Bei der Platzierung ist es empfehlenswert, wenn die Opticon 2 mindestens 30 Zentimeter Abstand zur Seiten- und Rückwand hat und die Lautsprecher nicht eingewinkelt werden. Mit der Wahl der vorgeschalteten Elektronik nimmt man ebenfalls Einfluss auf das klangliche Resultat. Für ein optimales Klangresultat bedarf es mindestens eines Verstärkers in der Klasse eines Marantz PM7005 oder eines Arcam A19. Bei der Verkabelung fährt man bestens mit den preiswerten Produkten von QED oder HMS. Für Kontaktsicherheit ist die Nutzung von Bananensteckern oder Kabelschuhen ratsam. Wer diese Rahmenbedingungen schafft, kann mit der kompakten Dali auf Knopfdruck wunderbare Klangerlebnisse erzeugen.

Gut Ding braucht Weile

Es ist kein Geheimnis, dass sich effekthaschende Lautsprecher leichter verkaufen lassen. Ein bisschen Mehr in Bass und Hochton sorgt beim Hörtest im Laden für eine Überbeeindruckung, die sich aber binnen Tagen in Frust verwandelt – für genussvolles Hören ist Zischen und Dröhnen auf Dauer einfach tödlich. Die Opticon 2 zeigt in dieser Hinsicht keinerlei Ambitionen, sie überzeugt stattdessen mit echten Tugenden. So darf Udo Lindenberg seinen Titel »Cello« live auf großer Bühne interpretieren. Dabei gelingt die Abbildung der Stimme im Zentrum zwischen den Lautsprechern perfekt. Jegliche Änderung der Distanz zwischen Schnodderlippe und Mikrofon wird akribisch übertragen. Faszinierend ist dabei die Schnelligkeit der Opticon 2, das klingt alles frisch und knackig.

Wenn Mark Gillespie »Crazy« unplugged interpretiert, wird klar, dass die Dali-Entwickler auch Transparenz und Durchsichtigkeit mit nur einer Kalotte anstatt des ansonsten gerne verwendeten Hybridhochtöners – er verfügt über ein zusätzliches Bändchen – erzielen können. So perlen die Gitarrensaiten realistisch aus den Lautsprechern, es ergibt sich ein exzellenter musikalischer Fluss. Bei den Tieftonanteilen fehlt zwar ein kleiner Teil des unteren Spektrums, was allerdings viel weniger stört, als würde man trickreich aus dem Gehäuse ein Volumen erzeugen, das zwar spektakulär, aber auf Dauer nur nervig ist. Da ist uns die auf der Membran-Geschwindigkeit beruhende Präzision viel mehr wert. Deutlich punkten kann die Opticon 2 mit einer für diese Klasse ungewöhnlichen Geschlossenheit der räumlichen Abbildung. Die Größenverhältnisse stimmen einwandfrei – wer hätte schon Lust, sich eine drei Meter lange Bassgitarre anzuhören?

Sophie Hunger hat auf ihrem Album »The Danger Of Light« den Titel »Souldier« verewigt. Die sanften Klavieranschläge zu Beginn müssen absolut realistisch sein, und das heißt, dass sie eher mit dunkler Klangfarbe ertönen sollten, sonst verliert das faszinierende Stück substanziell an Ausdruckskraft. Ebenfalls alles andere als einfach ist die Wiedergabe der Stimme der jungen Schweizer Musikerin. Hier lehnt sich die Opticon 2 ganz klar bei ihren größeren Geschwistern an und bietet ein Maß an Ausgewogenheit, welches in dieser Preisklasse höchst selten vorkommt – und genau diese Ausgewogenheit ist der Garant für langzeittaugliches Hören.