft eine aufwendige Regelelektronik, die mittels Quartz-Stabilisierung auch die Gleichmäßigkeit der Umdrehungen gewährleistet.