Der Rest ergibt sich in der Praxis des Hörraums und Testkinos, denn die Tester gönnten sich den Luxus, den Marantz in beiden Situationen zu probieren. Und dann geht es vor dem Vergnügen stets bei den Surround-Prozessoren wie dem AV8801 um die Anpassung von Lautsprechern, Subwoofer(n) und der geplanten Anwendung an den Raum. Und genau hier setzten vor zwei Produktgenerationen die Entwickler von Marantz und Denon einen Schlussstrich und besannen sich auf einen Neubeginn in Sachen Anwenderführung. Und die dürfte vor allem in Sachen Ersteinrichtung als die aktuell gelungenste am Markt gelten. Einzig ein Bild auf den Fernseher muss man irgendwie per HDMI bekommen, den Rest zeigt das ausgiebige Menü, vorbildlich beginnend mit der Sprachwahl. Natürlich spricht der Marantz auch klares Deutsch und führt in kleinen, logischen Schritten, anschaulichen Grafiken und sogar Animationen zur korrekten Installation. Natürlich umfasst das auch die sinnvolle Einmessung mittels Audyssey. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das ausnahmslos perfekt funktionierte und das Audyssey sinnvolle Lautsprecherkonfigurationen fand und Pegel sowie Laufzeiten korrekt einstellte. Die Frequenzgangskorrektur ging auch in Ordnung und bügelte ohne die tonale Balance zu verschieben, die wenigen Problemchen der akustisch optimierten Hörräume glatt. Doch wie fast immer bei vielen und einfachen Filtern kostete der Equalizer-Einsatz ein wenig Präzision und Feindynamik, weshalb ihn die Tester nach kurzem Probieren gleich wieder abschalteten. Wer über einen weniger homogenen Raum verfügt, der wird aber auf alle Fälle über die Korrekturmöglichkeit dankbar sein.

Die perfekte Subwoofer-Integration

Neuerdings baut auch Marantz eine Phasenkorrektur für die Anpassung des Subwoofers ein. Diese Schaltung, die dem Einmessprozess von Audyssey nach geschaltet ist, verschiebt sozusagen virtuell den Subwoofer bis er perfekt mit den angekoppelten Lautsprechern verschmilzt. Das funktionierte im Test mit verschiedenen Subwoofern und Lautsprechern und in beiden Räumen perfekt. Nur wenige Automationen schaffen ohne manuelle Nacharbeit einen so homogenen Übergang zwischen Lautsprechern und Subwoofern. Das haben die japanischen Ingenieure wirklich gut hinbekommen. Dennoch gibt es bei der Sache einen Haken: Das funktioniert nur bei den von Audyssey automatisch vorgeschlagenen Übergangsfrequenzen. Ändert man diese manuell, muss man auch manuell die Laufzeit des Subwoofers wieder feinabstimmen. Das hängt damit zusammen, dass alle Lautsprecher, eben auch ein Subwoofer, einen mit der Frequenz driftenden Phasengang besitzen und verschiedene Gruppenlaufzeiten zeigen. Verändert man die Übergangsfrequenz, trifft man automatisch auch eine andere Phase und Laufzeit.

Nachdem dann alles eingerichtet war, konnten die Tester zur Musik übergehen und das trieb jedes Mal ein Lächeln auf die Gesichter, denn so musikalisch und ausbalanciert klingen im bezahlbaren Bereich aktuell wenige Verstärker. Was zunächst mit »ausbalanciert« nach »langweilig« klingen mag, ist ein wirklicher Vorteil, denn der AV8801 klingt stets sehr nach der wiedergegebenen Aufnahme und eben sehr wenig nach »eigenem Charakter«. Damit wird der Marantz quasi zum Chamäleon. Wie fein aufgelöst und differenziert der AV8801 wirklich spielt, konnten die Tester tatsächlich im Testkino erst mit aktiven Studiomonitoren von JBL und Genelec (siehe Test G Four) feststellen. Des Weiteren konnte die überragende Klangqualität mit einem Dali-Epicon-Surroundset festgestellt werden. Allerdings erst, als echte Highend-Endstufen aus dem Hörraumfundus angeklemmt wurden. Die zunächst verwendeten und aus der gleichen Serie stammenden Marantz MM7025 Endstufen verkauften den Vorverstärker klar unter wert und zeigten zwar Kraft, konnten aber das Feingefühl und die Raumabbildung des Prozessors nicht durchreichen. Wer also wirklich alles aus seiner AV8801 holen möchte, der sollte nicht an den Endstufen sparen oder gleich Aktivlautsprecher verwenden.