Bei aller Technik, wie klingt´s?

Zeit also, das gute Stück den Testerohren zu Gemüte zu führen. Schnell stellte sich heraus, dass die Linie 60.2 nicht bei sehr großen Hörabständen betrieben werden sollte. Beim zunächst gewählten Abstand von gut vier Metern zeigt sich zwar eine wunderbar konturierte Abbildung, aber die Substanz schien deutlich an Masse zu missen. Näher herangerückt, egalisierte sich dies deutlich. Das Klangbild der Elac liegt auf der eher hellen Seite, der tonalen Balance, sie wirkt eher leichtfüssig und fein als wuchtig, dabei klingt sie aber nicht einfach dünn, sondern schlicht agil-. Wenig Drehmoment, aber sehr drehfreudig, um es mit einer Metapher aus dem Motorsport zu sagen.

Von der Tester-Lieblings-CD »Touch« von Yello projizierte die Elac-Säule Till Brönners samtig weiche Trompete aus »Till Tomorrow« scharf in die Stereo-Bühne und konnte die darin versteckten feinen Anblasgeräusche deutlich herausarbeiten. Selbst bei größeren Pegeln blieb diese Abbildung stabil und demonstrierte gut, dass ein druckvoller Rhythmus den Mitteltonbereich nicht gleich zum Modulieren anregt. Die Stimmen von Heidi Happy und Boris Blank im lasziv arrangierten »Kiss In Blue« standen angenehm weich umrissen und relativ groß auf der Bühne, klar artikuliert und differenziert vom Bandgeschehen. Überhaupt klebte fast nichts an den Membranen, die Instrumente lösten sich erstaunlich frei vom Klangerzeuger. Einzig missen ließ die Box den auf diesem Album exzessiv eingesetzten Tiefbass, den sie physikalisch ob ihrer Membranflächen ohnehin nicht sinnvoll übertragen könnte, aber irritieren ließ sie sich davon auch nicht, was für eine richtig gute Hochpassfilterung spricht.

Mit etwas feingliedrigen Aufnahmen verhielten sich die Kieler ähnlich. Bei Oregons »Green And Golden« von der CD »Beyond Words« übertrieben sie ein klein wenig beim Ventilgeräusch der melodieführenden Klarinette. Anschlag und Ausschwingen der Gitarren- und Bass-Saiten klangen authentisch, nur der Korpus schien ein wenig schlank, was wohl der leichten Grundtonsenke geschuldet ist. Die Aufnahmen klangen allesamt etwas zierlicher, feiner, aber nie wirklich ausgedünnt. Ganz klar: Die Lautsprecher der Linie 60.2 sind etwas für Liebhaber von fein texturierter, panoramischer Abbildung und Detailwiedergabe. Was sie aber erstaunlich gut machen, ist Pegel, auch bei großen Dynamiksprüngen kommt hier nichts aus dem Tritt. Wer also die Serie zu einer Surroundanlage mit passendem Subwoofer kombiniert, der wird sowohl mit Musik als auch mit kraftvoller Filmwiedergabe seinen Spaß bekommen – und das für vergleichsweise weniger Geld. Gut gemacht!