Nach der Einrichtung und Kalibrierung des AV7702 interessierte uns zunächst, wie sich der Neue klanglich gegenüber dem gewohnten AV8801 schlägt. Der erste Eindruck war gut, sehr gut sogar. Aus dem Gedächtnis heraus klang er dem großen Bruder jedenfalls deutlich ähnlicher als sein Vorgänger AV7701, den die Tester vor dem AV8801 eine Zeitlang im Kino verwendeten. Der AV7702 legt das etwas schlanke Abbild seines Vorfahren ab und klingt fast genauso ausgewogen und körperhaft wie das größere Modell. Damit rückt er dem großen Bruder qualitativ ganz schön auf die Pelle, zumal er auch in Sachen feindynamischer Details nicht viel vermissen lässt. Der AV8801 klingt zwar über alles noch einen Tick souveräner, aber eben nur einen Tick. Ganz klar, der AV7702 ist kein Kawumm-Surround-Hammer, er macht richtig gut Musik. Sein Feingefühl für Rhythmus und Fluss in der Musik (insbesondere bei langen Spannungsbögen) stellte er vor allem mit dem integrierten Streamer unter Beweis, etwa bei Anouar Brahems »Souvenance« in 24 Bit / 96 Kilohertz (www.highresaudio.de) oder dem Album »Portico Quartet« des gleichnamigen Londoner Minimal-Jazz-Quartetts.

Auch bei »normaler« Surround-Wiedergabe von Musik und Filmen via DVD und Blu-ray machte der neue Marantz mit seiner Ausgewogenheit mächtig Spaß und mutierte durch seine Neutralität je nach Programm zum Kino, zur Stadion-PA, zum Opernhaus oder Jazzclub. Selbst schnödem, datenreduziertem Dolby Digital verlieh der Marantz eine kristallklare, fast explosive Dynamik und holte erstaunlich viel Rauminformation heraus, wie etwa die DVD »Move – Live In Tokyo« von Hiromi mit ihrem Trio-Projekt mit Anthony Jackson an der Bassgitarre und Simon Phillips am Schlagzeug lebhaft demonstrierte.

Marantz kann's

Nun wurde es Zeit, die »dritte Dimension« in Betrieb zu nehmen. Wie immer, wenn eine neue Technik auf den Markt kommt, mangelt es üblicherweise am entsprechenden Content. Im aktuellen Fall hat jedoch der Newcomer Auro3D in Sachen Musikprogramm die Nase vor dem Branchenriesen Dolby. Der konnte zum Zeitpunkt des Tests gerademal mit einer Demoscheibe, dem Film »The Expendables 3 – A Man's Job« und der englischen Tonversion von »Transformers 4: Ära des Untergangs« aufwarten. Mit Auro3D-Tonspur gibt es eine größere Anzahl an Discs, allerdings sind das bislang neben der eigenen Demoscheibe ausschließlich Musikaufnahmen. Immerhin ist die stilistische Bandbreite recht groß und reicht von Klassik bis Pop, darunter »Lichtmond 3«, Tiestos »Elements Of Live«, »Aelitia« von Mando Diao, eine wachsende Zahl von Alben des Klassiklabels 2L mit den Trondheim Solistene und Weltmusik von Alain Kremski (»The Mountain Of Great Stuff«). Von beiden Verfahren dürften steigende Titelzahlen zu erwarten sein: Bei Atmos werden sicher auch Musiktitel erscheinen, und bei Auro3D wird der ein oder andere Spielfilm hinzukommen. Eine langfristige Koexistenz der beiden Kontrahenten – ähnlich Dolby und DTS – steht zu erwarten. Dass Auro hierzulande im Kino quasi unbekannt ist, liegt am Vertriebspartner Barco, der vor allem als Hersteller digitaler Kinoprojektoren bekannt ist. Barco ist zwar international Marktführer, bekommt aber ausgerechnet im deutschsprachigen Raum kaum einen Fuß auf die Erde. International liegen Dolby und Auro in Sachen Titel und Zahl der Kinosäle gleich auf.